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Veröffentlicht am 02.02.2020

Sehr schön und lehrreich

Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere
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Ein sehr schön illustriertes Sachbuch für Wissensdurstige von 8 bis 108 Jahren.

In diesem großformatigen Bilderbuch werden ausgestorbene Tiere vorgestellt. Das Buch ist dabei zeitlich geordnet. Es beginnt ...

Ein sehr schön illustriertes Sachbuch für Wissensdurstige von 8 bis 108 Jahren.

In diesem großformatigen Bilderbuch werden ausgestorbene Tiere vorgestellt. Das Buch ist dabei zeitlich geordnet. Es beginnt im Devon, vor 395 Millionen Jahren und endet in der heutigen Zeit.
Je Zeitabschnitt werden die verschiedenen Tiere gemeinsam auf einer Doppelseite in ihrem natürlichen Lebensraum abgebildet. Vorgestellt werden zuerst Amphibien, Reptilien und Dinosaurier. Dann folgen Tiere, wie Mammut, Säbelzahntiger, Riesenhirsch, Moa, Dodo, Tarpan, Quagga und viele andere. Viele von ihnen werden dabei nun auf einer Seite etwas genauer betrachtet. Insgesamt werden zumeist der Lebensort, das Fressverhalten, etwaige Besonderheiten sowie die Gründe des Aussterbens benannt. Mit der Vorstellung aktuell bedrohter Tierarten endet das Buch.
Zwischendurch finden sich zudem extra Übersichten über die Evolution, über große Museen, über bekannte Paläontologen, über die größten Säugetiere und Vögel. Darüber hinaus gibt es eine fossile Weltkarte, Theorien werden vorgestellt, die zum Aussterben der Dinosaurier führten und es werden die Hauptursachen für das Aussterben der Tiere erläutert.

Die Informationen erscheinen mir vom Umfang genau richtig. Sie erschlagen nicht, sind aber ausreichend, um einen aussagekräftigen Einblick zu erhalten. Die Texte sind unterhaltsam, dabei stets sachlich und fundiert sowie zumeist kindgerecht formuliert. Dabei gibt es, natürlich, sehr viel lateinische Bezeichnungen und auch einige Formulierungen, bei denen ein Grundschulkind sicher nachfragen muss.
Die Illustrationen und generelle Gestaltung des Buches gefällt mir ausnehmend gut. Visuell und haptisch ist das Buch wirklich sehr schön. Es macht Freude, darin zu verweilen. Etwas auffallend fand ich, dass ein Teil der Tiere traurig oder etwas böse guckt. Hier würde mich interessieren, ob dies mit einer Absicht geschah bzw. welche Intention dahinter steckte. Ich selbst wurde im Verlauf der Lektüre auch etwas traurig und betroffen, da sehr deutlich wurde, dass neben Naturkatastrophen und Klimaveränderungen, bei der Mehrheit der Tiere tatsächlich der Mensch der Auslöser des Verschwindens war und ist. Durch Jagd, Veränderung und Vernichtung der Ökosysteme und Lebensräume, durch die Einführung neuer Fressfeinde und Konkurrenten.

Fazit: Ein sehr schön gestaltetes Sachbuch, das wichtig, lehrreich und auch berührend ist. Es macht Freude zu lesen und setzt den verschwundenen Tieren ein kleines Denkmal. Die Faszination über die Wunder der Tierwelt ist deutlich spürbar und überträgt sich. Zudem wird Interesse an biologischen Zusammenhängen und Forschung geweckt. Gleichzeitig wird klar gezeigt, welche Verantwortlichkeit der Mensch hier inne hat.

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Liebeserklärung an das Leben

Die Wunder von Little No Horse
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Ich habe mich verliebt. Verliebt in Erdrichs Schreibstil. Eine so bezaubernde Kombination aus Sinnlichkeit, Lebenskraft, Sanftheit, brutaler Ungeschöntheit und Weisheit. So poetisch, so berührend. Dann ...

