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Veröffentlicht am 07.08.2020

Schräge Liebeskomödie im Regenwald

(K)ein Mann, der's wert ist
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Gundel beschließt, dass das Leben mit 50+ nicht ausgeträumt ist, sondern dass sie jetzt noch einmal die Gelegenheit hat, so richtig durchzustarten. Frisch geschieden und mit viel Elan gründet sie ein Reiseunternehmen ...

Gundel beschließt, dass das Leben mit 50+ nicht ausgeträumt ist, sondern dass sie jetzt noch einmal die Gelegenheit hat, so richtig durchzustarten. Frisch geschieden und mit viel Elan gründet sie ein Reiseunternehmen für Senioren. Der erste Trip führt die bunte Truppe in den Regenwald und die Reise startet mit Turbulenzen im wahrsten Sinne des Wortes. Das Flugzeug, welches sie eigentlich zur Lodge bringen sollte, steckt kopfüber auf einer Sandbank fest und von da an läuft nichts mehr, wie in den Reiseunterlagen eigentlich akribisch vorgeplant...



"(K)ein Mann der's wert ist" verzaubert mit einem bildgewaltigen Schreibstil und faszinierenden Einfällen, die Wolf-Ingo Härtl für seine Leser zum Leben erweckt. Alle erdenkliche Farbschattierungen von Grün lässt er auf der Bildfläche erscheinen, wenn die Reisegruppe durch den Dschungel streift. Dazu das schwülwarme Klima des Regenwaldes, die die ungewöhnliche Flora und Faune begünstigen und eine Geschichte, die es wirklich in sich hat. Im ersten Drittel jagt wirklich eine Pointe die nächste, die Gags sind brüllend komisch und sorgen so für ordentlich Schmunzler und Grinsebäckchen. Die Geschichte kommt so richtig in Fahrt und findet einen dramatischen Höhepunkt. Ab da flacht leider alles ab und man findet eine Episode mit einem gewissen Farzan, der aufgrund seines Sprachfehlers für manch Ungereimtheit sorgt. Diese Szenen hätte ich wirklich nicht gebraucht, tragen sie doch wenig zum Verlauf der Ereignisse bei.

Die illustre Rentnertruppe bietet unglaublich viele facettenreiche Charaktere, die erst noch krampfhaft versuchen, ihre selbst auferlegten Masken aufrecht zu halten. Doch je mehr Tage im Dschungel verstreichen, desto mehr zeigt jeder sein wahres Gesicht und der Schreibende lässt den Leser hinter die Fassade blicken. Die Erlebnisse, die jeden einzelnen zu dem haben werden lassen, der er jetzt ist, sind interessant und abwechslungsreich geschildert.

Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern ach bei Schmeddock, flattern bunt und schillernd durch die Seiten und verliehen dem Buch ein wenig Leichtigkeit.

Der Roman ist ein üppiger Genre-Mix und vereint die Sparten Romanze, Abenteuer, Mystik und Krimi mit schlagfertigen Dialogen und skurrilen Momenten. Manchmal wirken die Kapitel aber etwas übervoll und können den vielen guten Ideen, die der Autor im Roman unterbringen möchte, nicht ganz gerecht werden. Weniger wäre hier mehr gewesen, weshalb ich gute 3,5 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Ein bisschen geht der Seidenglanz verloren

Im Glanz der Seidenvilla
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Endlich läuft in Angelas Leben alles rund - in Vittorio hat sie den perfekten Partner gefunden, die Weberei ist aus dem Gröbsten heraus und fährt endlich Gewinn ein. Doch wie so oft im Leben, bekommt ...

Endlich läuft in Angelas Leben alles rund - in Vittorio hat sie den perfekten Partner gefunden, die Weberei ist aus dem Gröbsten heraus und fährt endlich Gewinn ein. Doch wie so oft im Leben, bekommt jedes Hoch auch mal einen Dämpfer und der kommt in Form eines Konkurrenten um die Ecke. Auch stänkert Vittorios Mutter an allen Ecken und Enden, denn mit Angela an der Seite ihres Sohnes ist sie alles andere als einverstanden. Angela muss mal wieder kämpfen - zum einen um die Seidenweberei und zum anderen um ihre große Liebe. Wird sie auch dieses Mal den Kampf gewinnen können ?

