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jackiistz

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Humorvoller Umgang mit dem Tod

Jetzt ist Sense
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"Jetzt ist Sense" von Hans Rath lässt schon anhand des Covers darauf schließen, was sich im Inneren des Buches verbirgt. Der Sensenmann sitzt am Tresen und scheint offenbar, laut des Titels, keinen Bock ...

"Jetzt ist Sense" von Hans Rath lässt schon anhand des Covers darauf schließen, was sich im Inneren des Buches verbirgt. Der Sensenmann sitzt am Tresen und scheint offenbar, laut des Titels, keinen Bock mehr zu haben. Ob sich dieser Verdacht im Laufe des Buches bestätigen wird? Wir werden sehen...

Liv Bentele ist Psychologin und hat im Laufe ihrer Kariere schon einige, harte Fälle auf ihrer Couch sitzen gehabt. Aber als plötzlich der Tod höchst persönlich bei ihr anklopft, wird es auch der handfesten Psychologin mulmig zumute. Dieser scheint einfach nur nett mit ihr plaudern zu wollen, aber uns allen sollte ja bekannt sein, dass es nichts Gutes bedeutet, wenn der Tod bei einem an die Tür klopft. Trotzdem lässt sich die 50jährige auf diverse Gespräche mit dem Tod, der sich auch Zino nennt, ein. Denn mal ganz ehrlich: Der Typ muss doch wahnsinnig sein, wenn er glaubt, dass Liv ihm die Nummer des Sensenmannes abnimmt. Sie vermutet viel eher Wahnvorstellungen, auf jeden Fall ein krankhaftes Verhalten. Doch Zino scheint den Tod förmlich anzuziehen. Um Liv herum passieren immer wieder eigenartige Dinge und sie blickt dem Tod mehr als ein mal ins Gesicht. Ob doch etwas an Zino's Geschichte als wandelnder Tod dran ist? Als sie dann noch erfährt, dass der Gott des Todes nicht einfach nur zufällig vor ihrer Tür gelandet ist und weiteraus mehr dahintersteckt, könnte ihre Verwirrung und Angst nicht größer sein...

Wer fürchtet sich nicht davor dem Gott des Todes gegenüberzustehen? Dies ist auch eine große Angst meinerseits. Der Tod hat für mich immer etwas Beklemmendes an sich, egal, wie sehr man über ihn nachdenkt. Hans Rath spielt hier mit der Angst vor dem Tod und vor allem vor dem großem Unbekanntem. Kommen wir nach unserem Ableben in den Himmel oder existiert doch so etwas wie die Hölle? Wird vorher ausgesiebt und entschieden, welchen Weg man selbst gehen darf? Den nach oben oder doch eher den nach unten? Auch mit dem Thema, wie es zu so einem Tod kommen kann, wird hier gespielt. Zino ist eine Art vom Gott des Todes. Er begleitet die Menschen vom Leben in den Tod. Aber ist seine Art die einzige, die es gibt? Hier wird wirklich viel mit Fiktion gespielt und fast möchte man selbst daran glauben, dass das Schicksal spontan entscheidet, wer wann zu gehen hat. Zino erklärt plausibel seine Arbeit und dass er schon lange im Geschäft ist. Doch merkt man auch, wie leid er das ganze Prozedere langsam ist. Liv scheint ihm vielleicht wirklich helfen zu können. Und er im Gegenzug ihr... Ihr seht schon, das Thema an sich ist nicht nicht spannend. Leider ist es so gar nicht das, was ich normalerweise lese. Mir gefällt mir Art des Erzählens nicht so ganz. Auch die Charaktere wie Liv, Zino, Liv's Exmann und deren beste Freundin Conny, konnten mich nicht so wirklich überzeugen. Die Figuren blieben für mich eher blass und nicht besonders aussagekräftig. Zugute halten muss ich dem Buch jedoch, dass ich schnell durch die relativ kurzen Kapitel kam und es nicht zu langatmig war. Unterhalten gefühlt habe ich mich auch auf jeden Fall, auch wenn es manche Passagen für mich im Buch nicht gebraucht hätte. Da gab es oft zwischenmenschliche Dialoge, die für mein dafürhalten, nicht relevant für die Geschichte des Buches waren. Da es eigentlich eine Story war, die ich so nicht lesen würde, vergebe ich trotzdem 3 von 5 Sternen, weil das Buch mit seiner Sichtweise zum Tod trotzdem noch eine Weile in mir nachgehallt hat. Zum Denken regt es auf jeden Fall an.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Ich hatte mir mehr erhofft, schade!

