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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2018

Spaß am Lesen

Fünf Freunde im Zeltlager
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Die Bücher von Enid Blyton haben mich vor 60 Jahren jede Woche in die Stadtbibliothek getrieben. Ich habe alle verfügbaren Titel von dieser Autorin verschlungen und konnte nicht genug davon bekommen. ...


Die Bücher von Enid Blyton haben mich vor 60 Jahren jede Woche in die Stadtbibliothek getrieben. Ich habe alle verfügbaren Titel von dieser Autorin verschlungen und konnte nicht genug davon bekommen. So fing es an mit meiner „Leserkarriere“ – Enid Blyton war schuld!
Jetzt, so viele Jahre später, wollte ich es wissen: Was habe ich damals gelesen? Lache ich heute darüber? Finde ich die Bücher von Enid Blyton aus heutiger Sicht kindisch, albern, altmodisch? Obigen Titel, 1948 im Original erschienen, 1955 in Deutsch, fand ich wiederum in der Bibliothek. Beim Nach-Hause-Tragen fühlte ich mich wie damals: einen Leseschatz ergattert zu haben und voller Vorfreude.

Die fünf Freunde, 2 Jungen, 2 Mädchen und 1 Hund, dürfen in Begleitung eines schusseligen Professors in den Ferien zum Zelten fahren. Mitten im Hochmoor bauen sie ihr Zeltlager auf. Da hören sie nachts merkwürdige grollende Geräusche unter der Erde. Und dann wird ihnen auch noch von Geisterzügen erzählt, die unterirdisch unterwegs sein sollen. Damit ist natürlich ihre Neugier geweckt…

Und was soll ich sagen. Die Faszination von damals hat mich auch jetzt wieder erfasst. Das Buch hat einen richtig modernen Schreibstil, ist lebendig erzählt und vor allen Dingen absolut spannend. Natürlich handelt es sich bei den Protagonisten um sehr vereinfacht dargestellte Persönlichkeiten: ängstliche Anne, vorwitzige Georgina, braver Hund, schusseliger Professor usw. Das mögen heutige Pädagogen ankreiden. Nach heutigen Maßstäben mag wohl überhaupt der „pädagogische Hintergrund“, der dezent-erzieherische Zeigefinger fehlen. Meiner Meinung nach bietet das Buch aber etwas überaus Wichtiges: Nämlich Spaß! Spaß am Lesen. Verführung zum Lesen. Spaß an der Spannung. Spaß daran, unverkrampften Kindern bei ihren Abenteuern zuzuschauen. Ja, Spaß am Lesen – das hatte ich damals und das hatte ich heute.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Unbedingt mit dem Nachwort beginnen!

Zu viele Köche
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Mir wurde erst durch das Nachwort klar, wie geschickt Rex Stout eine politische Botschaft in seinen Kriminalroman eingearbeitet hatte und welch immense Tragweite Nero Wolfe’s im Roman beschriebenes Verhalten ...


Mir wurde erst durch das Nachwort klar, wie geschickt Rex Stout eine politische Botschaft in seinen Kriminalroman eingearbeitet hatte und welch immense Tragweite Nero Wolfe’s im Roman beschriebenes Verhalten gegenüber den Schwarzen im Erscheinungsjahr des Buches 1938 hat. Er erweist ihnen Respekt, ja, er dankt ihnen sogar für ihre Gastfreundschaft in ihrem Land! Wunderbar, dass Klett-Cotta das Werk Rex Stout‘s wieder auflegt, noch dazu in einer sehr schönen Ausstattung.
Erzähler in diesem feinen kriminalistischen Kabinettstück ist Archie Godwins, der von sich selbst sehr überzeugte Sekretär von Nero Wolfe, jenem überaus berühmten und ausgesprochen dickleibigen Detektiv, der seine Fälle durch intelligentes Beobachten und Nachdenken zu lösen pflegt. Nero Wolfe wird als Ehrengast nach West-Virginia eingeladen zu einem Treffen der 14 namhaftesten Köche, die allesamt in Neid und Missgunst miteinander verbunden sind. Als einer dieser Köche mit einem Tranchiermesser erstochen wird und ein rassistischer Sheriff und ein unerfahrener Staatsanwalt ihre Unfähigkeit unter Beweis stellen, erklärt sich Nero Wolfe bereit, die Lösung des Falls selbst herbeizuführen.
Der Kriminalroman wurde zwar neu übersetzt, aber dennoch brauchte ich eine Weile, bis ich mich einfinden konnte in die etwas umständliche und den damaligen Konventionen genügende, gemächliche Sprache. Nach wenigen Seiten jedoch wurden mir die Dialoge selbstverständlich und die langsame Erzählweise zum Genuss. Insbesondere die kleinen, feinen Bösartigkeiten der Konkurrenten untereinander und so manch raffiniert versteckter Witz machten mir Freude, dazu die geschilderten Persönlichkeiten in ihren teils recht absonderlichen Verhaltensweisen, teils dem Zeitgeist geschuldet, teils als Marotte einzuschätzen. Es lohnt sich, Rex Stout als intelligenten, politischen und bissig-witzigen Autor neu zu entdecken.

Veröffentlicht am 23.11.2017

Klein, aber überzeugend

Bio-Size statt Plus-Size
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Nur 60 Seiten! Mehr braucht es nicht, tatsächlich nicht.

„Wenn du etwas haben willst, was du noch nie gehabt hast, musst du etwas tun, das du noch nie getan hast.“
Die Autorin berichtet teils humorig ...