"Im Glanz der Seidenvilla " ist Teil 2 der Seiden-Trilogie von Tabea Bach und ich muss ehrlich gestehen, dass ein wenig der Glanz vom ersten Teil verloren gegangen ist. Zwar sind die sehr bildhaften Beschreibungen wieder toll gelungen und ich sitze im Garten im Schatten des Maulbeerbaumes, lasse die Episoden des Buches an mir wie ein Film vorüberziehen. Aber mir fehlt ein bisschen das Feuerwerk, das die Autorin in Band 1 gezündet hat, um all die positiven Empfindungen auszulösen, die mich an das Buch fesseln und eins mit Angela werden lassen.
Ich verliebe mich wieder in die wunderbaren Meisterwerke, die die Weberinnen hier fertigen, fühle die weiche Seide durch meine Hände fließen und bekomme dann einen fiesen Schubs in die Seite, wenn Constanze auf der Bildfläche erschient. Diese Frau hat wirklich Haare auf den Zähnen und sie nimmt mir ein wenig die Lesefreude am Buch. Ihre Auftritte sind mit dem Denver-Biest Alexis aus den 1980er-Jahren zu vergleichen und ich finde diese Frau hier ein wenig deplatziert, ja fast schon zu dominant.
Das Wiedersehen mit den liebgewonnen Figuren und Schauplätzen aus dem ersten Band fühlt sich an wie "Nachhause kommen", das italienische Flair umfängt mich auch in diesem Band, aber die Ereignisse, die hier im Buch tonangebend sind, wirken mir ein wenig zu übertrieben und teilweise unglaubwürdig.
Ja, Konkurrenz belebt das Geschäft und Eifersucht kann auch für eine Beziehung sehr anregend sein, aber es muss auch die Relation passen. Weniger ist manchmal mehr und mir fehlt hier die perfekte Feinabstimmung, die ich im Vorgänger Band so sehr genossen habe.
Ansonsten eine gelungene Fortsetzung mit Geschichten in und um die Weberei, die Angela und dem Leser ans Herz gewachsen ist. Tolles Setting, viele Hintergrundinformationen über die Seidengewinnung und deren Verarbeitung runden das Ganze ab. ich hoffe, Band drei wird wieder ein Knaller.
3,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Manchmal muss man erst durch die Hölle gehen, um auf den Wolken tanzen zu können

Denn das Leben ist eine Reise
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Eigentlich hat Aimee alles, was sie sich gewünscht hat – ein wunderschönes Zuhause, einen erfolgreichen Partner an ihrer Seite und einen liebenswerten kleinen
Sohn. Doch Per kann und will seinen Sohn ...

Eigentlich hat Aimee alles, was sie sich gewünscht hat – ein wunderschönes Zuhause, einen erfolgreichen Partner an ihrer Seite und einen liebenswerten kleinen
Sohn. Doch Per kann und will seinen Sohn nicht akzeptieren, so wie er ist und das wurmt Aimee. Kurzerhand steigt sie in ihren alten roten Bulli und bricht alle Zelte in Deutschland ab. Sie fährt mit Len auf die Insel St Ives an der Südküste Englands, um dort ein neues Leben zu beginnen. Auf dem Campingplatz, der nun an ihr Zuhause sein sollt, steht ihr plötzlich ihre Jugendliebe wieder gegenüber, Mutter Marielou macht auch Halt auf der Insel und somit holt die Vergangenheit Aimee in größeren Schritten ein, als ihr lieb ist. Die Ereignisse von damals werfen ihre Schatten voraus…

