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Veröffentlicht am 26.12.2022

Unterhaltsamer Lokalkrimi mit einem wirklich gelungenen Plot

Mordsradau in Bad Vöslau
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„Dürfen Sie das eigentlich? Als Privatpersonen Polizeiprotokolle lesen und mich befragen?“

Seite 78



Tja, dürfen die Pokornys das? Sie wurden beim sonntäglichen Tatort vom Leiter des Triestingtaler ...

„Dürfen Sie das eigentlich? Als Privatpersonen Polizeiprotokolle lesen und mich befragen?“

Seite 78



Tja, dürfen die Pokornys das? Sie wurden beim sonntäglichen Tatort vom Leiter des Triestingtaler Immobilienverbandes, Herrn Mochacek, gestört. Zwei Mitglieder seines Verbandes sind binnen kurzer Zeit ums Leben gekommen und er bittet die Pokornys, sich das etwas genauer anzusehen.

Und die Polizeiprotokolle? Alte Freundschaften müssen gepflegt werden, und Gruppeninspektor Sprengnagel lässt sie immer mal wieder in interne Dokumente blicken. Sehr zum Leidwesen von Chefinspektorin Wehli, die die Einmischung der beiden Privatpersonen nicht gutheißt – obwohl diese mit ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Instinkt Dinge ans Licht bringen, die ihr verborgen bleiben.

Wenn sie mich fragen, die beiden, also Toni und Willi Pokorny samt Beagelin Maxime dürfen das alles! Denn ihnen bei ihren Privatermittlungen in und rund um Bad Vöslau zuzusehen ist ein wahrer Genuss für mich als Leserin! Ich kenne die Gegend etwas und ich habe daher dieses Buch auf mehreren Ebenen sehr genossen! Es hat wirklich Spaß gemacht, mit den Pokornys einen Fahrer der Badner Bahn zu befragen, den Leobersdorfer Adventmarkt zu sehen und sie auf ihren kulinarischen Ausflügen in die Lokale der Gegend zu begleiten – Hunger garantiert!

Aber auch für Ortsfremde bietet „Mordsradau in Bad Vöslau“ spannende, unterhaltsame und durchdachte Unterhaltung!

Norbert Ruhrhofer hat mit den Pokornys ein liebenswertes Ehepaar geschaffen, die – gerade weil sie genügend Ecken und Kanten haben – rund und glaubwürdig wirken. Gekonnt vermischt er reale Schauplätze und kulinarische Genüsse mit seiner fiktiven Geschichte um einen Immobilienverband, der gerne auch mal mit etwas unlauteren Methoden arbeitet.

So wird bald, nachdem sie mit ihren Nachforschungen begonnen haben, ein weiteres Mitglied des Verbandes tot aufgefunden, dieses Mal eindeutig ermordet. Doch wer hat es auf die Makler:innen abgesehen? Unzufriedene Kunden gibt es einige und einer sticht besonders heraus.

Das Buch ist in der Gegenwart geschrieben, erst etwas ungewöhnlich aber gut und eindringlich zu lesen. Der Plot ist interessant und bis zu Letzt überraschend, eine spannende Geschichte, die nach einem packenden Show-Down glaubwürdig aufgelöst wird.

Auch die Nebenhandlungen, die Querelen mit der Wehli, die unglaubliche Informantin Frau Katzinger und der Bio-Berti, sie alle machen diese Geschichte zu einem Lesevergnügen und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung!

Fazit: Unterhaltsamer Lokalkrimi mit einem wirklich gelungenen Plot!



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Veröffentlicht am 02.12.2022

Eine traurige, schöne, emotionale und sehr bewegende Liebes- und Lebensgeschichte!

Alle Farben meines Lebens
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„Synästhesie“ sagt Pho aufgeregt. Sie haben mich in Hughs Zimmer gerufen, denn Pho ist einem Buch auf etwas gestoßen. (…) „Studien in Spanien haben ergeben, dass zumindest manche Menschen, die eine sogenannte ...

