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Veröffentlicht am 28.02.2020

Mein Schundbuch des Jahres!

Der Schundfilm meines Lebens
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Und ich? Ich mache mit bei dem Blödsinn, und meine einzige Entschuldigung lautet, dass ich nicht mehr jung bin, das Geld aber trotzdem brauche.
Seite 92

Eine kleine Erbschaft hat es Hanna möglich gemacht, ...

Und ich? Ich mache mit bei dem Blödsinn, und meine einzige Entschuldigung lautet, dass ich nicht mehr jung bin, das Geld aber trotzdem brauche.
Seite 92

Eine kleine Erbschaft hat es Hanna möglich gemacht, sich als Drehbuchautorin zu versuchen. Doch ihre ernsten Geschichten werden abgelehnt. Da rät ihr Creative Producer Hansen, es mit einer seichten, vorhersehbaren Liebesgeschichte zu versuchen. Ein Schundfilm?!
Um ihre Finanzen aufzupeppen, legt Hanna los und erfindet Sibille, die klassische Protagonistin einer Liebesschnulze. Doch während sie schreibt, muss Hanna immer mehr Parallelen zwischen Sibilles und ihrem Leben erkennen…
„Der Schundfilm meines Lebens“ – ein Buch ganz nach meinem „schlechten“ Geschmack ;)
Emmi Ruprecht bedient all die gängigen Klischees vorzüglich, über die sich Hanna so lustig macht. Sei es der ach so lang arbeitende Ehemann, die doch nicht so gute Freundin, sie serviert uns alle aus dem Genre bekannten Stereotypen – aber durch Hannas Geschichte über Sibille sind diese neu durchgemischt, etwas durch den Kakao gezogen und dennoch herrlich unterhaltsam und liebenswert!
So sie sich Hanna beim Schreiben ihrer Schmonzette an den Kopf greift, so schmunzelt man selbst darüber, dass man den Verlauf der Geschichte eigentlich von Anfang an weiß – und genießt dennoch jede Seite! Ihr Gegenspieler: Creative Producer Hansen, der sie immer weiter antreibt und ihr Impulse gibt, um die Geschichte noch schnulziger zu machen.
Und obendrein garniert Emmi Ruprecht ihre locker-leichte Geschichte doch mit einem überraschenden Sahnhäubchen, so dass ich jede Seite genossen habe!
Unbedingt lesen!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2020

Ein berührender Roadtrip durch Frankreich mit zwei lebensechten Protagonisten

Fünf Tage mit Dir
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„Eine zufällige Begegnung am Bahnhof. Eine oberflächliche Unterhaltung, die plötzlich dazu geführt hatte, dass zwei wildfremde Menschen gemeinsam durch ein ganzes Land reisen würden.“

Seite 103



Milla ...

„Eine zufällige Begegnung am Bahnhof. Eine oberflächliche Unterhaltung, die plötzlich dazu geführt hatte, dass zwei wildfremde Menschen gemeinsam durch ein ganzes Land reisen würden.“

Seite 103



Milla hat nur ein Ziel vor Augen – einen Job in einer französischen Werbeagentur. Der Weg dorthin ist genau geplant… Bis alle Züge Verspätung haben, Flieger ohne sie starten und es so aussieht, als wäre ihre einzige Chance Jaro. Ein Mann, den sie zufällig in einem Café getroffen hat und von dem sie nichts weiß. Außer, dass er dieselbe Strecke fährt…



Milla ist ein Kontrollfreak, will alles selbst erledigen und hat alles vorausschauend geplant – nur hat sie nicht damit gerechnet, dass das Schicksal andere Pläne hat. Es sieht so auss, als hätte sich wirklich alles gegen sie verschworen. Nur schwer springt sie über ihren Schatten und nimmt das Angebot des Fremden an, sie mitzunehemen. Man spürt richtig, wie schwer es ihr fällt.

Und wie manchmal, wenn alles schiefläuft, entsteht daraus etwas Wunderbares. Während die Seiten und die zurückzulegenden Kilometer nur so dahinfliegen, wird Milla immer lockerer, öffnet sich und lernt, ein Stück weit loszulassen.