„Das Leben ist eine Reise“ ist eine teilweise sehr emotionale Geschichte über Liebe, Familie, Sehnsucht und Vergebung. Aimee ist eine starke Persönlichkeit, die sich aber erst wieder im Leben zurechtfinden muss, um bei sich selbst anzukommen. Es gibt zu vieles, was ihr in der Vergangenheit auf die Seele gedrückt hat und genau dies Ereignisse drängen jetzt mit aller Macht wieder ans Tageslicht. Aimee muss lernen, dass die Flucht nach vorn nicht immer der beste Weg ist und so musss sie sich den Dämonen stellen. Die Reise an die Küste Englands ist auch eine Reise zu sich selbst und je stärker der Wind auf der Insel weht, je heftiger der Regen auf das Dach des Bullis klatscht, desto mehr erkennt Aimee, wer und was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.
Die Entwicklung von der leicht verhuschten Maus zur lebensbejahenden selbstbewussten Frau ist für den Leser nachvollziehe dargestellt und man kann die einzelnen Stationen dieser Änderung sehr schön miterleben.
Das Geheimnis, das Aimee mit sich herumträgt, belastet sie sehr und der Leser muss wirklich bis zum Schluss rätseln, was Aimee vor Jahren so sehr aus der Bahn geworfen hat.
Allerdings ist die Romanze zwischen Daniel und Aimee doch schon recht schnell vorauszuahnen, denn allzu offensichtlich steuert die Autorin auf das Happy End hin. Die kleinen Hürden, die es bis zum großen Feuerwerk zu überwinden gilt, wirken da schon recht konstruiert und teilweise nicht recht authentisch, weswegen hier 3,5 Sternchen angebracht sind.
Ansonsten ist die Geschichte wirklich herzergreifend und man kommt nicht umhin, das eine oder andere Tränchen zu vergießen.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Stärker noch als der Tod ist die Liebe

Wo du nicht bist
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„Wo du nicht bist“ ist die wahre Geschichte von Irma Weckmüller, die Ende der 1920er Jahre als Verkäuferin im KaDeWe arbeitet und für sich und ihre jüngere Schwester Martha sorgt. Als Kinder haben sie ...

„Wo du nicht bist“ ist die wahre Geschichte von Irma Weckmüller, die Ende der 1920er Jahre als Verkäuferin im KaDeWe arbeitet und für sich und ihre jüngere Schwester Martha sorgt. Als Kinder haben sie den Vater verloren, die Mutter hat den Verlust des Ehemannes nie verwunden und ihrem Leben ein Ende gesetzt. Während Martha in eine Art Lethargie verfällt, ist Irma der Fels in der Brandung und hält mit Flickarbeiten die beiden Vollwaisen über Wasser.
Als Irma ihrer Schwester bei einer schweren Entscheidung beistehen muss, lernt sie den charmanten Arzt Erich Bragenheim kenne und verliebt sich in ihn. Ihre Freude kennt keine Grenzen, als Erich ihre Gefühle erwidert und sie ein Paar werden.
Doch der politische Wind weht zunehmend rauer und Irma und Erich müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, eine Verbindung zu einem Juden zu haben.
Selbst eine Eheschließung ist ihnen verwehrt und Irma kann nicht glauben, dass sie ihren geliebten Erich niemals ehelichen soll.
Der Zeitsprung in das Jahr 1945 offenbart, dass Erich in Auschwitz ermordet wurde und Irma alles daran setzt, das ihm gegeben Versprechen, seine Frau zu werden, einzulösen.
Die Lebensgeschichte von Irma Weckmüller ist mit leisen, aber doch eindringlichen Worten erzählt, nimmt den Leser mit in das dunkelste Kapitel Deutschlands und lässt ihn an der Lebens- & Liebesgeschichte teilhaben. Sie kämpft wie eine Löwin für die Anerkennung ihrer Liebe zu Erich und das imponiert mir. Sie ist unerschütterlich in ihren Gefühlen und lässt sich durch nichts und niemand davon abbringen.
In machen Szenen wird mir Irma allerdings sehr nüchtern und zurückhalten präsentiert, denn gerade, als sie von Tod ihres geliebten Erich erfährt, hätte man hier alle Register ziehen müssen, um den Leser die sich ausbreitende Hoffnungslosigkeit, Wut und Trauer nahebringen zu können. So liest man die Zeilen, wischt sich die ein oder andere Träne weg, die eigentlich Irma hätte vergießen sollen. Sie wirkt seltsam distanziert und das über längere Strecken des Buches, was ich als sehr schade empfinde.
Die Erinnerungen von Irma sind manchmal sehr aufregend und mitreißend erzählt, manchmal wirken sie allerdings ein wenig blass. Fast so, als könne sich Irma nur noch schemenhaft an die Ereignisse erinnern, die ihr doch ein Leben lang präsent gewesen sind.
Die Nachricht zum Ende des Buches geht fast unter und ich hätte mir gewünscht, dass Irmas Empfinden spürbar wird. Die Emotionen bleiben auch hier aus und ich hätte mir gewünscht, dass zumindest eine Reaktion für den Leser fühlbar wird. So hat man das Gefühl, dass Irma die Nachricht eher stoisch gelassen, ja fast schon erschöpft, anstatt freudig erregt, hinnimmt.
Ansonsten ist dieses Buch sehr plastisch gestaltet, viele Szenen wirken wie ein sepiafarbener Film, der sich vor dem inneren Auge abspult und so den Leser fasziniert. Die Lieder von Richard Tauber aus der Operette „Das Land des Lächelns“ tragen dazu bei, dass Melancholie und Wehmut sich ausbreiten und man die Trauer und Verlust des Geliebten nachfühlt.. Daher vergebe ich 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Leben und Lieben auf Helgoland