Selbst in dunkelster Nacht
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"Selbst in dunkelster Nacht" - wenn die Liebe bedingungslos wird und man füreinander da ist, auch wenn es noch so aussichtslos scheint. Das möchte Ali Kassesmyar mit seinem neuem Roman ausdrücken. Aber ...

"Selbst in dunkelster Nacht" - wenn die Liebe bedingungslos wird und man füreinander da ist, auch wenn es noch so aussichtslos scheint. Das möchte Ali Kassesmyar mit seinem neuem Roman ausdrücken. Aber gelingt ihm das auch? Er beschreibt die Geschichte zwischen Liora und Kieran, die sich durch Zufall kennenlernen und plötzlich nicht mehr voneinander lassen können.



Liora liebt Blumen. Deshalb arbeitet sie in einem Blumenladen, welcher von der Mutter ihrer besten Freundin geführt wird. Die beiden verbindet nicht nur die Liebe zu Blumen, sondern auch ein großer Verlust, den man nur schwer verarbeiten kann... Kieran teilt ihre Leidenschaft zu Blumen und Blüten jeder Art. Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, dass er sich eines Tages in dem Blumenladen als Aushilfe bewirbt und durch sein Geschick mit den Pflanzen auch direkt eingestellt wird. Es kann jedoch kein Zufall sein, dass Liora und er nun im selben Haus leben, nur wenige Stockwerke voneinander getrennt. Liora ist der unnahbare Kieran gleich aufgefallen und irgendetwas zieht sie an seiner dunklen Art an. Kieran kann die Anziehungskraft zu Liora langsam auch nicht mehr leugnen, versucht aber mit aller Macht dagegen anzukämpfen. Wird ihm das gelingen? Denn nicht nur Liora musste in ihrer Vergangenheit harte Verluste einstecken. Auch Kieran kennt das Gefühl von Trauer nur zu gut und Schuldgefühle stehen bei ihm an der Tagesordnung. Die beiden können sich so eigentlich gegenseitig Halt und Kraft geben, aber schaffen sie es auch mit ihrer jeweiligen Trauer klarzukommen ohne darin zu ertrinken?



An sich finde ich den Ansatz dieser Geschichte nicht schlecht. Der Klappentext konnte mich gleich überzeugen, denn ich finde den Blumenladen als Setting auch echt sehr gut gewählt. Leider wurde im Laufe der Geschichte zu viel versucht. Zu viele Themen kamen hoch, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Immer wurde ein neues Trauma hervorgeholt und es musste eine Lösung dafür gefunden werden. Liora hat ihre Päckchen zu tragen und auch Kieran hat mehr als eine Geschichte, die ihn umtreibt. Hätte man sich hier bei beiden jeweils auf ein Thema fokussiert und diese dann miteinander verbunden, wäre die Sache für mich deutlich runder geworden. Der Kreis hätte sich geschlossen und Lioras und Kierans Beziehung hätte eine gemeinsame Basis gehabt. Aber durch den ständigen Sprung von einer in die nächste Story, war mir das persönlich einfach zu viel Drama. Die Dramen wurden für meinen Geschmack dann auch zu kurz angerissen und nicht weiter vertieft. Sehr schade! Denn wie gesagt, die einzelnen Themen an sich sind sehr spannend und eignen sich gut dazu zu einem tollen Gesamtbild zu werden. Schön fand ich jedoch den Schreibstil, der mich schnell und leicht durch das Buch geführt hat. Ich kann wirklich gut durch die einzelnen Kapitel, die auch nicht zu lang waren. Auch das Cover finde ich nach wie vor wunderschön und einfach perfekt zum Buch gewählt. Dieses erregte schon meine Aufmerksamkeit, bevor ich den Klappentext überhaupt gelesen hatte. Also das ist auch jeden Fall gut gelungen. Kieran als Bad Boy und Liora als lebensfrohes Mädchen mit Ecken und Kanten sind als Protagonisten auch perfekt gewählt. Leider kam von Kieran kaum Widerstand zu den aufkommenden Gefühlen gegenüber Liora. Normalerweise dauert es ja immer einen Moment, bis sich der Bad Boy in das Good Girl verliebt und seine Maske fallen lässt. Das ging mir bei ihm leider etwas zu schnell und wirkte auf mich so, als wäre es nicht Lioras Art, die ihn schließlich verzaubern und überzeugen konnte. Hier hätte Kieran etwas mehr mit sich hadern können, das hätte mir nichts ausgemacht. An sich ist die Story aber unterhaltsam und man muss dazu sagen, dass das Buch ein relativ offenes Ende hat. Einer Fortsetzung steht also nichts im Wege. Denn gegen Ende drehte sich die ganze Geschichte noch einmal um 180°. Wer das typische "Böser Junge verliebt sich in nettes Mädchen von nebenan"-Genre mag, wird mit dem Buch sicher warm werden. Mir persönlich war es nur einfach zu viel, was man erzählen wollte, in ein Buch gepackt.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Spannende und starke Familienbande mit kleinen Schwächen

