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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2019

Spannender historischer Krimi

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Karl Wieners hat viel verloren und nun kommt er 1950 zurück nach München. Den Kontakt zu der Familie vermeidet er zunächst. Aber als er seiner Nichte Magda begegnet, zieht es ihn doch wieder in sein Elternhaus. ...

Karl Wieners hat viel verloren und nun kommt er 1950 zurück nach München. Den Kontakt zu der Familie vermeidet er zunächst. Aber als er seiner Nichte Magda begegnet, zieht es ihn doch wieder in sein Elternhaus. Der ehemalige Schriftsteller erhofft sich bei der neu gegründeten Zeitschrift „Blitzlicht“ einen Job. Daher ermittelt er in Sachen Raubkunst und findet immer mehr Gefallen an dem Job, zumal ihn Magda bei seinen Recherchen unterstützt. Dabei begegnet er auch dem früheren Schulkameraden Ludwig Gruber wieder, der inzwischen Kommissär ist und sich mit dem Mord an Fuhrunternehmer Otto Brandl schwertut. Karl und Magda kommen bei ihren Recherchen dubiosen Menschen in die Quere.
Obwohl das Buch mehr zeitgeschichtliche Dokumentation als Krimi ist, hat mir die Geschichte doch gut gefallen. Der Krieg ist noch nicht so lange vorbei und der Schwarzmarkt blüht noch. Aber es ist abzusehen, dass das Ende diesen besonderen Wirtschaftsmodells naht.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Handlung, die anfangs noch ein wenig träge verlief, hat mich mehr und mehr gepackt.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und der Handlungszeit angepasst. Karl hat mit dem Verlust seiner Heidi noch nicht abgeschlossen, als er nach München kommt. Seine Nichte Magda war ein Kind, als er sie zuletzt sah, und nun ist sie eine Frau, die den Männern den Kopf verdreht. Auch Karl fühlt sich zu ihr hingezogen. Magda hatte dafür gesorgt, dass Karl nach München gelockt wird. Auch sie hegt Gefühle für ihren Onkel. Wie werden die beiden mit ihrem Gefühlschaos umgehen? Magda ist eine junge Frau, die weiß was sie will und sie ist geschickt darin, andere zu manipulieren, um ihre Interessen durchzusetzen. Der Schmugglerkönig Walter Blohm hat viele Menschen im Griff. Für ihn gibt es kein „nein“ und auch er hat ein Auge auf Magda geworfen. Wird sie sich widersetzen können?
Das Ende hatte ich so nicht erwartet, finde es aber passend.
Ein spannendes Buch, dass die Atmosphäre der fünfziger Jahre gut einfängt. Lesenswert!

Veröffentlicht am 22.08.2019

Am Abgrund

Zone C
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Sten ist neunzehn Jahre alt, lebt im Osten Deutschlands mit seiner depressiven Mutter und er trauert seiner Freundin nach, die weggegangen ist, um zu studieren. Außerdem nimmt er Drogen. Crystal Meth ist ...

Sten ist neunzehn Jahre alt, lebt im Osten Deutschlands mit seiner depressiven Mutter und er trauert seiner Freundin nach, die weggegangen ist, um zu studieren. Außerdem nimmt er Drogen. Crystal Meth ist günstig und lässt einen vergessen, wie bescheiden das Leben ist. Aber man bekommt auch nicht mit, wie nahe man am Abgrund ist.
Es ist eine verstörende Geschichte, aber sehr realistisch, und sie wird aus der Sicht von Sten erzählt. Die Sprache gefällt mir nicht, doch sie ist genau richtig.
Sten ist mir nicht besonders sympathisch, er mag diese Hoffnungslosigkeit nicht, schafft aber mit seinem Drogenkonsum nur noch mehr Hoffnungslosigkeit. Aber dass kann er wohl nicht mehr erkennen. Sein Leben besteht aus Angst vor der Zukunft, Sex und Drogen. Er verändert sich immer mehr, alle bemerken es, nur er selbst nicht. Ich konnte nicht mit Sten fühlen oder mit ihm leiden, denn ich habe wenig Verständnis dafür, wenn man nicht selbst versucht, seine Lage zu verbessern. Ich bin nicht naiv, es wird nicht immer gelingen. Aber zumindest möchte ich Ansätze dafür sehen.
Kann dieses Buch als Warnung dienen? Ich weiß es nicht, glaube es aber nicht. Denn wer das Leben so „Sch…“ findet, der lässt sich nicht davon abhalten, mit Drogen die Wirklichkeit zu vergessen.
Eine trostlose Geschichte, die eindrucksvoll die Realität beschreibt und nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Gibt es Wunder?

