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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2022

berührend und witzig

Irgendwo ist immer Süden
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Alle in Inas Klasse erzählen von ihren tollen Reiseplänen für die Sommerferien. Sie fliegen in ferne Länder, in teure Hotels, auf sonnige Inseln.
Ina hat keine Pläne, doch das will sie nicht zugeben, wenn ...

Alle in Inas Klasse erzählen von ihren tollen Reiseplänen für die Sommerferien. Sie fliegen in ferne Länder, in teure Hotels, auf sonnige Inseln.
Ina hat keine Pläne, doch das will sie nicht zugeben, wenn sie dazugehören will. Also sagt sie, sie fährt auch in „den Süden“.
Alles eine Frage der Perspektive, wie sich herausstellen. Denn irgendwo ist immer Süden, wie ihr der neue Mitschüler Vilmer zeigt und damit ganz besondere Ferienerlebnisse schafft.

Dies ist ein Kinderbuch, das Spaß macht, obwohl es viele ernste Themen enthält.
Inas Mutter hat weder Geld, noch Zeit, mit ihrer Tochter gemeinsame Ferien zu gestalten. Damit die Lüge, die Ina in der Schule erzählt hat, nicht auffliegt, traut sich die Sechstklässlerin nicht aus dem Haus, damit sie niemand zufällig sehen kann. Letztlich lockt der neue Mitschüler, Vilmer, der in der selben Siedlung wohnt und ebenfalls nicht wegfahren kann, aus dem Haus.
Vilmer zeigt Ina sein Geheimversteckt, wo die zwei sich ihren ganz eigenen „Süden“ zaubern.

Das Ferienparadies, das sich Ina und Vilmer ausstatten, ist total niedlich. Kreativ nutzen die zwei das wenige, was ihnen zur Verfügung steht, um sich ihren Süden zu schaffen und Südendinge zu erleben. Und zeigen damit, dass es nicht immer auf materielle Dinge ankommt.

Zwischen all dem Spaß, den die beiden erleben, gibt es viele ernste, traurige und berührende Momente. Es ist eine ganz besondere Geschichte über die erste Liebe, eine besondere Freundschaft, falsche Freunde und den Wunsch, dazuzugehören.
Ina macht einige Fehler und muss lernen, dass es manchmal nicht reicht, Entschuldigung zu sagen – manchmal muss man auch Entschuldigung tun. Im Verlauf erkennt sie, dass ihr ursprünglicher Wunsch nicht das ist, was sie glücklich macht – zumindest nicht für den Preis, den sie dafür zahlen muss. Mit Inas Erkenntnis und dem Weg, den sie dafür gehen muss, bringt das Buch tolle Botschaften mit.

Immer wieder schwingen auch die Probleme von Inas Mutter und Vilmers Vater mit, die beide Kinder wahrnehmen und auf ihre Weise mittragen müssen. Ich-Erzählerin Ina beschönigt nicht nur ihre häusliche Situation vor ihrem Umfeld, sondern verbirgt auch ihre Sorgen vor ihrer Mutter, um dieser ihrerseits weniger Sorgen zu bereiten.

Der Erzählstil ist kindgerecht einfach gehalten, flüssig und anschaulich.

Fazit

Warmherzig und lockerleicht erzählt Marianne Kaurin eine ebenso unterhaltsame wie berührende Geschichte voller Tiefe – über Mobbing, Selbstzweifel, Freundschaft und Fehler, die wieder gutgemacht werden müssen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Starke Fortsetzung

Heartless, Band 2: Das Herz der Verräterin
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Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Im Verlauf gibt es kleinere Rückblicke, die die wichtigsten Fakten nochmal auffrischen. Dennoch ...

Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Im Verlauf gibt es kleinere Rückblicke, die die wichtigsten Fakten nochmal auffrischen. Dennoch war ich froh, mir die Geschichte von Band 1 als Hörbuch in Erinnerung gerufen zu haben, um so auch alle kleinen Details und Andeutungen parat zu haben.

