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Veröffentlicht am 14.01.2021

Hinter königlichen Gardinen

Teatime mit Lilibet
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Dass die Kinder einer Königsfamilie nicht wie normaler Nachwuchs aufwachsen, war mir ja schon immer klar. Und doch habe ich mich immer wieder, wenn die Queen in den Nachrichten auftauchte, gefragt, wie ...

Dass die Kinder einer Königsfamilie nicht wie normaler Nachwuchs aufwachsen, war mir ja schon immer klar. Und doch habe ich mich immer wieder, wenn die Queen in den Nachrichten auftauchte, gefragt, wie wohl ihre Kindheit war.

Darüber gibt nun dieses Buch einen kleinen (fiktiven) Einblick: aus der Sicht der schottischen, mit großen Idealen ausgestatteten, jungen Lehrerin Marion Crawford wird hhier das Aufwachsen der kleinen Elizabeth und Margaret inmitten politischer und wirtschaftlicher Unruhen und Umbrüche erzählt bis zur Hochzeit der Thronanwärterin.

Dass die geschilderten Ereignisse nicht zu hundert Prozent für bare Münze genommen werden sollten, erklärt sowohl der Klappentext als auch das Nachwort der Autorin. Und doch zeichnet Wendy Holden ein Bild sowohl von der royalen Familie als auch ihren Bediensteten, die beide Fraktionen in einem nicht immer schmeichelhaften Licht dastehen lassen.

Die königliche Familie (und dabei vor allem die spätere Queen Mum) erscheinen oft egozentrisch, unachtsam der von ihnen abhängigen Angestellten und vor allem unerschütterlich in einmal gefassten Urteilen. Damit unterstreichen sie das Bild, das ich mir bereits vor der Lektüre dieses Buches dank Fernsehauftritten und der allgemeinen Berichterstattung gemacht hatte. Die Engländer verzeihen Fehltritte nicht und urteilen schnell und heftig.

Doch auch die erzählende Hauptfigur weist starke Schwächen auf. Wird sie anfangs noch als willensstarke, kluge Frau mit Prinzipien dargestellt, die eher bettelarme Kinder in den Slums unterrichten möchte als die übermäßig privilegierten Abkömmlinge von reichen Adligen zu betreuen, so zeigt sie doch immer wieder eine erschreckende Naivität dem anderen Geschlecht genauso wie eine ungesunde Hörigkeit ihrem arbeitgeber gegenüber.

Zudem verliert sich die Erzählung immer wieder in ermüdendenden Längen und beweist einen teils unnötigen Detailreichtum. Vieles ist für die eigentliche Handlung ebenso unnötig wie dafür, ein aufschlussreiches Bild über die zwei Prinzessinnen zu zeichnen.

Alles in allem ist es trotzdem für Neulinge auf dem Gebiet Ihrer Royal Highness Queen Elizabeth II. (wie mich) eine interessante und aufschlussreiche Lektüre. Wieviel davon wirklich passiert ist, wissen wohl nur die königliche Familie und Marion Crawford- letztere wird es nur leider nicht mehr erzählen können, da sie 1988 verstorben ist.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein Reiseführer für Deutschland

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
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Klassische Reiseführer konzentrieren sich normalerweise auf einzelne Städte oder Landstriche. Dieser hier hat die schönsten Sehenswürdigkeiten ganz Deutschlands zusammengefasst.

Dabei beinhaltet es 16 ...

Klassische Reiseführer konzentrieren sich normalerweise auf einzelne Städte oder Landstriche. Dieser hier hat die schönsten Sehenswürdigkeiten ganz Deutschlands zusammengefasst.

Dabei beinhaltet es 16 Kapitel, eines für jedes Bundesland. Ansonsten zeigt es die klassische EInteilung gängiger Reiseführer. Für jedes Bundesland werden Sehenswürdigkeiten nach verschiedenen Themenpunkten wie Museen, Hotels, Restaurants, etc aufgeführt und sowohl mit Bild als auch Kurztext vorgestellt.

Das Ebook bietet den Vorteil, dass zu jedem Sightseeingpoint ein Hyperlink angeboten wird, der eine virtuelle Karte öffnet.

