Viele Themen, wenig Tiefgang
Die Frauen vom Nordstrand - SchicksalswendeAnni muss erkennen, dass sie sich von ihren Träumen verabschieden muss und verlässt mit ihrer Tochter Hamburg, um in St. Peter den Schritt in ein neues Leben zu wagen. Ihr zur Seite stehen ihre Freundinnen, ...
Anni muss erkennen, dass sie sich von ihren Träumen verabschieden muss und verlässt mit ihrer Tochter Hamburg, um in St. Peter den Schritt in ein neues Leben zu wagen. Ihr zur Seite stehen ihre Freundinnen, deren Leben sich auch weiterentwickelt hat und für das sie mit ihren Überzeugungen einstehen. Doch die "Seeperle" läuft alles andere als rosig und Anni muss die Ärmel hochkrempeln, um nicht erneut ihre Existenz zu verlieren...
Mit dem zweiten Band der Seebad-Saga lässt Marie Sanders den Leser wieder eine Zeitreise erleben, die quirligen 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wieder aufleben und man spürt den nostalgischen Flair, der durch die Seiten schwebt. Egal ob politischer oder privater Natur, die Daumenschrauben in der freien Entfaltung der Persönlichkeit von Frauen sind noch recht fest angezogen und das schlägt sich auch in der Themenwahl dieses Buches nieder. Die Frau hatte sich dem Willen des Ehemannes zu beugen und ihm zu dienen - was bin ich froh, dass wir heute ein freies, selbstbestimmtes Leben führen dürfen und dies den Vorreiterinnen in der Vergangenheit zu verdanken haben, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben.
Die Autorin erzählt die Einzelschicksale der Freundinnen, die man in Band eins bereits kennengelernt hat, weiter. Zwar kann man den Roman auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber das Gesamtbild erschließt sich nur, wenn man die ganze Geschichte kennt.
Auch in Band zwei packt die Schreibende sehr viele Themen hinein, die sie unbedingt abgehandelt haben möchte - illegale Schwangerschaftsabbrüche, Gewalt in der Ehe und Homosexualität werden hier angesprochen, aber nicht wirklich weiter vertieft. Mir kommt es so vor, als hätte die Autorin auf ihrem Ideenboard viele Schlagwörter gesammelt, die sie der damaligen Zeit zuordnent und deren Verwendung sie in ihrem Roman als unbedingt notwendig erachtet. Das lässt das Buch leider vollkommen überfrachtet und irgendwie hektisch erscheinen.
Die Figuren haben sich weiterentwickelt und man merkt ihnen an, dass sie aus ihrem Tun und Handeln ihre eigenen Schlüsse gezogen haben und die dabei gewonnenen Erkenntnisse in ihrem Leben einbinden. Das Band der Freundschaft hat sich zwischen den Frauen noch verstärkt und man merkt, dass sie füreinander da sind, egal was auch passiert. Ein solcher Zusammenhalt wäre heute für manch einen wünschenswert- ich finde es schön, dass die Autorin dieses besondere Merkmal der Verbundenheit immer wieder in ihrer Geschichte betont.
Natürlich darf ein wenig Nordseeflair und Wellenglitzern nicht fehlen, denn wo sonst könnte man eine Brise salziger Meeresluft so gut genießen wie am Strand von St.-Peter.
Alles in allem ein angenehm zu lesender Roman, dessen Themen flüchtig behandelt werden, wo sie doch so viel Potential bieten, um jeder einzelnen Frau einen ganzen Roman zu widmen , um ihr gerecht zu werden.
Ich für meinen Teil werde den weiteren Verlauf der Seebad-Saga nicht mehr verfolgen.