Das Licht zwischen den Schatten
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"Das Licht zwischen den Schatten" von Michaela Beck ist ein Roman, der die Geschichte einer Familie erzählt, die trotz vieler Rückschläge und Widrigkeiten nie die Hoffnung verloren hat und am Ende dafür ...

"Das Licht zwischen den Schatten" von Michaela Beck ist ein Roman, der die Geschichte einer Familie erzählt, die trotz vieler Rückschläge und Widrigkeiten nie die Hoffnung verloren hat und am Ende dafür auch belohnt wurde.



Konrad, Brigitte, André - drei Namen, die im ersten Moment nicht viel aussagen und auch zu drei ganz unterschiedlichen Menschen gehören. Dass die drei aber enger miteinander verbunden sind, wissen sie selbst nicht. Zumindest über einen ganz langen Zeitraum nicht. Die Geschichte oder besser gesagt, die Geschichten der drei spielen in unterschiedlichen Zeiten. Trotzdem sind sie untrennbar miteinander verbunden und gehören zueinander. Konrad ist noch ein Junge, als der Vater aus dem 1. Weltkrieg nicht zurückkehrt und die Familie dank seines Heldenmutes die Chance auf ein besseres Leben bekommen. In diesem lernt er auch seine große Liebe Selma kennen. Als wenn diese Liebe nicht schwierig genug wäre (beide stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten), steht in Deutschland Jahre später wieder ein Krieg vor der Tür. Besonders für Selma und ihre Schwester Alma wird das sehr gefährlich, denn sie sind nicht nur jüdischer Abstammung, Alma hat auch seit ihrer Geburt viele Beeinträchtigungen. Konrad hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die beiden mit allem zu schützen, was er hat und sei es mit seinem eigenen Leben. Brigitte erlebt gerade die Zeit nach dem 2. Weltkrieg und kann sich nicht ganz von dieser losreisen. Sie ist noch ein junges Mädchen, als der Krieg beendet wird und deshalb versteht sie nicht, dass das, was alles passiert ist, nicht richtig war. Sie hat sogar gewisse Sympathien mit den damaligen, großen Redensführern. Als sie jedoch merkt, was im Krieg und den Konzentrationslagern wirklich alles passiert ist, beginnt auch sie sich zu wandeln und möchte sogar ins Ausland ziehen. Noch ahnt sie nicht, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen Eltern sind und ihr Bruder, in welchen sie insgeheim verschossen ist, gar nicht ihr richtiger Bruder ist... André lebt mit seinen Adoptiveltern in wohlhabenderen Verhältnissen der 80er Jahre. Er soll Spitzensportler werden, wie sein Adoptivvater auch. Talentiert ist der Junge schon und er holt auch einige Gewinne und Medaillen nach Hause. Trotzdem ist er nicht glücklich in seinem Leben bei der Adoptivfamilie und fragt sich seit seiner Kindheit, wer eigentlich seine leiblichen Eltern sind und warum diese ihn nicht mehr wollten.

Alle drei Geschichten sind miteinander verbunden, obwohl sie in unterschiedlichen Zeiten spielen. Die drei Menschen verbindet etwas Tieferes, was sie allerdings noch selbst herausfinden müssen. Jeder von ihnen wird seinen eigenen Weg gehen, der alles andere als einfach ist. Ganz im Gegenteil, es liegen sehr viele Steine auf diesen Wegen, die es zu beseitigen gibt. Am Ende wird sich dieser lange und steinige Weg aber lohnen. Oder wird einer der Dreien doch vorher schon die Hoffnung aufgeben und nicht das finden, was er oder sie schon ihr ganzes Leben lang sucht?



