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Veröffentlicht am 22.12.2022

Weihnachtserinnerungen der ganz besonderen Art

Alle Jahre wieder
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Eigentlich war ich sehr erfreut, als ich gesehen habe, dass das diesjährige Weihnachtsbuch der edition chrismon von David Wagner stammt. Ich habe viele seiner Romane gelesen und immer das Gefühl gehabt ...

Eigentlich war ich sehr erfreut, als ich gesehen habe, dass das diesjährige Weihnachtsbuch der edition chrismon von David Wagner stammt. Ich habe viele seiner Romane gelesen und immer das Gefühl gehabt etwas neues, sehr nahbares und persönliches zu lesen. Gerade „der vergessliche Riese“, das Buch über die Demenz seines Vaters fand ich wahnsinnig toll und bewegend. Und das erhoffte ich mir nun auch von diesem Telefongespräch zwischen Martha und ihren Vater. Der Klappentext verspricht eine leichtfüßige, humorvolle Diskussion/ ein Gespräch über das anstehende Weihnachtsfest, das zum Nachdenken einladen soll… und ja, nachgedacht habe ich wirklich viel über dieses und jenes, denn der Text ist schon sehr überladen mit zahlreichen Themen rund um Bräuche, Traditionen und damals… Krieg, Trauma, Depressionen. Und das machte es dann irgendwie eher zu einem anstrengenden, teilweise gar belehrenden und sehr deprimierenden Gespräch, das mich nicht gerade in Weihnachtsstimmung versetzte. Klar, es gibt auch schöne Momente, die eigene Gedanken über vergangene Weihnachtsfeste hervorlocken oder an die eigene Kindheit denken lassen, aber, ich weiß nicht, will man das wirklich alles zu Weihnachten lesen? Ich jedenfalls nicht, zuerst war ich noch bemüht, dann habe ich’s leider irgendwann nur noch quergelesen und schlussendlich abgebrochen.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Ich hätte gerne "die Wunder" gefunden, aber dieser Roman blieb mir fern.

Die Wunder
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Manche Bücher machen es mir nicht leicht, so auch "Die Wunder" von Elena Medel. Es ist ein feministischer Roman über zwei Frauen verschiedener Generationen, die zwar miteinander verwandt, sich aber nie ...

Manche Bücher machen es mir nicht leicht, so auch "Die Wunder" von Elena Medel. Es ist ein feministischer Roman über zwei Frauen verschiedener Generationen, die zwar miteinander verwandt, sich aber nie begegnet sind. In zwei Handlungssträngen porträtiert Medel das Leben von Menschen der Arbeiterklasse - der eine spielt Ende der 60er Jahre und der andere in unserer heutigen Zeit - Herausforderungen eines Umzugs aus der ruhigen Provinz in die Großstadt Madrid, die Unabhängigkeit und der harte Kampf ums Überleben aus zwei verschiedenen Perspektiven/Zeiten/Generationen werden thematisiert. Beide Frauen Maria, sowie ihre Enkelin Alicia stranden mittellos in Madrid, beide versuchen ihren Weg zu gehen; lassen alles zurück. Maria müht sich als Kindermädchen und Hausangestellte, schickt fast ihr ganzes Geld ihrer Familie, die sich um ihre zurückgelassene Tochter Carmen kümmert. Und darin liegt dann auch fast schon die ganze Tragödie dieser Geschichte...

"Carmen weiß nicht, wer ich bin, und ich könnte sie nicht beschreiben. Wenn mich jemand nach ihrem Gesicht fragt, nach ihrem Verhalten, dann erzähle ich, was das Bild auf meinem Nachttisch zeigt. Meine Tochter bewegt sich nicht, sagt nichts zu mir, weiß nicht, wer ich bin. Sie ist gefangen in einem Foto."