„Synästhesie“ sagt Pho aufgeregt. Sie haben mich in Hughs Zimmer gerufen, denn Pho ist einem Buch auf etwas gestoßen. (…) „Studien in Spanien haben ergeben, dass zumindest manche Menschen, die eine sogenannte „Aura“ sehen, ein als „Synästhesie“ bekanntes neuro-psychologisches Phänomen aufweisen.“
Zum ersten Mal, seit sie mit 8 Jahren Farben gesehen hat, hat Alice einen Namen für das, was ihr das Leben so schwer macht. Wenn sie auf Menschen trifft, erkennt sie deren Gemütszustand anhand von Farben. Ungefiltert treffen diese Emotionen auf sie und als sie beginnt, sich mit Sonnenbrille und Handschuhen dagegen zu schützen, macht ihr das auf der einen Seite das Leben leichter. Auf der anderen wirkt sie damit noch seltsamer als zuvor.
Sie hat es nicht leicht, ihre Mutter ist psychisch schwer erkrankt, ihr Vater hat Alice und ihre zwei Brüder Hugh und Olli alleine mit ihr gelassen. Während Hugh hart um Geld und Schulbildung ringt, um sich mit Wissen aus dieser Lebenssituation zu befreien, nimmt Olli die negativen Gefühle seiner Mutter in sich auf. Und Alice versucht, trotz ihrer Besonderheit ihren Weg im Leben zu finden…
Wieder Mal hat es Cecilia Ahern geschafft, eine Liebesgeschichte mit einem besonderen Phänomen zu koppeln. Alices Geschichte ist schwer, traurig. Allein ihre Lebensumstände sind schon dramatisch genug, doch ihre Gabe ist für sie ein Fluch und sie versucht, dagegen anzukämpfen. Und so ist ihr Leben ein Auf und Ab, in dem Versuch, normal zu sein und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und sich auf der anderen Seite zu schützen.
Mich hat Alice Geschichte schwer berührt, vor allem, wenn sie schlechte Emotionen, teils gefährliche wahrnahm. Im Laufe ihres Lebens begegnen ihr viele Menschen, manche bringen sie weiter. So wie ihre Nachbarin Lilli, die ihr hilft, besser in der Gesellschaft anderer Menschen zurecht zu kommen. Dies waren die erhebenden Momente, die mich lächeln ließen und eine Gänsehaut bereiteten.
Auf den ersten Blick betrachtet ist „Alle Farben meines Lebens“ eine tieftraurige Geschichte, denn Alice hat es schwer und kämpft dennoch immer weiter. Doch wer zwischen den Zeilen liest, erkennt mit welch unbändiger Kraft sie immer wieder aufsteht, weitermacht, Menschen berührt und ihnen hilft. Sie warnt, wenn negative Energien auf sie zukommen. Und letzten Endes findet Alice ihren Platz in der Welt, und bei den letzten Minuten habe ich nur noch weinen können.
Dieses Buch macht Mut! Mut, seine vermeintlichen Schwächen in Stärken umzuwandeln, wieder aufzustehen, auch wenn man zu Boden getreten wird und auf sein Bauchgefühl zu hören!
Fazit: Eine traurige, schöne, emotionale und sehr bewegende Liebes- und Lebensgeschichte!


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Veröffentlicht am 25.11.2022

Ein spannender und überraschender Friesenkrimi, gelungene Fortsetzung!

Der falsche Friese
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„Die Kuschelrunde mit O‘Malley beruhigte mich (…). Bestimmt würde es auf der Welt friedlicher zugehen, wenn sich einfach jeder eine Katze zulegen würde.“



Und ein wenig friedlicher könnten wir sie alle ...

„Die Kuschelrunde mit O‘Malley beruhigte mich (…). Bestimmt würde es auf der Welt friedlicher zugehen, wenn sich einfach jeder eine Katze zulegen würde.“



Und ein wenig friedlicher könnten wir sie alle brauchen. Vor allem Elli Vogel! Erst vor Kurzem hat sie einen Mord aufgeklärt und ist nur selbst knapp dem Tod entronnen. Die Aufregung darüber hat sich etwas gelegt und auch die Verkaufszahlen für das Buch der Jungautorin fallen. Also hält sie sich wieder mit Jobs über Wasser. Da kommt das Angebot des Ostfriesland-Reporters, eine Artikelreihe zu schreiben, gerade Recht. Dadurch lernt sie Violetta Kalski kennen, eine berühmte Künstlerin, deren Sohn Andreas vor vielen Jahren spurlos verschwand. Neugierig geworden, hakt Elli gewohnt hartnäckig nach und stößt dabei auf interessante Verbindungen.