Jaro bleibt über weite Teile der geheimnisvolle Fremde, antwortet oft nur vage. Doch er wirkt sehr reif für sein Alter, er scheint schon viel erlebt zu haben und den Gesprächen mit ihm bin ich gerne gefolgt! Die beiden scheinen sich gut zu ergänzen und immer besser zu verstehen…

Und so konträr die Protagonisten auch sind, ich konnte durchgehend Milla und Jaro gleich gut verstehen, ihre Beweggründe, ihre Handlungen. So war das Lesen ein Vergnügen! Und wie es sich für eine Frankreichreise gehört, werden wir auch mit landestypischem Essen verwöhnt!

Fazit: Ein berührender Roadtrip durch Frankreich mit zwei lebensechten Protagonisten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2019

Tausend Mal berührt...

Never Too Close
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...tausend Mal ist nichts passiert. Tausendundeine Nacht...

Seit einem Jahr sind sie die besten Freunde – Loan und Violette. Am Silvesterabend waren sie in einem steckengebliebenen Fahrstuhl eingeschlossen, ...

...tausend Mal ist nichts passiert. Tausendundeine Nacht...

Seit einem Jahr sind sie die besten Freunde – Loan und Violette. Am Silvesterabend waren sie in einem steckengebliebenen Fahrstuhl eingeschlossen, und diese Begegnung hat sie zusammen geschweißt. Nach kurzer Zeit ziehen sie in eine WG zusammen, teilen sich Bad, Küche, manchmal die Zahnbürste und rein platonisch auch das Bett.
Doch unterschwellig spürt man schon das Kribbeln zwischen den beiden, da besteht eine tiefe Verbundenheit und als Violette ihre Jungfräulichkeit „loswerden“ will, bittet sie Loan um diesen Gefallen…
„Never too close“ ist der Debütroman einer erst 22jährigen Jungautorin, und sie hat da eine beachtliche Leistung vorgelegt! Selbst ein großer Fan von Christian Grey und E. L. James hat sie sich an dieses Buch herangewagt, das mit einigen prickelnden Szenen aufwarten kann. Für mich lebt es aber vor allem dadurch, dass man die Anziehung zwischen den beiden Protagonisten in jeder Zeile spürt.
Violette ist eine flippige Studentin, deren großer Traum es ist, für eine große Kette Unterwäsche zu designen. Sie ist chaotisch, löffelt Nutellagläser leer und verbreitet rund um sich Chaos. Ganz im Gegensatz ist der Feuerwehrmann Loan ruhig, spricht immer mit ruhiger Stimme, sieht den Menschen um ihn herum kaum in die Augen und verrät selten etwas aus seiner Vergangenheit. Erst ahnen die beiden gar nicht, dass sie mit ihrer Familiengeschichte mehr verbindet, als sie für möglich gehalten hätten. Beide haben unter ihrer Mutter gelitten, jeder auf seine eigene Weise. Seither hat Violette Panikattacken und Loan sich in sich zurückgezogen.
Es war bewegend zu lesen, wie die beiden sich aneinander reiben und aneinander wachsen. Man spürte in ihren Worten, in ihrem Umgang miteinander eine so große Verbundenheit und Freundschaft, die durch den „Gefallen“ auf eine große Probe gestellt wird. Aber auch in anderen Bereichen fordern und fördern sie einander, unterstützen sich, wie man es sich von einem Freund nur wünschen kann. Gerade diese Passagen habe ich sehr genossen.
Die Geschichte selbst ist klassisch und vorhersehbar, teils mit den „üblichen“ Verwicklungen – aber es muss nicht immer das Rad neu erfunden werden, um gut zu unterhalten. Morgan Moncomble erzählt den doch recht klassischen Plot auf so gefühlvolle, realitätsnahe Weise mit frischen Elementen gekoppelt. Man spürt auch die französische Lebensart, generell eine Körperlichkeit, die wir eher distanzierten Deutschen/Österreicher nicht so leben. Auch Violettes typisch französischer Schmollmund und ihre Launenhaftigkeit spalten wohl die Meinungen. Denn manchmal wirkt sie dadurch auch unreif, für mich aber eine Eigenheit, die interessant war. Ich musste auch über manche Redewendung schmunzeln und tauchte ein wenig in die Unbekümmertheit des Studentenlebens und die Verzauberung der ersten großen Liebe ein!
Ich gebe zu, im letzten Drittel hatte ich mit dem Verlauf der Geschichte etwas zu kämpfen, konnte ich manche Handlungen einfach nicht verstehen bzw. hätte ich sie und das damit verbundene Drama gar nicht mehr gebraucht. Doch diese kleinen Momente konnten mein Lesevergnügen nicht trüben!
Ich bin nicht die klassische New Adult Leserin, aber Morgane Moncomble hat mich mit ihrer Geschichte und vor allem den Gefühlen, die sie beschreibt und auch bei mir ausgelöst hat, sehr mitgenommen und gut unterhalten!

