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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2017

Eine Schüssel voll Glück

Spoonfood
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Was für ein schönes, reichhaltiges, umfassendes, liebevoll gestaltetes und dazu noch schwergewichtiges Buch!
Die Autoren, die selbst ein Suppen- und Eintopf-Lokal in Wien führen, haben die besten Rezepte ...

Was für ein schönes, reichhaltiges, umfassendes, liebevoll gestaltetes und dazu noch schwergewichtiges Buch!
Die Autoren, die selbst ein Suppen- und Eintopf-Lokal in Wien führen, haben die besten Rezepte gesammelt. Was mich auf Anhieb begeistert hat, ist die Buchgestaltung. Jedes Rezept darf sich auf 2 Seiten darstellen: Ein ganzseitiges, appetitanregendes Foto des Kochergebnisses, zusätzliche Tipps wie Sprechblasen im Foto eingefügt, und auf der zweiten Seite übersichtlich zweifarbig die Zutaten sowie die Zubereitung, in klaren Textabschnitten gegliedert, mit zusätzlichen Hinweisen wie „glutenfrei“ oder „vegan“. Die Rezepte selbst sind allesamt einfach nachzukochen, sind alltagstauglich und die benötigten Zutaten sind problemlos erhältlich. Einziges Manko: Es fehlt ein Hinweis auf die Zubereitungs- und Kochzeit. So könnte man leichter beim Durchblättern sofort abschätzen, ob man dieses Rezept „mal eben“ noch schnell kochen kann.
Drei Selbstversuche im Nachkochen und anschließenden Genießen haben mich völlig überzeugt. Die Rezepte sind wirklich anhand der Zubereitungsanweisungen ganz problemlos nachzukochen, schmecken hervorragend und das Ergebnis wärmt Herz und Bauch.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Zwiegespalten

Die Heuhaufen-Halunken
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Die Heuhaufen-Halunken bringen alles mit, was ein Kinderbuch braucht: Fröhliches Miteinander, spannende Pläne, ideenreiches Vorgehen und wohlwollende Mitbewohner. Aber…
Meggie, die Anführerin der Heuhaufen-Halunken, ...

Die Heuhaufen-Halunken bringen alles mit, was ein Kinderbuch braucht: Fröhliches Miteinander, spannende Pläne, ideenreiches Vorgehen und wohlwollende Mitbewohner. Aber…
Meggie, die Anführerin der Heuhaufen-Halunken, hat richtig Ärger mit Siggi Miesmann und seiner Horde aus dem Nachbardorf, denn Siggi hatte sie auf dem Schulhof auf das Übelste beleidigt. Das kann man so nicht stehen lassen, da bleibt nur Rache! Und so brüten die Heuhaufen-Halunken gemeinsam einen detailreichen, arbeitsintensiven Plan aus…
In Steckbrief-Manier werden die Heuhaufen-Halunken einzeln vorgestellt, mitsamt ihren Freunden aus Berlin, und in gereimten Kapitelschritten geht die Handlung folgerichtig und durchaus spannend voran. Eine Fülle von fröhlichen Zeichnungen mit vielen witzigen Details unterstreicht das Geschehen. Die Botschaft, dass man viel erreichen kann, wenn alle zusammenhelfen, ist geschickt verpackt. Aber, ein ganz großes Aber, nein, zwei große Aber habe ich: Dass man Konflikte mit Kämpfen lösen kann und damit auch noch Erfolg hat, verursacht in mir ein ungutes Gefühl. Das zweite Aber halte ich noch für viel wesentlicher: Fremdes Eigentum auf nachhaltige Weise zu beschädigen, um die eigenen Ziele durchzusetzen – nein, das geht gar nicht! Und so bin ich bei diesem Buch leider zwiegespalten. Einerseits ein vergnügliches Kinderbuch, das aufgrund seiner liebevollen Gestaltung zum Lesen animiert, andererseits ein Buch, dessen Inhalt ich nicht in allen Teilen gutheißen kann.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Ein Ort im Nirgendwo

Umkehrschuss
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Landeskunde wird groß geschrieben bei Martina Kempff. Die Kehr, dieses winzige Pünktchen auf der Landkarte, das gleichermaßen in Deutschland wie auch in Belgien liegt und das es wirklich gibt, ist bei ...

