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Veröffentlicht am 17.04.2020

Geheimnisse im Alten Land

Raureif
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Von wegen Apfelromantik - für Finn dreht sich das Leben um nackte Zahlen, harte Fakten und viele flüchtige Affären. Mit dem Familienbetrieb im Alten Land will er so wenig wie möglich zu tun haben. Bei ...

Von wegen Apfelromantik - für Finn dreht sich das Leben um nackte Zahlen, harte Fakten und viele flüchtige Affären. Mit dem Familienbetrieb im Alten Land will er so wenig wie möglich zu tun haben. Bei einem Besuch seiner Geschwister stellt doch tatsächlich sein Bruder Tom die Behauptung auf, dass ihre totgeglaubte Schwester Caroline noch am Leben sein könnte. Doch was ist dran an dieser Aussage ? Und warum gerät sein Herz ins stolpern, wenn Finn der schönen Maike begegnet ? Fragen über Fragen, auf die es eine Antwort zu finden gilt...

Mit "Raureif" hat Valentina May eine wirklich gelungene Fortsetzung ihrer Apfelblütenträume-Reihe geschrieben und ich kann nur schwer das Buch zur Seite legen.
Die Geschichte von Finn ist hier richtig gut und nachvollziehbar geschildert und mir fällt es leicht, seine Entscheidung weg vom Hof und hinein in den hart umkämpften Finanzmarkt zu verstehen. Sein Herz, so scheint es, hat er für alle Gefühle dieser Welt fest verschlossen, denn zu schwer wiegen die Erinnerungen an das Verschwinden seiner Schwester, für das er womöglich verantwortlich ist.
Für ihn zählt einzig und allein ein gutes Geschäft und das wittert er jetzt bei Maike, deren Reederei kurz vor der Pleite steht . Hier gilt es , den nächsten Coup zu landen. Doch Maike lässt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen und kämpft für den Erhalt des Familienbetriebes. Die Verhandlungen werden nicht einfacher dadurch, dass sich beide noch von früher kennen - Konflikte und Reibereien sind somit vorprogrammiert, die Schlagabtausche einfach genial
Im zweiten Teil geht es weniger um die Apfelplantage, als um die Reederei. Nichts desto trotz verliert das Buch aber nie den Bezug zum ersten Teil und wartet mit unvorhergesehen Wendungen, einer abwechslungsreichen und spannenden Handlung auf. Das Wiedersehen mit bereits liebgewonnen Figuren und die neu gestrickte Geschichte fließen schön ineinander und ergeben somit ein stimmiges Gesamtbild. Die Entwicklung der Charaktere ich nachvollziehbar und glaubhaft geschildert und das Happy End sorgt für Grinsebäckchen und gute Laune.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will (V. Hugo)

Das Haus der verlorenen Träume
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Eine halbe Ewigkeit ist es her, dass Isabel in den Hügeln der Toskana gewesen ist. Ausgerechnet der Tod ihrer Großtante führt sie zurück. Damit Isabel weiterhin eine Heimat in Italien findet, hat ihr ihre ...

Eine halbe Ewigkeit ist es her, dass Isabel in den Hügeln der Toskana gewesen ist. Ausgerechnet der Tod ihrer Großtante führt sie zurück. Damit Isabel weiterhin eine Heimat in Italien findet, hat ihr ihre Großtante das wunderschöne Haus vererbt. Es gibt nur einen Haken - es gehört ihr nur zur Hälfte. Die andere Hälfte darf Neri sein Eigen nennen. Ausgerechnet Neri, den Isabel eigentlich aus ihren Gedanken und ihrem Herzen streichen wollte...