Die Story an sich hörte sich für mich unfassbar spannend an. Drei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit drei Menschen, die auf den ersten Blick auch absolut nichts miteinander gemein haben. Im Laufe der Zeit offenbart die Geschichte jedoch die vielen Verknüpfungen und es ist wie eine Art Puzzle, welches man zusammen mit Konrad, Brigitte und André zusammensetzt. Alle drei möchten etwas über ihre Vergangenheit erfahren und tun sich schwer dabei an Informationen darüber zu kommen. Dabei stehen ihnen die unterschiedlichsten Probleme im Weg. Sei es der 2. Weltkrieg selbst, der vieles damals erschwerte oder gar unmöglich machte oder die Tatsache, dass es einfach keine Spuren zu finden gab. Lange Zeit, über viele Jahre ziehen sich also die Geschichten der drei. Meine Meinung nach zieht es sich ZU lange... Es wird wirklich viel und auch ausführlich erzählt, was den einzelnen Protagonisten passiert ist. Das finde ich so auch gut, nur zieht sich das alles doch extrem lange und manche Informationen hätte es für mich in diesem Buch gar nicht gebraucht. Es wurde gerade zu Beginn viel ausgeschmückt und ausgeführt. Gegen Ende hin war das nicht mehr ganz so krass der Fall. Da hat man dann auch schon gemerkt, dass die Geschichte/Geschichten ihrem Ende immer näher kommen. Auch nahm die ganze Geschichte erst gegen Ende so richtig Fahrt auf und man erfuhr dann sehr viel auf einmal. Lange Zeit tappte man mit seinen eigenen Vermutungen und derer der Protagonisten im Dunkeln. Für mich insgesamt also zu langatmig. Die Geschichte an sich finde ich aber gut geschrieben. Man konnte die Gedankengänge oft (nicht immer, aber oft) der Protagonisten nachvollziehen und hat auch teilweise stark mit ihnen mitgelitten und mit gefiebert. Ob am Ende alles gut wird, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Das wäre ein zu großer Spoiler und würde die Spannung aus der Story nehmen. An sich war der Inhalt des Buches eine sehr gute Idee. Leider war mir gerade der Anfang zu langatmig und bremste mich so in meinem Lesefluss doch sehr. Ich lese normalerweise ein Buch in solchem Umfang innerhalb von 3-4 Tagen auf. Hier hat es jetzt einen halben Monat gedauert, weil ich einfach erst nicht richtig warm damit wurde. Für den Anfang finde ich es schade, das Ende ist jedoch gut gelungen und hat mich zufrieden zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Unsympathische und unnahbare Charaktere

Die Einladung
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Was dank des Titels nach einer herzlichen Geschichte klingt, entpuppt sich schnell als alles andere als das. "Die Einladung" von Emma Cline behandelt das Thema rund um die Reichen und Schönen und wie krampfhaft ...

Was dank des Titels nach einer herzlichen Geschichte klingt, entpuppt sich schnell als alles andere als das. "Die Einladung" von Emma Cline behandelt das Thema rund um die Reichen und Schönen und wie krampfhaft sich manche Menschen einen solchen Lebensstil doch auch wünschen. Das Buch behandelt kritische Themen aus diesen Bereichen und lässt tief in die Abgründe der Protagonistin blicken.



