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Veröffentlicht am 20.07.2019

Aus einer Zweck - WG wird die große Liebe

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Der Roman „Love to share - Liebe ist die halbe Miete" stand lange auf meiner Wunschliste, als ich ihn dann endlich lesen durfte (ein dickes Dankeschön an den Verlag!) habe ich mich riesig gefreut! Im ...


Der Roman „Love to share - Liebe ist die halbe Miete" stand lange auf meiner Wunschliste, als ich ihn dann endlich lesen durfte (ein dickes Dankeschön an den Verlag!) habe ich mich riesig gefreut! Im Original heißt die Geschichte „The flatshare“, das Layout der deutschen Ausgabe finde ich aber pfiffiger, ebenso den Titel „Love to share“.
Es ist das Debut der Autorin Beth O’Leary, die hauptberuflich als Lektorin arbeitet, und da es ihr erster Roman ist, vergebe ich
dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen (Debut-Bonus) für die Erzählung. Ich finde, es wäre Sache des Lektors gewesen, korrigierend einzugreifen. Der Roman ist so überfrachtet, dass ich zwischendurch schwer genervt war, man hätte auch einfach fünfzig Prozent kürzen können, da die Geschichte insgesamt etwas zu lang geraten ist. Es gibt eine Haupthandlung und viele subplots. Rund um jede Nebenhandlung hätte die Autorin theoretisch einen gesonderten Roman „stricken“ können. Trotz der Langatmigkeit fand ich den Roman (kurioserweise) spannend, ich wollte stets wissen, wie es weiter geht mit dem eigentlichen Hauptplot! Am Ende war ich aber einigermaßen versöhnt, da ich jeden sublot hinreichend gut aufgelöst fand, wenn alle Nebenhandlungen einfach so im Sand verlaufen wären, hätte es mich noch mehr gefuchst.

