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Veröffentlicht am 05.03.2022

Gelungenes Porträt in Romanform über Hermine Heusler-Edenhuizen

Ärztin einer neuen Ära
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Hermine Edenhuizen ist eine Pionierin ihrer Zeit. Eine der ersten Frauen, die 1898 ihr Abitur ablegt, und dann auch noch Medizin studieren und Ärztin werden will. Doch Hermine hält an ihrem Weg fest und ...

Hermine Edenhuizen ist eine Pionierin ihrer Zeit. Eine der ersten Frauen, die 1898 ihr Abitur ablegt, und dann auch noch Medizin studieren und Ärztin werden will. Doch Hermine hält an ihrem Weg fest und es gelingt ihr sämtliche Widerstände zu überwinden und tatsächlich Frauenärztin zu werden – die erste in Deutschland. Auch im Bereich Liebe und Ehe bleibt sie eine Wegbereiterin: Ihr Mann lässt sich für sie scheiden, sie führt einen Doppelnamen und lässt einen Ehevertrag aufsetzen, indem sie ihr Vermögen und ihre berufliche Tätigkeit nicht ihrem Ehemann unterordnen muss.
Yvonne Winkler beschreibt in „Ärztin einer neuen Ära“ in fiktiver Romanform den Lebensweg der Ärztin Hermine Edenhuizen, später Heusler-Edenhuizen. Der Roman beinhaltet sehr viele Stationen und auch Weggefährten ihres Lebens und beruht damit auf zahlreichen wahren Begebenheiten. Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen und passend zu einem Frauenporträt über eine besondere Persönlichkeit der damaligen Epoche. Der Roman ist in gut verständlicher Sprache verfasst und der Schreibstil ist sehr fließend und angenehm. Der Lebensweg von Hermine Edenhuizen ist spannend beschrieben und man mag das Buch gar nicht wieder aus der Hand legen. Besonders gut gelungen ist die detailreiche Darstellung der damaligen Zeit und des Frauenbildes. Eine Frau, die ihr Abitur ablegt und dann auch noch studieren möchte: Wahrlich eine Ungeheuerlichkeit im deutschen Kaiserreich! Die Kapitel sind dabei kurz und prägnant gewählt und die Geschichte geht recht zügig voran. Außerdem ist es sehr spannend Einblicke in die Arbeit von Hermine Edenhuizen zu bekommen und zum damaligen Stand der Wissenschaft in der Frauenheilkunde. Gerne hätte ich mir da noch mehr Situationen gewünscht, die geschildert werden. Allerdings bemerkt man sofort, dass Frau Edenhuizen eine Ärztin aus und mit Leidenschaft ist und sich für die Frauen und ihre Probleme einsetzt. So kämpft sie auch gegen den unrühmlichen § 218 StGB, wonach Schwangerschaftsabbrüche verboten sind und die Frauen sehr stark bestraft werden, was in ihren Augen ein Unding ist, denn die Frau trägt nicht nur die Folgen eines Eingriffs, sondern auch die Strafe, obwohl sie oft dazu gezwungen wurde, während der Mann straffrei und unbehelligt bleibt. Damit ist Hermine Edenhuizen eine wahre Pionierin für die damalige Zeit. Insgesamt ist der Roman daher sehr authentisch und die Charaktere treffend beschrieben. Man fühlt sich, als ob man mitten im Geschehen dabei ist.
Kritisieren möchte ich am Buch, dass es vor allem am Anfang einen längeren Abschnitt gab, bei dem es nicht so richtig vorwärts ging, Hermines Schulbildung und Herkunft im Zusammenhang mit dem Verlust des Vaters wird ziemlich in die Länge gezogen, wobei andere Themen dann meiner Meinung nach später zu kurz kommen. Insgesamt hätte ich mir gern noch weitere medizinische Darstellungen gewünscht, z. Bsp. mit welchen Problemen die Frauen sie als Frauenärztin aufgesucht haben (es wurde oft nur von Schwangerschaften oder im Extremfall von verpfuschten Abtreibungen gesprochen), aber die Bandbreite ist doch deutlich größer und es wäre interessant zu lesen gewesen, welche Therapiemöglichkeiten es zur damaligen Zeit gegeben hat und wie sie sich den jeweiligen Themen genähert hat. Es wurde beinahe theatralisch Wert daraufgelegt, wie schwer es doch die Frauen der Zeit hatten und wie sehr sich auch Hermine viele Dinge zu Herzen genommen hat. Das ist wichtig, aber irgendwann ist der Grundgedanke beim Leser angekommen – eben, weil man sich so gut in die Geschichte hineinversetzen kann, muss es nicht ständig erwähnt werden. Die aufkeimende Beziehung zu Otto Heusler wirkt außerdem zu einfach und zu kurz und mir im Vergleich zum Rest des Buches nicht detailliert genug.
Mein Fazit: Alles in allem ist „Ärztin einer neuen Ära“ ein sehr solider und gelungener historischer Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, welchen man so schnell nicht wieder aus der Hand legen möchte. Da mir aber schlussendlich das gewisse Etwas gefehlt hat, vergebe ich nur sehr gute 4 von 5 Sternen, aber trotzdem verbunden mit einer klaren Leseempfehlung.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2022

