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Veröffentlicht am 12.06.2021

Ein tiefer Fall führt oft zu höherm Glück (Shakespeare)

Bewölkt aber trocken
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Irgendwie wächst Lucy alles über den Kopf. Wie soll sie bloß die Anforderungen, die in ihrem Job als Lehrerin an sie gestellt werden, mit dem wuseligen Alltag Zuhause unter einen Hut bringen ? Was mit ...

Irgendwie wächst Lucy alles über den Kopf. Wie soll sie bloß die Anforderungen, die in ihrem Job als Lehrerin an sie gestellt werden, mit dem wuseligen Alltag Zuhause unter einen Hut bringen ? Was mit einem kleine Schlückchen zur Entspannung beginnt, wird schon bald zu einer unstillbaren Gier, die so übermächtig wird, dass Lucy keinen Ausweg mehr findet. Erst ein Unfall, der mehr als glimpflich ausgeht, rüttelt sie wach. Aber bis zum letzten Schritt fehlt noch ein kleines bisschen Mut und den nötigen Antrieb erhält Lucy von Marie, eine Freundin, die wirklich zu ihr steht...


Für mich ist "Bewölkt aber trocken " eines meiner Buchhighlights im Lesejahr 2021, denn dieser Roman ist großartig und aufrüttelnd zugleich, mitreißend und manchmal auch brüllend komisch, trotz oder gerade wegen des ernsten Themas.

Marion Zechner gibt dem Leser die Möglichkeit, mit einer unglaublich authentischen Darstellung von Lucy in ihre Haut zu schlüpfen und so das ganze Ausmaß der Sucht mitzuerleben. Die Heimlichkeiten und das schlechte Gewissen, der Kampf gegen die eigenen Dämonen und das triebhafte Verlangen nach dem nächsten Schluck Alkohol sorgen für Zerrissenheit, Selbstaufgabe und Gedanken, die sich permanent im Kreis drehen.

Der Alltag in der Entwöhnungsklinik und das Auseinandersetzen mit der eigenen Sucht bietet einen ungeschönten Einblick in die Geschichten der Erkrankten und lässt das ein oder andere Tränchen fließen. Aber auch hier gelingt es der Schreibenden, nicht die schwere der Themen Oberhand gewinnen zu lassen, sondern sie schlägt gekonnt eine Brücke zwischen Ernsthaftigkeit und Szenekomik. Lucys Humor ist einzigartig und sorgt für echte Lacher - ich mag sie als Frau, als Persönlichkeit, denn sie hat den Mut, zu ihren Fehlern und Schwächen zustehen und die Konsequenzen zu tragen.

Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Hoffen und Bangen, ob sich der steinige Weg lohnt und am Ende des Aufenthaltes der Start in ein neues, suchtfreies Leben auf Lucy wartet. Es gibt Rückschläge und Tränen, aber auch kleine Erfolge, die Auftrieb geben und das Weitermachen positiv unterstützen.

Marion Zechner verpackt ein brisantes Thema mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen zu einem Roman, der unter die Haut geht und deutliche Spuren hinterlässt.


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Veröffentlicht am 08.06.2021

Das Glück ist manchmal nur eine Wellenlänge entfernt

Seesternmomente
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Hope Harbor soll das neue Zuhause von Steven werden, denn er möchte endlich das Gefühl haben, angekommen zu sein. Zu schwer lastet die Vergangenheit auf ihm und die Sorgen um seinen Bruder, der dem Alkohol ...

Hope Harbor soll das neue Zuhause von Steven werden, denn er möchte endlich das Gefühl haben, angekommen zu sein. Zu schwer lastet die Vergangenheit auf ihm und die Sorgen um seinen Bruder, der dem Alkohol mehr zuspricht, als gut für ihn ist, setzen ihm ebenfalls zu. Mit Holly weht ihm der Wind eine nette Frau vor die Füße, die Steven so ganz bestimmt nicht eingeplant hat - sein Herz schlägt unweigerlich höher, aber ganz ehrlich, kann er Holly auch eine Zukunft bieten, die ihr gerecht wird ?

Mit Band 6 der Hope-Harbor-Reihe gelingt Irene Hannon wieder einmal ein Glücksgriff, denn dieses Städtchen ist wirklich ein Anker der Hoffnung für alle Gestrandeten. Auch wenn in diesem Roman deutlich mehr Schicksalsschläge und ernstere Themen angesprochen werden, bleibt die optimistische Grundstimmung des kleinen Städtchens erhalten und der Leser fühlt sich wieder wie Zuhause, wenn er nach einer längeren Reise die Türen zu seinem kleinen Häuschen öffnet und von allen Bewohnern mit offenen Armen empfangen wird.