Obwohl dieser Roman nicht nur dieses bewegende Drama, sondern auch thematisch sehr viel zu bieten hat, gar nicht uninteressant ist, so war ich doch recht schnell erschöpft. Dieses Springen zwischen den Zeiten, lange ausgeschmückte Bilder, das häufige nicht wissen wer nun wo und was und überhaupt hat mir sehr schnell die Freude daran genommen. Einzelne, wirklich tiefgründig emotionale Gedankengänge habe ich gefunden und doch konnte ich beiden Protagonistinnen durch diese Überforderung gar nicht wirklich nahe kommen. So habe ich dieses Buch dann auch recht schnell wieder zur Seite gelegt und bleibe mit recht gemischten Gefühlen zurück. Einmal bin ich irgendwie enttäuscht, dass der Aufbau mich hinderte komplett in diese Geschichte einzutauchen, diese Sprünge nervten ungemein und doch machen gerade sie dieses Spiel zwischen Nähe und Distanz, damals und heute fast schon wieder interessant.
Ich würde auf jeden Fall raten, zuerst anzulesen und zu gucken, ob dieser Text was mit einem macht und ob er einen erreichen kann, wenn es nicht sofort zündet... es bleibt so, da können die Themenwelten noch so gut sein, die Sprünge sind einfach zu irritierend.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

"Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße", wobei...

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Was macht einen Menschen zu einem Helden? Mut? Kraft? Überzeugungsfähigkeit? Unendlicher Einsatzwillen für andere? Eine überraschend große, gute Tat? Gerade in diesen wilden Zeiten könnten wir wahrscheinlich ...

Was macht einen Menschen zu einem Helden? Mut? Kraft? Überzeugungsfähigkeit? Unendlicher Einsatzwillen für andere? Eine überraschend große, gute Tat? Gerade in diesen wilden Zeiten könnten wir wahrscheinlich so einige davon gebrauchen. Und rückblickend? So wirkliche Helden, gab es da überhaupt welche oder sind es meistens nur fragwürdige Zuschreibungen? Eine Ärztin könnte eine Heldin sein oder ein Polizist? Wie ist es mit der Regierung, die die Menschen eint? Oder der Erfinder des Lichts? Wer erhebt eigentlich jemanden zu einem Helden oder einer Heldin? Irgendwie ist es dann ja doch immer sehr subjektiv und nur selten passiert etwas so erstaunliches, dass weltweit von einer Person berichtet wird, die dieses oder jenes getan hat und hunderte Menschen rettete. Und manchmal hat eine Handlung ja auch so ganz unbewusst, große Folgen...

"Dann dieser Hartung, ein wortkarger, bescheidener Typ, ein einfacher Mann aus dem Volk, der völlig uneigennützig seine Existenz riskiert hatte, für die Freiheit der anderen." "Es war eine der größten und spektakulärsten Fluchten in der Geschichte der DDR. Bisher kannte niemand die Akteure und die Hintergründe. Jetzt habe ich den Mann gefunden, der alles geplant und durchgeführt hat."

In "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" von Maxim Leo kämpft sich anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Mauerfalls ein Journalist durch die Archive der Stasi. Irgendwo muss doch noch eine unverbrauchte Geschichte, wenn nicht sogar eine echte Heldentat, zu finden sein. Bingo! Bei seiner Suche stößt er auf Michael Hartung, der vor 45 Jahren am Bahnhof Friedrichstraße mittels eines gewaltsam abgebrochenen Bolzens eine Weiche blockierte und damit eine S-Bahn in den Westen schickte. Laut Akten soll er so am 12. Juli 1983 127 Menschen zur Flucht verholfen haben. Hartung landete daraufhin als Strippenzieher und Hauptverdächtiger im Gefängnis, wurde psychisch gefoltert und anschließend in ein kleines sächsisches Dorf an der Spree versetzt. Dieses für die Regierung höchst peinliche Unterfangen sollte damals unter allen Umständen vertuscht werden. Hartung ist ein Held! Eindeutig. Doch da hat der Journalist ihn noch nicht getroffen. Hartung, nun Besitzer einer Videothek, ist eher ein ruhiger Geselle, trinkt gerne das ein oder andere Bier, vergräbt sich in seinem Laden und schaut gerne Filme, Zeit hat er ja, denn es verirrt sich nur selten jemand in sein kleines Reich. Und noch nie ist in seinem Leben alles glatt gelaufen, alles scheiterte früher oder später und nun sitzt er hier, unscheinbar hinter seinem Tresen, bis die Presse sich auf ihn stürzt, er zahlreiche Titel ziert, weitere Kooperationen, Interviews und Anfragen bei ihm eintrudeln und er von heute auf morgen der Held einer ganzen Nation wird. Selbst die Regierung wird auf ihn aufmerksam. Hartung ein Held. Doch was ist, wenn das alles nur ein großer Zufall gewesen ist?