Der Cliffhanger von Band 1 war richtig fies, daher war ich sehr gespannt, wie es weitergeht. Direkt zu Beginn konnte mich die Handlung überraschen, da ich mit dieser Wendung absolut nicht gerechnet habe. Später im Verlauf hingegen gibt es eine weitere Wendung, die sich bereits angedeutet hat, aber nicht weniger dramatisch daherkommt.
Die Geschichte ist eine Mischung aus spannenden, aufregenden Passagen, hitzigen Wortgefechten und vielen, vielen inneren Monologen. Zera hadert mit ihrem Schicksal. Sie hadert mit ihren Dasein als Herzlose. Sie hat Schuldgefühle aufgrund der Dinge, die sie getan hat und zu tun gezwungen war. Darüber denkt sie unglaublich viel nach – für mich fast ein klein wenig zu viel, sodass die insgesamt rasante, abwechslungsreiche Geschichte immer mal wieder ein wenig ausgebremst wird. Die vielen dramatischen und wendungsreichen Ereignisse machen diese Passagen aber wieder wett, sodass es mir insgesamt schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen.

Ich-Erzählerin Zera ist prinzipiell eine starke Protagonistin, die häufig einen frechen Spruch auf den Lippen hat. Sie hat für sich selbst ein klares Ziel definiert, versucht aber dennoch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste für ihre Freunde zu tun und nimmt dabei in Kauf, selbst verletzt zu werden. Nur in einem Punkt ist sie nicht zu Kompromissen bereit. Ihre innere Zerrissenheit wird durch die zahlreichen inneren Monologe nachvollziehbar dargestellt. Ihre aufgewühlte Gefühlswelt ist verständlich.
Einen Perspektivwechsel zu Lucien hätte ich allerdings auch interessant gefunden, da er ebenfalls ein spannender, sympathischer Charakter ist.
Auch die treuen Freunde, die Lucien an seiner Seite hat, sind tolle, facettenreiche Figuren, die immer wieder für eine Überraschung gut sind.

Im Verlauf werden einige Fragen beantwortet, aber auch neue aufgeworfen. Das Ende lässt noch vieles offen.

Fazit

Nach den dramatischen Ereignissen des ersten Bandes erwarten Zera nun nicht weniger schwierige und gefährliche Aufgaben. Die Handlung steckt voller Wendungen und Überraschungen, Emotionen und dramatischen Ereignissen, die sich dank des anschaulichen Schreibstils schnell verschlungen lassen.

Veröffentlicht am 27.02.2022

witzig und zuckersüß

Grimm und Möhrchen – Teil 1: Ein Zesel zieht ein
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Grimm ist ein Buchhändler, der allein lebt. Bis zu dem Tag, als plötzlich ein Zesel in seinem Laden steht, der beschließt, bei ihm einzuziehen. Und mit so einem Zesel erlebt man allerhand…

Ich habe die ...

Grimm ist ein Buchhändler, der allein lebt. Bis zu dem Tag, als plötzlich ein Zesel in seinem Laden steht, der beschließt, bei ihm einzuziehen. Und mit so einem Zesel erlebt man allerhand…

Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört, aber auch einen Blick in das Buch geworfen.

Das Hörbuch ist toll. Es macht Spaß, Boris Aljinovic zuzuhören, der in einem angenehmen Tempo und mit toller Betonung liest. Besonders die verstellte Stimme für das kleine Möhrchen ist einfach großartig und verstärkt die ohnehin witzigen Dialoge zusätzlich.

Dennoch glaube ich, dass auch das Buch seinen Reiz hätte: Denn die Geschichte besteht aus lauter kleinen Episoden, die eine tolle Vorleselänge hätten. Die Kapitel aber getrennt voneinander zu hören, gestaltet sich eher schwierig, da die Kapitelanfänge sich teilweise mitten in einem Track befinden.
Und die süßen, bunten Zeichnungen des Buches fehlen dem Hörbuch natürlich auch.

Die einzelnen Kapitel bauen nach Möhrchens Ankuft etwas mehr, später nur noch locker aufeinander auf. Nachdem Möhrchen eingezogen ist, erleben Grimm und der Zesel ganz verschiedene Dinge miteinander. Jede Episode ist ein Abenteuer für sich, das die zwei in ihrem neuen Alltag bewältigen – sie wollen Pudding kochen, Raketen bauen, besuchen Freunde oder feiern Weihnachten.

