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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2022

Der Mann, der mit Augen und Ohren klaut

Ehrlich wie 'ne Currywurst
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Frank Rosin ist den meisten vermutlich durch seine diversen Koch-Doku-Formate im Fernsehen bekannt. Einige kennen ihn wohl zudem als Sternekoch. Doch was viele nicht wissen: Hinter Rosin liegt ein sehr ...

Frank Rosin ist den meisten vermutlich durch seine diversen Koch-Doku-Formate im Fernsehen bekannt. Einige kennen ihn wohl zudem als Sternekoch. Doch was viele nicht wissen: Hinter Rosin liegt ein sehr langer und steiniger Weg, um heute das verkörpern zu können, wofür er steht. Als Mensch und als Koch sammelte er bereits in jungen Jahren die ersten Erfahrungen und über die Jahrzehnte hinweg sind einige mehr dazugekommen. Sowohl positive, aber eben auch negative. Heute kann er mit Stolz darauf zurückblicken, reflektiert über so manche Panne berichten und andere an seinem Know-how teilhaben lassen.

Über all das berichtet er nun in seiner ersten Biografie „Ehrlich wie ´ne Currywurst“. Ein Titel, der zwar reißerisch klingt, aber nicht passender gewählt sein könnte. Denn der Titel ist Programm – in Frank Rosins Leben gleichermaßen wie in seinem Buch. Rosin ist jemand, der sich nicht davor scheut die Wahrheit zu sagen. Er ist sehr direkt und geht offen mit seiner Meinung um. Deshalb beschreitet er seinen ganz eigenen Weg und nimmt den Leser auf diese Reise mit.

Das Leseerlebnis gestaltet sich hierbei gleichermaßen informativ und unterhaltsam. Rosin nimmt kein Blatt vor den Mund und geht nur dann nicht ins Detail, wenn er betreffende Personen schützen möchte. Ansonsten aber lässt er keine Niederlagen, Missgeschicke oder Schwierigkeiten aus und überzeugt so mit einer großen Portion Authentizität. Kombiniert wird das Ganze mit Rosins gutem Sinn für Humor, welcher gleichermaßen Spannung aufbaut und die biografische Erzählung auflockert.

Ähnlich wie der Titel erscheint auch der Untertitel „Mein Weg von der Pommesbude ins Sternerestaurant“ geradezu maßgeschneidert. Denn genau auf diese Art ist das Buch aufgebaut: Innerhalb von sieben Kapiteln berichtet Rosin zusammen mit seinem Co-Autor Andreas Hock in chronologischer Reihenfolge, wie er an den Punkt gelangt ist, an dem er heute steht. Daher beginnt der Bericht bereits in seiner Kindheit und der Leser kann dadurch bestens verstehen, weshalb Rosin später genau diesen Weg einschlägt und genau jene Entscheidungen trifft. Anfangs spielt hierbei sein privates Umfeld eine große Rolle, später konzentriert sich die Erzählung auf den beruflichen Werdegang. Während über auslaugende Lehrjahre, angespannte Arbeitsverhältnisse und den schwierigen Start ins eigene Unternehmen berichtet wird, erfährt der Leser nicht nur was für ein leidenschaftlicher Vollblut-Koch Frank Rosin ist. Darüber hinaus legen die Autoren nämlich auch großen Wert darauf, vom Wandel in Gastronomie und Ernährung zu berichten und den Beruf Koch im genau richtigen Licht zu präsentieren.
Aus diesem Grund ist Rosins Biografie ebenso lehrreich wie lustig, ebenso erkenntnisreich wie ehrlich.

