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Veröffentlicht am 06.11.2020

In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir

Bergsalz
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Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, ...

Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....

"Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.

Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.

Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.

Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.

Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.

Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Zu viele Parallelen mit "Vom Winde verweht"

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Während die verwöhnte Gutstochter Dora auf einer Hochzeit im September 1939 ausgelassen in den Armen von Wilhelm tanzt und das Leben feiert, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Mit diesem Tag ändert sich ...

Während die verwöhnte Gutstochter Dora auf einer Hochzeit im September 1939 ausgelassen in den Armen von Wilhelm tanzt und das Leben feiert, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Mit diesem Tag ändert sich das Leben in Ostpreußen von jetzt auf gleich und Dora sieht sich der großen Aufgabe gegenübergestellt, von nun an das Gut zu führen, da ihr Vater und zwei ihrer Brüder an die Front eingezogen werden. Doch Dora lässt sich nicht unterkriegen, gibt es doch zwei Männer in ihrem Leben, zu denen sich ihr Herz hingezogen fühlt. Während die Welt immer mehr in Scherben zerbricht, wird aus der verwöhnten Gutstochter eine starke Frau, die sich durchzusetzen weiß...



Der Klappentext kündigt dieses Buch als "Die größte Liebesgeschichte seit Vom Winde verweht" an und ja, es gibt unglaublich viele Parallelen zu diesem Monumentalfilm und dem Bestseller von Margaret Mitchel. Dora ist ein ebenso querschädeliger Dickkopf wie Scarlett O'Hara, sie tanzt das Leben und ihr sie bricht reihenweise Männerherzen. Auch findet man das grüne Hütchen aus dem Film ebenso in diesem Buch wieder, wie das mit unverhohlener Wut an er Wand zerschmetterte Porzellankännchen und eine unerfüllte Liebe, um nur einige wenige Beispiele zu nennen ohne zu spoilern.

Was ich zu Beginn noch ganz amüsant finde, da sich Dora und Scarlett so gleichen, wird mir über die gesamte Länge des Buches ein wenig zu viel des Guten, denn zum einen sehe ich immer Scarlett anstatt Dora vor mir stehen und zum anderen weiß man in etwa schon, wie sich die Handlung des Romans abspielen wird, da sich die Szenen wirklich sehr ähneln.

Dabei ist die Geschichte von Dora auf Gut Twardy wahnsinnig emotional und mitreißend denn sie macht vor den Grausamkeiten des Krieges nicht halt, schildert Not und Elend , Flucht und Vertreibung in erschütternden Szenen, sodass mir beim Lesen manchmal das Blut in den Adern gefriert und der Atem stockt. auch die Verwandlung von der verwöhnten Gutstochter ist nachvollziehbar und sehr glaubhaft beschrieben.

Doch immer wieder sind da die vielen Ähnlichkeiten die sich davorschieben und die eindrucksvollen Bilder der Autorin verdrängen und so das Buch in den Schatten stellen. Ich mag Dora, Curt, Wilhelm, Elli und alle, die das Leben auf dem Gut bereichern und dieser Geschichte so viel Leben einhauchen, fast so, als wäre man vor Ort und würde die Schrecken des Krieges miterleben. Aber der immerwährende, unwillkürliche Vergleich mit dem größten Bestseller der Geschichte überrollt diesen wunderbaren Roman und lässt ihn kleiner erscheinen, als er ist. Denn Theresia Graw arbeitet mit diesem Buch ein Stück Familiengeschichte auf und gibt allen, die damals ihre Heimat verloren haben, eine Stimme.

Für mich reicht es daher nur für 3,5 Sternchen...

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Nostalgische Zeitreise- nicht nur für Eisenbahnliebhaber

Die Madonnenlandbahn
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Anne Grießer setzt der Madonnenlandbahn ein kleines Denkmal, in dem sie mit ihrem Buch „Die Madonnenlandbahn – Durch den Odenwald zum Main“ dem Leser eine nostalgische Zeitreise per Bahn ermöglicht und ...

