Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2020

Eine bemerkenswerte Frau

Wo du nicht bist
0

„Wo du nicht bist“ ist erschienen bei Pendragon und für mich das erste Buch aus diesem Verlag. Es besticht rein äußerlich nicht nur durch ein augenfreundliches Schriftbild, sondern auch durch ...

„Wo du nicht bist“ ist erschienen bei Pendragon und für mich das erste Buch aus diesem Verlag. Es besticht rein äußerlich nicht nur durch ein augenfreundliches Schriftbild, sondern auch durch den hochwertigen Einband, außerdem verfügt es über ein Lesebändchen.
Zu verdanken ist der Roman der Autorin Anke Gebert, die aus ihr anvertrauten Dokumenten die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Irmgard Weckmüller aufgearbeitet hat. Sie beginnt Ende der zwanziger Jahre, einer Zeit, in der viele Menschen versuchten, sich durch Heimarbeit ein besseres Leben zu ermöglichen – so wie Irma, die mit ihrer Schwester Martha zusammen wohnte und nach ihrer Arbeit noch Knallbonbons zusammensteckte, um sich und Martha besser versorgen zu können.
Ihr Glück findet Irma, als sie den Arzt Erich Bragenheim kennen und lieben lernt. Doch mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus verändert sich ihr Leben dramatisch, denn Erich ist Jude. Welche Bosheiten sie sich anhören müssen und welchen Gefahren sie sich aussetzen, wenn sie ihr Verhältnis nicht beenden, das erzählt Anke Gebert so eindringlich und glaubhaft, wie ich es bisher so intensiv noch nicht gelesen hatte. Es ist erschreckend, wie viele Menschen – selbst im Familien- und Freundeskreis – sich von ihnen abwenden und die Verbindung verurteilen. Vielleicht geschieht das aus Angst, selbst verfolgt zu werden, vielleicht aber auch, weil sie an den Irrsinn der „Reinheit der Rasse“ glauben. Das ganze Grauen dieser Zeit wird so überzeugend dargestellt, dass ich einfach erschüttert bin.
Die geplante Hochzeit findet nicht mehr statt. Erich kommt aus dem Krieg nicht nach Hause und Irma setzt alles daran, dennoch seine Frau zu werden.
Mich hat die Geschichte von Irma und Erich von Anfang an gefesselt und tief im Inneren sehr berührt. Ein schrecklicher Teil deutscher Geschichte, den wir nicht vergessen dürfen, und der sich nicht wiederholen darf. Darum aus vollem Herzen meine Leseempfehlung für dieses Buch.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2020

Urlaub - nein danke!?

Ein Sommer in Cassis
0

Jens Schneider, Kriminalkommissar in Frankfurt, freut sich nach einem anstrengenden, endlich abgeschlossenen Fall auf seinen wohlverdienten Urlaub in Cassis, dem kleinen Fischereihafen am Mittelmeer, ...

Jens Schneider, Kriminalkommissar in Frankfurt, freut sich nach einem anstrengenden, endlich abgeschlossenen Fall auf seinen wohlverdienten Urlaub in Cassis, dem kleinen Fischereihafen am Mittelmeer, einem idyllischen Fleckchen Erde inmitten einer malerischen Landschaft.
Leider währt die Urlaubsfreude nicht lange, denn bald wird die Leiche einer jungen Frau aus dem Meer gefischt. Es ist die junge Kellnerin Isabelle, die Jens jeden Morgen im Hotel fröhlich das Frühstück serviert und immer gern auch ein wenig mit ihm geflirtet hatte. Warum zieht die Polizei weder Unfall noch Mord in Betracht? An einen Freitod aus Liebeskummer, der in der Gegend nicht der erste wäre, mag Jens nicht glauben, wenn er an das lebenslustige Mädchen denkt. Auch für die Empfangsdame des Hotels, Catherine, steht fest, dass ihre Kollegin nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Spätestens nachdem eine weitere junge Frau tot aufgefunden wird, ist für Jens klar, dass er sich nicht mit den Aussagen der Polizei abspeisen lässt. Er beginnt gemeinsam mit Catherine mit eigenen Ermittlungen, um den Todesfällen auf die Spur zu kommen.
„Ein Sommer in Cassis“ von Peter Berg mit herrlichen bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die Urlaubsträume wecken, ist also kein locker-leichtes Urlaubsvergnügen, sondern entwickelt sich zu einem knallharten Kriminalfall mit teilweise sehr mysteriösen Ereignissen.
Peter Berg ist ein Autor ganz nach meinem Geschmack. Ihm gelingt es, mich total zu begeistern. Genieße ich gerade die Beschreibungen der herrlichen Landschaft und lasse meine Seele baumeln, so bin ich im nächsten Moment gelähmt vor Angst, dass Jens sich mal wieder in Schwierigkeiten bringt, wenn er zu forsch an eine Sache herangeht, oder wenn ich mich plötzlich frage, ob Catherine vielleicht ein falsches Spiel spielt…
Männer, die Tagebuch schreiben, kenne ich eher nicht. Aber ich finde es großartig, dass Jens eines führt und ich dadurch ganz viel seiner persönlichen Gedanken und Gefühle erfahre und ihn richtig gut kennen lerne.
Die tolle Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen hat mir vergnügliche und spannende Lesestunden gleichermaßen geschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2020

