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Veröffentlicht am 09.06.2022

Abenteuer auf der Insel der Zeit - facettenreich, vielseitig, toll aufgebaut/4,5 bis 5 Sterne

Baddabamba und die Insel der Zeit
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Eigentlich wollte Paula nur einen kleinen Ausflug aufs Meer machen. Sich und auch ihrer Familie beweisen, dass sie keinesfalls zu klein ist, um ebenfalls mit einem Brett über die Wellen zu flitzen, wie ...

Eigentlich wollte Paula nur einen kleinen Ausflug aufs Meer machen. Sich und auch ihrer Familie beweisen, dass sie keinesfalls zu klein ist, um ebenfalls mit einem Brett über die Wellen zu flitzen, wie ihr Vater und ihre Brüder es zuvor getan haben. Doch dann passiert ein Unglück und Paule strandet auf der Insel Chronossos- der Insel der Zeit. Dort gelten die Regeln, die Paula bisher kannte nicht, denn dieser Ort hat seine eigenen Gesetze zu Raum und Zeit. Um die Zehnjährige wieder zurück zu ihrer Familie zu bringen, muss sie einiges lernen und gut vorbereitet sein, denn es ist alles andere als leicht, durch die Zeit zurück zu reisen – sogar nahezu unmöglich. Als Unterstützung an ihrer Seite sind dabei die Urwald-Oma, Sau Anna Bella und Gorilla Baddabamba.

Ich habe einen Moment gebraucht, um mich an die Sprech- und Betonungsweise von Anna Thalbach zu gewöhnen. Teilweise zieht sie das Tempo beim Lesen enorm an und macht dabei Pausen innerhalb der Sätze, die ich als ungewöhnlich empfand. Daran habe ich mich jedoch schnell gewohnt und im Laufe der Geschichte ist es mir dann auch nicht mehr so sehr aufgefallen, wie noch zu Beginn. Insgesamt fand ich es aber gut, dass sie das Sprechtempo der Situation anpasst, damit unterstützt sie das zwischendurch ansteigende Tempo der Handlung und die Turbulenzen, die im Buch immer wieder auftauchen. Man fühlt sich direkt mit unter Strom gesetzt, ohne dabei „gehetzt“ zu werden. Es unterstreicht einfach die aufkommende Spannung. Richtig gut gefallen hat mir, wie unterschiedlich sie die Charaktere liest. Man kann die Figuren gut voneinander unterscheiden und es schwingt viel von der Persönlichkeit mit, so wirkt die Handlung direkt noch lebendiger.

Sau Anna Bella ist sehr lebenslustig, manchmal etwas aufgedreht, hat gern Spaß und genießt einfach ihr Leben in vollen Zügen, mit all den Dingen, die ihr Freude machen. Sie lässt im wahrsten Sinne des Wortes gern die Sau raus. Mir war sie manchmal fast schon ein bisschen zu abgedreht mit ihren Ideen, allerdings ist sie auch ein schöner Gegenpol zu den anderen Charakteren und im Verlauf des Buches wird dann auch klar, dass sie ebenfalls noch weiter Seiten hat als nur die lustig-ausgelassene, der es egal ist, wie viel Cola man (auch als Kind) so trinkt.
Baddabamba habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Der ausgeglichene, gütige und oft weise wirkende Gorilla ist der Ruhepol auf der Insel. Er bringt Paula viele wertvolle Dinge bei, zum Beispiel auch, wie wichtig es ist, geduldig zu sein, Nichtstun und Innehalten auszuhalten und planvoll vorzugehen. Ich mochte seine Art mit dem Mädchen umzugehen und es zu beschützen. Auch über ihn erfährt man innerhalb der Geschichte einiges zu seiner Vergangenheit, wie er zur Urwald-Oma kam und auch dass es wirklich düstere Zeiten bei ihm gab. Das macht die Figur noch vielseitiger und greifbarer und unterbricht auch die Gute-Laune-Stimmung ein wenig, was ich jedoch gut fand, weil im Leben eben leider auch nicht immer alles nur locker-leicht ist.
Die Urwald-Oma ist ein echtes Unikat. Sie vereint so viele verschiedene Eigenschaften in sich, je nachdem welche Tageszeit gerade ist. So ist sie allein schon ein sehr facettenreicher Charakter mit einem sehr niedlichen Begleiter, der in ihren Haaren sein Heim hat.
Paula kennt als Menschenmädchen die Insel der Zeit natürlich nicht und muss sehr viel lernen. Das fällt ihr nicht immer leicht und selbst wenn sie dachte, sie hätte das eine oder andere verstanden und verinnerlicht, ist es für sie nicht immer einfach, sich in der Akutsituation dann auch an das Gelernte zu erinnern. So passieren Fehler und unbedachte Handlungen. Manchmal ist sie etwas ungestüm und eben doch weiterhin ungeduldig. Aber sie ist eben auch erst zehn und manche Dinge brauchen mehr Zeit als die, die sie auf der Insel hat. Man spürt jedoch trotzdem, dass sie sich entwickelt, sich dem Leben auf der Insel anpasst, viel hinterfragt, das Wissen, das ihr präsentiert wird, so gut es geht aufsaugt und sich bemüht, es anzuwenden.