Und genau so ein herzliches Willkommen wird den Neuzugängen im Ort zu teil, denn Holly, Steven und auch Pete werden direkt "adoptiert" und ein Teil der Gemeinschaft.

Zwar tragen die Figuren einen ziemlich schweren Rucksack mit sich, aber Irene Hannon zeigt ihren Lesern, wie es mit Gottvertrauen, Zuversicht, Nächstenliebe und "Helfenden Händen" gelingt, die schweren Wackersteine nach und nach in kleine Kiesel zu verwandeln und den Ballast abzuwerfen.

Es ist schön zu lesen, wie sich die vernarbten Herzen mit jeder liebevollen Zuwendung immer mehr öffnen, um die Wunden zu heilen und bereit für einen Neubeginn zu sein. Vergebung und Vertrauen spielen auch hier eine große Rolle und werden für den Leser zu kleinen Leuchttürmen in der Geschichte. Das Wechselspiel der Wellen ist hier Vorreiter für Handlung - mal brechen sich die Wellen ungestüm am Spülsaum, mal zieht sich das Meer zurück und genau dieses Herantasten und wieder Zurückziehen ist auch bei den Protagonisten zu spüren. Sie haben den Mut, offen zu ihren Schwächen und Fehlern zu stehen und geben so dem Leser einen sehr guten Einblick in ihre Gefühls- & Gedankenwelt.

Schmetterlinge flattern, wenn es zwischen Holly und Steven zu den ersten zarten Annäherungen kommt und man fiebert mit, wie sich alles entwickelt. Romantische Szenen, nachdenkliche Momente und ein wunderschöner Ausblick auf die Zukunft runden das stimmige Gesamtbild ab und machen dieses Buch wieder zu einem echten Wohlfühlroman.



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Veröffentlicht am 01.06.2021

Es gibt nur einen richtigen Weg - Deinen

Freiheit in mir
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Gil Ofarim lernt schon früh, was es bedeutet, im Rampenlicht zu stehen. Eine Kindheit ohne wirkliche Regeln, dafür aber mit ganz viel Musik, vielen Stars und noch mehr Partys. Das hat ihn geprägt, geformt ...

Gil Ofarim lernt schon früh, was es bedeutet, im Rampenlicht zu stehen. Eine Kindheit ohne wirkliche Regeln, dafür aber mit ganz viel Musik, vielen Stars und noch mehr Partys. Das hat ihn geprägt, geformt und ihm immer das Gefühl gegeben, inmitten all der Menschen doch einsam und allein zu sein, weil alles immer, trotz Glitzer und Glamour, nur oberflächlich und schnelllebig geblieben ist.

Einzig die tiefe, innige Beziehung zu seinem Vater hat ihm Halt gegeben, auch wenn manche Momente mit ihm nicht einfach gewesen sind und Spuren hinterlassen haben. Wenn Gil von seinem Vater erzählt, merkt man, dass unglaublich viel Liebe und Achtung in seinem Worten mitschwingt.

Gil Ofarim erzählt von seinem blitzartigen Aufstieg zum Teeniestar, der in Saus und Braus lebt und es in vollen Zügen genießt. Bei all dem hat er aber immer mehr sich selbst aus den Augen verloren - auch wenn er immer auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Erfolg ist. Auch seine Misserfolge, Schlammschlachten und negativen Erfahrungen finden einen Weg in dieses Buch, weil sie den Charakter von Gil geprägt haben und zu seiner Vergangenheit gehören. Er betont, dass er ohne diese Erfahrungen, so schmerzhaft manche auch gewesen sind, heute nicht der wäre, der in sich ruht und mit offenem Herzen und weitem Blick seinen Weg geht.

Das öffentliche Bild, von dem viele meinen, den Musiker als Privatmann zu kennen, prägt ihn nachhaltig und veranlasst ihn dazu, nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Denn sein Vater hat ihm einmal den Rat gegeben, dass wer nur ganz unten ist, Schwung holen kann für den nächsten Schritt.

Und Gil Ofarim hat viele nächste Schritte auf seinem Lebensweg gesetzt, die zwar nicht immer alle zum erhofften Erfolg geführt, aber ihn doch näher an sein Ziel gebracht haben - nämlich als der Mensch gesehen zu werden, der er wirklich ist. Ein Mann, der eine unglaublich kreative Ader hat, diese auch ausleben darf und so dazu beiträgt, dass Menschen von ihm gut unterhalten werden. Egal ob als Musiker auf der Bühne, Tänzer bei Let's Dance oder Schauspieler - Gil Ofarim ist wandelbar, erfindet sich beruflich immer wieder neu, bleibt aber als Privatmensch ein nachdenklicher und geerdeter Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und seinen Weg geht, denn diese Freiheit nimmt er sich, um einfach er selbst zu sein.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Bekennende Anti-Stars, die zur Legende wurden

The Cure
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Wohl kaum eine Band hat ein düsteres Image als "The Cure" - eine dunkle, selbstinszenierte Atmosphäre wabert um die Band, hüllt sie in eine depressive Stimmung und ihre Texte sind Ausdruck vieler rebellierender ...

