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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2019

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

Die Frau aus Oslo
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DieFrauAusOslo beginnt mit einem Zeitungsbericht im Jahr 2015. Dort wird auf ein Armband aufmerksam gemacht, das versteigert werden soll. Eine Frau namens Turid wird darauf aufmerksam. Das ist der Epilog.

Dann ...

DieFrauAusOslo beginnt mit einem Zeitungsbericht im Jahr 2015. Dort wird auf ein Armband aufmerksam gemacht, das versteigert werden soll. Eine Frau namens Turid wird darauf aufmerksam. Das ist der Epilog.

Dann folgt das Jahr 1942 in Oslo. Ester, eine junge jüdische Frau muss mit ansehen, wie ihr Vater abgeführt und sein Geschäft geschlossen wird. Wie einen Schwerverbrecher behandeln die Männer ihn. Er ist Uhrmacher und nur weil er Jude ist und die Nazis damals bereits Norwegen besetzten, wird er ins Gefängnis gebracht. Ester flieht nach Schweden. Vorher verabschiedet sie sich noch von ihrer Freundin Ase, die mit einem Mann namens Gerhard zusammen lebt. Sie haben eine kleine Tochter, die Turid.

DieFrauAusOslo wechselt immer wieder zwischen den Jahren 1942 und 1967. Hauptthema ist nicht die Verfolgung der Juden oder der 2. Weltkrieg. Es ist eher ein Nebenschauplatz. Sicher, die Gefahr für Menschen, die sich dem Widerstand gegen die Nazis anschlossen, wird gut dargestellt. Aber die ganze Story dreht sich um den Mord an einer jungen Frau, der nie aufgeklärt wurde.

Anfangs hatte ich Probleme mit dem stetigen Wechsel zwischen den Zeiten. Hilfreich waren dabei die Überschriften. Auch fand ich, dass

DieFrauAusOslo nicht so viele Seiten haben müsste. Aber es ist trotzdem ein spannendes Buch. Ein anderer Ansatz, das Thema Gestapo und Hitler darzustellen. Der Übersetzer des Kriminalromans hat ganze Arbeit geleistet.

Ich danke dem

BasteiLübbeVerlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Eine spannende Reise nach Italien

Der Würger von Triest
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In dem Buch Der Würger von Triest ermittelt ein Hauptkommissar namens Vossi. Es ist ein weiterer Band aus der Reihe rund um den Kommissar und der Hafenstadt Triest. Der Autor Werner Stanzl lebte viele ...

In dem Buch Der Würger von Triest ermittelt ein Hauptkommissar namens Vossi. Es ist ein weiterer Band aus der Reihe rund um den Kommissar und der Hafenstadt Triest. Der Autor Werner Stanzl lebte viele Jahre in der Stadt und kennt sich dort bestens aus. Das merkt der Leser auch bei der Beschreibung der Tatorte.

Mia ist eine junge Frau, die sich nicht länger von ihrem Vater Vorschriften machen lassen möchte. Er zwingt sie zum Tragen eines Kopftuchs und sie darf weder enge Jeans noch Miniröcke anziehen. Heimlich hat sie eine Beziehung zu einem jungen Mann und entschließt sich zur Flucht aus dem Elternhaus. Sie möchte künftig mit ihrem Pablo zusammen leben. Mia arbeitet in einem Salon und wird eines Abends darum gebeten, dass sie einen Termin nach Feierabend übernimmt. Am nächsten Tag ist sie tot.

Hat ihr Vater etwas mit dem Mord zu tun? Oder gar ein Kunde des Frisörsalons? Bruno Vossi arbeitet seit 25 Jahren bei der Kripo von Triest und freut sich bereits auf den wohlverdienten Ruhestand. Er wird zum Tatort gerufen und mit der Aufklärung des Falles betraut. Auffallend ist hier die Todesursache der jungen Frau. Jelena, die Ehefrau von Vossi gibt ihm mitunter gute Tipps, die ihm bei den Ermittlungen helfen. Kurz nach dem Mord an Mia wird eine weitere Leiche gefunden und auch hier ermittelt Commissario Vossi.

Das Buch hält seine Spannung, weil der Autor einige Überraschungen eingebaut hat. Immer wieder kommen neue Verdächtige ins Spiel und bis zur Auflösung des Falles hatte ich keine Ahnung, wer der Mörder ist. Herr Vossi und seine Eigenarten ließen mich so manches Mal schmunzeln. Angenehm zu lesen und besonders für Liebhaber Italiens eine interessante Lektüre. Spannend bis zur letzten Seite und eine Todesursache, die ihresgleichen sucht.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Motte oder die schwierigen Phasen des Lebens

Blackbird
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Bei dem 16jährigen Morten, genannt Motte, steht die Welt auf dem Kopf. Sein Vater hat eine Freundin und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus. Seine Mutter und er müssen sich ebenfalls eine andere Wohnung ...

