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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2017

Spannend, aber auch mit Längen

Die Tochter des Fechtmeisters
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Das Cover ist so gestaltet wie bei so vielen anderen historischen Romanen auch: Im Vordergrund eine zur erzählten Zeit passend gekleidete Person, im Hintergrund die dazugehörige Landschaft. Nicht sehr ...

Das Cover ist so gestaltet wie bei so vielen anderen historischen Romanen auch: Im Vordergrund eine zur erzählten Zeit passend gekleidete Person, im Hintergrund die dazugehörige Landschaft. Nicht sehr originell, aber eindeutig sofort als historischer Roman identifizierbar.

Das seitenstarke Buch widmet sich der Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts und spielt aufgrund der verschiedenen Handlungsstränge in Rostock, Frankfurt, in Prag und in Nürnberg. Clarissa, die Tochter des Fechtmeisters, war sehr sorgfältig – und für die Zeit ungewöhnlich – von ihrem Vater in der Kunst des Fechtens ausgebildet worden. Ebenso ungewöhnlich für die Zeit darf sie ihren Vater auf eine Reise nach Frankfurt begleiten, wobei diese Reise alles andere als gut verläuft. Ihr Vater wird getötet und Clarissa von einer räuberischen Gruppe in Gefangenschaft genommen. Von Anfang an werden viele weitere Personen in die Handlung einbezogen und deren Charaktere und Fortkommen geschildert. Geschickt wird in der Erzählung das persönliche Schicksal von Clarissa, einer ungewöhnlich starken und sympathischen Frau, verwoben mit einem brisanten zeitgeschichtlichen Hintergrund

Sabine Weiß schreibt sehr detailreich, was einerseits, wenn es um das Beschreiben der Protagonisten geht oder um Schilderungen von Örtlichkeiten und Geschehnissen, ein großer Gewinn für den Leser ist, andererseits jedoch recht ermüdend, wenn z. B. die Aufzählung der Fecht-Fachbegriffe gar kein Ende nehmen will oder man Mühe hat, die vielen Personen und Handlungsstränge im Hinterkopf zu behalten. Auch die ca. 100 Seiten am Ende des Buches sind mühsam zu lesen und verführen zum Überblättern.

Alles in allem ein gekonnt geschriebener, einmalig gut recherchierter historischer Roman, teilweise sehr spannend und informativ, teilweise mit einigen Längen versehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 06.01.2017

Sommerunterhaltung

Verflixt und unsichtbar
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Mit dem Cover kann ich nichts anfangen, aber die Geschichte hat etwas. Eine Detektivin mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, zu versehen, hat reichlich Potenzial für einen richtig witzigen Roman ...

Mit dem Cover kann ich nichts anfangen, aber die Geschichte hat etwas. Eine Detektivin mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, zu versehen, hat reichlich Potenzial für einen richtig witzigen Roman mit vielen Slapstick-Situationen. Schon allein die Tatsache, dass sie sich komplett ausziehen muss, bevor sie unsichtbar werden kann, führt zu sehr merkwürdigen Strategien beim Lösen eines Mordfalls oder beim Nachweis von Seitensprüngen, dem Alltagsbrot einer Detektivin.
Insgesamt jedoch bleibt die Geschichte recht oberflächlich, klischeehaft, Die Gespräche wirken gestelzt, der Schreibstil ist nicht besonders ideenreich. Dennoch liest man gerne weiter, insbesondere als die Story im späteren Verlauf etwas an Fahrt aufnimmt. Eine nette, seichte Sommerunterhaltung, mehr nicht. Eigentlich schade, denn der Plot würde mehr hergeben.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Ambivalent

King - Er wird dich besitzen
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Zunächst: Das Cover ist perfekt. Es gibt etwas von der Härte des Buches wieder, aber es lässt auch Vieles im Dunkeln, im Ungewissen.

Es sind verschiedene Leben, die einander aufs Unheilvollste begegnen: ...

Zunächst: Das Cover ist perfekt. Es gibt etwas von der Härte des Buches wieder, aber es lässt auch Vieles im Dunkeln, im Ungewissen.

Es sind verschiedene Leben, die einander aufs Unheilvollste begegnen: Doe, eine junge Frau, hat ihr Gedächtnis verloren und muss auf der Straße überleben. Und Brantley, von Kindheit an auf der falschen Seite des Gesetzes lebend und handelnd, der von allen King genannt wird und von dem man weiß, dass er nichts, was er als sein Eigen nennt, jemals wieder hergibt. Sie treffen schicksalhaft aufeinander...