Veröffentlicht am 28.11.2019

Humorvolle Liebesgeschichte mit Aufräumtipps und Krimifaktor

Der ist für die Tonne
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„Kommt der Mann abends heim, zieht er eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Die Schuhe, die Aktentasche, die Jacke, alles lassen sie einfach zu Boden fallen…“
Seite 24

Und um genau so einem Chaos ...

„Kommt der Mann abends heim, zieht er eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Die Schuhe, die Aktentasche, die Jacke, alles lassen sie einfach zu Boden fallen…“
Seite 24

Und um genau so einem Chaos entgegenzuwirken, beauftragt Tess ihre beste Freundin Hannah damit, bei ihrem neuen Freund Pascal auszumisten. Denn Hannah ist Spezialistin im „Clearing“ und spürt gnadenlos sinnlosen Doppelbesitz, ausgeleierte Shirts und nicht mehr Benutztes auf. Widerwillig nimmt sie den Job an und besucht den Weinhändler Pascal in seiner zugemüllten Villa. Sie rechnet nicht damit, dass sie dort neben Spongebob-Shirts und Playmobilfiguren auch noch eine Leiche findet! Und sich in all dem darauf folgenden Chaos der Ermittlungen viel zu gut mit Pascal versteht…
Und womit ICH nicht gerechnet habe: Das mich das Buch nebenbei dazu veranlasst hat. auch ein wenig auszumisten, zu entsorgen und umzuschlichten ;) Stellenweise kam ich nicht mehr zum Lesen, weil ich doch noch schnell die eine Lade in Ordnung… Ein sehr positiver Nebeneffekt!
Aber der Reihe nach! Hannah Abirami Shiva Madhu Amnanpreet Usha ist die Tochter von Marie-Luise Bodmer, ihres Zeichens Hippie, die nach einem Unfall im Rollstuhl gelandet ist. Liebevoll kümmert Hannah sich um ihre spirituelle Mutter, managt ihren Second-Hand-Laden und entrümpelt Haushalte – nur für einen Mann ist keine Zeit in ihrem Leben. Unterstützt wird sie von ihren sehr unterschiedlichen Freundinnen, der extrovertierten Tess und der Supermami mit Nudelkette Josie. Als Tess sie engagiert, um ihren Neuen Pascal nicht nur haushaltstechnisch auf Vordermann zu bringen, ist sie nur mäßig begeistert. Erst Mal hat sie noch nie bei einem Mann entrümpelt – und außerdem verlangt Tess von ihr, nicht nur seinen Haushalt sondern auch gleich seinen Freundeskreis zu entrümpeln.
Nach einem frostigen Kennenlernen schweißen die Verkostung von Weinen und die Komplikationen nach dem Leichenfund die beiden unerwartet zusammen. Doch nicht nur die, sondern auch Hannahs Exmann Dennis sorgen für ordentlich Verwirrung!
Ein besonderes Highlight neben Marie-Luise ist für mich Pascals schrulliger Onkel Alfred, der ebenfalls für tolle Sprüche gut ist:
„Was geht in diesem Haus vor? Und welchen Wein trinken wir dazu?“ – Seite 161
Ellen Berg hat so einen lockeren Schreibstil, mit wirklich neuen, frechen Sprüchen aufgepeppt!
Fazit: Eine wunderbare Mischung aus humorvoller Liebesgeschichte mit Aufräumtipps und Krimifaktor! Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 18.11.2019

Ein Buch, bei dem ich jetzt schon auf die Verfilmung warte und das ich nächstes Jahr um die Weihnachtszeit sicher wieder lesen werde!