An dieser Stelle ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass die Biografie sich wirklich in erster Linie auf Rosins berufliche Laufbahn konzentriert und man sich nicht wundern sollte, wenn die Familie maximal am Rande erwähnt wird. Stellenweise hätten ein, zwei Sätze zum Privatleben den Bericht sicherlich noch ergänzend abgerundet, aber dies ist mein einziger, minimaler Kritikpunkt. Und womöglich legt dies auch einfach den Grundstein für weiteres aus Frank Rosins Feder ;)

Mein Fazit:
„Ehrlich wie `ne Currywurst“ hält, was der kecke Titel verspricht. Locker und ehrlich wird der Leser nicht nur unterhalten, sondern auch informiert. Es macht viel Spaß, das Buch zu lesen, da man einiges Neues über Frank Rosin und die Gastronomie generell erfährt und zwar auf eine sehr erfrischende Weise, sodass keine zähen Passagen entstehen. Meine 5-Sterne-Bewertung geht einher mit einer eindeutigen Leseempfehlung. Diese geht nicht nur an all jene raus, die Rosins Leben und Schaffen schon länger verfolgen. Sondern eben insgesamt an alle, die sich für Kulinarik und die Gastronomiebranche interessieren und begeistern können.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Fesselnde Fantasy trifft anders-als-erwartet-Lovestory

2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit
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Das Leben ist einfach unfair. Fertig. So läuft es zumindest für Kela. Nach und nach hat sie ihre Familie verloren, nur ihr älterer Bruder Brandon ist noch geblieben. Die beiden müssen nun zudem darum kämpfen, ...

Das Leben ist einfach unfair. Fertig. So läuft es zumindest für Kela. Nach und nach hat sie ihre Familie verloren, nur ihr älterer Bruder Brandon ist noch geblieben. Die beiden müssen nun zudem darum kämpfen, ihr Haus finanziell stemmen zu können – und sehen daher keinen anderen Weg, als Mitbewohner zu suchen.
Die drei jungen Männer – Nero, Todd und Jerome – die dann jedoch einziehen gestalten die Lage nicht unbedingt besser. Kela hat von Anfang an das Gefühl, dass die drei etwas umgibt, was nicht mit rechten Dingen zugeht. Doch gerade kann sie echt kein weiteres Drama gebrauchen, schließlich scheint Kela sowieso überzuschnappen, als sie Briefe erhält, die niemand sonst lesen kann, von einer inneren Unruhe getrieben wird und zur Krönung plötzlich auch noch Geister sieht…
Kela sucht nach Antworten, doch als sie diese erhält, wünscht sie sich, nie in diese Welt hineingeraten zu sein, von deren Existenz sie zuvor nicht einmal ahnte.

Wie schon der Untertitel von „2 Seelen“ verrät, handelt es sich hier um den ersten Band einer Dilogie. Zudem war dieses Buch das erste, welches ich von dem Autorinnenduo Rose Snow gelesen habe. Ich war daher sehr neugierig auf ihre Art, Geschichten zu schrieben. Besonders aber auch darauf, was für eine Art Welt den Leser in dieser Dilogie erwartet.
Nun habe ich das Buch gelesen und bin vollkommen begeistert. Jeder einzelne Aspekt, der die Geschichte ausmacht, war hier gelungen, und eben auch das Gesamtpaket überzeugt voll und ganz.
Meine ersten Eindrücke, als ich zu lesen begann, bezogen sich hauptsächlich auf den Schreibstil. Er liest sich wunderbar flüssig und ich konnte kaum wieder aufhören zu lesen. Die Mischung aus einem schrägen Humor, greifbarer Spannung und weisen Worten hat es mir sehr angetan.