Doch der Wald schweigt

Das Flüstern der Bäume
0

„Das Flüstern der Bäume“ von Michael Christie ist erschienen im Penguin Verlag und überzeugt äußerlich und inhaltlich von hoher Qualität. Fester Einband, aussagekräftiges Cover, Lesebändchen, Ahornblätter ...

„Das Flüstern der Bäume“ von Michael Christie ist erschienen im Penguin Verlag und überzeugt äußerlich und inhaltlich von hoher Qualität. Fester Einband, aussagekräftiges Cover, Lesebändchen, Ahornblätter auf den Umschlaginnenseiten, Abschnitte mit Jahreszahlen und Abbildungen von Baum und Ahornzweigen lassen die Schönheit des Buches auf den ersten Griff und den ersten Blick spürbar und sichtbar werden.
Großartig ist die Übersicht der Leseabschnitte in Form einer Baumscheibe. Ganz besonders und für mich ein völlig neues Leseerlebnis ist, dass die Geschichte einer Familie über vier Generationen, verbunden mit den Wäldern Kanadas, in der Zukunft beginnt und mich rückwärts durch die Zeit führt. Durch Jacinda, die im Jahr 2038 als Naturführerin unterwegs ist, wird deutlich, dass nur radikales Umdenken helfen kann, Natur und Klima zu schützen. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät!
Ganz langsam dreht sich die Zeit entgegen dem Uhrzeigersinn. Viele verschiedene Erzählstränge verbinden sich zu einer einzigen großartigen Geschichte, der überwältigenden Geschichte der Familie Greenwood. Sie beginnt im Jahr 2038 mit Jacinda und geht zurück bis ins Jahr 1908. Es ist eine Familie, aber es sind viele Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, mit Einzelschicksalen, die mich unglaublich bewegt haben. Und so wie an den Jahresringen erkennbar ist, ob ein Baum Dürreperioden, Regenzeiten, starkem Wind, Schädlingsbefall oder … ausgesetzt war, so beschreibt Michael Christie die verschiedenen Charaktere und deren unterschiedliche Wege durchs Leben.
Ich bin überwältigt von dem „Flüstern der Bäume“, von dem ich mir manchmal gewünscht hätte, es wären Schreie, aber über vieles Wissen schweigt der Wald. Ein Leseerlebnis, das es so intensiv nicht oft gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2020

Endlich ein eigenes Winterhochbeet

Das sensationelle Winterhochbeet
0

„Das sensationelle Winterhochbeet“ von Doris Kampas ist erschienen im Verlag Löwenzahn. Als ich das Cover sah, erinnerte ich mich an Doris Kampas‘ Buch „Das unglaubliche Hochbeet“, das mir beim Anlegen ...