Nur 60 Seiten! Mehr braucht es nicht, tatsächlich nicht.

„Wenn du etwas haben willst, was du noch nie gehabt hast, musst du etwas tun, das du noch nie getan hast.“
Die Autorin berichtet teils humorig in kurzen Kapiteln über ihre eigene Erfolgsgeschichte, in 9 Monaten 40 kg abgenommen zu haben. Sie betont mehrfach, dass es ihre eigenen Erfahrungen sind, die sie weitergeben möchte. Nicht mehr und nicht weniger.
Alle wichtigen Themen sind kurz und klar aufgegriffen, wie z. B. Entschlacken, Entsäuern, Darmaufbau, Bewegung, Schlaf usw., ohne wissenschaftliche Hintergründe bemühen zu müssen. Vieles war mir fremd, wie z. B. die Konjakwurzel, auch die strenge vegane Ernährungsform liegt mir nicht. Aber da die Autorin nichts verteufelt, sondern lediglich ihren eigenen Weg erzählt, bleibt dem Leser stets die freie Wahl, wie weit und womit er der Autorin auf ihrem Erfolgsweg folgen möchte oder nicht. Und genau diese Freiheit, dem Leser die eigene Wahl zu lassen, hebt das Büchlein weit über so manchen umfangreichen Ratgeber hinaus. Umsetzen muss man aber auch hier eine veränderte Essens- und Lebensform selbst aus eigenem Erkennen heraus. Dazu ist das Büchlein ein überzeugender, knackig kurzer, beeindruckender Impulsgeber!

Veröffentlicht am 23.11.2017

Eine Schüssel voll Glück

Spoonfood
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Was für ein schönes, reichhaltiges, umfassendes, liebevoll gestaltetes und dazu noch schwergewichtiges Buch!
Die Autoren, die selbst ein Suppen- und Eintopf-Lokal in Wien führen, haben die besten Rezepte ...

Was für ein schönes, reichhaltiges, umfassendes, liebevoll gestaltetes und dazu noch schwergewichtiges Buch!
Die Autoren, die selbst ein Suppen- und Eintopf-Lokal in Wien führen, haben die besten Rezepte gesammelt. Was mich auf Anhieb begeistert hat, ist die Buchgestaltung. Jedes Rezept darf sich auf 2 Seiten darstellen: Ein ganzseitiges, appetitanregendes Foto des Kochergebnisses, zusätzliche Tipps wie Sprechblasen im Foto eingefügt, und auf der zweiten Seite übersichtlich zweifarbig die Zutaten sowie die Zubereitung, in klaren Textabschnitten gegliedert, mit zusätzlichen Hinweisen wie „glutenfrei“ oder „vegan“. Die Rezepte selbst sind allesamt einfach nachzukochen, sind alltagstauglich und die benötigten Zutaten sind problemlos erhältlich. Einziges Manko: Es fehlt ein Hinweis auf die Zubereitungs- und Kochzeit. So könnte man leichter beim Durchblättern sofort abschätzen, ob man dieses Rezept „mal eben“ noch schnell kochen kann.
Drei Selbstversuche im Nachkochen und anschließenden Genießen haben mich völlig überzeugt. Die Rezepte sind wirklich anhand der Zubereitungsanweisungen ganz problemlos nachzukochen, schmecken hervorragend und das Ergebnis wärmt Herz und Bauch.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Zwiegespalten

Die Heuhaufen-Halunken
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Die Heuhaufen-Halunken bringen alles mit, was ein Kinderbuch braucht: Fröhliches Miteinander, spannende Pläne, ideenreiches Vorgehen und wohlwollende Mitbewohner. Aber…
Meggie, die Anführerin der Heuhaufen-Halunken, ...

Die Heuhaufen-Halunken bringen alles mit, was ein Kinderbuch braucht: Fröhliches Miteinander, spannende Pläne, ideenreiches Vorgehen und wohlwollende Mitbewohner. Aber…
Meggie, die Anführerin der Heuhaufen-Halunken, hat richtig Ärger mit Siggi Miesmann und seiner Horde aus dem Nachbardorf, denn Siggi hatte sie auf dem Schulhof auf das Übelste beleidigt. Das kann man so nicht stehen lassen, da bleibt nur Rache! Und so brüten die Heuhaufen-Halunken gemeinsam einen detailreichen, arbeitsintensiven Plan aus…
In Steckbrief-Manier werden die Heuhaufen-Halunken einzeln vorgestellt, mitsamt ihren Freunden aus Berlin, und in gereimten Kapitelschritten geht die Handlung folgerichtig und durchaus spannend voran. Eine Fülle von fröhlichen Zeichnungen mit vielen witzigen Details unterstreicht das Geschehen. Die Botschaft, dass man viel erreichen kann, wenn alle zusammenhelfen, ist geschickt verpackt. Aber, ein ganz großes Aber, nein, zwei große Aber habe ich: Dass man Konflikte mit Kämpfen lösen kann und damit auch noch Erfolg hat, verursacht in mir ein ungutes Gefühl. Das zweite Aber halte ich noch für viel wesentlicher: Fremdes Eigentum auf nachhaltige Weise zu beschädigen, um die eigenen Ziele durchzusetzen – nein, das geht gar nicht! Und so bin ich bei diesem Buch leider zwiegespalten. Einerseits ein vergnügliches Kinderbuch, das aufgrund seiner liebevollen Gestaltung zum Lesen animiert, andererseits ein Buch, dessen Inhalt ich nicht in allen Teilen gutheißen kann.