Und nebenbei hält sie auch die Hochzeit ihrer Eltern auf Trab, denn seit der Verlobung passierten einige Beinahe-Unfälle. Will jemand die Trauung verhindern?



Nach „Kluntjemord“ ist das der zweite Roman, bei dem wir Elli Vogel begleiten dürfen. Sie ist eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack! Frech, unkonventionell, ein wenig verpeilt aber ausdauernd, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Der Fall des verschwundenen Sohnes berührt sie und gemeinsam mit ihren liebenswerten Freundinnen recherchiert sie auf eigene Faust.

Diese Geschichte kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden, aber wer ihn kennt, wird auf alte Bekannte treffen. Wie den Polizisten Phil, der Elli sehr nahe steht und versucht, sie zu unterstützen und zu beschützen. Und natürlich O’Malley, der rotgetigerte Kater ihres verstorbenen Freundes Karl!

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut! Und die Geschichte selbst hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen! Spannend und etwas verwoben, mit einer merkwürdigen Wahrsagerin und einigen Geheimnissen, hat sie mich bis zur letzten Seite gut unterhalten und immer wieder auf die falsche Fährte geführt!



Fazit: Ein spannender und überraschender Friesenkrimi, gelungene Fortsetzung!



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Veröffentlicht am 09.11.2022

Ein entzückender Liebes-Weihnachtsroman in einer Stadt, die Leser nur lieben können!

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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„Vicky blieb kurz stehen und lauschte der sehnsuchtsvollen Melodie, die er seinem Instrument entlockte, bevor sie ihm ein paar Münzen in den mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Kasten warf. Eine Karte lag ...

„Vicky blieb kurz stehen und lauschte der sehnsuchtsvollen Melodie, die er seinem Instrument entlockte, bevor sie ihm ein paar Münzen in den mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Kasten warf. Eine Karte lag darin. „Es gibt nur einen richtigen Weg – den eigenen!“ stand darauf.“
Und den weiß Viktoria Lambach ganz genau. Sie ist eine der besten Mitarbeiterinnen im Auktionshaus ihres Vaters und sie will unbedingt die neue Filiale in Berlin leiten. Völlig unverhofft ergibt sich eine Chance, die es zu nutzen gilt. Der Brief des kleinen Finlay gelangt zu ihr, den er eigentlich mit einem Ballon seiner toten Mutter schicken wollte. Dabei ein Foto, auf dem er „Alice im Wunderland“ hält – eine Erstausgabe!
Wenn sie dieses Buch besorgen kann, ist ihr die Beförderung sicher! Also reist Viktoria von München nach Schottland, um den Vater des Jungen zum Verkauf zu überreden.
Aber gleich nach der Landung geht alles schief. Eine Autopanne zwingt sie, über Nacht zu bleiben und unversehens arbeitet sie als Aushilfe im „The reading fox“, dem Buchladen, der Finleys Vater Graham gehört. Erst amüsiert sie sich über das kleine Örtchen Swinton-on-sea mit all seinen skurrilen Bewohnern. Doch rascher als geglaubt wachsen sie ihr ans Herz und ebenso wie der kleine Finlay wird ihr auch Graham immer näher. Wie soll sie ihm sagen, wer sie wirklich ist und dass sie nur hier ist, um ihm das Buch zu entlocken?
Katharina Herzog hat einen Traum für jeden Bücherwurm erschaffen: Einen Ort, in dem sich alles nur um Bücher dreht, voller realer, schräger Personen und vor allem voller Leben.
Doch der Reihe nach: Viktorias Leben in München ist traurig, schnell wird beim Zuhören klar, dass sie noch gar nicht spürt, wie unglücklich sie die Jagd nach einem guten Deal, nach der Beförderung macht. Als sie unversehens in Swinton strandet, lernen wir die wahre Vicky kennen, und die mochte ich richtig gerne! Sie hat das Herz am rechten Fleck, gute Ideen, ist bereit, Neues zu probieren. Und auch die Menschen um sie herum machen dieses Örtchen und das Buch zu etwas Besonderem. Sie alle haben ihre eigenen Geschichten, oft traurig und dramatisch. Aber wie Nannette sagt: „Das Leben geht weiter, bedeutet nicht, dass man den geliebten Menschen nicht mehr vermisst, sondern dass man sich irgendwann für die Freude anstatt für den Schmerz entscheidet.“
Doch nicht nur sie hat Weisheiten, auch einige Zitate aus Alice im Wunderland ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, ohne zu viel zu werden.
Mit jedem Tag lernt auch Vicky wieder Freude, auch wenn ihre Lüge wie ein Schatten über ihr hängt und ihr Vater immer mehr drängt, endlich mit dem Buch nach München zurückzukehren. Doch sie beginnt mehr und mehr, sich in Swinton heimisch zu fühlen.
Der Titel sowie die Geschichte mit all ihren Haupt- und Nebenpersonen versprechen den Start einer Reihe und ich hoffe, dass ich spätestens im Frühling wieder in das kleine Bücherdorf zurückkehren kann. Denn ich möchte unbedingt erfahren, wie es mit all den anderen Bewohnern weitergeht!
Fazit: Ein entzückender Liebes-Weihnachtsroman in einer Stadt, die Leser nur lieben können!


