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Veröffentlicht am 31.01.2023

Poetisch erzählte deutsch-türkisch-armenische Familiengeschichte

Gleißendes Licht
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Marc Sinan verarbeitet in seinen ersten Roman "Gleißendes Licht" auf bildgewaltige und eindringliche Art und Weise Teile seiner eigenen Autobiographie sowie den Völkermord an den Armeniern.

Erzählt wird ...

Marc Sinan verarbeitet in seinen ersten Roman "Gleißendes Licht" auf bildgewaltige und eindringliche Art und Weise Teile seiner eigenen Autobiographie sowie den Völkermord an den Armeniern.

Erzählt wird diese deutsch-türkisch-armenische Familiengeschichte sprunghaft.über verschiedene Zeitebenen und Generationen hinweg, der man dank des atmosphärischen und sprachgewaltigen Schreibstils von Anfang an gebannt folgt. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der Komponist Kaan, der Sohn einer türkischen Mutter und eines deutschen Vaters ist. Als ihm eines Tages die Erinnerung an seine armenische Großmutter, die ihre ganze Familie durch den Völkermord an den Armeniern verloren hat und so zur Waise wird, überkommt, taucht man ihn die türkisch-armenischen Vergangenheit ein und wird Zeuge, wie seine Großmutter ihre Familie durch den Völkermord verliert und wie Kaans Großvater durch ebenjenes schreckliche Ereignis zu Reichtum gelangt. Ein ständiger Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit lässt ein vielschichtiges und überzeugendes Gesamtbild der einzelnen Familienmitglieder sowie die Spuren, die der Massenmord an den Armeniern in der Familie hinterlassen hat, entstehen.
Sprachlich durchaus anspruchsvoll werden hierbei auch surreale und mythische Elemente miteinander verwoben, deren Bedeutung nicht immer auf den ersten Blick gleich ersichtlich wird. Auch Kaans Rachefantasien gegenüber den türkischen Präsidenten gegen Ende des Buches ließen mich mit mehr Fragen als Antworten zurück, konnten jedoch meinen überwiegend positiven Eindruck des Romans nicht schmälern.

Mit "Gleißendes Licht" ist Marc Sinan eine lesenswerte und stimmungsvolle Familiengeschichte gelungen, die eine poetische und teils surreale Komposition aus Politik, Kultur, generationenübergreifendes Trauma und seinen Folgen sowie interessante Charakteren ist.
Eine literarische Verarbeitung des Völkermordes an den Armeniern, die bis auf kleinen Schwächen, überzeugen kann.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Wenn das eigene Kind verschwindet - fesselnd und beklemmend erzählt

Wehrlos
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"Wehrlos" von Nora Benrath startet gleich mit einer Horrorvorstellung für Eltern. Mareike "Mieke" ist mit ihrer vierjährigen Tochter Nele auf dem Kinderspielplatz, wo Nele Verstecken mit zwei anderen Kindern ...

"Wehrlos" von Nora Benrath startet gleich mit einer Horrorvorstellung für Eltern. Mareike "Mieke" ist mit ihrer vierjährigen Tochter Nele auf dem Kinderspielplatz, wo Nele Verstecken mit zwei anderen Kindern spielt. Im Laufe des Spiels nimmt wird Nele von einem leicht älteren Mädchen vom Spielplatz weggelockt, in ein Auto gezerrt und betäubt. Als Mieke merkt, was passiert ist, ist es schon passiert. Nele ist verschwunden und die Suche der herbeigerufenen Polizei rund um Ben Andersen bleibt zunächst ohne Erfolg. Als später eine männliche Leiche und eine Kinderleiche gefunden werden, lüften sie nach und nach das Geheimnis um das Verschwinden von Nele. Währenddessen macht sie Mieke selbst auf die Suche nach ihrer Tochter und bringt sich dadurch selbst in Gefahr.

Nüchtern aber packend zugleich wird die Geschichte rund um Nele aus der Perspektive von Ben, Mieke, Nele aber auch den Entführern und anderen handelnden Personen erzählt. Besonders die Kapitel aus Sicht der Entführer und von Nele sorgen für leichte Gänsehaut. Der atmosphärisch düsterer Schreibstil trägt ebenso zu einem beklemmenden Gefühl beim Lesen bei.
Nach einem starken Anfang nimmt in der Mitte die Spannung etwas ab um sich dann zum Finale hin wieder zu steigern.
Neben dem Thema Kindesentführung spielt auch das Thema soziale Medien eine wichtige Rolle in dem Thriller, insbesondere die Darstellung des Lebens der eigenen kleinen Kinder durch die Eltern auf den Social-Media-Platformen ohne dass sich die Eltern viel Gedanken darüber machen, welche Folgen das für die Kinder haben kann. In dem Fall hier schlimme, auch wenn für Neles Verschwinden noch andere Gründe hinzukommen.