Als nächstes nahm ich die Figuren wahr – ein herrlich bunter Haufen. Von jeder Art Mensch war gefühlt jemand dabei: manche Charaktere sind überaus herzlich, andere nervig, manche sind undurchsichtig, andere entpuppen sich als etwas ganz anderes als zunächst angenommen. Und es gibt eben auch noch die Figuren, die einfach abstoßend sind. Die Protagonistin Kela ist ebenso aufgeschmissen, wie der Leser selbst, wenn es darum geht zu durchschauen, wem man trauen kann – und wem eben nicht. Ein innerer Konflikt, der die Handlung voll Spannung füllt. Zudem fühlt man sich Kela sehr nahe, weil man alles nachempfinden kann, was sie fühlt. Oft habe ich so meine Probleme mit den Protagonistinnen. Hier sind sie zu naiv, dort zu zickig. Aber Kela ist anders und es hat mir großen Spaß gemacht, zusammen mit ihr eine fremd wirkende Welt zu erkunden. Ich mochte besonders an ihr, dass sie sich nicht so schnell einschüchtern lässt.

Hierdurch erhält die Dynamik zwischen Kela und Nero einen ganz besonderen Charme. Es handelt sich um eine Romantasy-Geschichte und daher sind eben auch Romance-Elemente enthalten. Die Liebesgeschichte entwickelte sich in eine sehr interessante Richtung. Es ist keine typische Liebe auf den ersten Blick. Nicht einmal Liebe auf den zweiten oder dritten. Eher ist es eine Art Slow-Burn-Romance samt Hassliebe. Ich möchte nicht zu viel über Nela, Kero oder wie man die beiden auch immer nennen möchte verraten, weil sie einfach ein ganz spezielles „Pärchen“ sind. Nur so viel: Die Lovestory ist anders, anders als erwartet, und anders als schon zahlreich gelesen.

Den anderen Teil der Romantasy-Geschichte bildet die Fantasy-Welt, aber auch hier will ich nicht allzu viel verraten. Dennoch kann ich ohne zu spoilern verkünden, dass Rose Snow es geschafft hat, ihr Worldbuilding bereits im ersten Teil verständlich zu vermitteln und die Infos auch immer in der richtigen Menge, an der richtigen Stelle zu platzieren. Natürlich gibt es dennoch genügend offene Fragen, um den Leser - ungeduldig nach dem zweiten Band verlangend - zurückzulassen.

Und damit bin ich bei meinem Schlussgedanken angelangt, mit dem ich das Buch am Ende zugeklappt habe. Letzteres ist für mich stets sehr entscheidend, weil ich kein Fan allzu fieser Cliffhanger bin. Dennoch: es ist Romantasy, es ist eine Dilogie, ja, es gibt eben einen Cliffhanger. Und ja, ich kann es kaum erwarten, dass Band zwei erscheint. Aber das Ende ist dennoch geschickt gewählt. Die Lage ist verzwickt, aber nicht unnötig überdramatisiert hoffnungslos. Soll heißen: Das Argument, Cliffhanger nicht zu mögen, zählt bei „2 Seelen“ nicht.

Denn mein Fazit lautet:
Rose Snow liefert mit diesem romantisch-fantastischem Auftaktband eine spannende Unterhaltung. Ich war beim Lesen geradezu gefesselt von den spritzigen Dialogen, den erfrischenden Figuren und dem temporeichen Handlungsverlauf, der stets für eine Überraschung gut war. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für „2 Seelen“, die rausgeht an alle Fans des Autorinnenduos, sowie an alles, die es noch werden möchten. Für mich wird mein erstes Buch von Rose Snow sicherlich nicht mein letztes gewesen sein. Wohl verdiente 5 Sterne hierfür!

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Über eine wortgewandte Frau, die beweist, dass wir nicht schweigen dürfen

My Body
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„My Body“ von Emily Ratajkowski – was ist das für ein Buch? Ein ganz besonderes, das ist klar. Es ist eines, das dem Leser im Kopf bleiben und etwas in ihm verändern wird. Aber wovon handelt es? Nun, diese ...