Worum geht’s?
Leons Bruder Richie sitzt unschuldig im Gefängnis, daher braucht Leon, der als Krankenpfleger kein üppiges Gehalt hat, dringend Geld um seinen Bruder zu unterstützen. Es trifft sich gut, dass Tiffany „Tiffy“ Moore dringend eine Bleibe sucht, denn ihr Freund Justin hat zum x-ten Mal mit ihr Schluss gemacht und sich eine neue Verlobte angelacht. Tiffy will also aus der gemeinsamen Wohnung raus und schnell etwas Bezahlbares in London (!) finden. Tiffy arbeitet tagsüber, Leon nachts, also zieht Tiffy bei Leon (der nur ein Bett besitzt) ein, sie kommunizieren über Klebezettel und lernen sich erst nach fünfeinhalb Monaten kennen, dann aber auf eine Weise, die klischeehafter nicht sein könnte. Leider gibt es im Roman für mein Empfinden zu viele kitschige Szenen. Das Ende könnte direkt aus einem Hollywoodfilm stammen, den Epilog hätte ich nicht gebraucht. Wie gesagt, der Lektor hätte das Ganze straffen und kürzen, kürzen, kürzen müssen. Trotzdem habe ich den Roman in einer Woche ausgelesen, grottenschlecht ist er also nicht.
Die Figuren hätten ruhig etwas besser charakterisiert sein können. Tiffy hat mich von Anfang an genervt, sie ist irgendwie ein bisschen dumm. So denkt sie sich anfangs, dass die Urlaube und der Sex mit ihrem Exfreund Justin ganz klasse waren, um ein paar Seiten später zu bemerken, dass sie die großen Geschenke ihres Exfreundes schon immer gestört hätten. Was denn nun? Der Exfreund gerät im Verlauf der Geschichte zum manipulativen Stalker und Tiffy zum armen Opfer (ebenso wie Leons Mutter übrigens, die immer bei den falschen Männern blieb…Holzhammer!). Der Handlungsstrang rund um Justin hat mich richtig deprimiert, daher finde ich, dass der Roman kein Wohlfühlbuch und keine ideale Sommerlektüre ist. Die Autorin hätte sich entscheiden müssen, ob sie einen leichten Liebesroman oder ein Drama verfassen will. Überhaupt gibt es viel Drama in dem Buch. Dass Leon in einem Hospiz arbeitet, fand ich aber gut, ebenso seinen Einsatz für seine Patienten; dieser Einsatz endet nicht mit Leons Schichtende. Ich mochte ihn! Leon ist ein nachdenklicher, stiller Typ, den Tiffy vom Foto her nicht heiß findet, dann aber, als sie ihn nackt sieht, findet sie, er habe Modelqualitäten, die er – Zufall, Zufall – für ihre Arbeit als Lektorin einsetzen soll. Die Lektoratsarbeit im DIY – Verlag war ein Pluspunkt! Tiffy betreut eine Hippieautorin, die einen Hit namens „Häkel dich frei“ landet, das fand ich witzig und originell. Tiffys crazy Kleidungsstil erinnerte mich aber zu sehr an Lou Clarke aus „ Ein ganzes halbes Jahr“ (der Roman wird neben „Twilight“ explizit genannt), und ihre Freunde Gerty und Mo ähnelten irgendwie Bridget Jones‘ Clique, wobei Bridget Jones Freunde Figuren mit mehr Tiefe sind.
Mir gefiel aber Leons reduzierte Ausdrucksweise, dieses Stilmittel fand ich richtig gut (es wirkt im englischen Original sicher noch besser!). Dazu passten aber nicht Leons post – its, auf welchen er immer ausführlicher schrieb (es sollte seine Charakterentwicklung illustrieren, schon klar). Treffenderweise denkt sich Tiffy an einer Stelle, dass eine Kommunikation über whatsapp mehr Sinn machen würde. Überhaupt gibt es so manchen Widerspruch bzw. Logiklöcher im Roman …hallo liebes Lektorat des Originals?
Tiffy und Leon werden eigentlich erst im letzten Drittel des Romans ein Paar, anfangs gibt es auch noch Leons Freundin. Bis zu diesem Punkt verliert sich die Story leider auch in Nebensächlichkeiten und Details, die unwichtig für den plot sind. Einiges fand ich schlicht nicht glaubwürdig und arg konstruiert, es gab auch deus ex machina Momente. Manches hätte die Autorin anders lösen können, finde ich.
Aber es gab auch lesenswerte Aspekte. Ich mochte Leon und seinen Bruder Richie. Auch die Autorin Katherin fand ich schwer in Ordnung! London als Handlungsort ist super, zwischendurch geht es dann nach Brighton, wo sich Tiff den Knöchel verstaut, mit dem sie dann später eine Treppe „hochjoggen“ kann, während sie dann ein paar Seiten später in London feststellt, dass er schmerzt. Hallo Logik?
Es ist klar, dass man als Autor irgendwann betriebsblind wird, daher sollten anderen (Korrektur)lesern Fehler im Text vor der Publikation auffallen. Eine klare Struktur hätte geholfen – Exposition/Hauptteil/Schluss. Am Schluss führt die Autorin neue Figuren und Handlungsstränge ein, dies hätte sie im Hauptteil abhandeln müssen, finde ich.
Das Ende von „Love to share“ ist zuckersüß, klischeehaft wie in einem Hollywoodfilm. Ich hätte ein offenes Ende bevorzugt!

Fazit:
Aus einer Zweckgemeinschaft wird Liebe! Diese Grundidee finde ich super.
Leon ist ein toller Protagonist und Katherin ist ein echtes Original, und einer von Leons Patienten ist sehr liebenswert, auch wenn eine andere Patientin ein wandelndes altkluges Klischee ist. Ich finde es aber toll, wie die Autorin zeigt, dass Krankheit und Tod auch zum Leben gehören.
Ich bereue es nicht, das Buch gelesen zu haben, auch wenn meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllt wurden. Trotz aller Mängel ist der Roman spannend. Manches ist sicher Geschmackssache. Ich denke, jeder Leser und jede Leserin sollte
sich selbst eine Meinung bilden. Von mir gibt’s 3,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen für die Liebesgeschichte rund um eine ungewöhnliche Zweck – WG.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Parker Ellis lässt Wünsche wahr werden...

Dream Maker - Sehnsucht (The Dream Maker 1)
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Dream Maker – Parker Ellis lässt Wünsche wahr werden...

Optische Aufmachung:

Die Umschlaggestaltung mit dem floralen Design gefällt mir richtig gut! Es gibt keine Nackenbeisser- Ästhetik und auch keine ...