Das Schweigen der Angst
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Dieser Thriller ist nach „Der Ruf der toten Mädchen“ der zweite Band um Dr. Alex Ripley, die sich auf die Erklärung übersinnlicher Phänomene spezialisiert hat.
Jane Hewitt hat Krebs im Endstadium, als ...

Dieser Thriller ist nach „Der Ruf der toten Mädchen“ der zweite Band um Dr. Alex Ripley, die sich auf die Erklärung übersinnlicher Phänomene spezialisiert hat.
Jane Hewitt hat Krebs im Endstadium, als sie sich an die Wunderheilerin Megan wendet, die eine besondere Gabe besitzt. Nach dieser einen Sitzung scheint es ihr wirklich besser zu gehen. Sie genießt den Tag mit ihrem Mann Ian. Doch schon am nächsten Tag ist sie tot. Ian macht Megan verantwortlich für den Tod seine Frau. Doch Megan liegt seit Jahren nach einem Unfall im Koma. In seiner Verzweiflung bittet Ian Hewitt die Theologin Dr. Ripley um Hilfe. Alex Ripley ist fasziniert von der Geschichte und reist nach Holy Island vor der Küste von Nordwales. Sie will herausfinden, ob Megan wirklich Wunder vollbringen kann. Dann erfährt sie, dass es noch andere gegeben hat, die auf Megan nicht gut zu sprechen sind. Doch die Menschen um Megan herum haben ihre eigenen Interessen und es wird gefährlich.
Gibt es Wunder? Kann eine junge Frau, die im Koma liegt, Menschen heilen?
Diese Frage nach Wundern ist nicht leicht zu beantworten. Auch Alex Ripley hat keinen Nachweis für Wunder finden können. Aber es spricht auch nichts dagegen. Dabei würde dieser Fall so gut in ihr Buch, an dem sie gerade arbeitet, passen.
Jane sah keinen Hoffnungsschimmer mehr und wollte die letzte Chance, die ihr blieb, wahrnehmen. Ian ist skeptisch und verzweifelt, als Jane sehr plötzlich stirbt. Er will etwas tun, doch erst einmal schießt er übers Ziel hinaus. Alex ist eine sympathische Person, die alles hinterfragt und der Sache auf den Grund gehen will. Sie lässt sich auch nicht so leicht einschüchtern.
Als die Theologin ins Dorf kommt, wird sie anscheinend freundlich aufgenommen. Doch die Unterstützer von Megan haben ihre eigenen Interessen. Megan zieht die Menschen an, die Hilfe suchen. Doch es gibt bittere Enttäuschungen und die dürfen nicht bekannt werden. Es ist ein lukratives Geschäftsmodell, dass hier von Megans Unterstützern betrieben wird. Auch die Menschen im Dorf sind abhängig von diesem Wunder-Tourismus, daher wird es nicht einfach für Alex und sogar gefährlich.
Es ist eine interessante Geschichte, die sich gut lesen lässt und einen zum Nachdenken bringt.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Familiengeheimnisse

Das Haus der Schmetterlinge
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Anita hat etwas erlebt, das sie total verunsichert hat. Daher hat sie Köln und ihren Freund hinter sich gelassen und sich in die »Schmetterlingsvilla« am Comer See zurückgezogen. Das Haus gehörte ihrer ...