Bei dem 16jährigen Morten, genannt Motte, steht die Welt auf dem Kopf. Sein Vater hat eine Freundin und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus. Seine Mutter und er müssen sich ebenfalls eine andere Wohnung such. Der Vater nennt die Freundin seine „Lebensgefährtin“. Das versteht Morten überhaupt nicht. Dass man jemanden, den man liebt, „Lebensgefährtin“ nennen kann. Zu diesem Umbruch in seinem Leben kommt auch noch, dass sein bester Freund Bogi an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Non-Hodgkin-Lymphom oder so nennen die Fachleute das.

Blackbird ist der zweite Roman des Schauspielers und Autors Matthias Brandt. Das erst Buch

Raumpatrouille hörte ich und war von dem Text aber auch der Stimme Brandts beeindruckt. Dieses Buch las ich jetzt und auch hier war es die Sprache, die mir sehr gut gefiel. Mir fehlte allerdings etwas und ich denke, dass es die Stimme des Sprechers war.

Das Buch punktet durch Komik und Vielfalt im Ausdruck. Motte ist ein ganz normaler Junge, der von heute auf morgen mit einem sehr kranken Freund zurechtkommen muss. Ja, zurechtkommen. Für ihn ist es keineswegs selbstverständlich, dass er oft ins Krankenhaus geht um Bogi zu besuchen. Auch die Veränderung des Freundes, bedingt durch die Chemotherapie, ist für ihn schwer anzuschauen. Dann kommt auch noch das Drama, dass er sich Hals über Kopf in Jacqueline verliebt. Wie soll er das alles durchstehen, ohne verrückt zu werden?

Blackbird gefiel mir gut, aber wie schon erwähnt, es fehlte der Sprecher. Ich werde mir das Buch als Hörbuch kaufen und es erneut genießen. Wer lieber selbst liest, findet ein ernstes Stück, welches durch humorige Abschnitte leichter zu ertragen ist.

O-Ton Morten nach seinem ersten Kuss: „Küssen war, als ob ich eine Sprache zwar nicht konnte, mich aber von jetzt an nur noch in ihr unterhalten wollte.“

Ich danke dem Verlag und

NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 18.07.2019

"Es ist genug für alle da"

Gemma Habibi
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„GemmaHabibi sei unter Boxern das oft beschworene Herz, der Hunger. Wonach? Nach Anerkennung, ein anderes Leben oder Selbstbestimmung. Boxen sei wie die Kunst oder die Literatur, ein Mittel, diesen Hunger ...

GemmaHabibi sei unter Boxern das oft beschworene Herz, der Hunger. Wonach? Nach Anerkennung, ein anderes Leben oder Selbstbestimmung. Boxen sei wie die Kunst oder die Literatur, ein Mittel, diesen Hunger aufrecht zu erhalten. Die Worte verkörpern die Sucht nach einer Bedingungslosigkeit, der sich alles andere unterordnen muss.“ Das meint Robert Prosser über sein neuestes Werk

GemmaHabibi.

„Es ist genug für alle da“, so lautet der Satz auf einem Transparent, welches während einer Demo in Wien hochgehalten wird. Und das ist der Beginn des Romans

GemmaHabibi. Der Autor schreibt in der Ich-Form. Die Anfänge in Wien, nachdem er zum Studium aus einem kleinen Ort in die „große Stadt“ zog. Sei Aufenthalt in Syrien und die Menschen, die er dort kennenlernte. Das ist Z., der später auch nach Österreich flüchtet und Elena, eine Fotografin. Mit ihr fängt er eine lockere Beziehung an. Während des Studiums, und zwar im Jahr 2013, gab es ein Projekt für die künftigen Anthroposophen. Lorenz, so heißt der Protagonist, meldet sich daraufhin in einer Boxschule, einem Gym, an. Er will erforschen, in welcher Weise das Boxen zur Völkerverständigung beitragen kann.

GemmaHabibi zeigt, dass beim Boxen die Nationalität eigentlich keine Rolle spielt. Warum nur eigentlich, das wird im Verlauf der Erzählung klar. Der Autor beschreibt verschiedene Erlebnisse von Geflüchteten und immer wieder kommt die Sprache aufs Boxen. Ich denke es ist das Jahr 2015, wo viele Menschen in Wien ankamen und von „Bahnhofsklatschern“ begrüßt wurden. Elena hält diese besondere Situation mit ihrer Kamera fest. Dazu gehört auch die nicht nachvollziehbare Gewalt der Polizei bei einer Demo in Wien. Auch in Österreich sind die mit Schlagstöcken und Pfefferspray unterwegs, um „gewaltbereite, linke“ Demonstranten gewaltsam zu stoppen. Die Demo hieß übrigens „Refugees welcome“.