Landeskunde wird groß geschrieben bei Martina Kempff. Die Kehr, dieses winzige Pünktchen auf der Landkarte, das gleichermaßen in Deutschland wie auch in Belgien liegt und das es wirklich gibt, ist bei allen Krimis dieser Autorin der Schauplatz allen Übels. Die Kehr ist eine Örtlichkeit, die unter 60 Bewohnern aufgeteilt ist zwischen NRW, Rheinland-Pfalz und Belgien und in der es je nach Landeszugehörigkeit so wunderliche Dinge gibt wie 3 unterschiedliche Abholzeiten von Mülltonnen oder 3 verschiedene Postboten.
Sonst gibt es nicht viel, aber immerhin eine Leiche, die passenderweise auf dem Friedhof liegt, mit einem Loch in der Brust. Niemand kennt den Toten, und so tut sich die deutsche Polizei sehr schwer, irgend einen Ansatzpunkt für die Ermittlungen zu finden. Gut, dass es da noch den belgischen Polizeiinspektor Marcel Langer gibt und seine Freundin Katja Klein, die das Restaurant „Einkehr“ in der Kehr führt. Beide können es nicht lassen und mischen kräftig mit bei der Suche nach dem Mörder. Allerlei schräge Typen schaffen weitere Verwirrung. Es wird auf Maulwürfe geschossen, ein fehlgeleiteter Enkel macht Probleme, bei Aldi gekaufte Kleidung gibt Rätsel auf, ansonsten wird gekocht, das Fernsehen dreht seltsame Szenen und Katja und Marcel sind immer mittendrin…
Martina Kempff schreibt im Präsens. Das macht das Lesen für mich ein wenig sperrig, auch empfinde ich die Sprache insgesamt mitunter etwas spröde. Außerdem hätte ich auf die relativ langen theoretischen Abhandlungen zur Örtlichkeit verzichten können. Aber diese kleinen Kritikpunkte fallen letztlich nicht ins Gewicht, denn es überwiegen die herrlich komischen Situationen, der schräge Wortwitz und der Spaß der Autorin am Erzählen, den man auf jeder Seite spürt. Am Anfang jedes Kapitels stehen sehr spezielle Rezepte. Dass stets die Mengenangaben fehlen, soll vielleicht die mäßig Kochbegabten davon abhalten, sich an Meerbarben auf exotischem Püree oder an Brennessel-Pfannkuchen zu versuchen. Wer weiß. Martina Kempff traue ich eine Menge zu, nicht nur das Schreiben komisch-verzwickter Krimis.



Veröffentlicht am 21.10.2017

Sachbuch im falschen Gewand

Der Tiger in der guten Stube
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Ein niedliches Katzenkind auf dem Titelbild, ein spielendes Katzenkind auf der Rückseite und eine Fülle von kleinen Zeichnungen von kletternden, sitzenden, grimmig oder lieb schauenden Katzen, Pfötchen, ...

Ein niedliches Katzenkind auf dem Titelbild, ein spielendes Katzenkind auf der Rückseite und eine Fülle von kleinen Zeichnungen von kletternden, sitzenden, grimmig oder lieb schauenden Katzen, Pfötchen, die über die Seite laufen – die gesamte Aufmachung suggeriert ein „liebes“ Katzenbuch, vielleicht sogar für Kinder. Solcherart falsche Erwartungen zu wecken, kann doch nicht wirklich verkaufsfördernd sein?