Anne Grießer setzt der Madonnenlandbahn ein kleines Denkmal, in dem sie mit ihrem Buch „Die Madonnenlandbahn – Durch den Odenwald zum Main“ dem Leser eine nostalgische Zeitreise per Bahn ermöglicht und so ein Stück Bahngeschichte lebendig werden lässt.

Sind zu Beginn noch Unstimmigkeiten bezüglich der Zuständigkeiten, einzuholenden Genehmigungen und Finanzierung an der Tagesordnung, wird schon bald klar, dass es ohne diese Bahnstrecke nicht mehr geht und der technische Fortschritt hält Einzug. Zwar wird gerne und oft diskutiert und sich die Köpfe heißgeredet, welche Streckenführung denn jetzt die einzig Richtige ist, doch eben genau diese Querelen machen das Buch so interessant es menschelt eben auch in der guten alten Zeit und schon damals wollte jeder ein Stück vom Kuchen.

Unterteilt in die Kapitel Baugeschichte, Aufschwung und Flauten, Züge und Signale, Die Westfrankenbahn, Unterwegs und Eisenbahnmuseen lässt Grießer hier die Eisenbahngeschichte dieser Teilstrecke Revue passieren und den Leser eintauchen in ein Stück Vergangenheit. Egal ob NS-Vergangenheit, Streckenstilllegungspläne oder die Bahn im Wandel der Jahrzehnte – die Autorin beleuchtet intensiv alle Geschehnisse, belegt diese mit vielen Fotos und Originaldokumenten aus der jeweiligen Zeit und vermittelt das Gefühl, immer mittendrin zu sein.

Die Chronik zum Abschluss des Buches bietet noch einmal in geraffter Form Zahlen, Daten und Fakten und rundet so das Ganze perfekt ab.

Eine kurzweilige nostalgische Zeitreise – nicht nur für Eisenbahnliebhaber

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Schräge Liebeskomödie im Regenwald

(K)ein Mann, der's wert ist
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Gundel beschließt, dass das Leben mit 50+ nicht ausgeträumt ist, sondern dass sie jetzt noch einmal die Gelegenheit hat, so richtig durchzustarten. Frisch geschieden und mit viel Elan gründet sie ein Reiseunternehmen ...

Gundel beschließt, dass das Leben mit 50+ nicht ausgeträumt ist, sondern dass sie jetzt noch einmal die Gelegenheit hat, so richtig durchzustarten. Frisch geschieden und mit viel Elan gründet sie ein Reiseunternehmen für Senioren. Der erste Trip führt die bunte Truppe in den Regenwald und die Reise startet mit Turbulenzen im wahrsten Sinne des Wortes. Das Flugzeug, welches sie eigentlich zur Lodge bringen sollte, steckt kopfüber auf einer Sandbank fest und von da an läuft nichts mehr, wie in den Reiseunterlagen eigentlich akribisch vorgeplant...



"(K)ein Mann der's wert ist" verzaubert mit einem bildgewaltigen Schreibstil und faszinierenden Einfällen, die Wolf-Ingo Härtl für seine Leser zum Leben erweckt. Alle erdenkliche Farbschattierungen von Grün lässt er auf der Bildfläche erscheinen, wenn die Reisegruppe durch den Dschungel streift. Dazu das schwülwarme Klima des Regenwaldes, die die ungewöhnliche Flora und Faune begünstigen und eine Geschichte, die es wirklich in sich hat. Im ersten Drittel jagt wirklich eine Pointe die nächste, die Gags sind brüllend komisch und sorgen so für ordentlich Schmunzler und Grinsebäckchen. Die Geschichte kommt so richtig in Fahrt und findet einen dramatischen Höhepunkt. Ab da flacht leider alles ab und man findet eine Episode mit einem gewissen Farzan, der aufgrund seines Sprachfehlers für manch Ungereimtheit sorgt. Diese Szenen hätte ich wirklich nicht gebraucht, tragen sie doch wenig zum Verlauf der Ereignisse bei.

Die illustre Rentnertruppe bietet unglaublich viele facettenreiche Charaktere, die erst noch krampfhaft versuchen, ihre selbst auferlegten Masken aufrecht zu halten. Doch je mehr Tage im Dschungel verstreichen, desto mehr zeigt jeder sein wahres Gesicht und der Schreibende lässt den Leser hinter die Fassade blicken. Die Erlebnisse, die jeden einzelnen zu dem haben werden lassen, der er jetzt ist, sind interessant und abwechslungsreich geschildert.

Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern ach bei Schmeddock, flattern bunt und schillernd durch die Seiten und verliehen dem Buch ein wenig Leichtigkeit.

Der Roman ist ein üppiger Genre-Mix und vereint die Sparten Romanze, Abenteuer, Mystik und Krimi mit schlagfertigen Dialogen und skurrilen Momenten. Manchmal wirken die Kapitel aber etwas übervoll und können den vielen guten Ideen, die der Autor im Roman unterbringen möchte, nicht ganz gerecht werden. Weniger wäre hier mehr gewesen, weshalb ich gute 3,5 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Ein bisschen geht der Seidenglanz verloren

Im Glanz der Seidenvilla
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Endlich läuft in Angelas Leben alles rund - in Vittorio hat sie den perfekten Partner gefunden, die Weberei ist aus dem Gröbsten heraus und fährt endlich Gewinn ein. Doch wie so oft im Leben, bekommt ...

Endlich läuft in Angelas Leben alles rund - in Vittorio hat sie den perfekten Partner gefunden, die Weberei ist aus dem Gröbsten heraus und fährt endlich Gewinn ein. Doch wie so oft im Leben, bekommt jedes Hoch auch mal einen Dämpfer und der kommt in Form eines Konkurrenten um die Ecke. Auch stänkert Vittorios Mutter an allen Ecken und Enden, denn mit Angela an der Seite ihres Sohnes ist sie alles andere als einverstanden. Angela muss mal wieder kämpfen - zum einen um die Seidenweberei und zum anderen um ihre große Liebe. Wird sie auch dieses Mal den Kampf gewinnen können ?

"Im Glanz der Seidenvilla " ist Teil 2 der Seiden-Trilogie von Tabea Bach und ich muss ehrlich gestehen, dass ein wenig der Glanz vom ersten Teil verloren gegangen ist. Zwar sind die sehr bildhaften Beschreibungen wieder toll gelungen und ich sitze im Garten im Schatten des Maulbeerbaumes, lasse die Episoden des Buches an mir wie ein Film vorüberziehen. Aber mir fehlt ein bisschen das Feuerwerk, das die Autorin in Band 1 gezündet hat, um all die positiven Empfindungen auszulösen, die mich an das Buch fesseln und eins mit Angela werden lassen.
Ich verliebe mich wieder in die wunderbaren Meisterwerke, die die Weberinnen hier fertigen, fühle die weiche Seide durch meine Hände fließen und bekomme dann einen fiesen Schubs in die Seite, wenn Constanze auf der Bildfläche erschient. Diese Frau hat wirklich Haare auf den Zähnen und sie nimmt mir ein wenig die Lesefreude am Buch. Ihre Auftritte sind mit dem Denver-Biest Alexis aus den 1980er-Jahren zu vergleichen und ich finde diese Frau hier ein wenig deplatziert, ja fast schon zu dominant.
Das Wiedersehen mit den liebgewonnen Figuren und Schauplätzen aus dem ersten Band fühlt sich an wie "Nachhause kommen", das italienische Flair umfängt mich auch in diesem Band, aber die Ereignisse, die hier im Buch tonangebend sind, wirken mir ein wenig zu übertrieben und teilweise unglaubwürdig.
Ja, Konkurrenz belebt das Geschäft und Eifersucht kann auch für eine Beziehung sehr anregend sein, aber es muss auch die Relation passen. Weniger ist manchmal mehr und mir fehlt hier die perfekte Feinabstimmung, die ich im Vorgänger Band so sehr genossen habe.
Ansonsten eine gelungene Fortsetzung mit Geschichten in und um die Weberei, die Angela und dem Leser ans Herz gewachsen ist. Tolles Setting, viele Hintergrundinformationen über die Seidengewinnung und deren Verarbeitung runden das Ganze ab. ich hoffe, Band drei wird wieder ein Knaller.
3,5 Sternchen

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