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Veröffentlicht am 05.10.2019

Zwischenmenschliches

Kintsugi
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Der Künstler Reik und der Archäologe und Universitätsdozent Max sind seit zwanzig Jahren ein Paar. Aus diesem Grund wollen sie an einem See in der Uckermark diesen besonderen Termin feiern. Sie haben dazu ...

Der Künstler Reik und der Archäologe und Universitätsdozent Max sind seit zwanzig Jahren ein Paar. Aus diesem Grund wollen sie an einem See in der Uckermark diesen besonderen Termin feiern. Sie haben dazu aber auch ihren Freund Tonio und seine Tochter Pega eingeladen. Doch im Laufe des Wochenendes zeigen sich Risse.
„Kintsugi“ ist die Kunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Es bleiben dabei erkennbare Risse, und Risse zeigen sich auch bei den Freunden an diesem Wochenende.
Es ist eine seltsame Konstellation, die hier zusammentrifft – das schwule Paar, welches sein Jubiläum feiert, der Freund, der früher einmal eine Beziehung zu Reik hatte und nun alleinerziehender Vater ist und Pega, die von allen gemeinsam erzogen wurde.
Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen, aber es passiert nicht sehr viel in dieser Geschichte und doch unterschwellig alles. Die Beziehungen sind eng und doch schwierig. Sie sind zusammengekommen und haben sich doch kaum etwas zu sagen, da niemand wirklich offen redet. Aber ihre Gedanken können wir sehr intensiv mitverfolgen und damit ist das Konfliktpotenzial schon im Raum.
Doch das Buch konnte mich nicht so recht packen. Warum können erwachsene Menschen ihre Konflikte nicht durch ein Gespräch aus der Welt schaffen? Ich konnte mich mit keiner der Figuren anfreunden. Sie blieben mir fremd.
Ein ruhiger Roman über Beziehungen und Zwischenmenschliches.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Die Zeugin

Melmoth
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Nachdem mich Sarah Perry mit „Die Schlange von Essex“ durch ihren außergewöhnlichen Schreibstil, der voller Bilder ist, begeistert hat, wollte ich natürlich auch dieses Buch lesen. Aber aufgrund des Klappentextes ...

Nachdem mich Sarah Perry mit „Die Schlange von Essex“ durch ihren außergewöhnlichen Schreibstil, der voller Bilder ist, begeistert hat, wollte ich natürlich auch dieses Buch lesen. Aber aufgrund des Klappentextes hatte ich wohl wieder etwas ganz anderes erwartetDie Autorin greift das Thema „Melmoth the Wanderer“ auf, ein Schauerroman des irischen Schriftstellers Charles Robert Maturin, der 1820 veröffentlicht wurde.
Die 42-jährige Helen Franklin lebt seit etwas zwanzig Jahren in trostlosen Verhältnissen in Prag. Sie hat nur wenige Freunde, einer von ihnen ist Karel Pražan. Von ihm erhält sie ein seltsames Manuskript, das von Josef Adelmar Hoffmann stammt und sich mit Melmoth der Zeugin beschäftigt. Von nun an wird Helens Leben durcheinandergebracht. Sie fühlt sich verfolgt. Oder liegt es an ihrer eigenen Vergangenheit? Denn Helen fühlt sich schuldig.
Ich habe mich wirklich schwer getan mit diesem Buch, auf das man sich einlassen und konzentriert lesen muss. Der Schreibstil ist - wie erwähnt – sehr außergewöhnlich. Der Leser wird immer wieder direkt angesprochen. Die Stimmung ist die ganze Zeit über recht düster und geheimnisvoll, manchmal etwas gruselig. die Charaktere – es tauche noch eine ganze Reihe in dieser Geschichte auf - sind sehr eigenwillig dargestellt und meist nicht besonders sympathisch. Vieles erfahren wir aus Manuskripten, Briefen und Aufzeichnungen. Dazu gibt es viele Zeitensprünge und ein ständiger Wechsel zwischen den Personen.
Helen Franklin ist Übersetzerin und lebt unter spartanischen Verhältnissen. Sie gönnt sich nichts und ist menschenscheu. Nachdem sie das Manuskript gelesen hat, macht ihr die Vergangenheit immer mehr zu schaffen. Welche Schuld sie so belastet, erfahren wir erst am Ende des Buches. Aber auch bei den anderen Personen geht es immer wieder um Schuld und Gewissen.
Das Buch ist tiefgründig und macht es einem nicht leicht, die Botschaft ist etwas kryptisch verpackt. Mich hat es nicht so begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 29.09.2019