Manchmal muss man einfach mit dem Herzen und den Gedanken reisen, damit man die Seele so richtig baumeln lassen kann. Genau das schafft Lisetta Renzi mit ihrem Roman "Das Haus der verlorenen Träume".
Sie entführt mit einem bildgewaltigen Schreibstil in die malerische Toskana und verführt den Leser mit farbenfrohen Eindrücken der wunderschönen Landschaft und einer warmherzigen Geschichte zum Träumen.
Isabel steht mit beiden Beinen fest im Leben, merkt aber nicht, dass sie in ihrem Beruf mehr von den Zahlen, Daten und Faken kontrolliert wird, als es unbedingt gut für sie tut. Ihre Leidenschaft, nämlich die Inneneinrichtung von Häusern, hat sich tief in sich begraben, genauso wie ihre Gefühle, die vor langer Zeit tief verletzt wurden. Zum Glück hat Tante Ada dies erkannt und nun versucht sie, durch das vererbte Haus, den Weg in die richtige Richtung zu lenken.
Neri hat sich in der Vergangenheit einiges an emotionalen Fehltritten bei Isabel geleistet und ich bin hin und her gerissen, was ihn und sein Verhalten betrifft. Ich weiß nicht, ob ich an Isabels Stelle diese Entgleisungen hätte verzeihen können. Da aber die Liebe ihre eigenen Gesetze hat, ist es umso schöner, dass die beiden nach vielen Zwistigkeiten, Reibereien und unendlich viel Gezanke ihren Weg zueinander finden und der Himmel voller Geigen hängt.
Dazu die wunderbaren Gerüche der italienischen Küche, die beim Lesen wie ein Duftschleier durch die Wohnungen schweben, die Hinweise auf Dolce Vita und die Einschnitte durch den Tourismus und die wirklich sehr plastischen Bilder der Landschaft - eine sehr stimmige Komposition für eine gefühlvolle Liebesgeschichte.


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Veröffentlicht am 07.04.2020

Einblick in ganz besondere Szenen einer Mutter-Tochter-Beziehung

Mutterzeit
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Bärbel Schröder beschreibt in „Mutterzeit“ den Zeitraum von zwanzig Jahren, in denen sie sich liebevoll um ihre Mutter gekümmert hat. In dieser Zeit ist ein noch intensiveres Band der Mutter-Tochter-Beziehung ...

Bärbel Schröder beschreibt in „Mutterzeit“ den Zeitraum von zwanzig Jahren, in denen sie sich liebevoll um ihre Mutter gekümmert hat. In dieser Zeit ist ein noch intensiveres Band der Mutter-Tochter-Beziehung geknüpft worden und man merkt ihr an, mit wieviel Zuneigung, Liebe und Hingabe sie diese Zeit gemeistert hat.
Aus den anfänglichen großen Plänen, zusammenzuziehen und ihre Mutter zu unterstützen, wird nichts und Bärbel Schröder versucht sich von diesem Zeitpunkt an, mehr als einmal in zwei Teile zu teilen und den Anforderungen als Ehefrau und pflegender Tochter gerecht zu werden. Dabei stößt sie wiederholt an ihre Grenzen, aber sie gibt nicht auf. Sie möchte ihrer Mutter all das zurückgeben, was sie an Liebe von ihr als Kind erfahren hat.
Viele Emotionen kommen beim Lesen hoch, das ein oder andere Tränchen fließt, aber auch Freude und Hoffnung sind in diesem Buch zu finden. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die diese Mutterzeit so kostbar, so einzigartig und bedeutungsvoll machen.
Die Sterbeszene von Bärbel Schröders Mutter ist ein emotionaler, zu Herzen gehender Moment und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Mutterzeit“ berichtet von den Hürden im Alltag, von dem Prozess des Älterwerdens und dem damit verbunden Loslassen. Denn je älter ihre Mutter wird, desto mehr lässt sie vom Leben los und klammert sich an ihre Tochter. Aber Bärbel Schröder empfindet diese Zeit nicht als Last, sondern als Geschenk und eine Bereicherung für ihr Leben.
Dieses Buch ist ein Mut-mach-Buch für alle, die sich um ihre Eltern kümmern, die sie auf dem letzten Lebensabschnitt begleiten und ihnen ein Alt werden in Würde ermöglichen.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Gelungener Abschluss der Familiensaga

Sturm über der Villa am Elbstrand
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Die Verluste und Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges sind auch in den 1960erJahren bei den Nielands noch zu spüren. Irgendwie lässt sich das alles nicht so einfach abschütteln und bleibt noch Jahre später ...