Die kleine Pension Dünenblick
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Runa hat sich mit einer eigene Kanzlei in Hamburg einen großen Traum erfüllt und kann zufrieden auf das, was sie geleitstet hat. Da kommt ein Hilferuf aus der Heimat, denn ihre Mutter muss ins Krankenhaus ...

Runa hat sich mit einer eigene Kanzlei in Hamburg einen großen Traum erfüllt und kann zufrieden auf das, was sie geleitstet hat. Da kommt ein Hilferuf aus der Heimat, denn ihre Mutter muss ins Krankenhaus eingeliefert werden und benötigt dringen Runas Unterstützung bei der Führung der elterlichen Pension auf Helgoland. Dort angekommen, steht Runa vor dem Problem, wie sie die Pension vor dem finanziellen Untergang bewahrt und muss sich ganz nebenbei auch noch darum bemühen, die Flirtversuche eines Gastes abzuwehren, obwohl dieser ihr Herz schon ein wenig höher schlagen lässt. Und dann ist da auch noch Paula, die auf Helgoland neu durchstarten möchte und so ganz nebenbei ein Komplott aufdeckt. Paula und Runa müssen die Ärmel hochkrempeln und mit echter Frauenpower zeigen, dass man sie nicht so einfach in die Pfanne haut...

Ich liebe Inselgeschichte und deshalb bin ich immer auf der Suche nach neuen Romanen, die Wellenglitzern und Küstencharme verbreiten. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich in einer Buchhandlung diesen Roman glatt übersehen, denn das Cover ist nicht gerade ein Hingucker...und die optische Aufmachung sollte doch schon auf das Buch neugierig machen.
Sontje Beermann hat die abwechslungsreiche und kurzweilige Geschichte zweier Frauen vereint, die für Inselliebhaber genau richtig ist. Sie rückt Helgoland ins rechte Licht und weckt daher die Lust, ein paar erholsame Tage auf Deät Lun, wie Helgoland auf friesisch heißt, zu verbringen. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und präzise, sodass sich die "Lange Anna" , der Lummenfelsen und die Dünen direkt vor meinem inneren Auge abbilden und ich salzige Nordseeluft schnuppern kann.
Ihre Figuren Paula und Runa sind zwei echte Powerfrauen, die sich nicht so leicht ins Bockhorn jagen lassen. Wenn die beiden Sturschädel sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, wird auf Biege und Brechen so lange daran geknabbert, bis passt, was passen soll Dass sie es dabei nicht immer leicht haben und anecken, nehmen sie gerne in Kauf
Die beiden männlichen Wesen, die ihnen die Autorin zu Seite stellt, wirken manchmal ein wenig blass, wenn sie den Rang von den Frauen abgelaufen bekommen. Aber ich glaube, dass das Felix und Stefan nicht wirklich geschadet hat, denn sie schauen schon zu ihren Lieblingsmenschen auf und bewundern sie für ihr Engagement, ihre Energie und ihr Durchsetzungsvermögen.
Die Autorin zeigt auf, wie die schnell die Lage kippen kann, wenn ein dummes Gerücht in die Welt gesetzt wird. Ist es erst mal am laufen, verbreitet es sich schnell wie Feuer und richtet so großen Schaden an. Die Suche nach dem Urheber der miesen "Tatsachen" hätte etwas spannender geschildert sein können.
Nachdem alle Missverständnisse und Komplikationen aus dem Weg geräumt sind, kann der Leser das Happy-End genießen. Am Ende bleiben aber noch einige Fragen offen, denn irgendwie fehlt der Runde Abschluss mit dem Hinweis, ob sich die Vorhaben allen haben umsetzen lassen....ich gebe daher nur 3,5 Sternchen

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