Es stecken sehr viele zauberhafte Ideen in dem Buch. Besonders begeistert war ich von der detailreichen, vielseitigen, anschaulich beschriebenen Welt, in der es enorm viel zu entdecken und erleben gab. Sehr ungewöhnliche Orte und Wesen, Eigenarten und Möglichkeiten. Immer wieder gibt es etwas Neues, was für kleine Herausforderungen oder schöne Augenblicke sorgt, langweilig wird es wirklich nie. Ich mochte auch die Dynamik zwischen den Figuren richtig gern. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie so unterschiedlich sind, ergänzen sie sich gut und Paulas Begleiter sind ein ziemlich gutes Team. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, bestehen Gefahren, haben Spaß, tauschen sich aber auch zu ernsteren oder bedrückenderen Themen aus oder philosophieren über das eine oder andere. So entsteht eine abwechslungsreiche Handlung in der man sich immer wieder überraschen und verzaubern lassen kann.

Mir persönlich war Anna Bella etwas zu drüber, aber ich bin nun auch keine zehn Jahre mehr alt. Ich schätze, Kinder hätten mit ihr einfach nur Spaß und würden sich schieflachen über die Dinge, die Paula und sie zusammen erleben – zumindest in den Augenblicken, in denen sie noch geschützt in der Villa sind. Auf der Reise wird es auch mit Anna Bella dann nicht immer nur lustig und unbeschwert sein.

Fazit
Ein wirklich schönes Hörbuch, das mir viel Freude gemacht hat. Die vielseitigen, sehr unterschiedlichen Figuren, die alle ihre Geschichte mitbringen und diese auch in die Handlung einfließen lassen, haben mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn mir persönlich Anna Bella etwas zu aufgedreht war. Es stecken wahnsinnig viele kreative, liebevoll ausgearbeitete Ideen in dem Buch, die mich richtig begeistert haben. Ständig gibt es etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Es gibt lustige Passagen und ernstere Momente, kleine und größere Abenteuer, Turbulenzen und Gefahren und auch sehr viel Zusammenhalt und Freundschaft.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

clevere, kriminalistische Ermittlungen einer Zwölfjährigen im 19. Jahrhundert

Mord im Gewächshaus
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Myrtle ist alles andere als eine gewöhnliche Zwölfjährige. Sie interessiert sich wenig für schicke Empfänge, Teegesellschaften, die neuste Mode oder all diese Dinge, für die sich eine Tochter aus gutem ...

Myrtle ist alles andere als eine gewöhnliche Zwölfjährige. Sie interessiert sich wenig für schicke Empfänge, Teegesellschaften, die neuste Mode oder all diese Dinge, für die sich eine Tochter aus gutem Hause im Jahr 1893 wohl interessieren sollte. Myrtle liest lieber die Fachbücher ihres Vaters, der Staatsanwalt ist, und beschäftigt sich mit Toxikologie und Kriminologie. Damit fällt sie ziemlich auf und noch mehr rückt sie in den Fokus des kleinen Städtchens Swinburne, als sie felsenfest davon überzeugt ist, dass ihre alte Nachbarin keineswegs einfach an einem Herzversagen gestorben ist. Denn für Myrtle ist die Sache ganz klar: es war Mord! Wie kompliziert es dann jedoch wird, Beweise zu sammeln und Täter zu überführen, das hätte die Zwölfjährige zu Beginn ihrer Ermittlungen wohl auch nicht gedacht.