Alex ist jung, gutaussehend und hat sich einen Sommeraufenthalt in den Hamptons ergaunert. Sie findet, dass sie das alles verdient hat, nachdem sie aus der Stadt geflüchtet ist, ihrem Ex-Freund (?) entwichen konnte und aus ihrer WG geflogen ist, weil sie mit dem Mietanteil im Rückstand war. Und das nicht nur um ein oder zwei Monate. Mit Simon an ihrer Seite, wird ihr nichts mehr passieren und sie wird das beste Leben haben. Glaubt sie, zumindest solange Simon nicht auch keine Lust mehr auf sie hat uns sie kurzerhand vor die Tür setzt. Ohne Simons Geld steht Alex wieder alleine auf der Straße und weiß nicht wohin mit sich und ihren wenigen Habseligkeiten. Dass dies allerdings Simons Art ist und er sich nie lange an ein Mädchen bindet, will Alex nicht sehen. Sie glaubt ganz im Gegenteil an eine Versöhnung. In ein paar Tagen wird Simon sich wieder beruhigt haben und sie fest in seine Arme schließen. Auf dieses Ziel arbeitet Alex nun hin und dabei ist ihr jedes Mittel recht. Sie stielt, die betrügt, sie lügt und sie handelt anderen Menschen unnötige Probleme ein oder bringt diese sogar in Gefahr. Alles nur, um wieder bei Simon sein zu können. Wieder in seinem Haus zu wohnen, in seinem Pool zu schwimmen und sich von ihm ein Luxusleben vom Feinsten finanzieren zu lassen. Dabei redet sie sich auch ständig ein, dass es zwischen ihm und ihr Liebe ist. Die wahrhaftige Liebe. Aber ist es wirklich Liebe, wenn ein Mensch nur gibt und gibt und der andere nur nimmt?



Vorab, ich finde den Titel hier ganz falsch gewählt. Er lässt vermuten, dass jemand gerne gesehen wird und explizit eingeladen wurde. Das ist hier jedoch ganz und gar nicht der Fall. Alex wird hier von Simon nur so lange geduldet, wie sie sich benimmt und ihm mit sexuellen Gefälligkeiten zur Seite steht. Ein Fehltritt und sie ist raus. So schnell ist dann auch Alex Traum von einem sorglosen Leben an Simons Seite geplatzt. Dass sie nicht akzeptieren kann oder will, dass es nun vorbei ist und Simon sicher schon das nächste, junge Mädchen am Start hat, lässt Alex doch sehr naiv erscheinen. Sie redet sich das förmlich ein, dass Simon nur auf sie gewartet hat und sie sich bald wieder sehen werden und alles so ist, wie es vorher war. Dass sie für ihren Plan "über Leichen" geht, hat mich so manches Mal wirklich nach Luft schnappen lassen. Sie geht dreist und skrupellos vor. Nicht nur das macht sie für mich sehr unsympathisch. Auch die Tatsache, dass sie selbst nicht viel leisten möchte, um einen hohen Lebensstandard zu haben. Sie ist faul, hat nichts gelernt und glaubt damit gut durchs Leben zu kommen. Hier liegt bei mir auch allerdings ein wichtiger Knackpunkt. Warum ist Alex so? Was hat sie in der Vergangenheit erlebt, dass sie die Person geworden ist, die sie heute nun mal ist? Man erfährt rein gar nichts über ihre Gefühle in der Vergangenheit. Auch über ihre Familie wird nichts berichtet. Man erfährt lediglich, was sie in der Stadt gemacht hat, um sich über Wasser zu halten. Aber auch nicht, wie es dazu kam. Neben Alex tauchen noch weitere Personen auf, die mir aber alle nicht sympathischer werden. Das Auftauchen mancher Personen ergibt für mich auch absolut keinen Sinn und man hätte sie gut und gerne weglassen können. Hier kommt nun ein Spoiler, was das Ende angeht. Denn dieses hat mich auch total unbefriedigt zurückgelassen und enttäuscht. Es gibt ein offenes Ende. Die Story hört quasi mitten in der Begegnung auf und man erfährt nicht, wie alles nun ausgeht. Man kann sich denken, was passieren könnte, das ist klar. Aber mir hätte diese Aufklärung in schriftlicher Form am Ende des Buches doch geholfen mit der Geschichte abzuschließen. Mir gefällt der Grundgedanke, den das Buch hat. Dort, wo die Reichen und Schönen leben, gibt es nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Das merkt man einige Male auch an den Personen, die wirklich reich sind. Sie tragen alle ihre eigenen Päckchen. Und wenn sich dann auch noch jemand von "außen" in diese Welt hineinschleicht, wird's interessant. Es hätte eine gute und spannende Geschichte werden können, ist es aber für mich nicht. Vom Schreibstil her fand ich das Buch allerdings gut und kam auch schnell durch die relativ kurzen Kapitel.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Durchwachsener Start

The Darkest Gold – Die Gefangene
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“The Darkest Gold – Die Gefangene” - Ein Titel, der mich gleich, als ich ihn das erste Mal auf dem schönen Cover dieses Buches gesehen habe, neugierig gemacht hat. Der Roman von Raven Kennedy wurde endlich ...