„My Body“ von Emily Ratajkowski – was ist das für ein Buch? Ein ganz besonderes, das ist klar. Es ist eines, das dem Leser im Kopf bleiben und etwas in ihm verändern wird. Aber wovon handelt es? Nun, diese Frage ist schwierig zu beantworten, denn eigentlich handelt es von allem. Grob gesagt handelt es vom Leben, genauer gesagt vom Leben, wie man es als Frau empfindet. Man könnte auch sagen „My Body“ handelt von Emily Ratajkowskis Leben – ein Leben als Model, Tochter, Freundin, Ehefrau, Frau.

Sie offenbart tiefgreifende Einblicke in ihren Alltag, ihren Beruf, ihre Vergangenheit und ihre Gedanken. Anhand von Momentaufnahmen und Sammlungen von Erlebnissen spricht Emily verschiedene Themen an, die sie geprägt haben und in der Gesellschaft allgegenwertig sind. Aber auch die Modebranche, die Welt der Influencer (besonders der Influencerinnen) wird erläutert, mitsamt all ihren Schattenseiten.

Egal um welches Thema es geht, Emily Ratajkowski scheut sich nicht, vollkommen aufrichtig und ehrlich ihre Meinung, ihre Erfahrungen und eben oft auch die traurige Wahrheit der Realität kundzutun. Bezüglich der Themen möchte ich an der Stelle noch genauer erklären, was den Leser erwartet. Denn praktisch jede Thematik, die als potentieller Trigger gilt, ist hier vertreten. Man sollte dieses Buch nicht lesen, wenn man von sich selbst weiß, dass man schnell getriggert wird, „starke Nerven“ sind definitiv von Vorteil. Schließlich geht es um (Achtung! leichter Spoiler, ansonsten einfach diesen Absatz überspringen) Krankheit, Verlust und Tod, psychische Probleme, Alkohol- und Drogenkonsum, sexuelle Belästigung und Übergriffe, bis hin zu Vergewaltigung.

Meiner Meinung nach ist es nicht möglich „My Body“ detailliert zu bewerten. Denn wie könnte man dem Inhalt irgendwelche Sterne aufdrücken, wo er nichts anderes als das wirkliche Leben darstellt? Wie könnte man die Figuren irgendwelchen Kategorien zuweisen, wenn es sich um reale Menschen handelt, deren Handlungen und Charakterzüge nichts weiter als menschlich sind?

Einzig zum Schreibstil kann ich guten Gewissens etwas sagen: Emily Ratajkowski hat die Kunst des Verfassens eines hervorragenden Essays definitiv verstanden. Jeder einzelne Essay ist einzigartig in seinem Aufbau, in der Art, wie die Autorin die Thematik verpackt, mit welche Stilmitteln sie spielt. Gemeinsam haben alle 12 Texte, dass sie flüssig zu lesen sind, einem roten Faden folgen und den Leser mit Inhalt und Worten ergreifen, bewegen, manchmal gar erschüttern.

Mein Fazit:
Ich kann „My Body“ von Emily Ratajkowski voll und ganz weiterempfehlen. Auch wenn jede Frau ihre eigene Geschichte mit individuellen Hürden besitzt, ist Emilys Lebensgeschichte sicherlich ein sehr gutes Beispiel. Es hilft uns (egal ob selbst Frau oder nicht) mehr zu verstehen und genauer hinzusehen. Durch „My Body“ erkennen wir, wie wichtig eine Abschaffung von Tabu-Themen ist. Daher leitest dieses Buch einen wichtigen Beitrag zu einer notwendigen Veränderung in Bezug auf die Modelbranche, die ignorante Gesellschaft und den Wert einer Frau. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Ein Buch übers Leben und Lieben - vor Dir, mit Dir und nach Dir

Für immer ein Teil von dir
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Er hasst sie seit fünf Jahren. Es schien der einzige Weg zu sein Kenna, die Person, die seinen besten Freund auf dem Gewissen hat, zu hassen, wenn er mit dem ganzen Schmerz irgendwie weiterleben sollte. ...