Kleine Schwachpunkte sehe ich allerdings in der Auswahl der Tipps: Obwohl ich auf Geheimtipps oder doch wenigstens auf etwas abseits der gängigen Touristenhochburgen konzentriert sich das Buch doch auf diese. Betrachtet man das Kapitel Thüringen näher, so findet man vor allem Sehenswertes in Erfurt, Weimar und Jena. Dabei findet man gerade im Thüringer Wald und auch im Thüringer Becken wesentlich sehenswertere Perlen, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

Insgesamt bietet das Buch einen netten ersten Einblick, um eine Region kennenzulernen. Hat man allerdings Interesse an einem bestimmten Landstrich gefunden, sollte man zusätzliche Quellen für bessere Geheimtipps zu Rate ziehen.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Das Indiana Jones-Phänomen

Ministry of Souls – Das Schattentor
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Die Indiana Jones-Filme haben nicht umsonst ein großes Publikum: rasante Story, witzige Spüche, ein sympathischer Held- aber ist schon einmal aufgefallen, dass die Handlung ohne den etwas planlosen Professor ...

Die Indiana Jones-Filme haben nicht umsonst ein großes Publikum: rasante Story, witzige Spüche, ein sympathischer Held- aber ist schon einmal aufgefallen, dass die Handlung ohne den etwas planlosen Professor trotzdem das gleiche Ende genommen hätte?

Ähnlich läuft es in diesen Buch:
Der junge Jack ist angehender Soulman, er begleitet Seelen in die Zwischenwelt. Zumindest sollte er das tun, als er zu einem Auftrag in den Buckingham Palace gerufen wird, um die ermordeten Staatsgäste der Queen zu versorgen. Als er stattdessen die noch lebende Prinzessin Naima vor einem mysteriösen Schatten rettet und in die Zwischenwelt verfrachtet, hat er alle Hände voll zu tun, dieses Missgeschick und dessen unerwartete Folgen wieder rückgängig zu machen und ist dabei auf die Hilfe seiner Begleiter angewiesen.

Akram El-Bahai hat ein wundervoll mystisches London der viktorianischen Zeit erschaffen. Beim Lesen spürt man beinahe den feuchten Nebel heraufziehen und kann sich vollkommen in diese Welt fallen lassen.

Auch für seine Figuren hat der Autor ein glückliches Händchen bewiesen. Besonders die Nebenfiguren überzeugen mit Humor und Charakterstärke, überstrahlen dabei aber leider immer wieder den eigentlichen Hauptakteur. Zu oft muss Jack durch seine Helfer gerettet werden, zu sehr verlässt er sich auf ihr Können und wird dadurch immer mehr zur leitenden Randfigur, ohne die die Geschichte auch ganz gut klarkommen würde.

Etwas zu blass sind für mich leider auch die Antagonisten bzw ihre Motive ausgefallen. Sie wirken wenig überraschend und liefern nur teilweise einen Mehrwert für die Spannung.

Insgesamt ist es eine unterhaltsame Geschichte mit einigen wirklich bemerkenswerten Figuren, die mir persönlich leider zu wenig Anreiz bietet, den zweiten Teil zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2020

ein rohes Debüt mit zu hohen Ansprüchen

Die Göttinnen von Otera (Band 1) - Golden wie Blut
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Willkommen in Otera, einem Land verschiedener, miteinander kabbelnder Kulturen, in dem die Frauen als minderwertiges, zu verschleierndes Geschlecht behandelt werden und junge Mädchen in ihrem 16. Lebensjahr ...

Willkommen in Otera, einem Land verschiedener, miteinander kabbelnder Kulturen, in dem die Frauen als minderwertiges, zu verschleierndes Geschlecht behandelt werden und junge Mädchen in ihrem 16. Lebensjahr auf ihre Reinheit geprüft werden.

Schon auf den ersten Blick werden die Themen, auf denen das Grundgerüst dieser Trilogie aufbauen soll, klar hervorgehoben: Rassismus, Feminismus und Fanatismus. Starke, vor allem auch aktuelle Themen- da verwundert es kaum, dass eine Debütautorin mit afrikanischen Wurzeln besonders stark vom Verlag beworben und als bedeutender Name der Fantasy-Literaturszene angepriesen wird, Urheberin einer epischen Fantasy-Trilogie zu sein.

