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Veröffentlicht am 22.09.2021

Wie Standesdünkel und Hochmut das Leben schwer machen

Wellenflug
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Wellenflug ist ein sehr persönlicher Roman, der auf vielen Fakten beruht. Zwei Frauen und ihr Schicksal sind Hauptbestandteile des Buches. Anna Reichenheim lebt in gut situierten Verhältnissen und ist ...

Wellenflug ist ein sehr persönlicher Roman, der auf vielen Fakten beruht. Zwei Frauen und ihr Schicksal sind Hauptbestandteile des Buches. Anna Reichenheim lebt in gut situierten Verhältnissen und ist bemüht, ihre Kinder nach dem jüdischen Glauben zu erziehen. Ihr jüngster Sohn Heinrich schert sich allerdings nicht darum und heiratet sogar eine Frau, die nicht dem Stand und der Religion der Reichenheims entspricht. Welch ein „Unglück“. Anna wird sich Zeit ihres Lebens weder mit Sohn noch mit Schwiegertochter versöhnen.

Constanze Neumann hörte viel von der Zeit, als Juden in Deutschland verfolgt wurden. Ihr Großvater berichtete davon. Einige Fragen blieben allerdings offen und sie begann zu recherchieren. All die Erkenntnisse verarbeitete sie in diesem Buch. Sie schreibt in zwei langen Kapiteln und beginnt mit dem Leben von Anna. Der zweite große Abschnitt ist dann Marie gewidmet.

Es ist ein einfühlsam und mit viel Empathie geschriebenes Buch. Vorrangig geht es um eine große Liebe, die gegen viele Widerstände anzukämpfen hatte. Der sich stetig aufbauende Hass gegenüber Juden wurde von der Autorin gefühlvoll dargelegt. Beide Frauen mussten durch ein Tal der Tränen gehen und fanden dennoch nie zusammen. Ein Roman, der zeigt wie schwer es ist, seine Kinder loszulassen. Selbst wenn sie einen Weg gehen, der Vater oder Mutter nicht zusagt, sollte der Eigensinn nicht siegen. Die Idee zum Titel des Buches stammt von einer Attraktion bei Kirmes und Jahrmarkt, dem Wellenflug. Auch dabei geht es um ein Hinauf und Hinunter, genau so, wie es im Leben ebenfalls ist.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Ein Roman mit philosophischen Ansätzen

Das Haus der Libellen
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Sophie bekommt einen Brief von ihrer einst besten Freundin. Die teilt ihr mit, dass ihre Eltern tödlich verunglückt und ihr Bruder Noah verschwunden sei. Gleichzeitig bittet sie, dass Sophie eine Weile ...

Sophie bekommt einen Brief von ihrer einst besten Freundin. Die teilt ihr mit, dass ihre Eltern tödlich verunglückt und ihr Bruder Noah verschwunden sei. Gleichzeitig bittet sie, dass Sophie eine Weile zu ihr kommt, unter anderem um Noah zu suchen. Sophie nimmt sich eine Auszeit und fährt nach Hamburg. Dort erlebt sie nicht nur Wechselbäder ihrer Gefühle. Immerhin war Noah einst ihre große Liebe und hat sie Knall auf Fall und ohne Vorwarnung verlassen. Und das Haus… Welch eine finstere Atmosphäre, in der Sophie lebt. Einzig ihre Liebe zu Libellen hält sie aufrecht und gibt ihr Lebensmut.

„Das Haus der Libellen“ erschien im dumontbuchverlag und stammt aus der Feder von Emma Behrens. Sie studierte unter anderem Philosophie und das habe ich beim Lesen eindrucksvoll erkannt. Der Roman hat es in sich. Hier gibt es Schilderungen aus der Gegenwart und auch immer wieder einen Blick in die Vergangenheit. Als die drei Hauptpersonen Kinder waren, wann und wo sich Sophie verliebte und auch die Schwierigkeiten mit den Eltern beider Familien werden geschildert.

Mich haben die Ausführlichkeit und zuweilen dann doch die zu unrealistisch geschilderten Sachverhalte gestört. Wobei die philosophischen Ansätze interessant waren. Aber die ganze Geschichte kam mir holprig vor. Allerdings erkenne ich bei meiner Bewertung an, dass es der erste Roman von Frau Behrens ist. Und das macht Hoffnung auf weitere Bücher, die dann mit Sicherheit auch immer besser werden. Was aber sehr schön und einzigartig gestaltet wurde, das ist das Cover. Für mich eines der besten, von all den vielen Covern, die ich in diesem Jahr sah.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Oh du grausame Weihnachten

SCHWEIG!
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Esther ist die ältere Schwester von Sue. Sue wohnt alleine mitten im Wald. In einem großen Haus und Esther sorgt sich um ihr Wohlergehen. Wie in jedem Jahr meint sie, dass gerade vor Weihnachten, ein Besuch ...

Esther ist die ältere Schwester von Sue. Sue wohnt alleine mitten im Wald. In einem großen Haus und Esther sorgt sich um ihr Wohlergehen. Wie in jedem Jahr meint sie, dass gerade vor Weihnachten, ein Besuch im Wald angebracht ist. Dabei möchte Sue alleine sein. Sie fühlt sich von ihrer Schwester bevormundet und genervt. Das interessiert Esther aber absolut nicht. Sie ist die große Schwester und weiß ganz alleine, was für Sue gut ist. Der Besuch entwickelt sich zu einer Horrorshow.