Das Weihnachtswunder von Hope Street
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„Du löst Tag für Tag die Probleme dieser Stadt, aber mit deinen eigenen scheinst du nicht fertigzuwerden. Was ist los?“ – Seite 69
Ja, was ist los mit Ruth Ryans, der Kummerkastentante aus Zeitung und ...

„Du löst Tag für Tag die Probleme dieser Stadt, aber mit deinen eigenen scheinst du nicht fertigzuwerden. Was ist los?“ – Seite 69
Ja, was ist los mit Ruth Ryans, der Kummerkastentante aus Zeitung und Radio? Sie, die immer eine Lösung, ein passendes Wort hat, vergräbt sich kurz vor Weihnachten immer mehr. In ihrer Trauer um ihren geliebten Vater, der vor einem Jahr gestorben ist – und in dem großen alten Familienhaus, das ihr seither so leer vorkommt. Da erinnert sie eine zufällige Begegnung daran, dass es oft die kleinen Gesten sind, die Großes bewirken und in ihr reift eine Idee: Aus all ihren Zuschriften sucht sie 6 Personen, die sie am ersten Weihnachtstag zu sich nach Hause zum Weihnachtsessen einlädt. Menschen, die wie sie Angst davor haben, das Familienfest alleine zu verbringen. Und sie ahnt nicht, welch große Folgen diese kleine Idee haben wird, für ihre Gäste aber auch für sie selbst!
Emma Heatherington hat mit „Das Weihnachtswunder von Hope Street“ einen Weihnachtsroman geschrieben, der seinesgleichen sucht. Man spürt beim Lesen Ruths Trauer so intensiv, das man selbst ganz melancholisch wird. Durch die Begegnung mit dem Kellner Michael muss Ruth sich ein paar unangenehme Wahrheiten anhören und langsam findet sie selbst wieder einen Weg zurück aus ihrer Trauer und lernt wieder zu schätzen, was sie alles im Leben hat. Dankbarkeit - eine Lektion, die wohl den meisten Menschen der westlichen Welt in Erinnerung gerufen werden soll.
Es hat mich sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht. Und es war wunderschön anzusehen und mitzufühlen, wie Ruth wieder Hoffnung schöpft. Man überlegt, welchen Stein man selbst ins Wasser werfen könnte, um zu sehen, wie große Kreise er zieht.
Bei den Vorbereitungen für das Festessen läuft einem einerseits selbst das Wasser im Mund zusammen, auf der anderen Seite bekommt man Lust, auch schon mal ein wenig weihnachtlich zu dekorieren.
Und am Ende bleibt das Gefühl, etwas wirklich Großartiges miterleben zu dürfen, ein Weihnachtswunder fernab von großen Paraden sondern mit viel Fingerspitzengefühl! Denn
„Zu lieben und von einer Gemeinschaft aus Freunden und Familie geliebt zu werden ist das beste Gefühl auf der Welt.“ – Seite 349
Und natürlich, etwas Kitsch und Optimismus muss bei so einem Roman mitschwingen – aber trotzdem bleibt die Geschichte realistisch und die Personen greifbar. Für viele ist die Zeit vor Weihnachten emotional besetzt und stimmt manch einen traurig – all jene kann dieses Buch daran erinnern, dass jeder sein Glück selbst in der Hand hat!
Fazit: Ein Buch, bei dem ich jetzt schon auf die Verfilmung warte und das ich nächstes Jahr um die Weihnachtszeit sicher wieder lesen werde!