Gelungener zeitgenössischer Roman mit zu offenem Ende

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Marlene „Leni“ Landmann ist eine junge Frau mit Ambitionen. Obwohl sie aus einem kleinen Dorf stammt und ihre Friseurlehre im Salon ihrer Mutter absolviert hat, träumt sie von der größeren moderneren Welt ...

Marlene „Leni“ Landmann ist eine junge Frau mit Ambitionen. Obwohl sie aus einem kleinen Dorf stammt und ihre Friseurlehre im Salon ihrer Mutter absolviert hat, träumt sie von der größeren moderneren Welt und bewirbt sich auf eine Stellenanzeige in München. Ihr Traum ist es auch irgendwann die Meisterschule zu absolvieren und einen eigenen Friseursalon zu eröffnen. Derweil hadert ihr Bruder Hans mit seinem Medizinstudium und würde lieber als Jazzmusiker Karriere machen. Ihre Freundin Charlotte dagegen ist mit einem gewalttätigen Mann verheiratet und sehr unglücklich. Es ist das Jahr 1956 und damit stehen nach dem großen Krieg jungen Leuten viele Möglichkeiten offen, aber ist es immer alles so leicht wie es scheint?
Das Buch „Der Salon“ stammt aus der Feder der Autorin Julia Fischer. Bisher kannte ich noch keines ihrer Werke, sie ist aber bereits Autorin mehrerer Romane und Sprecherin in zahlreichen Hörbuchproduktionen. Das Cover des Buches finde ich passend zur eigentlichen Geschichte gewählt und deshalb ebenso vielversprechend. Die Autorin hat einen erfrischenden Schreibstil und man kann der Geschichte sehr gut folgen. Sie schafft es dabei auch ihre Protagonisten zielsicher zu charakterisieren und vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Genauso treffend beschrieben sind die Orte ihrer Handlung: Ob Dorf oder Stadt oder Salon: Alles passt wunderbar zusammen. Die Geschichte an sich, die immer wieder aus verschiedenen Perspektiven der jungen Leute zur Zeit der 50er Jahre erzählt wird, könnte sich genauso tatsächlich zugetragen haben. Damit hat das Buch insgesamt einen hohen Authentizitätswert. Als Leser erfährt man sehr viel zu den Gefühlen, Hoffnungen und Träumen der jungen Menschen zur damaligen Zeit. Dadurch ist es meiner Meinung nach leicht sie alle ins Herz zu schließen und ihren Lebensweg zu verfolgen. Obwohl die Spannung nicht gewaltig ist, möchte man dennoch wissen, wie die jeweiligen Lebensträume weiter gehen. Besonders Leni verfolgt man mit großem Interesse, da sie für damalige Verhältnisse eine sehr selbstbewusste und zielstrebige Persönlichkeit ist und mir dies ganz besonders gut gefällt.
Leider muss ich kritisch anmerken, dass mich das Ende der Geschichte nicht vom Hocker gehauen hat. Es ist zwar emotional, aber irgendwie hätte das so nicht sein müssen. Genauso finde ich, ist vieles offen geblieben. Können wir hier eventuell mit einer Fortsetzung rund um Leni rechnen? Falls nicht, ist das Buch am Ende für mich absolut unrund. Ich hatte mir erhofft, dass es Leni bereits zum eigenen Salon bringt (so wie der Titel vermuten lässt), allerdings bringt sie in diesem Roman lediglich ihre Meisterschule zu Ende und erhält ihren Titel. Genauso hätte ich mir für sie persönlich auch noch ein Happy End gewünscht in Liebesdingen, was leider auch ausblieb. Stellenweise ist die Geschichte etwas zäh und wirkt überladen, insbesondere, wenn ich da an die Schilderungen zur Studentenverbindung denke. Das fand ich ehrlich gesagt langweilig. Meiner Meinung nach bräuchte es für den Roman keine Fortsetzung, wenn man die Geschichte vernünftig und detaillierter zu Ende gebracht hätte- nämlich so, wie das Buch die ganze Zeit war: Ausführlich und detailreich und interessant.
Mein Fazit: Trotz meiner kritischen Anmerkungen vergebe ich 4 von 5 Sternen, weil mir die Gesamtgeschichte sehr gut gefallen hat und ich die Protagonistin sehr ins Herz geschlossen habe. Allerdings wurden die 5 Sterne mit dem Ende der Geschichte verschenkt. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Vollgepackter Thriller mit unvorhergesehenen Wendungen

