Auf den schwersten Wegen entsteht das größte Glück
Ein Traum vom GlückAuch wenn der Krieg schon lange vorbei ist, sehen die Tage für die aus Berling geflüchtete Katharina alles andere als glücklich aus. Mit ihren Kindern versucht sie einen Neuanfang in Essen, wohnt bei der ...
Auch wenn der Krieg schon lange vorbei ist, sehen die Tage für die aus Berling geflüchtete Katharina alles andere als glücklich aus. Mit ihren Kindern versucht sie einen Neuanfang in Essen, wohnt bei der Schwiegermutter im Haus. Die Hoffnung, dass ihr Mann Karl eines Tages doch noch zurückkehrt, hat sie schon längst aufgegeben. Doch Katharina möchte nicht auf Dauer in den ärmlichen Verhältnissen im Pütt Leben müssen, sondern ihren Kindern ein Zuhause voller Licht und Liebe ermöglichen. Da steht eines Tages Johannes vor der Tür, der Enkel von Schwiegermutter Mine …nicht die einzige Überraschung, die das Schicksal für Katharina bereithält.
Eva Völler hat in dem ersten Teil ihrer Ruhrpott-Saga „Ein Traum vom Glück“ eine lebenshungrige Frau und Mutter zur Hauptperson erkoren, die mit unermüdlichem Einsatz und ganz viel Mutterliebe das Beste für ihre Kinder aus den trostlosen Tagen der Nachkriegszeit und dem ewigen Grauschleier des Kohleabbaus herausholen möchte.
Katharina ist mit ihren zweiunddreißig Jahren schon einiges an Schicksalsschlägen widerfahren, aber sie ist deswegen nicht verhärmt oder verbissen, sie versucht eben, aus den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Was sich auf den ersten Blick gut anliest, wird aber beim näheren Hinsehen allzu offensichtlich. Katharina ist kein Kind von Traurigkeit und tingelt von Blüte zu Blüte, auch wenn sie eine wirklich schreckliche Kriegserfahrung verarbeiten muss. Wie sie mit den Herzen der Männer spielt, finde ich äußert zweifelhaft.
Den Einen vertröstet sie, weil sie ja noch mit ihrem Mann Karl verheiratet ist, möchte aber nicht weiter des Doktors Gespielin sein. Den Anderen verführt sie, lässt sich gehen und hegt dann ein schlechtes Gewissen. So ganz kann man ihr das alles nicht glauben, denn ihr Verhalten spricht doch eine andere Sprache. Ja, sie hat Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, aber doch bitte nicht auf diese Art und Weise
Viel passiert nicht auf den ersten zweihundert Seiten – der Alltag im Ruhrpott, auf der Zeche und die Tätigkeiten von Oma Mine werden sehr detailliert geschildert, bringt mir die Personen im Buch aber auch nicht wirklich näher. Vielmehr sorgt diese Akribie dafür, dass eine gewisse Distanz sich aufbaut und man eher alles irgendwie hinnimmt. Herzlichkeit oder gar Vertrautheit mit den Figuren stellt sich nicht ein.
Auf den letzten hundert Seiten geht es dann dafür Schlag auf Schlag – das Schicksal dreht immer wieder am Rad, lässt neue Hiobsbotschaften Ereignisse und Wendungen auf die Familie einprasseln und alles wirkt übereilt und dadurch unglaubwürdig. Viele Szenen erinnern zudem an den Film „Die Frau des Heimkehrers“. Immerzu habe ich das Gefühl, diese Geschichte schon einmal gelesen zu haben, weil mir die Handlung so sehr bekannt vorkommt
Ich habe mich, trotz Ruhrpott-Slang und genauer Beschreibungen der Arbeit auf der Zeche leider nicht wohl in der Geschichte gefühlt und bleibe daher eher enttäuscht zurück. Die Idee ist gut, die Umsetzung hat aber noch enorm viel Luft nach oben. Ich weiß leider noch nicht, ob die Neugier auf Band zwei ausreichen wird, um diese Reihe weiter zu verfolgen.