Alles in allem ist "Wehrlos" ein fesselnder, atmosphärischer und leicht soziaklritischer Thriller mit kleinen Schwächen, der besonders durch das schreckliche Thema Kindesentführung sowie seinem punkten kann.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Grenzüberschreitende Spannung in zwei Fällen

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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"Grenzfall" von Anna Schneider ist der dritte Band aus der Reihe um die beiden Ermittler aus Alexa Jahn aus Deutschland und Bernhard Krammer aus Österreich, die nicht nur beide Ermittler sind sondern auch ...

"Grenzfall" von Anna Schneider ist der dritte Band aus der Reihe um die beiden Ermittler aus Alexa Jahn aus Deutschland und Bernhard Krammer aus Österreich, die nicht nur beide Ermittler sind sondern auch noch Tochter und Vater.

Abwechselnd erzählt aus der Perspektive von Krammer und Alexa folgt man beiden, wie sie zunächst unabhängig voneinander in längst vergangenen Fällen ermitteln.
Krammer wird durch den verstörenden Fund von zwei präparierten Dachsen, in denen sich Babykleidung und eine Rassel mit dem Namen Luzia befindet, auf mysteriöse Verschwinden von Personen aufmerksam, besonders das der Vermisstenfall rund um einen Vater und seinen Sohn. Im Laufe der Ermittlungen werden teils grausame Geheimnisse offenbart.
Alexa, die sich von einer Schulterverletzung erholt und krankgeschrieben ist, begibt sich durch neue Hinweise in einem längst abgeschlossen Fall gemeinsam mit ihren ehemaligen Kollegen Jan aus Aschaffenburg auf Spurensuche in den Alpen. Wurde für den Mord an einem Mädchen damals der Falsche als Mörder angeklagt?

Anfangs noch etwas gemächlich, steigert sich mit jedem Kapitel die Spannung um dann in einem packenden grenzüberschreitenden Finale auf Leben und Tod zu enden. Dank des bildreichen Schreibstils und des logischen Aufbaus, folgt man gebannt, wie Krammer den alten Vermisstenfall wieder neu aufrollt, der durch das Thema Tierpräparation und Krematorium auch eine leicht gruselige Note bekommt. Dazu tragen auch die eingeschobenen ER- und SIE-Kapitel bei. Eine gewisse Verschnaufpause gewährt der Handlungsstrang um Alexa, da neben der Spurensuche auch ihr Gefühlschaos gegenüber Jan ihre Gedanken bestimmt und so für Leichtigkeit sorgt.
Der heimliche Star des Kriminalromans ist jedoch in meinen Augen Alexas Hund Oskar und die atmosphärische Beschreibung der Alpenregion.
Einzig die Tatsache, dass der Großteil des Krimis in zwei voneinander unabhängigen Handlungsstränge aufgeteilt ist, sorgt dass manches Thema etwas zu oberflächlich behandelt wird und auch das mancher Hinweis bzw. Erfolg den Ermittlern zu einfach in den Schoß zu fallen scheint. Dem Lesegenuss tut dies jedoch keinen Abbruch.

Insgesamt ist "Grenzfall" ein gut geschriebener atmosphärischer und fesselnder Krimi, der in einem, durch die teils dramatischen Entwicklungen am Ende, die Lust auf den nächsten Band weckt.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Fesselnd erzählte Familientragödie

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Fjällbacka wird von zwei schrecklichen Ereignissen, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinanderstehen, erschüttert. Ein berühmter Fotograf wird ermordet in einen seiner Ausstellungsräume, in denen bald ...

Fjällbacka wird von zwei schrecklichen Ereignissen, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinanderstehen, erschüttert. Ein berühmter Fotograf wird ermordet in einen seiner Ausstellungsräume, in denen bald seine neuesten Aufnahmen ausgestellt werden sollten, aufgefunden. Familienmitglieder von Henning Bauer, ein bekannter Schriftsteller und Kandidat für den Literaturnobelpreis, werden grausam ermordet. Patrik Hedström und seine Kollegen ermitteln zunächst jedoch ohne großen Erfolg. Währenddessen nimmt Patriks Frau Erica Falk für ihr neues Buch den Mord an Lola, einer Transfrau, und ihrer Tochter in den 1980er-Jahren in Stockholm genauer unter die Lupe. Nach und nach wird immer deutlicher, dass beide Fälle miteinander etwas zu tun haben und dass die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist und dass alte Sünden und Schulden noch nicht vergeben worden sind.