Grimm ist ein Buchhändler, der gern Geschichten schreibt. Er ist freundlich, ein wenig schüchtern und sehr schlau. Aber er ist auch sehr einsam.
Möhrchen ist ein Zesel – ein bisschen Zebra, ein bisschen Esel. Er mag Spiele und Pudding. Aufräumen mag er aber nicht. Er ist abenteuerlustig, fantasievoll, neugierig und einfach superniedlich.
Möhrchen bringt Schwung in den Alltag des Buchhändlers, der sich bereitwillig auf alle Ideen des Zesels einlässt. Seine kindlich-naive Sichtweise lässt auch die Erwachsenen manchmal staunen und umdenken.

Die Geschichte hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Möhrchen ist einerseits recht neunmalklug, andererseits weiß er aber viele „Menschendinge“ einfach nicht, woraus sich spaßige, aber auch superniedliche Situationen und Dialoge ergeben.
Gleichzeitig enthält die Geschichte aber auch viele wichtige, kindgerecht verpackte Botschaften – beispielsweise über Freundschaft oder Nächstenliebe.

Die Sprache ist einfach gehalten und sehr anschaulich mit vielen witzigen, nudelsuppenwarmen Wortkreationen.

Ich freue mich jetzt schon auf weitere Abenteuer des witzigen, herzerwärmenden Duos.

Fazit

Zuckersüße, witzige Abenteuer, die mit vielen wichtigen Botschaften daherkommen. Ein Blick in das Buch zeigt, dass auch die farbenfrohen, detaillierten Zeichnungen unglaublich gelungen sind – aber auch die Hörbuchumsetzung überzeugt auf ganzer Linie: Boris Aljinovic verleiht besonders dem kleinen Möhrchen eine ganz besondere Note. Seine Art, vorzulesen, verstärkt die witzigen Dialoge. Absoluter Schmunzelalarm!

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Sehr unterhaltsam

Freddy und Flo: Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix!
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Dieses Buch fand ich schon ab der ersten Seite an ziemlich toll: Vorn befindet sich eine Zeichnung des Hauses, mit einer Kurzbeschreibung der Bewohner/innen der jeweiligen Etage, die schonmal einen tollen ...

Dieses Buch fand ich schon ab der ersten Seite an ziemlich toll: Vorn befindet sich eine Zeichnung des Hauses, mit einer Kurzbeschreibung der Bewohner/innen der jeweiligen Etage, die schonmal einen tollen ersten Eindruck vermittelt.
Im Buch befinden sich dann noch weitere schwarz/weiße Illustrationen, die die Atmosphäre und Figuren gut einfangen.

Und auch die Handlung hat mich überzeugt.
Freddy und Flo ziehen mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin in eine neue Wohnung. Während Freddy neugierig auf alles Neue ist, hat Flo gar keine Lust – weder auf die Wohnung noch auf die Freundin. Kaum sind sie angekommen, lernen die zwei eine Nachbarin kennen, die geradewegs auf ihrem Handfeger ins Kinderzimmer fliegt. Und dann nimmt das magische Abenteuer seinen Lauf.

Im ersten Teil des Buches lernen die Geschwister die neuen Nachbarn kennen. Vor allem Freddy ahnt, dass irgendwas im Haus komisch ist, und sucht einen Vorwand, mit allen in Kontakt zu kommen. Dabei kommt es zu allerlei komischen Situationen.
Im zweiten Teil der Geschichte gilt es einen kleinen Detektivfall zu lösen, der sich rund um die Hausbewohner auftut. Hier wird es spannender, aber nicht weniger witzig.

Der Schreibstil ist klasse, anschaulich, kindgerecht und flüssig. Vor allem sind aber die übernatürlichen Bewohner total toll dargestellt. Jede/r hat seine/ ihre ganz speziellen Eigenarten, sodass es einfach Spaß macht, in die Geschichte einzutauchen und alle ein wenig näher kennenzulernen.

Fazit

Ein Kinderbuch keineswegs zum Gruseln. Zwar ist das Setting ein klein wenig düster angehaucht, aber auch nur auf den ersten Blick. Dann entwickelt sich eine farbenfrohe und spaßige Geschichte mit ulkigen Fantasywesen und einem kniffligen Kriminalfall, den die Geschwister zusammen mit ihren neuen Nachbarn lösen müssen.