Dream Maker – Parker Ellis lässt Wünsche wahr werden...

Optische Aufmachung:

Die Umschlaggestaltung mit dem floralen Design gefällt mir richtig gut! Es gibt keine Nackenbeisser- Ästhetik und auch keine schwarzweissen Motive, die an „50 Shades of Grey“ erinnern.

Inhalt & Bewertung:

Die Agentur „International Guy“ bietet alles, was das Leben besser macht. Parker Ellis, Bogart Montgomery und Royce Sterling bieten Frauen ihre Dienste an. Wenn Frauen ein Coaching in Sachen Liebe, Karriere und Leben brauchen, sind die Jungs der Agentur zur Stelle.
Ellis ist der „Dream Maker“, da seine Ausstrahlung unwiderstehlich ist, Montgomery ist der „Love Maker“ und Sterling der „Money Maker“. Jeder Mann hat also eine andere Kernkompetenz, wie man so schön sagt. Parker nimmt weltweit Aufträge an, von Paris über New York bis nach Skandinavien. In New York passiert etwas Unvorhergesehenes: Parker verliebt sich in die junge Darstellerin Skyler. Kann er Beruf und Privates noch trennen?

Zwischendurch lese ich gerne etwas Leichtes zum Entspannen. Carlans Reihen „Trinity“ und „Calendar Girl“ habe ich auch gelesen.
Also kam auch „Dream Maker“ auf meine Leseliste.
Der Stil ist recht eingängig und es wird alles sehr flüssig beschrieben, thematisch ist „Dream Maker“ aber leider nichts Neues. Die meisten erotischen Romane sind im Prinzip Märchen, daher habe ich keine allzu realistische Handlung erwartet, aber doch etwas mehr Originalität. Wenn man „Trinity“ und „Calendar Girl“ gelesen hat, wird man einige Parallelen erkennen. Wie schon in „Calendar Girl“ ist Vieles, was passiert, nichts, was im wahren Leben geschehen würde. Darauf war ich aber im Vorfeld gefasst.
Die sinnlichen Szenen im Buch sind sicher Geschmackssache, ich fand sie nicht schlecht. Ich muss aber gestehen, dass mich die Namen der Protagonisten etwas irritiert haben. Hier wollte die Autorin wohl besonders originell sein. Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, um nicht zu spoilern. Wer gerne erotische stories liest, kann sich das Buch einmal anschauen.
„Dream Maker“ ist ein typischer Auftaktband, für den ich 3,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen vergebe. Vielleicht ist ja noch eine Steigerung möglich, es werden wohl noch weitere Bände folgen.

Veröffentlicht am 01.04.2018

ordentliches Debut mit kleinen Schwächen

Liebe geht immer
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Das Cover dieses Debutromans finde ich wunderschön und die Leseprobe gefiel mir sehr gut, daher stand mein Entschluss fest, das Buch lesen zu müssen.

Es müssen nicht immer Klassiker sein - Ich lese auch ...

Das Cover dieses Debutromans finde ich wunderschön und die Leseprobe gefiel mir sehr gut, daher stand mein Entschluss fest, das Buch lesen zu müssen.

Es müssen nicht immer Klassiker sein - Ich lese auch mal gerne chicklit und Frauenliteratur, und an diesen Roman bin ich aufgrund der tollen Leseprobe mit relativ hohen Erwartungen gegangen, aber ich erwarte bei Unterhaltungsliteratur natürlich kein Mann’sches Niveau.
Worum geht’s in „Liebe geht immer“ ?

- Charlotte verliert Knall auf Fall alles, was ihr lieb und teuer war: Ihr Freund und Chef eröffnet ihr, dass sie als Fernsehschaffende von einer schöneren, schlankeren und besseren Kollegin ersetzt werden soll. Natürlich bleibt das Verhältnis von Charlottes Chef und der Konkurrentin kein rein berufliches, und so ist die Protagonistin bald Single, was sie sehr unglücklich macht ( Ich persönlich finde es ja nicht klug, mit seinem Chef anzubandeln). Also beschließt sie, auf Selbstoptimierungspfaden zu wandeln, sie möchte schlanker, fitter und überhaupt toller werden. Sie lernt sogar einen neuen Mann namens Lars kennen, ihr Exfreund spukt ihr aber immer noch im Kopf herum. Doch am Ende findet unsere Heldin zu sich selbst …