Auftakt zur Savoy-Trilogie

Das Savoy - Aufbruch einer Familie
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England 1932: Sir Laurence Wilder ist stolz auf sein Hotel Savoy, in dem Menschen aus aller Welt absteigen. Als er einen Schlaganfall erleidet, gibt es eine Überraschung, denn nicht sein Sohn soll das ...

England 1932: Sir Laurence Wilder ist stolz auf sein Hotel Savoy, in dem Menschen aus aller Welt absteigen. Als er einen Schlaganfall erleidet, gibt es eine Überraschung, denn nicht sein Sohn soll das Hotel weiterführen, sondern seine uneheliche Enkelin Violet, die im Hotel bei ihrem Großvater aufgewachsen ist. Obwohl das nicht ihr Plan war, will Violet ihrem Großvater seinen Wunsch erfüllen. Larry hat den Verdacht, dass er vergiftet werden sollte. Es ist nicht leicht für Violet, sich in diese Aufgabe hineinzufinden.
Dieses Buch ist der Auftaktband zu einer Trilogie über das berühmte Hotel Savoy.
Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen und die Geschichte ist unterhaltsam.
Die Personen sind sehr unterschiedlich dargestellt. Einige von ihnen wurden ausführlich beschrieben, anderen blieben recht blass.
Sir Laurence Wilder, genannt Larry, führt das Hotel seit zig Jahren sehr erfolgreich. Daher wurde er sogar zum Ritter geschlagen. Violet wird vor Aufgaben gestellt, auf die sie nicht vorbereitet war. Eigentlich wollte sie Karriere beim Radio machen, aber der Wunsch ihres Großvaters konnte sie nicht abschlagen. Seitens der Familie macht man es ihr auch nicht leicht. Violet verliebt sich in den Hausmechaniker John Mankiewicz, aber eigentlich hatte sie ihr weiteres Leben mit Max Hammersmith geplant, der ihr Chef bei der BBC ist.
In Deutschland verändern sich gerade die politischen Verhältnisse und die Auswirkungen machen sich auch in England bemerkbar.
Es ist schön einmal hinter die Kulissen eines Nobelhotels zu schauen. Am Ende bleiben einige Fragen offen, so dass wir auf die Fortsetzung warten müssen.
Ein unterhaltsamer Roman.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Achtsam morden

Achtsam morden
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Der 42-jährige Björn Diemel ist Anwalt für Strafrecht und Wirtschaft und immer sehr eingespannt. Auch zu Hause ist er gedanklich nicht so recht anwesend. Daher verlang seine Frau von ihm, dass er ein Achtsamkeitsseminar ...