“The Darkest Gold – Die Gefangene” - Ein Titel, der mich gleich, als ich ihn das erste Mal auf dem schönen Cover dieses Buches gesehen habe, neugierig gemacht hat. Der Roman von Raven Kennedy wurde endlich ins Deutsche übersetzt und wohl lang ersehnt. Das Cover ist total nach meinem Geschmack und ich habe wirklich viel erwartet. Eins kann ich euch schon mal sagen: Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt und ich erzähle euch gleich wieso.



Auren ist bildschön. Das liegt nicht nur an ihrer eigentlichen Schönheit, sondern auch an der Tatsache, dass sie zu Gold geküsst wurde. Ihr Körper besteht tatsächlich aus purem Gold, denn ihr König Midas, der sich Auren als “Sattel” hält, hat sie zu seinem ganz besonderen Schatz gemacht. Etwas, womit er in all den anderen Königreichen angeben und protzen kann. Nebenbei dient Auren ihm auch ab und an zu seinem Vergnügen, wie einige andere “Sättel” auch. Vielleicht mag das, was Auren passiert ist, für manche wie ein Traum klingen. Sie darf in einer vergoldeten Burg leben, ist vom Gold geküsst und noch dazu die Favoritin des Königs. Für mich persönlich klingt das zwar nicht nach einem schönen Traum, aber Aurens Leben ist wesentlich besser als das, vieler anderer Untertanen und auch viel besser als ihr vorheriges Leben auf der Straße. Von dieser hat König Midas sie nämlich gerettet und sie mit auf die Burg Hohenläuten genommen. Seitdem lebt Auren dort wortwörtlich in einem goldenen Käfig, den sie die meiste Zeit ihres Lebens nicht verlassen kann. Als es dann eines Tages doch so weit kommt und sie ihren goldenen Käfig verlassen darf, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als wieder in diesen zurückkehren zu können...



Lasst es mich einmal vorsichtig formulieren... Die Geschichte ist nicht ganz das, was ich mir vom König-Midas-Mythos erhofft hatte. Zu Beginn war ich noch voller Hoffnung, dass ich hier eine spannende und mystische Geschichte vor mir habe. Leider ist diese Hoffnung schnell abgekühlt. Lesen ließ sich der Roman jedoch sehr gut und schnell. Auch wenn ich den Schreibstil etwas distanziert fand, sind die Seiten nur so dahingeflogen. Geschrieben wurden fast alle Kapitel aus Aurens Sicht. Man konnte in ihre Gefühlswelt eintauchen und hat ihre Gedanken mitbekommen. Auren selbst wurde mir leider nicht ganz so sympathisch. Sie ist noch mit am sympathischsten, das zeigt sich, meiner Meinung nach, aber auch erst im hinteren Drittel des Buches so richtig. Die anderen “Sättel” des Königs, und ja, ich setzte “Sättel” bewusst in Anführungszeichen, weil mir der Begriff einfach zuwider ist, sind durchweg hochnäsig, eingebildet und voller Neid auf Auren und ihre Favoriten-Rolle beim König. Das lassen sie sie auch deutlich spüren. An negativen Emotionen mangelte es dem Buch in keinem Fall. Auch König Midas konnte ich nicht so recht einschätzen. Alleine die Tatsache, dass er sich mehrere Frauen und auch Männer für sein Vergnügen hält, ist für mich eine Red Flag. Er schien in der Vergangenheit aber wesentlich angenehmer gewesen zu sein, denn sonst würde wohl auch Auren nicht so große Stücke auf ihn halten. Irgendwie habe ich mir auch im ganzen Buch über mehr Tiefe gewünscht. Mehr Geschichte, mehr von König Midas, der am Ende zwar noch ein kurzes Kapitel bekommen hat (und das fand ich wirklich gut!) und mehr zur Vergangenheit von Auren. Möglicherweise wird das alles aber noch kommen, denn der zweite Band ist bereits verfügbar und liegt bei mir zu Hause auch schon bereit. In der Hoffnung, dass man hier mehr Tiefe und Gefühl vermittelt bekommt, mache ich mich auch gleich an den nächsten Teil. Für mich war “Die Gefangene” ein eher durchwachsener Start in die Reihe. Mal sehen, was noch so kommt.

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