Ich habe mich verliebt. Verliebt in Erdrichs Schreibstil. Eine so bezaubernde Kombination aus Sinnlichkeit, Lebenskraft, Sanftheit, brutaler Ungeschöntheit und Weisheit. So poetisch, so berührend. Dann wieder urkomisch, humorvoll und sanft satirisch. Und dann wieder so ernsthaft, erschreckend und schmerzhaft. Wahnsinn, wie das alles zusammengeht. Ich bin wirklich verliebt! Realistisch, märchenhaft/ mystisch, immer sehr eindrücklich und anschaulich, manchmal etwas übertrieben. Einige- wunderschöne- Bilder werde ich wohl ewig im Gedächtnis behalten, allen voran die Klavierszenen.

North Dakota. Anfang des 20 Jahrhunderts. Durch Zufall übernimmt Agnes die Rolle des Father Damien, der leider im Fluss ertrank. Sie reist seiner statt in das Reservat Litlle No Horse zu den Ojibwe, um dort die Kirche zu verwalten und die Natives zu bekehren. Mit den Kirchenritualen ist sie gut vertraut, da sie als junge Frau in einem Kloster als Nonne lebte. Diesem Leben entsagte sie jedoch, da sie als begnadete Klavierspielerin ihr Herz an Chopin verlor. Danach erlebte sie einige bewegte und leidvolle, aber auch intensiv schöne Jahre.

Im Reservat bleibt sie nun als Father Damien bis zu ihrem Tod. Kurz vor Ende ihres Lebens erhält sie Besuch von Father Jude, eines Abgesandten der katholischen Kirche. Dieser möchte den möglichen Heiligenstatus einer Schwester eruieren.

Diese Gespräche und das Leben von Agnes/ Father Damien spannen einen zarten Bogen um eine Vielzahl an Geschichten von Frauen und Männern, Kindern und Erwachsenen der im Reservat lebenden Natives. Man muss sehr gut aufpassen, um den Überblick über die Familienbeziehungen zu wahren (gelang mir nicht immer), zur Hilfe ist vorn ein Stammbaum eingefügt.

Man lernt einiges über die Kultur, die Philosophie, die Spiritualität und den Alltag der Ojibwe. Streitigkeiten zwischen den Clans und das Blutfehdeprinzip werden deutlich. Die Schicksale sind oft geprägt von Leid ganz verschiedener Art: Krankheit, Tod, gewaltsame Verluste, Missbrauch, dysfunktionale Mutter- Kindbeziehungen, Alkoholismus, Selbstzerfleischungen - all das als Folge der weißen Einmischung. Erdrich zeigt klar die Ungerechtigkeiten gegen die Ureinwohner, zeigt, wieviel Unheil mit den europäischen Einwanderern ins Land kam. So viel Unheil, doch statt in Wut und Trauer zu verharren, bringt sie das Konzept der Vergebung mit hinein.

Agnes/ Father Damien ist eine wunderbare Figur: intelligent, gütig, liebvoll, hingebungsvoll und pflichtbewusst, aber auch schlitzohrig und widersprüchlich. Natürlich geht es hier auch um das Frau– und das Mannsein. Die weibliche, schöpferische Kraft wird hier sicht- und fühlbar gemacht.

Daneben beschäftigt sich der Roman mit der katholischen Religion, zeigt die herzliche, aber auch die unmenschliche Seite. Zeigt den Unsinn von Bekehrungen, "einer liebevollen Form von Zerstörung", und diskutiert spannende Fragen über die Beichte, den Heiligenstatus, Gotteszweifel und Gottes Gerechtigkeit sowie die Vereinbarkeit verschiedener Religionen.

Und nicht zuletzt geht es um das Leben und auch um die Liebe.

Dieser Roman ist sehr erzählmächtig, voll Poesie, schmerzhaft und bezaubernd zugleich. Lebensklug, gefühlvoll, weise und weiblich.

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Veröffentlicht am 01.10.2019

Meisterhaft erzählt, raffiniert komponiert.

Drei
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Zurecht ein Bestseller in Israel. Mich hat es voll erwischt, was mir in dieser Form, glaube ich, noch nie passiert ist. Voll erwischt mit Tränen und Schmerz. So richtig, richtig erwischt.

Den Klappentext ...