Myrtle ist eine eher ungewöhnliche Protagonistin, die ich aber gleich liebgewonnen habe – vermutlich auch, weil sie etwas eigen ist. Sie hat einen sehr wachen Verstand und schert sich nur wenig darum, was die Gesellschaft eigentlich von ihr erwarten würde. Sie ist wissbegierig, hat eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und kombiniert ziemlich clever, auch wenn sich nicht immer alle Zusammenhänge sofort erschließen lassen. Myrtle lässt sich nicht so schnell von etwas abbringen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sie ist schlagfertig und geht dabei dennoch geschickt vor. Trotzdem weiß sie auch, dass es Momente gibt, in denen sie sich zügeln muss und nur denken darf, was sie eigentlich gern sagen würde. Natürlich ist Myrtle aber auch nicht perfekt, ihr unterlaufen auch mal Fehler oder sie zieht die falschen Schlüsse, weil die ersten Hinweise alle auf etwas anderes hingedeutet haben der sie eben einfach noch nicht alle Zusammenhänge kennt. Auch kann es passieren, dass man mal den falschen Menschen vertraut – aber irren ist menschlich, oder? Es hat sie mir auf jeden Fall nur noch sympathischer gemacht. Mit ihren 12 Jahren wird sie von ihrem Umfeld gern auch mal unterschätzt oder dafür gerügt, dass sie sich nicht mit den Dingen befasst, mit denen sich Töchter aus gutem Hause befassen sollte, aber Myrtle ist eben etwas eigen.
Gemeinsam mit ihrer Gouvernante Miss Judson ergibt sich ein ziemlich kreatives Ermittlerteam, das nicht auf den Kopf gefallen ist. Die biegen auch mal die Regeln und Vorschriften, damit ihre Recherchen in einem für sie angemessenen Rahmen bleiben. Ich hatte viel Spaß mit den beiden und mochte auch Miss Judson einfach total gern. Sie ist ein sehr herzlicher Mensch, unterstützt Myrtle, weiß aber auch zu rügen, wenn es angebracht ist, allerdings nie so intensiv, dass Myrtle den Mut verlieren würde, denn eigentlich steht sie schon auf der Seite ihres Schützlings. Auch Myrtles Vater spielt immer wieder eine Rolle, zum einen weil er als Staatsanwalt beruflich mit dem Fall betraut ist, in dem Myrtle privat „ermittelt“ zum anderen natürlich als ihr Vater, der sich mit seiner wissbegierigen Tochter befasst. Auch er ist aber die meiste Zeit eher stolz auf sie, auch wenn sie sich nicht immer benimmt wie eine Tochter aus gutem Hause. Dennoch gibt es auch Situationen, die ihm missfallen und bei denen er es lieber sehen würde, wenn die Zwölfjährige sich raushalten würde.
Darüber hinaus gibt es natürlich dann noch einige Verdächtige und weitere Figuren, die mal eine größere, mal eher eine kleinere Rolle spielen. Positiv aufgefallen ist mir auch Katze Peony, die ein treuer Begleiter von Myrtle wird.

Die Geschichte spielt zum Ende des 19. Jahrhunderts, das merkt man natürlich in unterschiedlichen Aspekten. Zum einen eben was die gesellschaftlichen Vorstellungen so angeht, aber auch bezogen auf den technischen Stand, das Wissen rund um Medizin und einige Ausdrucksweisen wird es deutlich. Dennoch empfand ich es nicht als zu intensiv. Ich fühlte mich gut in das Setting der Vergangenheit zurückversetzt, ohne ständig überlegen zu müssen, was mir dieser oder jener Satz sagen soll. Die Sprache war trotz allem gut verständlich. Hin und wieder gibt es Fußnoten, die dann unten auf der jeweilige Seite erklärt werden. Manchmal sind das Begriffe, die vielleicht nicht so geläufig sind, manchmal wird dabei jedoch auch Bezug genommen auf ein vorausgegangenes Ereignis, das im Buch selbst nicht thematisiert wird oder es gibt eine kurze Erklärung zu einer Person.
Der Stil der Geschichte war angenehm und hat mich gut mitgenommen. Es war eine abwechslungsreiche Kombination aus den reinen Geschehnissen rund um den Todesfall, die durchbrochen wurden durch die direkten Ansprachen Myrtles an die Leser und ihren cleveren oder auch mal aufmüpfigen Gedanken zu unterschiedlichen Themen. So entstand eine dynamische Mischung, die mich gut mitgenommen und auch mal zum Schmunzeln gebracht hat. Zwischendurch gibt es auch mal sarkastische oder ironische Äußerungen, was ihr sehr erfrischend fand. Myrtle ist zwar gut erzogen und weiß sich – meistens- auch zu benehmen, aber sie ist eben kein kleines, stilles Püppchen, das ihren Kopf nur zum Frisieren hat. Im Gegenteil, all das ist ihr eben reichlich egal, sie überzeugt lieber mit Intelligenz und nicht mit Mode.
Der Kriminalfall hat ein paar Kurven und Wendungen genommen. Nicht alle davon kamen für mich komplett überraschend, aber dennoch war es interessant und spannend zu verfolgen, wie Myrlte nach und nach an ihre Hinweise und Beweise kommt, welche Wege sie gehen, um dem nachzugehen, welche Verbündeten sie sich sucht und wem man davon dann wirklich trauen kann. Einen Verdächtigen hatte ich sehr früh, den ich dann fast wieder verworfen hatte, so ganz loslassen konnte ich denjenigen aber nicht. Dazu kamen dann aber auch noch andere potenzielle Täter und Motive, die mal mehr mal weniger wahrscheinlich waren oder eben alsbald widerlegt werden konnten. Es hat einfach Spaß gemacht die Zwölfjährige zu begleiten, auch wenn die eine oder andere Aktion vielleicht etwas überstürzt und kopflos war. Die meiste Zeit hat sie schon durchdacht agiert und unermüdlich gegrübelt, wie sie weiterkommen könnte. Schon allein durch das Alter und den gesellschaftlichen Stand waren ihr ab und an aber auch einfach die Hände gebunden.
Fazit