Perfect Day
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In Berlin treibt der sogenannte Schleifenmörder sein Unwesen. Der Polizei gelingt es diesen zu ermitteln und festzunehmen. Es handelt sich um einen bekannten Universitätsprofessor. Seine Tochter, Ann, ...

In Berlin treibt der sogenannte Schleifenmörder sein Unwesen. Der Polizei gelingt es diesen zu ermitteln und festzunehmen. Es handelt sich um einen bekannten Universitätsprofessor. Seine Tochter, Ann, will aber nicht einfach hinnehmen, dass ihr Vater die Taten begangen haben soll und beginnt ihre eigenen Nachforschungen. Dadurch verstrickt sie sich in ein kompliziertes Konstrukt von Gefühlen und immensen psychiatrischen Fragestellungen.
Der Thriller „Perfect Day“ stammt aus der Feder von Romy Hausmann. Die Autorin war mir bis jetzt noch nicht bekannt, allerdings ist dies bereits ihr dritter Thriller. Das Cover finde ich angenehm gestaltet und nicht zu überladen. Es lädt dazu ein, die Geschichte näher zu betrachten. Der Sprachstil ist modern und damit gut verständlich. Dagegen ist der Schreibstil der Autorin zunächst gewöhnungsbedürftig, da sie unwahrscheinlich viele Informationen in Nebenkapitel verpackt bzw. aus Perspektiven betrachtet, die der Leser noch nicht sofort zuordnen kann. Dieser Schreibstil hat aber durchaus seinen Reiz. Es baut sich eine gewisse Grundspannung auf. Durch den schnellen Wechsel der Kapitel und durch den Wechsel zahlreicher Gefühlslagen bei der Protagonistin Ann (manche Vorgänge spielen sich in ihrem Kopf ab, die man aber als Leser erstmal zuordnen muss – wiederum andere gehen auf Erfahrungen aus der Kindheit zurück) fragt man sich unweigerlich als Leser, was eigentlich tatsächlich wahr ist oder was eventuell eine Wahnvorstellung. Diese Kombination finde ich äußerst gelungen, denn es verwirrt den Leser auf der Suche nach dem Guten oder dem Bösen. Obwohl es mir sonst meistens gelingt einen Voreindruck oder eine Vorahnung zu haben, was hinter der Sache steckt, wurde ich hier am Ende des Buches überrascht. Die Autorin betreibt ein sehr gutes Verwirrspiel. Wie gerne habe ich mit Ann mitgefiebert und ihr nur das Beste gewünscht – genauso verwirrt war ich über die einzelnen Puzzleteile des Buches (in diesem Fall verschiedene Kapitel und Einschübe), die erst zum Ende hin irgendwann Sinn ergeben und zusammenpassen. Das Buch und seine Geschichte blicken tief in die menschliche Psyche und geben einen Eindruck darüber, zu was Menschen fähig sein können. Interessant ist außerdem, dass es sich hier nicht um den typischen Gruselthriller handelt, sondern dieser eine sehr komplexe Geschichte und Suche nach der Wahrheit beinhaltet. Das macht das Buch ebenfalls anspruchsvoll. Meiner Meinung nach ist das Manko des Buches, dass am Anfang die Geschichte sehr zäh ist, man muss zunächst am Buch dranbleiben und sich nicht bereits am Anfang durch dieses Durcheinander abschrecken lassen. Spätestens ab der zweiten Hälfte nimmt das Buch sehr an Fahrt auf und natürlich muss man einfach wissen, wie dann die Geschichte ausgeht. Bisweilen wirken manche Stellen überzogen und zu sehr gestellt, auch Kommissar Zufall war mir persönlich etwas zu oft dabei.
Dennoch ziehe ich aus dem Buch ein positives Fazit, da ich doch noch einige Zeit länger über diese Geschichte nachgedacht habe. Sie ist lesenswert und zudem lehrreich – spannend zum Schluss natürlich auch. Ich vergebe daher gute 4 Sterne und kann das Buch jedem ans Herz legen, der auf anspruchsvolle Thriller steht.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Gruseliger Thriller mit Herzklopfen aber kleinen Schwächen