Zurecht ein Bestseller in Israel. Mich hat es voll erwischt, was mir in dieser Form, glaube ich, noch nie passiert ist. Voll erwischt mit Tränen und Schmerz. So richtig, richtig erwischt.

Den Klappentext werde ich nicht weiter ergänzen, um nicht zu viel zu verraten.
Der Roman/ Kriminalroman (?) ist in drei Teile gegliedert, in denen je eine Frau im Mittelpunkt steht. Zuerst Orna. Sie leidet sehr unter der Trennung von ihrem Mann, der eine neue Frau gefunden hat. Auch ihr sensibler Sohn Eran leidet, da der Vater sich einfach nicht mehr meldet.
Der 2. Teil handelt von Emilia, einer lettischen Frau, die als Pflegerin nach Israel kam, kaum des Hebräischen mächtig und völlig einsam.
Die dritte Frau ist Ella, verheiratet mit einem sehr eifersüchtigen Mann. Sie hat drei Kinder, geht aber nochmal zur Universität und schreibt derzeit ihre Master Arbeit.
Sie alle lernen Gil kennen, einen Rechtsanwalt.

Die Sprache ist fein und klar, das Lesen macht wirklich große Freude. Der Roman ist sehr fesselnd, spannend und voller Überraschungen. Er entfaltet zudem eine sehr tiefe Wirkung.
Die Frauen Portraits sind überaus eindrucksvoll und unglaublich berührend gestaltet. Wahnsinn, wie ein Mann so über Frauen schreiben kann. Toll! Der Autor besitzt wahrlich eine sehr gute Beobachtungsgabe, Feingefühl und Empathie. Die Frauen werden gezeigt in ihren verschiedenen Rollen als Mutter, als Berufstätige, Liebende, Suchende uvm. Als Leser ist man sehr nah dran an ihrem Schicksal, ihren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Ich bemühte mich auf Distanz zu bleiben, doch es gelang mir nicht und so wurde ich immer wieder tief berührt.
Daneben geht es auch um Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit.

Ich würde gern sehr viel mehr erzählen, aber hier kommt es wirklich auf das eigene unmittelbare Leseerlebnis mit all den dann hervorgerufenen Gefühlen und Gedanken an. Und ich will dabei nichts verderben. Also lest dieses Buch, lasst es auf euch wirken und sprecht dann mit Leuten darüber, die es schon gelesen haben…:

Veröffentlicht am 01.10.2019

Ein rundum gelungenes Kinderbuch!

Über die Grenze
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Norwegen 1942. Die Eltern von Otto und Gerda verstecken seit kurzem Daniel und die kleine Sarah, zwei jüdische Kinder, im Keller. Sie sollen eigentlich ins sichere Schweden, wo schon ihr Vater wartet. ...

Norwegen 1942. Die Eltern von Otto und Gerda verstecken seit kurzem Daniel und die kleine Sarah, zwei jüdische Kinder, im Keller. Sie sollen eigentlich ins sichere Schweden, wo schon ihr Vater wartet. Doch dann durchsucht die Polizei das Haus, findet die Kinder zwar nicht, nimmt aber Ottos und Gerdas Eltern mit.

Die beiden Geschwister beschließen nun, Daniel und Sarah zu helfen und sie zu ihrer Tante in eine andere Stadt zu bringen. Eine abenteuerliche und gefährliche Reise beginnt. Sie treffen auf verschiedene Menschen und es ist gar nicht so einfach zu erkennen, wem man wirklich vertrauen kann. Zumal sich Otto und Gerda gar nicht so gut verstehen, weil sie sehr unterschiedlich sind. Gerda, 10 Jahre, ist ein großer Musketier Fan, wild und risikobereit. Otto, 12 Jahre, ist eher zurückhaltend, vorsichtig und studiert am liebsten seine Landkarten und seinen Globus.

Das Buch ist für Kinder ab 9 Jahren gedacht und das passt auch. Die Geschichte ist altersgerecht, dabei sehr spannend und fesselnd erzählt. Es gibt kurze Kapitel und die Sprache ist einfach, allerdings auf keinen Fall trivial. Es wird geradlinig und stringent erzählt, wie und ob die Kinder es über die Grenze schaffen.