Eine Reise nach Ghana beschreibt der Autor ebenfalls und das sehr ausführlich. Seine Erlebnisse dort zeugen von guter Beobachtungsgabe und auch immer wieder der Schwenk zur Sportart Boxen. Der Roman ist nicht immer chronologisch aufgebaut und anfangs fiel es mir schwer, den Gedankengängen des Autors zu folgen. Das legte sich mit der Zeit. Viele Situationen waren für mich interessant, jedoch kam mir ein wenig zu viel Boxen vor. Dennoch empfehle ich das Buch, weil es toll geschrieben ist und der Wahrheit sehr nahe kommt. Es ist mehr als „nur“ ein Roman.

Vielen Dank dem Verlag und

NetGalley, das ich

GemmaHabibi lesen durfte.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Es wird Zeit, dass wir uns selbst umarmen

Embrace Yourself
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Schon beim Betrachten des Covers kam bei mir Freude auf. Endlich mal eine Frau, die ihre Kurven selbstbewusst zeigt. Keine Fotografie, die bearbeitet ist und nur aus diesem Grund ein Model mit „perfekten“ ...

Schon beim Betrachten des Covers kam bei mir Freude auf. Endlich mal eine Frau, die ihre Kurven selbstbewusst zeigt. Keine Fotografie, die bearbeitet ist und nur aus diesem Grund ein Model mit „perfekten“ Maßen abbildet.

EmbraceYourself richtet sich nicht nur an Frauen mit Übergröße. Es ist ein Sachbuch für jeden, der sich selbst dauerhaft und kritiklos annehmen möchte.

In dem Buch kommt immer mal wieder die Sprache auf den Film. Nein, es ist keine Werbung dafür, sondern einfach eine Erwähnung von Gesprächen mit Betroffenen, die gefilmt wurden. Auch wie der Erfolg des Streifens war und ist und dass er in Deutschland nur an einem Abend gezeigt wurde. Es gab also keine wochenlangen Werbekampagnen oder Vorankündigen auf sämtlichen Kanälen. Frau Brumfitt ist die Autorin und sie lebt mir ihrer Familie in Australien. Nach der Geburt ihrer drei Kinder wollte sich ihr Traumgewicht nicht wieder einstellen und sie haderte lange damit. Bis sie den Entschluss fasste, alle positiven Seiten ihres Körpers zu sehen und gegen die angeblichen Makel anzukämpfen. Aus dieser Idee wurde dann der Wunsch für einen Film geboren. Sie wollte allen Frauen zeigen, dass auch sie nicht an ihrem Aussehen verzweifeln müssen.


Die Statistik in

EmbraceYourself belegt die hohe Zahl der Schönheitsoperationen. Bereits junge Frauen und Jugendliche lassen sich Brustvergrößerungen schenken. Welches Risiko sie dabei eingehen, wissen sie oft nicht. Frau Brumfitt fragt in dem Buch: Ist männliche Zustimmung bei meinem Aussehen der „Heilige Gral“? Recht hat sie. Auch damit: Mein Körper ist nicht da, um anderen zu gefallen. Ihr Film wurde durch Crowdfunding realisierbar und von sehr vielen Menschen unterstützt. Damit Rechnete Frau Brumfitt gar nicht. Es zeigt aber, wie wichtig das Thema ist.

Die Werbung suggeriert, wie ein perfekter und schöner Körper auszusehen hat. Dabei werden die Fotos bearbeitet und zeigen nie das wahre Bild der Models. Das sollten sich Frauen, die verzweifelt zu den GNTM´s „aufschauen“ vor Augen führen. Hier sind die Eltern gefragt, die ihre Kinder aufklären und ihnen mit Rat zur Seite stehen können. In

EmbraceYourself stehen viele Originalzitate von Frauen, denen die Ratschläge von Frau Brumfitt geholfen haben. Sie konnten ihre Hemmungen überwinden und ein zufriedenes Leben ohne Diäten führen.

Für mich war das Buch ein Anstoß zum Nachdenken. Warum denke ich so über meinen Körper und was kann ich daran ändern? Es ist keineswegs dogmatisch und gefiel mir schon aus dem Grund sehr gut. Einige Tipps sind umsetzbar und niemand behauptet, dass das leicht ist. Die Autorin spricht ihre Leser direkt mit du an und sorgt auf diese Weise beim Lesen für eine private Atmosphäre.

Noch ein Zitat aus

EmbraceYourself:

Mit jedem Atemzug kommst du deinem letzten Atemzug einen Schritt näher. Also verschwende keine Zeit.