Er hasst sie seit fünf Jahren. Es schien der einzige Weg zu sein Kenna, die Person, die seinen besten Freund auf dem Gewissen hat, zu hassen, wenn er mit dem ganzen Schmerz irgendwie weiterleben sollte. Allerdings ist es leichter einen Menschen zu hassen, wenn man ihn gar nicht kennt. Denn sobald Ledger Kenna das erste Mal begegnet, ist es um ihn geschehen. Bevor er überhaupt weiß, wer sie ist, fühlt er sich zu ihr hingezogen. Aber sobald er es erkennt, weiß er gar nicht mehr, was er fühlen soll – fühlen darf?
Sie hasst sich selbst seit fünf Jahren, seit der Nacht, in der sie ihre große Liebe Scotty verlor. Es war ein Unfall und doch ist Kenna seitdem gefangen in einem Strudel aus Schmerz, Trauer und Schuld. Sie saß im Gefängnis dafür, sie hat schrecklich gelitten, als sie dort ihre und Scottys Tochter Diem zur Welt brachte und weggeben musste. Nur ein Gedanke hat sie während all der Zeit am Leben gehalten: Eines Tages ihre Tochter wiederzuhaben.
Und dafür kämpft Kenna. Obwohl sich Scottys gesamte Heimatstadt gegen sie stellt. Obwohl sie niemanden auf ihrer Seite hat. Dass dann ausgerechnet Ledger, Scottys bester Freund & eine von Diems wichtigsten Bezugspersonen, der einzige Mensch dort ist, welcher für die da ist schmerzt mehr als es hilft. Denn er macht ihr zugleich klar, dass sie sich von Diem fernhalten muss. Und er löst zu viele Gefühle in ihr aus, die nicht sein dürfen…

„Auf Englisch heißt sich verlieben to fall in love, dabei ist fallen so ein trauriges Wort, wenn man es sich recht überlegt. Ein Fall ist nie etwas Gutes. Man fällt zu Boden, man fällt zurück oder man fällt in einen Abgrund.“

Colleen Hoover ist meine Lieblingsautorin. Ob das nun hilft, wenn ich ein neues Buch von ihr lese, weiß ich nicht. Denn ich habe schon so viel von ihr gelesen, dass ich sicherlich recht hohe Ansprüche an eine neue Geschichte von ihr stelle. Und doch wurde sie diesen nicht einfach nur gerecht, sondern hat all meine Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen.

Ich weiß nicht, ob du schon eine Liebesgeschichte der Autorin gelesen hast. Wenn ja, dann weißt du sicherlich, was ich meine, wenn ich sagen, dass Colleen Hoover mit Worten umgehen kann, wie kaum jemand sonst. Und du bist bestimmt gefasst darauf, dass dich die Emotionen innerhalb von nur einem Satz überwältigen können. Dennoch kann ich versichern, dass man nicht darauf vorbereitet sein kann, wie schnell die Emotionen in „Für immer ein Teil von Dir“ über einem zusammenbrechen. Es hat keine ganze Seite gedauert, bis mir zum ersten Mal die Tränen in die Augen schossen. Dieses Buch ist nicht einfach nur emotional, rührend oder ergreifend. Nein, es wühlt den Leser voll und ganz auf, es bricht einem das Herz so oft, dass man nicht glauben kann, dass überhaupt noch etwas vorhanden ist, was gebrochen werden kann. Aber dann ließt man weiter und erst wenn man erneut erschüttert wird, spürt man, wie gering der Schmerz zuvor war, im Vergleich zu dem, was alles noch folgt.