Anita hat etwas erlebt, das sie total verunsichert hat. Daher hat sie Köln und ihren Freund hinter sich gelassen und sich in die »Schmetterlingsvilla« am Comer See zurückgezogen. Das Haus gehörte ihrer Großmutter Lucrezia und wird derzeit von ihrer Mutter Margherita bewohnt. Anita hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Als Anita dem Mädchen Yoko begegnet, will ihre Mutter, dass Anita sich von Yoko und ihrem Vater fernhält. Auf ihre Nachfragen nach dem Grund, gibt es aber keine Antwort. Erst als Anita die Tagebücher ihrer Großmutter liest, erfährt sie von dem was, früher geschehen ist und über das bisher niemand geredet hat.
Das Buch ist sehr schön gestaltet. Vor jedem Kapitel gibt es die Beschreibung eines Schmetterlings sowie einen Ratschlag (grafisch auf einem Zettel). Die Familiengeschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven und spielt in verschiedenen Zeitebenen. Die Kapitel sind mit dem entsprechenden Datum überschrieben.
Das Verhältnis zwischen Anita und Margherita ist schwierig. Die beiden sehen sich kaum und begegnen sich auf einer sachlich kühlen Ebene. Anita wirft ihrer Mutter vor, dass sie über die Vergangenheit nicht redet, aber das liegt wohl in der Familie. Lucretia hat sich genauso verhalten und auch Anita erklärt nicht, was sie aus Köln vertrieben hat. Daher ist es schwierig mit den Charakteren warm zu werden. Erst als die Mutter einen winzigen Schritt macht, kommt so nach und nach heraus, was geschehen ist. Endlich begreift man, warum es dieses Schweigen gibt. Die Vergangenheit ist sehr interessant. Mir hat dieser Handlungsstrang am besten gefallen.
Mir hat das Buch gefallen. Es zeigt, wie die Vergangenheit immer auch einen Einfluss auf die Gegenwart hat, und dass das Schweigen zu Missverständnissen und problematischen Lebensbedingungen führt.
Eine lesenswerte Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Familie Koch und ihr Café Engel

Café Engel
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Inzwischen haben wir das Jahr 1951. In Deutschland geht es langsam wieder voran. Das spürt auch die Familie Koch, doch dann wird nebenan das Café König eröffnet. Die Kundschaft wandert zur Konkurrenz ab. ...

Inzwischen haben wir das Jahr 1951. In Deutschland geht es langsam wieder voran. Das spürt auch die Familie Koch, doch dann wird nebenan das Café König eröffnet. Die Kundschaft wandert zur Konkurrenz ab. Hilde möchte auch gerne modernisieren, aber ihre Mutter will nicht. Da braucht es Überzeugungsarbeit. Dazu gibt es auch noch Spannung zwischen Hilde und ihrem Mann Jean Luc. August, Hildes Bruder, verliebt sich ausgerechnet in eine Russin und das obwohl er in russischer Kriegsgefangenschaft war. Auch Wilhelm, der andere Bruder, hat die Kriegserfahrungen noch nicht verarbeitet und auch er verliebt sich.

Dies ist der zweite Teil einer Trilogie um das Café Engel. Wir lernen die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven kenne. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet und mit der zeit versehen.

Der Schreibstil ist sehr schön und flüssig zu lesen.

Die Charaktere sind gut und individuell ausgearbeitet. Zu den bekannten Personen kommen neue hinzu. Hilde liebt das Café und setzt sich wirklich dafür ein. Sie möchte aber auch bestimmen, wo es lang geht, und trifft manchmal auf Widerstand. Ich werde immer noch nicht wirklich warm mit ihr. Jean Luc hat eigene Pläne, was Hilde nicht besonders gefällt.

Mir hat die Fortsetzung der Geschichte um das Café Engel gut gefallen.