Der Herzgräber
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Heather Evans muss den Nachlass ihrer Mutter regeln, die Suizid begangen hat. Leider hatte sie nur schlechten Kontakt zu ihr gehabt und vieles ist ihr nicht bekannt. Da findet sie versteckte Briefe in ...

Heather Evans muss den Nachlass ihrer Mutter regeln, die Suizid begangen hat. Leider hatte sie nur schlechten Kontakt zu ihr gehabt und vieles ist ihr nicht bekannt. Da findet sie versteckte Briefe in einer Keksdose, die ihre Mutter mit einem bekannten Serienmörder ausgetauscht hat. Zur gleichen Zeit geschehen wieder Morde, die auf das Profil des nun in Haft sitzenden Killers hinweisen. Interessant ist, dass die Opfer immer ohne Herzen gefunden werden. Wer steckt dahinter und wie hängt die Geschichte zusammen?
Der Thriller „Der Herzgräber“ stammt aus der Feder von Jen Williams. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in ihren Thriller bin ich sofort vertieft gewesen. Das Cover finde ich sehr vielversprechend und geheimnisvoll. Der Sprachstil ist modern und der Schreibstil flüssig und somit gut und schnell lesbar. Außerdem gelingt es der Autorin bereits gleich zu Beginn die Spannung zu schüren und sie schafft es auch durchweg diese aufrecht zu erhalten. Unweigerlich fragt sich der Leser, wie es weiter geht und kann das Buch nicht aus der Hand legen. Das steht für spannenden Lesespaß. Ich selbst habe das Buch an zwei Abenden hintereinander gelesen, denn ich war sofort gefangen. Sehr gespannt war ich außerdem auf die Auflösung der Zusammenhänge und der Geschichte an sich. Ich mag die Verknüpfung von Ermittlungen und Darstellungen der gruseligen Kapitel, in denen Frauen entführt werden, sehr. Das Buch wird somit sehr authentisch und es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und beleuchtet. Das Buch ist meiner Meinung nach durchweg düster und versetzt einen in diese Stimmung – kalt, trüb, trist, nass/regnerisch. Immer wieder werden diese Beschreibungen in der Geschichte erwähnt und sind damit sehr typisch. Äußerst interessant sind die Einbindungen von Grimms Märchen in ihrer dramatischeren Variante- ziemlich kalt und blutrünstig- also eher keine Kindergeschichten, was auch hier betont wird. An manchen Stellen hatte ich richtig gehend Herzklopfen. Unweigerlich fragt man sich, wer eigentlich „der/die Böse“ oder „der/die Gute“ in der Geschichte ist, aber eine gewisse Vorahnung trübt oft nicht. Allerdings habe ich mit den Geschehnissen zum Schluss so nicht ganz gerechnet, was zum einen stark für das Buch spricht aber letztendlich ebenfalls ein kleines Manko ist. Es ging plötzlich zu Ende und musste anscheinend fertig werden. Sehr schade. Ich hätte mir das durchaus ausführlicher gewünscht, wie und warum die Beweggründe bestimmter Personen zustande gekommen sind. Außerdem hatte ich ca. in der Mitte des Buches das Gefühl, dass die Ermittlungen vor sich hingeplätschert haben und es etwas langsamer voran ging, was mir nicht so gut gefallen hat. Das Ende ist mir insgesamt zu offen – es fehlt nochmals ein zündender Abschluss. Zum Schluss noch ein letzter Kritikpunkt: Ich habe einige Rechtschreibfehler im Buch gefunden, was für mich in einer fertigen Ausgabe leider als sehr negativ zu bewerten ist (daran störe ich mich immer-sorry!).
Aber dennoch mein positives Fazit: Das Buch bleibt trotz der genannten und ausgeführten kleinen Schwächen natürlich äußerst lesenswert und unwahrscheinlich spannend. Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen und nebenher alles ausblenden Ich würde es daher mit guten 4 von 5 Sternen weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Spannender Thriller mit kleinen Schwächen