Veröffentlicht am 24.10.2021

Zuckersüß mit schöner Botschaft

Bleistiftherz
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Sommerferien in Oslo. Die 12-jährige (fast 13, da legt sie großen Wert drauf) Liv langweilt sich. Ihre Oma, mit der sie sehr viel Zeit verbracht hat, ist gestorben. Ihre beste Freundin ans andere Ende ...

Sommerferien in Oslo. Die 12-jährige (fast 13, da legt sie großen Wert drauf) Liv langweilt sich. Ihre Oma, mit der sie sehr viel Zeit verbracht hat, ist gestorben. Ihre beste Freundin ans andere Ende des Landes gezogen. Dann trifft Liv Frans – und plötzlich findet sie nicht mehr die Ferien langweilig, sondern sich selbst. Daher versucht Liv, cooler zu werden, um dem Skateboarder Frans zu gefallen.

Liv ist eine unglaublich tolle Protagonistin. Sie hat sehr viel Zeit mit ihrer kürzlich verstorbenen Oma verbracht, hat sich gemeinsam mit ihr und deren Freundinnen getroffen und sich auch Redewendungen abgeschaut. Auch jetzt noch sucht sie Rat bei den alten Damen, welche sie ganz selbstverständlich in ihrer Mitte aufnehmen. Liv liebt Kniffel und Marmorkuchen. Von Gleichaltrigen wird sie dafür ausgelacht. Selbst ihre Mutter nennt sie hin und wieder „Minirentnerin“.
Eigentlich gibt Liv darauf nicht viel. Doch eine Gruppe Mitschüler hänselt sie. Normalerweise läuft sie einfach vor ihnen davon (Liv ist nämlich richtig schnell). Blöderweise ist Frans mit diesen Jungen befreundet. Weglaufen ist also keine Option mehr. Eine Veränderung muss her.

Die Geschichte trifft in meinen Augen die Themen der Altersgruppe ziemlich gut:
Mobbing unter Gleichaltrigen, Selbstzweifel und Unsicherheiten, Anderssein, Eifersucht, der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit, seinen eigenen Stil zu finden und zu sich selbst zu stehen, Angst vor Unbekanntem und die erste Verliebtheit.

Liv erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Ihr Interesse an Frans wirft die bald 13-jähirge ziemlich aus der Bahn, zumal sie ihre aufgewühlten Gefühle zunächst gar nicht richtig einordnen kann. Für sie steht aber fest, sie will ihm gefallen. Daher strebt sie optische Veränderungen an und wagt sich auf ein Skateboard – etwas, was sie sich sonst nie getraut hätte.
Die Ich-Perspektive ermöglichst es, Livs Weg, ihre Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Welche Überlegungen sie anstellt, wie sie sich selbst bei den Veränderungen fühlt. Wie sie sich bei den Reaktionen darauf fühlt.
Dass auch Frans, der mit seinen englischen Ausdrücken und lockerem Auftreten das ganze Gegenteil von Liv zu sein scheint, von Sorgen geplagt wird, kommt ebenfalls an ein paar Stellen durch.

Insgesamt ist die Geschichte zuckersüß. Das vorsichtige Herantasten zwischen Liv und Frans ist sehr niedlich. Der ganze Prozess, den Liv durchmacht, ist super dargestellt. Ihr Auftreten als „Miniretnerin“ mit teils verstaubten Ausdrucksweisen macht sie super sympathisch, sorgt gleichzeitig aber auch für ein paar witzige Momente. Ihr ganzes Umfeld mit den alten Damen macht die Geschichte noch stimmungsvoller.
Innerhalb der Handlung gibt es ein paar Punkte, die ich ein wenig schräg fand (ich sag nur Unfallquote beim Skateboardkurs…), die aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tun.

Fazit

Ein angenehm geschriebenes Buch, das viele Themen angehender Teenager (erste Verliebtheit, Mobbing, Selbstzweifel…) aufgreift und zu einer ruhigen, aber dennoch unterhaltsamen Story mit ein paar witzigen, einer handvoll fiesen sowie einigen wirklich zuckersüßen Szenen verpackt und am Ende vor allem mit einer ganz wichtigen Botschaft daherkommt.

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