"Du bist auf der Titelseite, Papa! Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße. Warum hast du mir nie davon erzählt? Ich meine, diese ganzen Menschen, die du hinausgeschmuggelt hast. [...] Sei nicht so bescheiden, Papa. Das steht übrigens auch in dem Artikel, dass du so still und zurückhaltend bist. Aber vermutlich konntest du deinen Plan auch nur deshalb so lange geheim halten, oder? [...] Das hat mich am meisten beeindruckt [...] Ich dachte immer, du wärst ganz anders."


Nach seinen sehr persönlichen und auf die eigene Familiengeschichte blickenden Romane hatte ich mich schon lange auf das nächste Buch Leos gefreut, doch mit "Der Held von Bahnhof Friedrichstraße" konnte er mich wirklich nicht begeistern. Die Grundidee der Geschichte, dass ein Mensch eher zufällig ein Held wird und durch eine unscheinbare Tat etwas in Bewegung setzt, hunderte Menschen rettet oder in diesem Fall eben zur Flucht verhilft, fand ich sehr toll und spannend. Und da Leo selbst in der DDR aufgewachsen ist, habe ich hier wieder so einen ähnlich berührenden und mitreißenden Roman erwartet, aber genau das ist es nicht. Ehrlich gesagt finde ich diesen Roman sogar sehr bescheiden, denn was hier deutlich und ausführlichst beschrieben wird, sind die Vorurteile, die gegenüber den Menschen aus der ehemaligen DDR und den 'neuen' Bundesländern vorhanden sind. Aussagen wie "Ihr Ostler seid nie zufrieden [...] erst interessiert man sich zu wenig für euch, dann ist es auch gleich wieder zu viel. Erst jammert ihr über das fehlende Geld, dann soll es aber auch nicht zu wichtig werden", "Nur Scherereien mit den Ossis...", "Seit 30 Jahren lebten sie nun zusammen in diesem Land, aber wenn es drauf ankam, dann standen die Ossis eher zu Putin als zur westlichen Wertegemeinschaft.", weitere Gedanken, einer Mitarbeiterin des Bundes, dass das alte Europa, ohne die ganzen Oststaaten besser gewesen wäre, oder Meinungen wie "...wenn sie schon ihr Land verloren hatten, wollten sie wenigstens ihren Streuselkuchen behalten." finde ich höchst kritisch und dazu noch dieser als sehr faul, trottelig dargestellte, sich in Lügen verstrickende und in seinem eigenen Mitleid versinkende Protagonist... puh. Auch die Zuschreibungen, dass russlanddeutsche kriminell sind, Geldwäsche betreiben und Spaß an Reiterspielen mit tätowierten Blondinen haben, finde ich so klischeehafte, wenn nicht sogar in dieser Fülle an Aussagen klischeeverstärkend. Und am Ende (so, als sei das alles noch nicht genug) fragt man sich dann wirklich, welche Aussage, außer eben jener, dass Ostdeutsche faul, naiv, irgendwie auch ehrlich und sehr wehleidig sind, dieser Roman haben soll. Es passiert viel, ein bisschen Liebe, ein bisschen Bedrohung, Lüge, ein großer Zufall auf mehreren Ebenen und ein Journalist, der eine große 'Story' entdeckt. Das alles sehr locker, leicht lesbar und wahrscheinlich auch zum Teil unterhaltsam aneinandergereiht, aber das war es dann irgendwie auch. Ich bin von diesem Roman irgendwie sehr enttäuscht und fühle mich sogar ein Stück weit angegriffen.
Dieses Mal also keine explizite Empfehlung von mir... lest lieber den Roman "Wo wir zuhause sind", in dem Leo von seiner Familiengeschichte, der Flucht und Zerstreuung während der NS-Zeit berichtet, aber auch sehr intensiv die einzelnen Erfahrungen seiner Verwandten nacherzählt.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Die Geschichten der unendlich vielen Davids – Hanya Yanagiharas “Zum Paradies”