Schweig ist der zweiter Thriller, den ich von dieser Autorin las. Es ist eine ganz andere Schreibweise als bei vielen anderen Schriftstellern. Die Erzähler wechseln immer wieder, wobei Esther und Sue in der Ich-Form berichten und über den Ehemann Esthers, den Martin, von einer zweiten Person erzählt wird. Die Handlung geht immer wieder in die Vergangenheit. In die Kindheit der Schwestern aber auch zu Weihnachtstagen bei Esthers heutiger Familie.

Es ist schon recht gut aufgemacht, wie die Spannung steigt und etliche Seiten auch bleibt. Dabei passiert nichts viel und das ist mir dann doch zu lange. Ich mag es lieber, wenn mehr Überraschungsmomente da sind. Die Bilder im Kopf wiederum entstanden bei mir sofort. Das ist ein großes Plus von Judith Merchant. Sie schreibt sehr lebendig und mit vielen Adjektiven. Der Wald ist nicht nur grün, oder wie hier, weiß. Die Stimmung macht den Unterschied und das wurde in dem Thriller gut umgesetzt.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Herr Schmid merkt endlich, was er an seiner Frau hat

Barbara stirbt nicht
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„Barbara stirbt nicht“ beschreibt so wunderbar genau, wie Ehen aussahen, die vor 60 Jahren geschlossen wurden. Herr Walter Schmid ist Pensionär und lebt mit seiner Frau zufrieden und bequem in einer schmucken ...

„Barbara stirbt nicht“ beschreibt so wunderbar genau, wie Ehen aussahen, die vor 60 Jahren geschlossen wurden. Herr Walter Schmid ist Pensionär und lebt mit seiner Frau zufrieden und bequem in einer schmucken Wohnung. Bis, ja bis zu dem Tag, als Barbara morgens im Bad liegt und nicht mehr aufstehen kann. Nein, das ist so gar nicht der Alltag, den Herr Schmid sich als Rentner vorstellte. Selbst Kaffee kochen, nun ja, das könnte klappen. Aber auch noch waschen oder gar spülen? Nein, er hofft darauf, dass Barbara sich bald genug ausruhte und ihn wieder verwöhnen kann.

Beim Lesen musste ich einige Male herzhaft lachen. Ich dachte immer wieder an meinen Vater, der genauso hilflos war, wenn Mutter krank war. Obwohl die wiederum selbst bei stärksten Gallenkoliken aufstand und meinen Vater bediente. Als sie starb war es für ihn schlimm. Er kam mit dem Alltag zunächst nicht zurecht. Die Autorin von „Barbara stirbt nicht“ kannte ich bereits von ihrem Buch „Großmutters Zopf“. Ich freute mich also sehr auf schöne Lesestunden und wurde nicht enttäuscht.

Alina Bronsky schreibt mit Humor, der mal laut und mal subtil herüber kommt. Die Charaktere sind so typisch, dass es scheint, als sei es ein Tatsachenbericht über beste Freunde oder gar Eltern. Die Sprache ist gehoben, die Probleme der handelnden Personen nachvollziehbar und nie an den Haaren herbeigezogen. Ein sehr guter Roman, der mir bis auf das Ende bestens gefiel. Das war mir zu abrupt und lässt zu viele Fragen offen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Kein oberflächliches Buch

Der Panzer des Hummers
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„Der Panzer des Hummers“ schildert fünf Tage aus dem Leben der Geschwister Niels, Sidsel und Ea. Die drei haben kaum Kontakt, wobei Niels doch schon mal auf Sidsels Tochter aufpasst. Ea lebt in den USA ...

„Der Panzer des Hummers“ schildert fünf Tage aus dem Leben der Geschwister Niels, Sidsel und Ea. Die drei haben kaum Kontakt, wobei Niels doch schon mal auf Sidsels Tochter aufpasst. Ea lebt in den USA und sieht ihre Geschwister nur selten. Wie auch im realen Leben üblich, sind die Kinder der verstorbenen Eheleute Gabel sehr unterschiedlich.

Ein Buch der leisen Töne, das am Anfang für meinen Geschmack sogar langweilig war. Da ich aber kein Buch abbreche kämpfte ich mich durch und siehe da, es wurde viel unterhaltsamer. Jedoch muss der Leser konzentriert sein. Die Autorin widmet nämlich jedes Kapitel einem Familienmitglied und dabei kommen sogar Stimmen aus dem Jenseits zu Wort. Es ist ein munters Hin und Her im Leben der Kinder und hier fällt es nicht leicht, der Geschichte zu folgen.

Die Stimmen der Vergangenheit verdeutlichen, wie der Weg der drei Geschwister war. Dass auch das Elternhaus und der Umgang dort bei der Entwicklung eines Kindes beteiligt ist, zeigt sich hier ebenfalls. Für oberflächliche Leser ist das Buch nicht geeignet. Es geht sehr in die Tiefe, wobei das für meinen Geschmack zuweilen nicht notwendig war.

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