Ein sehr erfrischend und gleichzeitig spannend gestalteter Krimi, der mir beim Lesen viel Spaß gemacht hat. Das Highlight war für mich wirklich die Protagonistin selbst, die nicht nur für ihre Zeit sondern auch ganz allgemein ein wenig ungewöhnlich und eigen ist, die ich aber total gern mochte, vor allem aufgrund ihrer cleveren Gedanken und der sarkastischen Äußerungen. Auch wenn nicht alle Wendungen ganz überraschend kamen, hat sich das Buch zügig lesen lassen und es war durchweg interessant. Stimmungsvoll war auch das Setting umgesetzt und hat dem Ganzen einen schönen Rahmen gegeben. Ich könnte mir gut vorstellen, Myrtle auch bei ihrem nächsten „Fall“ zu begleiten.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 20.02.2022

spannender Auftakt, macht neugierig auf mehr

Kill Game
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Levi Abrams ist Mordermittler in Las Vegas und hat schon einiges gesehen in seiner beruflichen Laufbahn, doch sein neuster Fall ist eine ganz besondere Herausforderung. An den Tatorten gibt es keine verwertbaren ...

Levi Abrams ist Mordermittler in Las Vegas und hat schon einiges gesehen in seiner beruflichen Laufbahn, doch sein neuster Fall ist eine ganz besondere Herausforderung. An den Tatorten gibt es keine verwertbaren Spuren, die Opfer scheinen keine Verbindung zueinander zu haben und egal wie schnell sie versuchen zu ermitteln und Hinweise zu finden, der Killer ist ihnen immer mindestens einen Schritt voraus. Kopfgeldjäger Dominic Russo gerät eher durch Zufall in die Ermittlungen und sollte sich eigentlich raushalten. Da sich die Lage jedoch nach und nach zuspitzt und einige Ereignisse dazu führen, dass er immer wieder mit drin hängt, tun er und Levi sich notgedrungen zusammen und versuchen gemeinsam eine brauchbare Spur zu finden. Dabei geraten die beiden jedoch in gefährliche Situationen – auf unterschiedlichen Ebenen.
Eine zusätzliche Belastung sind die persönlichen Dämonen, die die beiden Protagonisten mit sich herumtragen und die teilweise auch in den Fokus des Geschehens rücken, weil sie getriggert werden oder für ihr Verhalten eine Rolle spielen. Zahlreiche Baustellen, die bearbeitet werden müssen und eine Entspannung ist nicht so richtig in Sicht.