Diese vier recht verschiedenen Kinder sind gut beschrieben und bieten sich als Identifikationsfiguren an. Gerda steht hierbei besonders im Mittelpunkt, über ihre Innensicht erfährt man am meisten.

Die jungen LeserInnen erhalten hier Anregungen, über die geschichtlichen Vorkommnisse nachzudenken und nachzufragen. Die Schrecklichkeit des Krieges, der Hunger, das Misstrauen der Menschen zueinander, die Gefährlichkeit des Widerstands, all das wird gut beschrieben. Es wird sich dabei klar für Humanität und Menschlichkeit positioniert.

Nicht zuletzt geht es zudem um Mut, Familie und Geschwister.

Diese inhaltlich und sprachlich sehr schöne Geschichte ist einfach so rund, einfach so toll und altersgerecht erzählt, dass ich wirklich sehr begeistert bin! Hier passt einfach alles. Daher: absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 01.10.2019

Toller Sound, gibt Mut und Stärke besonders für junge Frauen

Poet X
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Dieser Roman in Versen, die sich wirklich total unkompliziert lesen lassen, hat mich umgehauen! So eine kraftvolle Stimme, so eine Dynamik, so eine starke Autorin. Toll!
Ich bin total berührt und positiv ...

Dieser Roman in Versen, die sich wirklich total unkompliziert lesen lassen, hat mich umgehauen! So eine kraftvolle Stimme, so eine Dynamik, so eine starke Autorin. Toll!
Ich bin total berührt und positiv geflasht.
Eigentlich ist es für Teenager geschrieben (meine Kinder haben noch etwas Zeit, aber sobald die Tochter 14 ist, drück ich ihr dieses Buch in die Hand...:), aber auch Müttern und überhaupt Frauen jeglichen Alters kann dieser Roman gefallen.

Es geht um Xiomara. Ihr Name bedeutet: "Eine, die zum Kämpfen bereit ist." Sie wohnt in Harlem, New York. Ihre Eltern stammen ursprünglich aus der Dominikanischen Republik. Sie ist knapp 16 Jahre alt, hat einen Zwillingsbruder, eine beste Freundin und schreibt. Sie selbst beschreibt sich als "dunkel, kurvig, wütend", als eine Tochter Medusas.

Xiomaras Mutter ist wahnsinnig streng, vorallem auch streng katholisch, und umgibt die Tochter mit vielerlei Verboten. Die Konflikte zwischen Xiomara und ihrer Mutter werden immer heftiger.
Xiomara wird nämlich langsam erwachsen und beginnt sich ihren Weg zu suchen. Sie verliebt sich das erste Mal und lernt durch eine Lehrerin Poetry Slam kennen...

Der Roman, diese Gedichte geben mir einen Einblick in eine Welt, eine Kultur, die mir erstmal gar nicht so vertraut ist. New York, Gewalt, Rap/ R&B, Katholizismus, Dominikanische Republik. Gleichzeitig sind mir jedoch die Themen sehr vertraut und für Teenager absolut relevant. Konflikte mit den Eltern und in der Schule, Beziehung zu Geschwistern und bester Freundin, die erste Liebe, Frausein, erwachende Sexualität, seinen eigenen Weg finden, nicht verstanden werden, unglücklich sein, Pubertät. All das wird hier sehr ehrlich und authentisch beschrieben. Besonders die Mutter- Tochter Beziehung fand ich sehr tief und differenziert gezeichnet.
Die Worte, der Sound treffen direkt ins Herz und nicht nur einmal kamen mir die Tränen. Ich konnte dieses Buch nicht mehr weglegen. Es liest sich wirklich spannend, auch witzig und geht unter die Haut.

Die Worte und Inhalte sind sehr kraftvoll und energievoll,voller Vitalität, manchmal sehr heftig und hart, manchmal zart und weich. Sie verbreiten Mut, Stärke und Selbstbewusstsein, an sich zu glauben und den eigenen Weg zu gehen, so dass gerade (junge) Frauen hier eine Menge mitnehmen können.