Ich möchte die Handlung nicht dramatisch nenne, denn dieses Wort klingt viel zu oberflächlich und könnte niemals all dem Tiefgang gerecht werden, der hinter dem Schmerz, der Trauer und der Verzweiflung steckt. Ich möchte das Leseerlebnis auch nicht eine Achterbahnfahr der Gefühle nennen, denn dies würde nicht mal ansatzweise beschreiben, wie sehr einen Kennas Entwicklung und Ledgers schwierige Position aufwühlen. Passender scheint mir ein Kettenkarussell, denn die gesamte Geschichte dreht sich um Verlust, Vermissen, Einsamkeit und Schuld. Es ist wie eine dunkle Wolke, die stets präsent über allem hängt. Und es braucht Zeit und Raum bis dieses Kettenkarussell aus Traurigkeit zum Stehen kommen kann, um für etwas Neues Platz zu machen. Zeit und Raum, den die Autorin ihren Charakteren hier gibt und den Leser lässt sie daran teilhaben.

„Willst du mit deiner Trauer leben oder willst du in ihr sterben?“

Aber was, wenn das Kettenkarussell gar nie zum Stehen kommen wird und es für Kenna kein Ende ihrer überwältigenden Schuldgefühle geben darf? Was, wenn es sich gar nicht um ein Kettenkarussell handelt, sondern um einen freien Fall? Denn „Für immer ein Teil von Dir“ besitzt durchaus seine humorvollen, leidenschaftlichen, süßen und leichten Seiten, die den Leser gefühlt auf Wolke sieben katapultieren. Allerdings ist der Fall von dort oben viel zu tief und schmerzhaft. Colleen Hoover hat mich mit vielen erschütternden Wendungen immer wieder überrascht und so ist bis zum Schluss nicht klar, ob die Autorin ein Happy End beabsichtigt oder nicht.

Wer schon Bücher der Autorin kennt, wird ihren Stil direkt wiedererkennen und sich aufgehoben fühlen. Wenn du jedoch noch keines ihrer Bücher kennst, möchte ich dir hiermit noch ein paar weitere Gründe nennen, weshalb du dies unbedingt ändern und direkt zu „Für immer ein Teil von Dir“ greifen solltest:
Colleen Hoover besitzt die Kunst, Worte zum Klingen zu bringen, wie kaum jemand anderes. Ihr Schreibstil ist sicherlich nicht der einzige Grund, dass man von ihren Büchern in einen Sog gezogen wird, aber erst die Art, wie sie erzählt, macht aus diesem Buch ein Kunstwerk. Besonders gefallen haben mir die Perspektivenwechsel, aber auch dass Briefe und Rückblenden einen frischen Wind in die Geschichte bringen. Was die Charaktere angeht kann ich kaum etwas sagen, ohne ins Schwärmen zu verfallen. Da ist Kenna, die voller Reife und Reue ist und daher alle typischen Fehler vermeidet, die man an Charakteren in Büchern oft kritisiert. Sie ist nicht naiv. Sie ist nicht feige, nicht unehrlich. Kenna weiß, wann es an der Zeit ist über etwas zu sprechen und verschweigt nichts. Und auch Ledger könnte nicht perfekter sein, doch steht er zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite Kenna, auf der anderen Scottys Eltern. Er versteht beide Seiten. Er ist bemüht, für beide Seite da zu sein. Noch dazu kümmert er sich noch überaus liebe- und aufopferungsvoll um Diem und liebt sie als wäre sie seine eigene Tochter. Man muss Ledger schlichtweg lieben!

Mein Fazit:
Die Autorin selbst beschreibt ihr Buch nicht als romantisch. Aber das muss es auch gar nicht sein, weil es dennoch eine unbeschreibliche Liebesgeschichte erzählt und so viel mehr ist, als einfach nur romantisch. Eigentlich ist es gar nicht schwer für mich, ein kurzes und klares Fazit zu „Für immer ein Teil von Dir“ zu verfassen. Denn eines ist glasklar: Ich habe es geliebt, das Buch zu lesen und ich werde diese Geschichte immer lieben. Während dem Lesen ist mir das gar nicht aufgefallen, ich war zu sehr mit fühlen, hoffen und bangen beschäftig, aber: Ich habe wirklich nichts an dem Roman auszusetzen. Es gab nichts, dass mich in irgendeiner Weise an der Story gestört hat. Daher möchte ich sie wirklich jedem ans Herz legen – ob Fan der Autorin oder noch nicht. Alle Sterne dieser Welt für die Geschichte von Kenna, Ledger, Scotty und Diem.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Und Herzen brechen doch...