Wohl kaum eine Band hat ein düsteres Image als "The Cure" - eine dunkle, selbstinszenierte Atmosphäre wabert um die Band, hüllt sie in eine depressive Stimmung und ihre Texte sind Ausdruck vieler rebellierender Teenies, die sich von allen missverstanden und in die Ecke gedrängt fühlen.

Optisch als auch musikalisch der Gothic-Szene zugewiesen, beginnt der Weg der Band eher verhalten, denn die schwermütigen Songs sind alles andere als einschlägige Hits und werden nur einer relativ kleinen Fangemeinde zugängig.

Die Band um den polarisierenden Frontmann Robert Smith hat viele Alkohol- und Drogeneskapaden durch, immer am Rande des eigenen "Wahnsinns" und der Selbstzerstörung.Aber irgendwann wird der Schalter umgelegt und aus den Jungs aus dem Untergrund wird eine Popband, die mit Hits wie" Boys don't cry", "Friday I'm in love" oder "Lullaby" genau den Nerv der Teenies in den 1980er Jahren trifft und so ist der komentenhafte Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Zwar beinhalten die Songtexte immer noch den für die Band typischen Einschlag aus Selbstmitleid und Desinteresse, aber Smith gelingt es, mit einem Augenzwinkern und einer guten Portion Selbstironie diese Komponente geschickt zu verpacken und so hittauglich zu gestalten.

Der Sprung in die 90er und hinüber ins neue Jahrtausend ist allerdings nicht so gut gelungen, die Band tritt eher auf der Stelle. Zwar füllen The Cure immer noch große Hallen, aber der ganz große Wurf an veröffentlichen Songs ist nicht mehr zu verzeichnen. The Cure ist zwar nicht in der Versenkung verschwunden, aber wirklich präsent ist sie auch nicht.

Die Biografie gibt ungeschönte Einblicke in das Bandleben, die wechselnden Besetzungen und die vielen Zerwürfnisse, den Verfall durch Drogen und Alkohol, zeigt aber auch, wie Minimalismus und Genialität eine Band quasi unsterblich machen und so ihren Platz in der Musikgeschichte sichern.

Vervollständigt wird das umfassende Wekt mit vielen Fotos, die den Wandel von der schüchternen Teenieband zum Aushängeschild der Gothicszene portraitieren. Playlists und Literaturtipps setzen noch das Tüpfelchen auf dem I und machen den umfassenden Einblick in das Cure-Imperium perfekt.


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Veröffentlicht am 31.05.2021

Faszination und Sage

Abenteuer Watzmann
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Schon als Kind hat mich die Sage über das Schicksal des bösen Königs und seiner Familie fasziniert und diese Faszination ist bis heute geblieben. Wohl kaum ein Berg ist so majestätisch schön, geliebt und ...

Schon als Kind hat mich die Sage über das Schicksal des bösen Königs und seiner Familie fasziniert und diese Faszination ist bis heute geblieben. Wohl kaum ein Berg ist so majestätisch schön, geliebt und gefürchtet zugleich und hat so unglaublich viele Facetten zu bieten, um ihn zu "erobern.

Die Watzmann-Ostwand hat schon mehr Todesopfer gefordert als die Eiger-Nordwand, aber dem Ruf des Berges kann sich keiner entziehen.

Das Buch ist eine Hommage an all die Bergsteiger, die mit ihrem Wissen und Können in der Vergangenheit die Wege geebnet haben, um sie für uns heute zugänglich zu machen. Eine Liebeserklärung an ein Naturwunder, das mit seiner Erhabenheit für Glücksgefühle, Demut und Dankbarkeit sorgt.

Authentische Portraits, Geschichten rund um das Watzmann-Massiv und atemberaubende Fotos machen diesen Bildband zu einem aufregenden Leseerlebnis der besonderen Art. Ein Streifzug durch die Jahreszeiten mit eindrucksvollen Landschafts- & Panoramaufnahmen, die die Sehnsucht nach dem Berg schüren.

Abgerundet wird das Buch mit den Mythen und Märchen rund um den Watzmann, der Schlafenden Hexe und den Zeitlöchern, die im Berchtesgadener Land von Generation zu Generation weitergetragen werden.


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