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Veröffentlicht am 09.11.2022

Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte!

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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„Wenn ich auf die erste Hälfte meines Lebens zurückblicke, denke ich gelegentlich: Da war viel Humbug dabei. Besser machen kann man es ja immer, wenn auch nicht unbedingt im Nachhinein.“
Seite 178
Fast ...

„Wenn ich auf die erste Hälfte meines Lebens zurückblicke, denke ich gelegentlich: Da war viel Humbug dabei. Besser machen kann man es ja immer, wenn auch nicht unbedingt im Nachhinein.“
Seite 178
Fast 300 Seiten Sträter pur. Was soll ich sagen? Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte! Beim Lesen hatte ich durchgehend seine Stimme im Ohr, da brauchte ich gar kein Hörbuch. Und Torsten Sträter hat mich mehr als nur überrascht mit diesem Buch.
Er ist nachdenklich, lustig, ernst, laut und leise an genau den richtigen Stellen. Und vor Allem eins: Schonungslos ehrlich! Er trägt keine Samthandschuhe, schon gar nicht, wenn er sich selber anpackt. Offen erzählt Torsten Sträter von seinen Depressionen, seinen schlimmsten Phasen, um uns ein paar Seiten weiter ein Ranking der wenig hilfreichen Klopper zu diesem Thema zu präsentieren.
„Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ ist ein wilder wie unterhaltsamer Mix aus Geschichten, Gedankenspielen (Top: Wie wäre Corona 1976 abgelaufen), Pandemie-Papieren, seine Höhepunkte der deutschen Sprache, Produktbeschreibungen seiner Lieblingsspielzeuge von damals, Filmtipps, Ansprachen ans Volk und Texte an Lieblingspolitiker.
Die Anspielungen, Wortwitze, versteckten Zitate (jaja, Onkel Werner und seine Festanstellung, lg von DÄ) und knallharten Gedanken machen es zu etwas wirklich besonderem.
Einziger Wermutstropfen: Wir leben in einer schnelllebigen Zeit und manche der Themen, die beim Schreiben noch topaktuell waren, sind jetzt einfach durch. Die Queen ist tot, Blackout das neue Corona und gerade die Politikerreden für mich als Nichtdeutsche schwierig.
Dennoch, ich habe viel gelacht (manchmal blieb es mir im Halse stecken), mit Torsten Sträter in Erinnerungen an die gute alte Zeit geschwelgt, die nur gut ist, weil sie vorbei ist und dabei auch noch viele Denkanstöße mitgenommen – dafür DANKE und eine dicke Umarmung (you know what I mean ;) )!
Fazit: Ein Mann, eine Mütze, viele geniale Worte!

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