In dem von Beginn an spannenden Kriminalroman vermischen sich Rückblicke in die Vergangenheit und Gegenwart mit aktuellen Themen wie Anspielungen auf den Skandal um den Literaturnobelpreis und die Kultur-Elite in Stockholm. In den 1980er-Jahren folgt man Lola und ihrem Leben als Transperson in Stockholm. Man wird Zeuge ihres privaten Alltags mit ihrer Tochter Pytte und ihrer Arbeit in einem Szenelokal. In der Gegenwart werden aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Schwerpunkt natürlich auf Erica und Patrik liegen, die Ereignisse rund um Ericas Buchrecherche und die Ermittlung im Falle der rätselhaften Morde erzählt.
Feucht-fröhlich beginnend nimmt der anfangs etwas gemütliche Krimi schnell an Fahrt auf, um dann in einem wendungsreichen Finale zu enden.
Obwohl viele verschiedene Themen, Personen und mehrere Erzählperspektiven vorkommen, schafft man es dank der gut durchdachten und konstruierten Handlung nicht den Überblick zu verlieren. Vereinzelt treten auch private Ereignisse und Entwicklungen im Leben der ermittelnden Personen gegenüber der Krimihandlung in den Vordergrund, ohne jedoch den Spannungsbogen und den Erzählfluss zu stören. Ein angenehm zu lesender Schreibstil, eine gute Charakterzeichnung und die auf clevere Art und Weise miteinander verwobenen Handlungsstränge sorgen für ein fesselndes Lesevergnügen, sodass man nur schwer das Buch aus der Hand legen kann.

Insgesamt ist "Kuckuckskinder" von Camilla Läckberg ein spannender Krimi voller Mord und Familiendramen, der nicht nur Fans der Reihe rund um Erika Falk und Patrik Hedström begeistern wird.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Fesselnder Ausflug ins Mittelalter des 14. Jahrhunderts

Die Siegel des Todes
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Von lamen

Mit "Die Siegel des Todes" entführt Peter Orontes einen beim Lesen in das Mittelalter des 14. Jahrhunderts und schafft es hierbei, eine fesselnde Handlung mit einem toll gezeichneten Sitten- ...

Von lamen

Mit "Die Siegel des Todes" entführt Peter Orontes einen beim Lesen in das Mittelalter des 14. Jahrhunderts und schafft es hierbei, eine fesselnde Handlung mit einem toll gezeichneten Sitten- und Gesellschaftsgemälde der damaligen Zeit zu vereinen.

Auf rund 700 Seiten folgt man gebannt wie der Waisenjunge Elias, der außer einem kupfernen Medaillon mit einer lateinischen Inschrift keine weitere Erinnerung an seine Kindheit hat, wie er über die Jahre nach und nach das Geheimnis über seine Herkunft löst. Parallel dazu wird die Geschichte von Ranghild erzählt, die ihre ganze Familie bei einem äußerst brutalen Überfall verloren hat. Eine Kräuterfrau nimmt sich ihrer an und lehrt ihr den Umgang mit verschiedenen Heilkräutern und die Kunst des Heilens. Als sich Jahre später die Wege von Ranghild und Elias kreuzen, wird so manches Geheimnis über ihrer beider Vergangenheit gelüftet.

Erzählt mittels einer der Zeit entsprechenden Sprache und aus verschiedenen Perspektiven, taucht man in das Leben im 14. Jahrhundert im Schwarzwald, in Salerno und in Regensburg mit Umgebung ein und wird anhand detaillierter sowie bildhafter Beschreibungen Zeuge der damaligen Herrschaftsverhältnisse und der Ständegesellschaft. Neben dem gut recherchierten und gut dargestellten historischen Hintergrund kann auch die glaubwürdige und lebendige Charakterzeichnung sowie die wendungsreiche und leicht mysteriöse Handlung überzeugen.
Einzig durch manche langatmige Passage leidet der Spannungsverlauf besonders im Mittelteil etwas.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Die Siegel des Todes" um einen packenden und authentischen historischen Mittelalterroman, der nicht nur bei Liebhaber ebenjener Romane für fesselnde Lesestunden sorgt.

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