Die Verluste und Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges sind auch in den 1960erJahren bei den Nielands noch zu spüren. Irgendwie lässt sich das alles nicht so einfach abschütteln und bleibt noch Jahre später in den Kleidern hängen. Sofies Enkelin Isabel möchte endlich als Journalistin ernstgenommen werden und versucht, sich ein berufliches Standbein zu sichern. Doch auch dieses Mal spielt das Schicksal eine große Rolle, denn nicht nur der Bau der Mauer und die große Sturmflut von Hamburg stellen die Familie vor große Herausforderungen...
Im letzten Teil der Elbstrand-Saga entführ uns das Autoren-Dou in das Hamburg der 1960er-Jahre. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, hat aber keine großen Probleme, sich in das Gefüge einzulesen, denn immer wieder werden in kleine Rückblenden die bisherigen Ereignisse skizziert und ermöglichen so den Durchblick. Auch für den Kenner der Reihe ist es eine gelungene Auffrischung, denn zwischen der Veröffentlichung der einzelne Bücher liegt eben doch eine größere Zeitspanne und so ist man wieder schnell ein Mitglied der Familie.
Besonders gut gefällt mir, dass hier die politischen und öffentlichen Ereignisse Einzug halten und ich darf sowohl die legendären Pilzköpfe in Hamburg treffen, als auch Zeitzeuge des Mauerbaus und der großen Sturmflut sein. Das Autorenduo macht deutsche (Zeit-)Geschichte lebendig und vermittelt so das Gefühl von Authentizität, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit - mehr geht eigentlich gar nicht.
Die Figuren haben sich weiterentwickelt und leben ihre Träume und Wünsche aus. Der Generationenwechsel in der Familie ist ebenso glaubwürdig wie nachvollziehbar geschildert und bereitet den Leser im Verlauf des Buches schonend auf den Abschied von der Villa am Elbstrand vor.
Mir bleibt nur, mich mit den Worten von Heidi Kabel von dieser Reihe zu verabschieden "In Hamburg sagt man Tschüss" und klappe das Buch mit einem Seufzer zu. Eine aufregende Reihe geht zu Ende und hat mich vom Beginn der Erzählung im Jahr 1912 bis hin in die 1960er Jahre nicht nur gut unterhalten, sondern auch fasziniert und über ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte erleben lassen.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Emotionale Zeitreise

Zeit der Dornen
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Wenn die Zeit im Stundenglas des Lebens zu schnell verrinnt, kommt man meist nicht mehr rechtzeitig. Diese bittere Erfahrung muss auch Leonie machen, denn sie hat es nicht mehr rechtzeitig ans Sterbebett ...

Wenn die Zeit im Stundenglas des Lebens zu schnell verrinnt, kommt man meist nicht mehr rechtzeitig. Diese bittere Erfahrung muss auch Leonie machen, denn sie hat es nicht mehr rechtzeitig ans Sterbebett ihrer Großmutter geschafft. Nun ist es an Leonie, den letzten Wunsch der Verstorbenen zu erfüllen, den ihr der Pfarrer mitteilt. Sie soll sich mit ihrem Vater aussöhnen und dessen Cousin Erwin aufsuchen. Was sich zunächst als unlösbare Aufgabe anhört, wird bald zu einer spannenden Zeitreise, die einige Geheimisse ans Tagelicht bringt...
"Zeit der Dornen" ist so viel mehr als "nur" ein Roman, denn hinter der fiktiven Erzählung steckt nämlich die Lebensgeschichte des Großvaters der Autorin und das macht das Ganze noch viel interessanter.
Grübl-Wiedmann gelingt es nämlich, die Spurensuche zu einer spannenden Zeitreise zu gestalten und mich an die Seiten zu ketten. Ich muss aber der Fairness halber gestehen, dass mich der Erzählstrang aus der Vergangenheit um ein Vielfaches mehr begeistert hat, als die Ereignisse in der Gegenwart.
Die Geschehnisse von damals verpackt die Autorin einfach ansprechender, mitreißender und lässt, dank detaillierter Beschreibungen und präziser Recherchearbeit, die Zeit um 1912 in Österreich wieder aufleben. Das Gelesenen katapultiert mich zurück in die Zeit, als in Österreich nicht alles eitel Sonnenschien gewesen ist und die politischen Umbrüche ihre Schatten voraus werden.
Mehr als einmal fließen hier ungehindert die Tränen wenn ich lese, welches Schicksal hier den beiden kleinen Jungen blüht und wie sie misshandelt werden. Es ist hart und geht an die Substanz, wenn man liest, wie zwei kleine Seelen nahezu gebrochen werden und doch den Widrigkeiten trotzen.
Der Schwenk zurück in die Gegenwart ist immer wie ein Aufatmen, ein Luftholen, um das Gelesene zu verarbeiten. Vielleicht ist aber auch genau dieser Wechsel zwischen Anspannung und Luftholen notwendig, um nicht von den emotionalen Eindrücken komplett überwältigt zu werden.
Das Buch verlangt mir einiges als Leser ab und hinterlässt tiefe Spuren..für mich eine emotionale Zeitreise, die ich in dieser Intensität nicht erwartet hätte.

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