Levi Abrams hat eigentlich gerade mit sich selbst zu kämpfen. Nach einem traumatischen Erlebnis in seinem Job hat er immernoch mit den Auswirkungen zu kämpfen und schiebt das Problem teilweise einfach zur Seite. Allerdings sind die Auflagen seiner Vorgesetzten ziemlich eindeutig und ihm bleibt keine große Wahl, selbst wenn gerade ein Serientäter sein Unwesen treibt. So muss der Ermittler neben seiner Arbeit und versuchen mit seiner Psyche wieder klar zu kommen und sich nicht erneut aus der Bahn werfen zu lassen. Ich mochte diese eher privaten Einblicke sehr gern, weil sie einem ein Gefühl für die Figur geben und Levi authentischer machen. Er ist nicht perfekt, auch wenn er ein guter Mordermittler ist, hat er eben so seine Probleme und Dämonen, die er mit sich herumträgt. Nach und nach erfährt man da auch ein wenig mehr dazu und bekommt auch auf anderer Ebene Einblicke in sein Privatleben.
In vielen Kapiteln begleitet man den Mordermittler bei seiner Arbeit, manchmal auch privat und erhält so recht gute Eindrücke von seinem Charakter, seinen Schwächen und Stärken und von den Menschen, die ihm wichtig sind. Da der Täter außerdem ein persönliches Interesse daran zu haben scheint, Levi in den Fall einzubeziehen, rückt er auch auf diese WEise immer wieder in den Fokus des Geschehens.
Andere Kapitel begleiten den Kopfgeldjäger Dominic Russo. Dabei erhalten wir ebenfalls private und berufliche Einblicke, so dass mans ich auch von ihm ein gewisses Bild machen kann und ein Gefühl dafür bekommt, was ihn geprägt hat und was ihn jetzt ausmacht. Dass er sich dabei nicht immer an die Anweisungen hält und entgegen seines Wissens, dass es besser wäre, sich rauszuhalten, trotzdem forscht und dadurch zwischendurch in die Verstrickungen des Falles gerät, machte ihn für mich eigentlich nur noch sympathischer und zeigte einfach, wie er so tickt.
Levi und Dominic haben beide ihre Päckchen zu tragen und zu Beginn des Buches scheint es als könnten sie sich nicht wirklich leiden. Charaktere mit Ecken und Kanten mag ich meistens ziemlich gern. Es erklärt auch, warum nicht immer alles optimal läuft bzw. warum es in einigen Bereichen Probleme oder „falsche“ Reaktionen gibt, es macht die Figuren menschlicher und authentischer und fördert dass man einen Bezug zu ihnen aufbauen kann.
Durch die gezwungenermaßen nötige Zusammenarbeit legen Dominic und Levi ihr Kriegsbeil jedoch nieder und geben damit einen gewissen Raum für ein paar privatere Worte und persönlichere Einblicke, was mir gut gefallen hat. Trotzdem gibt es keine überschwängliche, sich schnell entwickelnde Liebesgeschichte. Was aber nicht heißt, dass Gefühle nicht eine gewisse Rolle spielen, im Verlauf der Geschichte nimmt dieses Thema schon eine größere Rolle ein, es überlagert aber nie die Ermittlungsarbeit, was mir gut gefallen hat. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es im Laufe der Reihe eine Verlagerung der Intensität der einzelnen Elemente geben könnte.. Ich mochte die Kombination aus den Ermittlung und den privaten Geschehnissen, inklusive einiger erster Schritte Richtung Liebesgeschichte hier auf jeden Fall sehr gern.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Durch einige sarkastische Sprüche lockern die Atmosphäre immer wieder auf und passten aus meiner Sicht auch gut in die Gesamtsituation und Stimmung. Das Buch liest sich zügig und flüssig und ich mochte wie die Figuren miteinander agieren und wie sich ihr Verhältnis zueinander mit der Zeit verändert.
Zu Beginn des Buches gibt es einige Mordopfer, aber die Ermittlungen stocken ein wenig, da die Beamten einfach nichts haben, womit sie so richtig ermitteln können. Es gibt kaum Hinweise und Spuren, alle Recherchen verlaufen im Sande. So hat man erst mal das Gefühl man tritt auf der Stelle und es kommt nicht so richtig Tempo auf, aber ich empfand es nicht unbedingt als langatmig, es war eben nur recht „ruhig“ und zeigte die Verzweiflung, die sich einstellt, weil sie nicht wissen, wie sie vorankommen sollen und es gibt zusätzlich Raum für die ersten persönlichen Einblicke in die Leben der beiden Protagonisten und den Menschen, die sie umgeben.
Im Verlauf nimmt die Handlung dann an Fahrt auf, es wird spannend, es gibt ein paar gefährliche Situationen, mögliche Hinweise und Verstrickungen, Spuren, die sich dann doch als falsch herausstellen, Wendungen und neue Ansätze. Man kann dabei zwar ein wenig selbst miträtseln, da man jedoch nicht so wahnsinnig viele Anhaltspunkte hat, fällt es schon schwer, jemanden zu verdächtigen. Es ist dann eher ein „hält man diese oder jene Person für wahrscheinlich oder eher nicht“. Dabei lässt man sich dann auch mal in die Irre führen, bei anderen steht noch aus, was sich wirklich hinter ihrer Fassade verbirgt, ich halte es aber auch für möglich, dass sie einfach keine netten Menschen sind oder andere Leichen im Keller haben. Mir hat der Auftakt der Pik-Sieben Morde-Reihe gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte. Einige Puzzlestücke scheinen an ihren Platz gefallen zu sein, trotzdem bleiben aber noch zahlreiche Fragen offen und ich könnte mir gut vorstellen, dass es da noch einiges geben wird, was einen überraschen könnte. Ich denke auch die Protagonisten werden sich noch entwickeln und ich bin neugierig, was man zu ihnen noch erfahren wird.