Wir verfolgen das Geschehen durch Charlottes Augen; Werke mit Ich – Erzählern lese ich am liebsten, daher hat mir diese Perspektive zugesagt. Der Roman liest sich locker und leicht. Die Grundidee hat mir gut gefallen, aber die stilistische Umsetzung hat meinen Geschmack leider nicht ganz getroffen, da die Handlung mittels wörtlicher Rede vorangetrieben wird, was mein Hauptkritikpunkt ist. Eine Häufung von Dialogen mag ich bei Dramen & Theaterstücken, in Romanen finde ich dieses Stilmittel etwas anstrengend. Teilweise hätte das Geschehen auch eine Straffung vertragen können. Gut gefielen mir aber der Koch Lars und ein Kater. Es gibt Humor im Roman und auch einen leicht gesellschaftskritischen Ansatz – muss frau immer perfekt sein, um geliebt zu werden?



Fazit:

Ein feiner Frauenroman für Zwischendurch, locker – leichte Unterhaltung mit Stärken und Schwächen, insgesamt ein ordentliches Debut der Autorin Myriam Klatt.

Ich vergebe für „Liebe geht immer“ 3,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Gute Unterhaltung

Die Strandräuberin
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„Die Strandräuberin“ von Ines Thorn ist ein unterhaltsames historisierendes Jugendbuch mit einer tollen Umschlaggestaltung. Das schöne Cover macht das Buch definitiv zum „Hingucker“ im Regal und die auf ...

„Die Strandräuberin“ von Ines Thorn ist ein unterhaltsames historisierendes Jugendbuch mit einer tollen Umschlaggestaltung. Das schöne Cover macht das Buch definitiv zum „Hingucker“ im Regal und die auf dem Umschlag abgebildeten Motive haben einen ganz klaren Bezug zum Inhalt. So soll es sein! Die Geschichte spielt auf Sylt im Jahr 1711. Ich würde sagen, dass „Die Standräuberin“ eine spannende Lektüre für Zwischendurch ist. Irgendwie musste ich beim Autorennamen auch immer an die "thorn - Rune" denken.

Worum geht es im Roman ?

Jördis fristet mit ihrer Großmutter ein karges und entbehrungsreiches Dasein auf Sylt. Die beiden Frauen sind soziale Außenseiterinnen, da ihre Vorfahren aus Island stammen. Von der eingeschworenen Inselgemeinschaft werden sie als Fremde wahrgenommen, und so verdienen sich Oma und Enkelin ihren Lebensunterhalt mit Strandräuberei, Strandgutsammelei und Wahrsagerei, was dem Pastor natürlich nicht gefallen kann. Jördis‘ beste Freundin ist ausgerechnet die Pastorentochter Inge, und als sich beide in den selben Mann verlieben, kommt es zum Eklat. Die Runenorakel werden Jördis und Großmutter Etta zum Verhängnis: Sie werden als Hexen verfolgt!

Die Autorin verwendet viele Elemente, die in historischen Romanen, welche sich primär an Mädchen und Frauen wenden, populär sind: Freundschaft und Verrat, Liebe und Herzeleid, Akzeptanz und Verachtung, Hexenverfolgung und Spiritualität, Amtskirche versus Volksglaube. Ob die geschichtlichen Versatzstücke der Prüfung eines Historikers standhalten würden? Auch über die Runenorakel und die Runen an sich erfährt man leider nichts Detailliertes. „Die Strandräuberin“ lässt sich aber flott und flüssig lesen, Stil und Sprache sind nicht kompliziert, und so habe ich den Roman rasch und nicht ungern gelesen. Man darf jedoch keinen historischen Roman à la Umberto Eco erwarten, da die „Strandräuberin“ primär unterhalten und eine spannende, zu Herzen gehende Geschichte vor historischem Sylter Hintergrund erzählen will, was gut gelingt. Das harte Inselleben im 18. Jahrhundert beschreibt die Autorin sehr plastisch, so könnte es tatsächlich gewesen sein. Ich mochte die generationenübergreifende Konstellation gern, Jördis und ihre Großmutter sind ein gutes Team, und der Roman hat mir ein paar schöne Lesestunden beschert.