Denn tatsächlich handelt es sich um ein fundiertes Sachbuch, das eine unglaubliche Fülle an Informationen rund um das Thema Katze vermittelt. Die Auflistung aller Fußnoten, d. h. Quellenverweise, studierte Literatur etc., in kleinster Schrift gesetzt, umfasst 20 Buchseiten! Die Autorin hat ungeheuere Fleißarbeit geleistet. Allein schon dafür gilt ihr meine größte Anerkennung. Zwar schreibt sie als Amerikanerin zwangsläufig mit Blick auf die USA, aber viele, viele Informationen lassen sich eins zu eins auf Europa übertragen. Die mitunter etwas trockenen, aber gut verständlichen Inhalte werden immer wieder aufgelockert durch Erzählungen der Autorin über ihre persönlichen Katzen-Erlebnisse. Es gefällt mir sehr gut, dass Abigail Tucker versucht, sich mit allen von ihr angerissenen Themen möglichst neutral zu befassen, sie wertet nicht, weist keine Schuld zu. Sie hält sich an Fakten, an Forschungsergebnisse, an Umweltaktivisten, an Tierschützer, an Züchter, an Wissenschaftler. Leider, leider fehlen im Buch Fotos. Man hätte gut daran getan, statt der kinderbuchartigen Zeichnungen aussagekräftige Fotos einzufügen, um die angebotenen Informationen anschaulich zu machen.

Auf der Rückseite des Buches verspricht der Verlag, dass man nach Lektüre dieses Buches Katzen mit anderen Augen sehen wird. Und das ist in der Tat so! So viel Erschreckendes, Befremdliches habe ich noch nie über Katzen gelesen. Verwunderung, Entsetzen, Scham, Ungläubigkeit, Heiterkeit – eine große Bandbreite an Reaktionen löste das Buch in mir aus, ungewöhnlich für ein Sachbuch und Nachweis für die besondere Qualität des Buches.

Wer Katzen liebt, sollte das Buch lesen. Und wer Katzen nicht mag, sollte dieses Buch auch lesen!

Veröffentlicht am 01.10.2017

Mag sein. Mag nicht sein.

Frei von der Seele
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Ein kleines, äußerlich sich bescheiden zeigendes Büchlein. Von einem Autor, der nicht unbedingt bescheiden ist. Denn er gibt uns Antworten aus einem „ganzheitlichen Bewusstsein“. Mag sein, mag nicht sein.

Auf ...


Ein kleines, äußerlich sich bescheiden zeigendes Büchlein. Von einem Autor, der nicht unbedingt bescheiden ist. Denn er gibt uns Antworten aus einem „ganzheitlichen Bewusstsein“. Mag sein, mag nicht sein.

Auf jeden Fall handelt es sich um ein Sammelsurium von meist recht kurzen Gedanken zu unterschiedlichsten Themen und mit teils provokanten Titeln, wie z. B. „Jedes spirituelle Streben ist die Flucht vor dir selbst“ oder „Miese auf dem Konto – Befreiung von Schuld“. Bastian Aue serviert uns seine Sicht kurz und prägnant, sehr unaufgeregt, in Sätzen, die die Richtigkeit seines Denkens postulieren. Man muss nicht der Meinung von Bastian Aue sein. Aber Nachdenken über die Themen, über die Behauptungen, über sich selbst lohnt sich allemal. Der Autor empfiehlt den Umgang mit seinem Buch wie bei einem Bibel-Lotto: den Daumen wahllos eine Seite wählen lassen. Mir kam bei dieser Gebrauchsanweisung die Idee – so man gute, wirklich gute Freunde hat – mit diesen zusammen an einem gemeinsamen Abend ein auf diese Weise willkürlich gewähltes Thema miteinander zu bereden, einem Spiel gleich, locker, fröhlich, einander zuhörend. Vielleicht bringt es einen weiter. Mag sein, mag nicht sein. Auf jeden Fall kann man gemeinsame Zeit schlechter verbringen als mit diesem Buch…