Red Hands – Tödliche Berührung
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In einer amerikanischen Kleinstadt rast am 4.Juli ein Mann mit seinem Auto in eine Parade und tötet Menschen. Was schon schlimm genug ist und einem Terrorakt gleicht, ist aber noch nicht alles. Der Fahrer ...

In einer amerikanischen Kleinstadt rast am 4.Juli ein Mann mit seinem Auto in eine Parade und tötet Menschen. Was schon schlimm genug ist und einem Terrorakt gleicht, ist aber noch nicht alles. Der Fahrer steigt aus und jeden, den er nun berührt, stirbt. Maeve Sinclair beobachtet den Attentäter und versucht ihn zu stoppen. Damit bringt sie sich selbst in höchste Gefahr und infiziert sich mit der unbekannten Bedrohung. Nun kann SIE Menschen bei bloßer Berührung töten. Als ihr dies bewusst wird, flieht sie und die große Jagd beginnt…
Der Thriller „Red Hands-Tödliche Berührung“ stammt aus der Feder von Christopher Golden, der mir persönlich als Autor noch unbekannt war, allerdings bereits ein vielfacher Autor von Fantasy-, Mystery- und Horrorromanen ist. Mit seinem Thema, der Übertragung einer tödlichen Krankheit innerhalb von Sekunden, trifft er den Nerv der Zeit – mitten in einer Pandemie. Dazu bedient er sich einer modernen und flüssigen Sprache. Auch der Schreibstil an sich ist angenehm und das Buch lässt sich daher sehr gut lesen. Bereits der Anfang ist düster und als Leser fragt man sich unweigerlich, was wohl hinter der Bedrohung steckt und wie diese Krankheit wohl überhaupt erst möglich wird. Deshalb möchte man immer weiterlesen. Auch die kurzweiligen Kapitel laden dazu ein, die Spannung möglichst hochzuhalten. Neben einer atemberaubenden Jagd auf die Protagonistin sowie auf das Virus/Bakterium selbst (ganz genau weiß man es anfangs nicht), bringt dies unterschiedlichste Akteure und Institutionen auf den Plan, woraus sich ein komplexer Handlungsstrang ergibt. Durch die Wechsel unterschiedlicher Erzählperspektiven bis hin zur Gefühlswelt der Protagonistin selbst, erfährt man daher sehr viele Details. Der Thriller setzt sich damit mit vielen aktuellen Belangen wie Bedrohung durch Biowaffen, Terrorismus, Einsamkeit und Verfolgungswahn auseinander und dieses Zusammenspiel ist äußerst gelungen.
Leider schleichen sich aber bei der Jagd nach Maeve einige Längen ins Buch, die mir nicht ganz so gut gefallen. Außerdem finde ich die Gesamtauflösung des Geschehens nicht vollständig überzeugend und leider etwas unvollständig. Ich hätte sehr gern noch weitere Details über das tödliche Bakterium erfahren, wieso und weshalb es erschaffen wurde und was geplant worden ist damit hinsichtlich Biowaffen etc. – dies bleibt dem Leser zum Schluss aber leider verwehrt. Der Schluss wirkt daher gehetzt, als ob der Autor nun endlich zum Ende kommen musste. Irgendwie war daher auch das Ende für mich relativiert, harmlos und ziemlich abrupt. Mir schien, dass die handelnden Personen eher mit sich und ihren persönlichen Problemen ein bisschen zu viel beschäftigt waren, anstatt sich um diese tödliche Bedrohung hinreichend zu kümmern. Der Ansatz einer Behandlung wurde zwar aufgezeigt, allerdings nicht vollständig zu Ende diskutiert. Das finde ich sehr schade!
Fazit: Das Buch bleibt trotz der erwähnten kleinen Schwächen natürlich trotzdem lesenswert und aktuell. Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen und mit fiebern. Ich würde es daher auf jeden Fall weiterempfehlen.

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