Zum Paradies
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Ich kann zum Glück sagen, dass ich an dieses Buch recht unvoreingenommen herantreten konnte, schließlich kenne ich bis auf meine Erwartungshaltung gegenüber den Vorgängerromanen noch nichts von der Autorin ...

Ich kann zum Glück sagen, dass ich an dieses Buch recht unvoreingenommen herantreten konnte, schließlich kenne ich bis auf meine Erwartungshaltung gegenüber den Vorgängerromanen noch nichts von der Autorin und bin daher auch weniger enttäuscht, denn was sich auf dem Weg zum Paradies für ein Schauspiel bot… Oha. Die erste Geschichte rund um die Liebe eines jungen Mannes, fand ich ja anfangs noch ganz nett. Ich stieß mich zwar hier und da an so zeitlichen Gegebenheiten (zumindest kann ich mir es nicht vorstellen, dass damals in Freistaaten die Ehe zwischen zwei Männern akzeptiert wurde und so häufig vorkam), aber das war noch okay, bis sich der wohlhabende David dann plötzlich in den mittellosen Musiklehrer verliebte, es natürlich gleich das große Glück werden sollte, nur die Familie sich dagegenstellt und ihm dann sein Erbe entziehen will. Klischeekitsch hoch zehn… kann man mögen, will man aber eigentlich nicht. In der zweiten Geschichte geht es dann um einen reichen, älteren Mann und einen jungen Hawaiianer, einen Freund, eine Aids-Leidensgeschichte und ein Geheimnis. Ja… lass ich so stehen, das habe ich Großteils überflogen, denn das Mimimi, dieses tiefe Leiden, dieses erneute Reich-Arm-Ding, das war mir alles zu viel, zu nervig, zu nichtssagend. Und dann gibt es da natürlich noch die große, neue Welt mit einer Gesellschaft, die durch die ständigen Pandemien sehr gespalten wurde, eine Ehe zwischen einer Frau und einem homosexuellen Mann, eine weitere homosexuelle Liebe, die sich auch wieder weiteren Herausforderungen stellen muss und viel Pandemie- und Verschwörungskram – so als bräuchte man gerade in dieser Zeit noch mehr davon. Im Vergleich ist dies wahrscheinlich die stärkste Geschichte und doch war ich zunehmend genervter. Die zwei Handlungsstränge, die sich im Laufe der Zeit aufeinander zu bewegen und am Ende sehr vieles erklären sollen… Das war dann auch der einzige Grund warum ich überhaupt dran geblieben bin und doch habe ich In diesem Abschnitt ganze 200 Seiten übersprungen und hatte nicht das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben und das abschließende Ende? Nun ja.
Keine der Protagonistinnen (ja, es gibt auch zwei Protagonistinnen und noch so ein paar weitere Randfiguren) hat mich berührt, in seine/ihre Gedankenwelt eintauchen lassen, alles blieb sehr klischeehaft und oberflächlich oder echte Emotionen wurden vom Gejammere übertüncht, interessante Dinge sehr kurz gehalten und dass die Protagonistinnen in jeder Geschichte die gleichen Namen trugen, sorgte für ein großes Verwirrspiel. Und so bleibt am Ende dann auch einzig die Idee des Stadthauses, die wiederkehrenden Motive in verschiedensten Ausprägungen, offene Enden über die man ewig diskutieren könnte und die schon sehr tolle historische Atmosphäre im ersten Teil als ‘schöne Elemente’ übrig. Vom angepriesenen “Der neue Roman von Hanya Yanaghara ist eine Aufforderung, eine Zumutung, ein Meisterwerk menschlicher Gefühle.” leider keine Spur, wobei doch, eine Zumutung ist es dann schon… leider.
Ob ich nun die Vorgängerromane demnächst noch lesen werde oder sie weiterhin vor mir herschiebe, bis ich dieses hier alles vergessen habe… ich weiß es nicht, aber eins steht fest Zum Paradies möchte ich nicht.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Die letzte Reise eines wahren Künstlers

Der letzte Satz
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Für mich ist es sehr schwierig für Robert Seethalers Roman "Der letzte Satz", in dem es um die letzte große Reise und das Leben des Dirigenten Gustav Mahlers geht, Worte zu finden. Es ist ein sehr dünnes ...