Summer of Hearts and Souls
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Herzen können nicht brechen, sie haben ja keine Knochen. Diese Erfahrung haben Samson und Beyah beide schon gemacht. Wie es scheint, auf ganz unterschiedliche Weise. Denn Beyah ist arm seit sie denken ...

Herzen können nicht brechen, sie haben ja keine Knochen. Diese Erfahrung haben Samson und Beyah beide schon gemacht. Wie es scheint, auf ganz unterschiedliche Weise. Denn Beyah ist arm seit sie denken kann, wuchs bei einer drogensüchtigen Mutter auf und erfuhr schon früh, dass andere sie verachten für die Person, welche sie ist. Auch Samson wird sie nicht anders sehen, dass beweist bereits ihr erstes Zusammentreffen auf der Fähre, die Beyah für die Dauer des Sommers zu ihrem Vater bringt. Denn Samson hat Geld, Samson ist beliebt, Samson interessiert sich nicht für sie.
Doch je mehr Zeit Beyah bei ihrem Vater, mit ihrer neuen Steifschwester und zwangsläufig auch ihrem Nachbarn Samson verbringt, desto klarer wird ihr, dass man Menschen nicht von Anfang an in eine Schublade stecken sollte. Und so lässt sie Samson näher an sich heran, als sie es je einem anderen Menschen erlaubt hat. Ob er ihr im Gegenzug sein Geheimnis verraten wird?
„Was ist es, das ihn zu dem einzigen Menschen macht, den ich jemals auf diesem Planeten getroffen habe, über den ich mehr wissen will?“

Klar ist ihnen beiden von Anfang an, dass der gemeinsame Sommer sie verändern wird. Aber ebenso klar ist auch, dass mit dem Ende des Sommers jegliche Art von Gefühlen, die zwischen ihnen bis dahin entstanden sein könnten, ihr Ende finden werden…

„Keine Angst, Beyah. Herzen haben keine Knochen. Die können gar nicht wirklich brechen.“

Herzen können nicht brechen - doch wieso schafft die Geschichte es dann, den Leser derart zu erschüttern? Die Handlung von „Summer of Hearts & Souls“ ist von Anfang an sehr tiefgründig. Obwohl durch amüsante Szenen und manch skurrilen Nebencharakter eine gewisse Leichtigkeit und eine Prise Humor mit in die Geschichte eingewebt werden, ist das Buch dennoch sehr ernst. Beim Lesen spürt man durchweg eine Art Traurigkeit und Verzweiflung, die mit jeder Seite zunimmt und die Atmosphäre dominiert. Zugleich verläuft das Buch recht entspannt und ruhig. Für meinen Geschmack fühlten sich manche Passagen einen Tick zu langatmig an, aber auf der anderen Seite erden einen die Stille und das wunderschöne Setting zunehmend.

Herzen können nicht brechen, denn dann wäre Beyahs längst zerstört, nach all dem, was ihr Leben ihr bisher aufgeladen hat. Sie ist eine recht spezielle Figur, geprägt durch all die Probleme, die ihr Leben darstellt. Beyah mag Charakterzüge an sich haben, die anstrengend sein könnten. Sie ist nicht immer ehrlich, sie liebt Geheimnisse und hegt Vorurteile. Aber Beyah ist auch eine Protagonistin, die man voll und ganz verstehen kann. Die Geschichte wird durchgängig aus ihrer Perspektive erzählt und man erfährt dadurch von Ereignissen, welche sie zu der Person werden ließen, die sie heute ist. Beyah hatte ihr Leben lang nur sich selbst und musste schon zu viele schlechte Erfahrungen machen, da kann man sie für ihr Verhalten gar nicht verurteilen, sondern ist von ihren Erzählungen getroffen und berührt. Durch Beyah wird man beim Lesen zum Nachdenken angeregt und lernt, wofür man im Leben eigentlich alles dankbar sein sollte.