Ja, ich bin ambivalent. Will ich wirklich über das Über-Leben in der Gosse lesen? Will ich wirklich wissen, wie Menschen sich an andere Menschen verkaufen? Will ich geschildert bekommen, wie versiffte Toiletten in Tankstellen aussehen und wer wann wen wie prügelt? Es wird eine brutale Welt gezeichnet. Rohe Sprache, rohe Taten, abstoßend, ekelerregend. Dazu seitenweise pornographische Schilderungen, ebenfalls an Grobheit nicht mehr zu überbieten. Nein, das will ich wirklich nicht lesen!
Aber da ist noch eine andere Geschichte dahinter, die von dem Mädchen ohne Gedächtnis und die von King, dem starken Mann, für den die Grenzen des Legalen "fließend" sind. Da gibt es hinter aller Härte und Grausamkeit etwas Zartes, Verborgenes, Feinfühliges, eine völlig unerwartete Sensibilität. Momente von zauberhafter Nähe, ein Aufblitzen von fast vergessenen Werten.
Und genau diese extremen Diskrepanzen sind es, die das Buch nach meiner Meinung zu etwas Besonderem machen. Die Autorin schafft es dank ihrer großartigen Gabe eines äußerst intensiven Schreibstils, den Leser vom Dreck in den Himmel und wieder zurück zu stoßen - und man bleibt benommen auf der Strecke...
Gut, dass es eine Fortsetzung geben wird!

Veröffentlicht am 06.01.2017

Vampirische Erotik

Dark Hope - Gefährte der Einsamkeit
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Das Cover zeigt den Oberkörper eines leidenden Vampis? Nun ja...
Ich gebe zu, dass Vampire bisher noch keine Rolle gespielt haben in meinem Leseleben. Aber die junge Autorin hat es geschafft, mir mit ...

Das Cover zeigt den Oberkörper eines leidenden Vampis? Nun ja...
Ich gebe zu, dass Vampire bisher noch keine Rolle gespielt haben in meinem Leseleben. Aber die junge Autorin hat es geschafft, mir mit Dimitri eine Vampirgestalt näher zu bringen, deren Leiden mir nahe ging.
Dimitri hatte vor hunderten von Jahren Amila, seine Gefährtin, verloren und war seither unsagbar traurig, ohne jegliche Hoffnung. Zur geschilderten Zeit lebten Menschen und Vampire gut miteinander bzw. nebeneinander, da sich jede Spezies an die aufgestellten Regeln hielt. Eines Tages riecht Dimitri in der Menschenwelt den Geruch seiner verstorbenen Gefährtin und trifft auf Amila, die in einer Bibliothek arbeitet. Amila hat aufgrund eines Pakts mit einem Dämonen nur noch wenige Monate zu leben. Dimitri verfällt dieser "neuen" Amila, die wie ein Abbild seiner verstorbenen Gefährtin wirkt. Es beginnt eine Liebesgeschichte, die ihresgleichen sucht. Innigst, hocherotisch, wild und zart, von größter Intensität. Ob Dimitri seine neue Geliebte vom nahenden Tod erretten kann?
Die Geschichte einer innig großen Liebe in Verbindung mit Mysteriösem und Unwirklichem nimmt total gefangen, ist spannend, sehr erotisch und ich bin sehr erstaunt, wie intensiv die junge Autorin schreiben kann.

Veröffentlicht am 08.06.2022

Fesselnd geschrieben, aber ...

Das Erbe
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Komisch. Eigentlich lese ich die Bücher von Ellen Sandberg vs. Inge Löhnig richtig gerne. Doch bei diesem Buch kam ich nicht voran, legte es wieder weg, zog es wieder hervor, kam nicht weiter und vergaß ...


Komisch. Eigentlich lese ich die Bücher von Ellen Sandberg vs. Inge Löhnig richtig gerne. Doch bei diesem Buch kam ich nicht voran, legte es wieder weg, zog es wieder hervor, kam nicht weiter und vergaß es schließlich. Jetzt, im Zuge des Regal-Aufräumens, begann ich erneut und zwang mich nun, das Buch komplett durchzulesen. Wobei der Roman wirklich gut und flüssig zu lesen ist, also von Zwang nicht die Rede sein kann. Warum hatte ich die Lektüre vor 2 Jahren nicht zu Ende gebracht? Jetzt mit Abstand und ohne Zeitdruck kam ich mir selbst auf die Schliche, denn ich wollte mich begeistern lassen vom Buch, war jedoch enttäuscht und nahm an, es läge an mir. Man kennt es ja: Wenn man zum falschen Zeitpunkt das falsche Buch in die Hände bekommt, finden Buch und Leser einfach nicht zusammen.

Da der Roman bereits 2019 erschienen ist, erspare ich mir und meinen Lesern, den Inhalt hier wiederzugeben. Grundthema ist die Enteignung der Juden im Dritten Reich, erzählt in verschiedenen Zeitsträngen.

Routiniert und gut geschrieben ist der Roman, wie nicht anders zu erwarten. Dieses dunkle Kapitel der Geschichte wird spannend und eindrucksvoll erzählt. Ich würde sagen, es handelt sich um einen Familienroman mit historisch-politischer Brisanz. Und doch empfand ich die reichlichen Seitenstränge anstrengend. Manchmal hatte ich das Gefühl, das eigentliche Thema völlig aus den Augen zu verlieren. Und leider, leider empfand ich die Protagonisten recht oberflächlich dargestellt. Mir fehlte oftmals die psychologische Tiefe. Manche Personen schienen mir nur aufzutreten, um kurz ein Klischee zu erfüllen, um dann wieder in die Bedeutungslosigkeit zurückzufallen. Ich würde behaupten, die Autorin kann es eigentlich besser.

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