Für mich ist es sehr schwierig für Robert Seethalers Roman "Der letzte Satz", in dem es um die letzte große Reise und das Leben des Dirigenten Gustav Mahlers geht, Worte zu finden. Es ist ein sehr dünnes und recht luftig gesetztes Buch. Es sind die Gedanken und der Rückblick auf das Leben eines der berühmtesten jüdischen Komponisten, Dirigenten und Wegweisers des musikalischen Theaters der Spätromantik. Gustav Mahler lebte von 1860 bis 1911 und gehörte womöglich zu den bekanntesten österreichischen Künstlern seiner Zeit. Robert Seethaler hat sich nun an sein Leben herangewagt und einen sehr melancholischen letzten Blick gewährt.

"Es fühlt sich an, als hätte ich gerade erst angefangen, dabei ist es schon wieder zu Ende. So ist es also mit dem Sterben, dachte er. Stillhalten und warten."

"Der letzte Satz" erzählt von Malers Schiffsreise von New York nach Europa. Sein Körper schmerzt, seit jeher wurde sein Leben von Krankheiten geprägt, doch nun scheint es dem Ende entgegen zu gehen. An Deck des Schiffes erinnert er sich an die Höhepunkte seines Lebens, sinniert über die letzten Jahre, den Tod seiner Tochter Maria, die Schwierigkeiten mit seiner Frau Alma und denkt an seine Tochter Anna, die gerade ein Deck unter ihm beim Frühstück sitzt.

"... ich kann es nicht mehr hören. Ich habe es satt. Deine Launen. Deine Krankheiten. Dein Benehmen in Gesellschaft. Deine Wutausbrüche, deine Eifersucht, deinen grenzenlosen Egoismus. Ich habe mich in ein Kind verliebt, aber eine Frau braucht mehr als ein Kind an ihrer Seite!"

Für mich ist es sicherlich nicht das beste Buch Seethalers. Ich hatte bereits bei dem Vorgänger "Das Feld" so einige Bedenken und irgendwie setzte sich das mit seinem neuen Roman fort. Es ist ein wie gewohnt recht ruhiges Buch. Klare, direkte Worte umsäumt von sehr poetischen Gedanken. Das Leben, der Tod, die Trauer, ja, auch die Melancholie spielen bei Seethaler immer eine große Rolle und nachdem er bei "Das Feld" den Toten Gehör verschaffte und sie damit quasi wieder ein Stück weit zurückholte, geht es gerade hier um das nahende Ende. Doch was aus dieser Idee entstand ist dann irgendwie eher mau. Die Schiffsfahrt eines alten, an einer Herzmuskelentzündung leidenden Mannes, der punktuell auf sein Leben, die Liebe und sein Wirken zurückblickt und doch irgendwie schon längst aufgegeben hat. Und natürlich (wie sollte es auch anders sein) hat er auch Freud getroffen und versucht bei ihm Lösungen zu finden. Man hätte aus der Biografie Mahlers so viel herausholen, sich der Bedeutung der Musik nähern und den Herausforderungen seines Lebens stellen können, doch irgendwie bleibt für mich am Ende gerade mal das Bild eines ehemals aufgeregt zappelnden Künstlers und seinem wackeligen Holzgestell, der mit dem Alter zwar ruhiger, aber auch ungeduldiger und leidgeprägter wurde, und die Aussage: „Man kann über Musik nicht reden, es gibt keine Sprache dafür. Sobald Musik sich beschreiben lässt, ist sie schlecht.“

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