Fazit

Ein schöner Auftakt, der neugierig auf die Fortsetzung macht. Ich mochte den Aufbau der Geschichte mit der Mischung aus Ermittlungsarbeit, privaten Einblicken und ein wenig Liebesgeschichte, die jedoch nie so prominent war, dass es die Mordermittlungen überdeckt hätte. Für mich passte diese Kombination für den Anfang sehr gut, auch wenn ich eine Verschiebung der Elemente im Verlauf der Reihe als realistisch und authentisch empfinden würde. Die Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten sind mir sympathisch und ich bin gespannt, was man zu ihnen noch so erfahren wird.

Veröffentlicht am 08.02.2022

Hörbuchrezension: schöne Entwicklungen, gefühlvolle Liebesgeschichte

Hin und weg verliebt
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Dritter Band der Reihe! Man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen oder hören, es geht jeweils um ein anderes Pärchen, allerdings tauchen die Paare aus den vorherigen Büchern am Rande der Handlung ...

Dritter Band der Reihe! Man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen oder hören, es geht jeweils um ein anderes Pärchen, allerdings tauchen die Paare aus den vorherigen Büchern am Rande der Handlung mit auf. Im Fokus des Geschehens stehen jedoch jeweils andere Figuren.

Meg Leary ist in North Pole, Alaska, aufgewachsen und wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Heimat zu verlassen, um den Traum von ihrem Beruf wahrwerden lassen zu können. Leider fehlt ihr dabei die Unterstützung ihrer Eltern, die die junge Frau nicht allein in die Ferne gehen lassen wollen. Durch einen Zufall trifft Meg auf Ryan, der mit seiner besten Freundin Beth in Alaska ist, um einer Hochzeit beizuwohnen. Beth wollte nur eine nette Begleitung, Ryan erhofft sich von der Reise mehr, beißt sich an Beth jedoch die Zähne aus.
Kurzentschlossen tun sich Ryan und Meg zusammen, um ihre beruflichen und privaten Ziele zu erreichen und müssen dabei feststellen, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich eigentlich überlegt und gewünscht hatte.

Bereits in den anderen beiden Bänden der Reihe ist man nach Alaska gereist und hat die Gegend aus unterschiedlichen Perspektiven und zu verschiedenen Jahreszeiten kennengelernt. Nun kehrt man nochmals zurück und kann den Schauplatz erneut aus einer anderen Perspektive betrachten. Sicher nichts für Großstadtfans, insgesamt klingt die Umgebung aber wirklich schön und idyllisch.
Beth kann sich nicht erklären, warum es in letzter Zeit alle nach Alaska zieht, auch wenn sich bei ihr mit Ende zwanzig ebenfalls langsam die Einstellungen zu Beziehungen und der Zukunft zu ändern scheinen. Trotzdem reist sie nur für die Hochzeit ihrer besten Freundin hin, ganz gewiss nicht, um zu bleiben, das nimmt sie sich zumindest fest vor. Für Meg, 22, steht sehr weit oben auf ihrer Wunschliste Alaska zu verlassen und nicht dort bleiben zu müssen, allerdings aus anderen Gründen. Sie ist in North Pole aufgewachsen und möchte aus der Abgeschiedenheit entkommen, um ihrem Traumjob ergreifen zu können. Meg war mir ganz besonders sympathisch, weil sie so zielstrebig und ehrgeizig ist, das Herz am rechten Fleck hat und versucht, ihrer Familie nicht vor den Kopf zu stoßen, obwohl sie sich für ihr Leben etwas anderes wünscht. Ryan, der dritte Protagonist im Bunde, kommt der Ausflug nicht nur aus privater Sicht ziemlich gelegen, auch beruflich passt es ihm ganz gut in den Kram, dass er Chicago für eine Weile verlassen kann. Für den 31jährigen Journalisten verläuft der Trip nach Alaska dann jedoch ganz anders, als er es angenommen hatte.