Der 42-jährige Björn Diemel ist Anwalt für Strafrecht und Wirtschaft und immer sehr eingespannt. Auch zu Hause ist er gedanklich nicht so recht anwesend. Daher verlang seine Frau von ihm, dass er ein Achtsamkeitsseminar besucht. Er fügt sich, weil er seine Tochter liebt und Angst hat, sie zu verlieren. Björn verinnerlicht die Ratschläge seines Coachs Joschka Breitner und wendet sie an, aber auf eine etwas unkonventionelle Art und Weise. Als erstes bekommt das sein Klient Dragan Sergowicz zu spüren. Als Dragan seinen Vater-Tochter-Nachmittag stört, ist dieser plötzlich tot – ganz achtsam ermordet.
Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Als Krimi würde ich es allerdings nicht bezeichnen, auch wenn viel Kriminelles darin vorkommt. Die Geschichte ist voller schwarzem Humor, über den ich mich anfangs sehr amüsiert habe, doch zunehmend gefiel mir das immer weniger. Aber da lag wohl eher an mir. Es werden durchaus ernsthafte Themen angeschnitten, die dann aber sehr überspitzt dargestellt sind. Außerdem gab es recht drastische Szenen, die mir wirklich zu heftig waren. Da wäre doch mal Achtsamkeit angesagt gewesen.
Die Personen sind alle sehr individuell dargestellt und nicht einer davon war mir wirklich sympathisch. Björn ist beruflich sehr eingespannt, was seiner Ehe nicht besonders bekommt. Seine Frau Katharina mag das gar nicht. Sie findet es zwar toll, gut versorgt zu sein, aber ansonsten nörgelt sie nur rum. Sie hätte sich eine Aufgabe suchen sollen. Aber auch Björn gefällt mir nicht, ich fand ihn ziemlich arrogant. Skrupel kennt er auch keine. Aber seine Tochter ist sein ein und alles. Die meisten Typen aus dem kriminellen Milieu waren ziemlich unterbelichtet, nur Sascha macht da eine Ausnahme.
Die Kapitel werden jeweils mit einer Achtsamkeitsregel eingeleitet und man sollte sie sich ruhig mal zu Gemüte führen.
Dieser Krimi macht Lesern Spaß, die schwarzen Humor lieben. Mich konnte das Buch nicht so packen.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Die Dame hinter dem Vorhang

Die Dame hinter dem Vorhang
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Die adelige Dichterin Edith Louisa Sitwell hatte kein besonders gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie verlässt Gut Renishaw und geht nach London. Sie ist eine exzentrische Person, die große Auftritte liebt. ...

Die adelige Dichterin Edith Louisa Sitwell hatte kein besonders gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie verlässt Gut Renishaw und geht nach London. Sie ist eine exzentrische Person, die große Auftritte liebt. Sie gibt in London Soireen hat sogar Kontakte ins Königshaus. Im Mai 1927 macht sich die junge Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, dem Landsitz der Sitwells, auf den Weg nach London, um in Edith Sitwells Dienst zu treten. An der Seite der Dichterin wird Jane einiges erleben und sie lernt Edith genau kennen. So erfährt sie, was für einen Tribut dieses unangepasste leben fordert.
Wir lernen die Geschichte der Edith Sitwell aus der Sicht von Jane Banister kennen. Die Aufmachung dieses Buches hat mir besonders gut gefallen.
Die Geschichte beginnt in den sechziger Jahren, als Edith eine alte Dame ist und nicht mehr lange zu leben hat. In Rückblenden wird dann das ganze Leben von Edith erzählt, die es in ihrer Kindheit nicht leicht gehabt hat. Ihre Mutter war sehr gefühlskalt und der Vater ließ sie in ein Metallgestell stecken, um eine Wirbelsäulenkrümmung zu heilen. In London und später in Paris lebt sie ihr aufregendes, außergewöhnliches Leben inmitten von Künstlern und Intellektuellen. Sie wird aber auch ausgenutzt. Jane ist bei den Reisen von Edith dabei und wird ihre Vertraute, auch wenn sie immer die Hausangestellte bleibt. Sie hütet mit ihrer Herrin ein Geheimnis und versucht alles Unangenehme von Edith fernzuhalten.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und doch blieb da eine Distanz. Wir erleben alles aus der Sicht von Jane und haben nie direkt an den Gedanken und Gefühlen von Edith teilhaben können. Jane verlässt ihre Familie für ihren ersten Job, der sie aber so an Edith Sitwell bindet, dass für sie kein eigenes Leben bleibt.
Dieser biographische Roman über Edith Sitwell ist nett zu lesen, hat mich aber nicht wirklich gepackt.