Grundsätzlich beginnt die Geschichte auch wirklich gut, das Grundgerüst der Kultur ist gut ausgearbeitet, die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Rechten klar hervorgehoben. Der Erzählstil ist flott, man kann sich gut in die junge Protagonistin hineinversetzen, erlebt den Verrat ihrer vertrauten Mitmenschen durch ihre Augen.

Und doch bleiben die Figuren alle etwas blass, gerade die Nebenfiguren wirken bis auf wenige Ausnahmen schablonenhaft, austauschbar. An manchen Stellen wird man mit Namen fast überhäuft, ohne dass die Figuren besondere Eigenschaften oder Charakterzüge hätten, die für Wiedererkennungswert sorgen würden.

Und doch weiß Namina Forna zu unterhalten, ihre Geschichte entwickelt eine gewisse Sogwirkung, zumindest bis es auf das Ende zu geht. Im Fortlauf der Geschichte wird mir das ganze zu pathetisch, die Zusammenführung der losen Fäden und die Antworten auf offene Fragen sind nicht ganz schlüssig, kommen zu schnell und gipfeln in einem Finale, das mich nicht überzeugen kann.

Die allergrößte Frage, die sich mir zum Schluss aber stellt ist diese: wieso konnte die Geschichte nicht als abgeschlossener Einzelband erzählt werden? Ein paar Kürzungen hier und da hätten dem ersten Band gut getan und für eine runde Erzählung gesorgt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Stoff noch für zwei weitere, fesselnde, unterhaltsame Bücher reicht.

Fazit:
Eine tolle Grundstory mit wichtigen Inhalten, der der Feinschliff fehlt.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Etwas zu oberflächlich

Die Tanzenden
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"Die Tanzenden"- der Titel klingt nach einem locker-leichten Buch und auch das bunte Cover täuscht darüber hinweg, dass Victoria Mas hier ein dunkles Kapitel Pariser Geschichte anschneidet.

Denn im Paris ...

"Die Tanzenden"- der Titel klingt nach einem locker-leichten Buch und auch das bunte Cover täuscht darüber hinweg, dass Victoria Mas hier ein dunkles Kapitel Pariser Geschichte anschneidet.

Denn im Paris Ende des 19. Jahrhunderts fürchtet sich jede Frau vor dem großen Gebäude im 13. Arrondisement, das die Unliebsamen, die unangepassten Frauen verschluckt und nur selten wieder ausspuckt. In der Salpêtrière werden die Hysterikerinnen, Epileptikerinnen und alle, die dafür gehalten werden, vor männlichem Publikum von männlichen Ärzten "behandelt" (allein die Vorstellung der damaligen Praktiken treibt mir die Gänsehaut den Rücken hoch) und sind ihrer Wilkür vollkommen ausgeliefert.

Dieses Schicksal haben auch Eugénie und Louise ereilt, täglich betreut von einer Schar schnatternder Krankenschwestern unter Anleitung der altgedienten Oberschwester Genevieve, die sich geistig von ihrem Alltag abgeschottet hat.

Allein die teilweise sehr detailierte Schilderung des Klinikalltags und des Umgangs der Götter in weiß mit den Frauen konnte mich emotional berühren. Die untergeordnete Rolle der Frau wird immer wieder aufgegriffen und mit sprachlicher Gewandheit dargelegt. Leider hat man des Öfteren das Gefühl, bekannte Phrasen zu lesen, die dargestellten Bilder schon zu oft gesehen zu haben; es wirkt oft etwas abgedroschen und zu plakativ.

Und auch die verschiedenen Frauenbilder, die die Geschichte beleben sollen, bleiben etwas zu blass. Auf die Ausarbeitung der Charaktere hätte man viel mehr Sorgfalt verwenden sollen, ihnen mehr Zeit und Platz einräumen.

Das Buch ist kurz, liest sich dank des flotten Schreibstils auch zügig, aber es fehlt etwas die Seele, der Tiefgang um aus einer guten Wochenendlektüre ein bewegendes, gutes, wichtiges Buch zu machen.

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