Die Geschichte wird aus den drei Perspektiven der eben kurz angerissenen Figuren geschildert. Jeweils eine/r der Sprecher*innen übernimmt eine/n der Charaktere, dadurch hat man eine gute Abtrennung der einzelnen Protagonisten und weiß direkt, mit wem man gerade unterwegs ist. Die Teilung der Perspektiven ermöglicht es, die Figuren nach und nach besser kennenzulernen und auch von ihren Eigenschaften und Gefühlen einiges mitzubekommen. Im Mittelpunkt stehen vor allem zwei Personen, aber auch Nummer drei hat eine wichtige Aufgabe, welche das genau ist, werde ich hier natürlich nicht verraten.
Mir hat die Dynamik zwischen den Figuren gut gefallen, vor allem weil man zwischendurch auch ein wenig hin und her überlegen kann, wie es sich weiter entwickeln wird. Aus meiner Sicht haben sich unterschiedliche Möglichkeiten aufgetan, auch wenn es Varianten gab, die ich für wahrscheinlicher hielt, als andere. Das machte es interessant die Handlung zu verfolgen und die Charaktere dabei zu begleiten, wie sie neue Erfahrungen machen, sich kennenlernen, hinter Mauern schauen, Motivationen verstehen und sich und ihre Gefühle hinterfragen.
Der Stil von Ellen McCoy ist sehr angenehm und mitnehmend. Die Geschichte behält eine gewisse Leichtigkeit, obwohl es für die Figuren nicht alles so läuft, wie sie es gern hätten und sie mit Sorgen und Problemen zu kämpfen haben. Keine ganz schlimmen Dramen und Schicksalsschläge, aber durchaus Hürden, die es nicht ganz leicht machen, optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Besonders die Dialoge mochte ich richtig gern. Mit einer guten Portion Witz, Charme und Sarkasmus wirken die Gespräche sehr authentisch und natürlich. Es gibt Momente zum Schmunzeln, aber auch ernstere Themen, die mehr Einblicke hinter die Mauern und in die Köpfe der Charaktere gibt. Und auch die Gefühle kommen innerhalb der Handlung natürlich nicht zu kurz. Hier war es besonders schön die Entwicklungen und Erkenntnisprozesse zu verfolgen. Ich mochte aber auch den Umgang der Figuren miteinander gern, auch wenn sie nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen – zumindest aus der Sicht mancher Charaktere.

Im Großen und Ganzen hat mir auch die Hörbuchumsetzung gut gefallen. Die drei Stimmfarben waren angenehm und auch die Betonung und das Sprechtempo haben mir zugesagt. Anders als beim zweiten Band empfand ich es dieses Mal auch so, dass direkt die Emotionen gut transportiert wurden. Nicht bei allen dreien gleich intensiv, aber doch gut wahrnehmbar, so dass es recht leicht fiel, sich in die Figuren reinzufinden. Vielleicht hätte man die Frauenstimmen noch unterschiedlicher wählen können, dann wäre die Unterscheidung klarer gewesen, insgesamt fiel es mir aber nicht schwer, Beth und Meg auseinanderzuhalten. Auch wenn andere Personen in den Gesprächen gesprochen wurden, konnte man dies erkennen, hier und da hätte es vielleicht noch etwas ausgeprägter sein können, dann wären die Dialoge noch abwechslungsreicher zu lauschen gewesen, aber man konnte die Figuren auseinanderhalten und wusste, wer was wann gesagt hat.
Im Verlauf des Hörbuches ist mir allerdings beim Sprecher von Ryan ein Aspekt immer mehr ins Auge gestochen: man kann ihn sehr deutlich die Luft einatmen hören – nun ist mir klar, dass wir atmen müssen, besonders wenn man Texte liest, muss man an den richtigen Stellen Luft holen, damit der Redefluss erhalten bleibt. Aber einmal darauf konzentriert, habe ich es als ziemlich störend und einfach zu laut empfunden. Was schade ist, weil es mich manchmal fast von der Handlung abgelenkt hat. Trotz der kleinen Kritikpunkte hat mir aber auch die Hörbuchumsetzung an sich gut gefallen.

Fazit
Eine schöne, größtenteils eher ruhige Liebesgeschichte, die mit der Mischung aus Humor, authentischen Entwicklungen, Gefühl und sympathischen Figuren überzeugen kann. Das Begleiten der drei Protagonisten hat viel Spaß gemacht und war sehr unterhaltsam.

Stil und Handlung: 5 Sterne
Hörbuchumsetzung: 4 Sterne

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Veröffentlicht am 15.01.2022

sehr informativ, lustig gestaltet

Mein verrückter Körper – Warum du Popel gefahrlos essen kannst
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Im Körper ist so einiges los, was wir von außen nicht sehen können und worüber sich sicher auch der eine oder andere noch die Gedanken gemacht hat. Autor und ehemaliger Arzt Adam Kay nimmt die Leser mit ...