Von mir gibt’s 3,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Roys zweiter Roman

Das Ministerium des äußersten Glücks
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“The Ministry Of Utmost Happiness“
ist meines Erachtens eine fiktionalisierte Gesellschaftskritik beziehungsweise ein fiktionalisiertes politisches Manifest, was eigentlich nicht verwundert, wenn man ...

“The Ministry Of Utmost Happiness“
ist meines Erachtens eine fiktionalisierte Gesellschaftskritik beziehungsweise ein fiktionalisiertes politisches Manifest, was eigentlich nicht verwundert, wenn man etwas über das Leben und Wirken der Aktivistin, Journalistin und Man Booker Prize Gewinnerin Arundhati Roy weiß.
Auf eine Inhaltsangabe verzichte ich in dieser Besprechung.
Nach ihrem Erstling “The God Of Small Things“ habe ich mich sehr über die Roman – Neuerscheinung “The Ministry Of Utmost Happiness“ gefreut.
Der Roman deckt meines Erachtens ein breites Spektrum an Themen ab, auch wenn es keine ausführliche Geschichte des südasiatischen Vielvölkerstaates ist:
Die Geschichte des indischen Subkontinents, Indien – Pakistan – Bangladesch. Die soziale Frage, die religiöse Frage, die Umweltschutzdebatte, die Genderproblematik und Feminismus.
Zentral im Text wird der Kaschmir – Konflikt behandelt. Die Autorin nimmt hier eine mehr oder weniger kontroverse Position ein, ganz die streitbare Intellektuelle.
Stilistisch und sprachlich bewegt sich der Roman auf hohem Niveau, den patchworkartigen Stil muss man jedoch mögen. Ich mochte das code – switching besonders gern.
Während der Lektüre fragte ich mich, ob die Erzählung überhaupt einen plot hat ?
Sozialkritik übt Roy meines Erachtens schon durch die Auswahl ihrer Protagonisten.
Als anfänglicher roter Faden dient jedenfalls das Leben der Hijra Anjum/Aftab.
Aftab/Anjum, der als Intersexueller geboren wurde, kämpft um das eigene Lebensglück, um Akzeptanz.
Das „dritte Geschlecht“ Indiens wird hier an der Figur Anjum porträtiert. Überhaupt zeigt Roy große Empathie für Außenseiter und Underdogs, was mir sehr gefallen hat.
Sie kritisiert auch das Kastenwesen und die riesigen sozialen Unterschiede in Indien, die besonders in einer Stadt wie Delhi sichtbar werden.
Das technisierte Indien trifft hier auf eine mittelalterliche Armut.
Der Gegensatz Metropolregion versus Peripherie ist auch ein Thema des Buches. Der Roman regte mich auf jeden Fall zum Weiterlesen an, auch wenn ich über einige Aspekte in Ansätzen etwas wusste.
Leser, die über die Geschichte Indiens nichts wissen, könnten sich mit dem Roman schwer tun.
Ihnen empfehle ich Dietmar Rothermunds „Geschichte Indiens“ als Einstieg. Auf keinen Fall darf man von Roys zweitem Roman eine zuckersüße Bollywoodsaga erwarten, auch wenn es zum Schluß ein happy ending gibt.
Der Roman verlangt dem Leser ferner einiges an Sitzfleisch ab, da es große Längen und eine Vielzahl von Personen in der Geschichte gibt.
Man muss sich den Text regelrecht „erarbeiten“ und hat teils das Gefühl, den roten Faden verloren zu haben. Trotzdem ist die Geschichte lesenswert, es ist nun mal keine schnöde Unterhaltungsliteratur.
Die fragmentierte Erzählweise macht das Buch jedoch zu einem modernen Roman, der stark polarisiert. Das Werk spricht meines Erachtens eine universale Leserschaft an, obschon ein europäischer oder „westlicher“ Leser das Buch sicher anders rezipiert als ein indischer.
Fazit:
Es gibt Längen in der Erzählung und “The Ministry Of Utmost Happiness“ ist keine Lektüre für Zwischendurch.
Trotzdem ist der Roman ein gutes Buch, das zum Nachdenken anregt.