Herzen können nicht brechen, von dieser Behauptung weicht Samson nicht ab. Aber glaubt er überhaupt selbst daran? Samson ist ein sehr rätselhafter, undurchdringlicher und verschlossener Charakter. Man liest kein Kapitel aus seiner Sicht und wird immer auf Distanz zu seinem Geheimnis gehalten. Dennoch habe ich ihn sehr, sehr liebgewonnen, weil er zeigt, dass man nicht alles über einen Menschen wissen muss, um ihn als das wahrnehmen zu können, was er ist. Was Samson ist? Loyal, liebevoll, genügsam und so viel mehr. Aber er schleppt eindeutig eine riesengroße Portion Traurigkeit mit sich herum. Ist es Ballast? Verzweiflung? Reue? Schuld? Man weiß es nicht und hegt nicht den geringsten Verdacht. Einfach nur WOW und großen Respekt dafür, dass Colleen Hoover es geschafft hat, Geheimnis und Spannung so lange aufrechtzuhalten. Von Vorhersehbarkeit fehlt jede Spur. Stattdessen bedient uns die Autorin mit vielen Überraschungen und interessanten Wendungen. Doch das bedeutet auch zwangsläufig, dass…

„Herzen können nicht brechen“ von mir stark in Frage gestellt wurde. Denn wieso schafft es Colleen Hoover dann am Ende, den Leser so sehr auf die Folter zu spannen? Wieso muss man sich so sehr zusammenreißen, um nicht laut schluchzend loszuheulen, während ein mögliches Happy End immer weiter in die Ferne rückt? Bis zur letzten Seite bleibt es so spannend, so verzweifelt, dass man nicht erahnen kann, ob das angebrochene Herz bald auseinanderstürzen wird oder ob es sich doch nochmal kitten lässt.

Und Herzen brechen doch, das ist mein Fazit zu der Geschichte.
Der Sommer von Beyah und Samson steckt so voller Gefühle, voller Liebe aber auch voller düsterer Traurigkeit und zu Tränen rührender Verzweiflung, dass der Leser und sein Herz frontal getroffen werden. Die Story ist nicht allzu typisch Colleen Hoover – klar, es gibt sehr viel Herzschmerz oder auch für die Autorin typische Themen wie die Mutter-Kind-Beziehung werden behandelt. Trotzdem ist das Buch ganz anders als ihre anderen Bücher. Wenn man noch keinen anderen Roman von der Autorin kennt, würde ich tatsächlich nicht empfehlen, dass „Summer of Hearts & Souls“ der erste CoHo-Roman für einen wird. Der Roman ist zwar wirklich, wirklich gut, aber sie hat noch bessere, welche mit mehr Tempo oder solche, die ihr Talent mit Wörtern etwas Besonderes zu erschaffen deutlicher beweisen. Das soll aber nicht heißen, dass ich das Buch nicht weiterempfehlen möchte – im Gegenteil. Wer erklärter Fan der Autorin ist, wer eine ruhige und sehr tiefgründige Geschichte sucht und wer eine Sommerlektüre lesen möchte, die völlig anders als andere Sommerromanzen ist – all diejenigen sollten das Buch auf jeden Fall lesen.
Tja, wie bewerte ich „Summer of Hearts & Souls“ nur? Es fällt mir so unglaublich schwer, weil ich total aufgewühlt bin, wenn ich an Samson und Beyahs Geschichte denke. Das Buch hat mich extrem traurig gemacht und doch habe ich es so, so sehr geliebt <3

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