Im Körper ist so einiges los, was wir von außen nicht sehen können und worüber sich sicher auch der eine oder andere noch die Gedanken gemacht hat. Autor und ehemaliger Arzt Adam Kay nimmt die Leser mit auf eine Reise durch den menschlichen Körper und verrät dabei Dinge, die einen staunen oder auch das Gesicht verziehen lassen. Mit viel Witz und Lockerheit vermittelt er sehr viele Informationen, so dass es nicht wirklich wirkt wie ein Buch, in dem man tausend Sachen lernen kann, es aber automatisch nebenbei tut.

Das lustige Kindersachbuch ist ansprechend gegliedert und hat mir vom Aufbau und der Herangehensweise an die Themen gut gefallen. Nach und nach werden einzelne Organsysteme und damit verbundene Aufgaben und weitere wichtige Bestandteile des Körpers, wie Muskeln und Knochen, vorgestellt. Auch über ein paar Keime und Krankheiten erfährt man etwas, was ebenfalls nicht schaden kann. Zum Ende jedes Kapitels beantwortet der Autor noch ein paar Fragen und äußert sich dazu, ob bestimmte Behaupten wahr oder falsch sind. Immer wieder gibt es auch Bezüge in den einzelnen Abschnitten zu den vorherigen, weil die Funktionen des Körpers natürlich ineinander greifen, sollte man etwas vergessen haben, kann man dann einfach noch mal nachlesen, durch die gute Struktur findet man alles leicht wieder.
Immer wieder baut der Autor einen kleinen Witz in die Informationen mit ein oder stellt Sachverhalte auf eine humorvolle Art und Weise da. Manchmal wird es dabei auch ein bisschen eklig, aber dafür dann auch umso anschaulicher. Ich denke, kleine Leser werden bei diesem Buch viel Spaß haben und immer wieder richtig lachen können. Auch ich habe oft geschmunzelt und mochte die Art, wie die Dinge erklärt werden. Und es stecken auch nicht nur neue Dinge für Kinder und Jugendliche drin, auch als Erwachsener kann man beim Lesen noch das eine oder andere mitnehmen.
Gut gefallen haben mir die tollen Illustrationen, die teilweise einfach als Übersicht zur Orientierung gedacht sind, manchmal aber auch noch zusätzlichen Witz mit reinbringen oder beides kombinieren. Das lockert die vielen Informationen, die in den Seiten stecken richtig gut auf und es gibt immer etwas zu gucken.
Größtenteils ist es sprachlich einfach und gut verständlich gehalten, es gibt aber natürlich auch Fachbegriffe, die im Text dann jedoch gut erklärt sind oder einfach nur ergänzend erwähnt werden für die, die eben gern den Fachausdruck haben möchten. Am Ende des Buches gibt es dann auch noch mal ein Glossar, in dem diese Fremdworte kurz erklärt werden. Für meinen Geschmack waren allerdings die Worte „Kotze“ und „Kacke“ zu oft enthalten, vor allem außerhalb des Abschnittes, in dem es um die Ausscheidungsorgane ging. Das hätte man vielleicht etwas anders und vor allem variabler gestaltet können, es gibt schließlich nicht nur ein Wort dafür. Kinder und Jugendliche wird das beim Lesen vielleicht nicht stören, mir war das aber zu viel. Auch die Art, wie der Autor die jungen Leser zwischendurch anspricht, ist sicher einfach Geschmackssache. Zu ernst nehmen sollte man seine Kommentare dort einfach nicht, ich habe es auf jeden Fall immer eher als Spaß empfunden und hoffe, das wird allen Lesenden so gehen. Andererseits mochte ich sehr, dass immer wieder im Text enthalten ist, dass auch Menschen, die etwas anders aussehen, bestimmte Dinge können oder eben nicht oder vielleicht eine angeborene Störung haben, ganz normal sind.

Insgesamt ein wirklich gut strukturiertes, ansprechend gegliedertes Sachbuch, das viel Wissen vermittelt und spannende Einblicke in den Körper gibt. Gepaart mit viel Humor und lustigen Illustrationen kann man hier auf eine lockere Art viel erfahren und auch immer wieder nachschlagen, wenn man noch mal was wissen möchte. Alles auf einmal wird man nämlich kaum behalten können, dafür steckt auf den über 400 Seiten einfach zu viel an Informationen, Organstrukturen und -funktionen. Aus meiner Sicht ist das Sachbuch auch gut für Jugendliche geeignet und nicht nur für jüngere Leser.

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