„Das sensationelle Winterhochbeet“ von Doris Kampas ist erschienen im Verlag Löwenzahn. Als ich das Cover sah, erinnerte ich mich an Doris Kampas‘ Buch „Das unglaubliche Hochbeet“, das mir beim Anlegen und Bepflanzen meines Hochbeetes eine große Hilfe war und mich auch jetzt – zwei Jahre später – immer noch mit tollen Informationen versorgt. Deswegen war ich auch gleich Feuer und Flamme für „Das sensationelle Winterhochbeet“. Kein Wunder, steht doch in der Buchbeschreibung: „Drinnen knistert das Feuer im Ofen, draußen tanzen dir die Schneeflocken auf der Nase rum …“
Unter der Überschrift „Und der Frost kann kommen“ bietet das Buch einen tollen Einstieg, wenn man Lust verspürt, sich mit Anbau und Ernte von Wintergemüse im Hochbeet anzufreunden. Auch für Neulinge ist alles leicht verständlich beschrieben und sehr übersichtlich aufgebaut. Dazu tragen auch die vielen Fotos bei. Ganz viel Freude habe ich mit Bildern wie zum Beispiel dem Rosenkohl, der unter der Schneehaube geschmacklich zur Hochform aufläuft. So wie der aussieht, glaube ich ihm aufs Wort!
Ganz großartig ist auch der Teil gestaltet, der unter der Überschrift „Der Winter zeigt sich von seiner Gemüseseite“ gleich sieben(!) verschiedene Themenbeete zum Nachanbauen in allen Einzelheiten und wieder reichlich illustriert anbietet.
„5-fach genial fürs Klima“ ist für mich ein sehr wertvoller Beitrag. 5 Punkte für das Klima werden angesprochen – und jeder Punkt ist ein Volltreffer!
Das Buch hat so viel zu bieten, dass ich gar nicht alles im Einzelnen beschreiben kann: Tolle Winterrezepte, übersichtliche Informationen zu vielen Gemüsesorten, ein Thema, das Schädlinge betrifft, und ein wunderschön illustriertes Poster mit den perfekten Anbauzeiten für Wintergemüse lassen mein Herz höher schlagen.
Meine Begeisterung gebe ich sehr gern weiter mit einer Empfehlung an alle, die sich gut informiert auf das Anlegen und Bepflanzen eines Winterhochbeetes einlassen wollen. Mit diesem Buch gelingt es. Garantiert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2020

Von Engeln mit und ohne Flügel

Behütet und beflügelt
0

Schon äußerlich ist es ein Schmuckstück: das Buch „Behütet und beflügelt“ von Clemens Bittlinger, erschienen im Brendow-Verlag.
Das Hardcover ist in einem hellen Blau gehalten und mit einem weißen Rand ...

Schon äußerlich ist es ein Schmuckstück: das Buch „Behütet und beflügelt“ von Clemens Bittlinger, erschienen im Brendow-Verlag.
Das Hardcover ist in einem hellen Blau gehalten und mit einem weißen Rand abgesetzt. Der Titel besteht aus zarten silberfarbenen Buchstaben. In der Unterzeile heißt es „Wie Engel uns begegnen“, darunter liegt eine weiche flauschige Feder, die an einen Engel erinnert.
Dass ein Engel aber gar nicht unbedingt ein Wesen mit Flügeln sein muss, das erfahren wir in den Geschichten, denn manchmal ist er auch in einem Menschen zu erkennen.
Das Buch ist eingeteilt in vier Abschnitte, die ersten beiden befassen sich mit Engeln, die uns in der Bibel - im Alten und im Neuen Testament - begegnen. Es sind weitestgehend bekannte Geschichten, die Clemens Bittlinger mit seinen eigenen Worten erzählt. Dadurch bekommen sie einen ganz besonderen Charme.
Im dritten Teil geht es um Erlebnisse mit Engeln, die uns auch heute erscheinen, zum Beispiel in Form eines „Schubsengels“. Bittlinger sagt: „Ein Schubsengel spricht zu uns, schubst uns an durch Zeichen, durch Begegnungen, durch Ereignisse oder noch einfacher gesagt durch Impulse, die wir plötzlich verspüren und die uns zu Herzen gehen. Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, wird immer wieder seine Spuren entdecken.“ Das stimmt! Denn mehrmals konnte ich in seinen Geschichten Gemeinsamkeiten mit Situationen aus meinem eigenen Leben entdecken.
Im letzten Teil gibt es Engelgeschichten, die Clemens Bittlinger selbst erlebt oder von anderen Menschen erfahren hat. Passende Liedtexte, besinnliche Sprüche und Gedichte aus eigener Feder oder von anderen Autoren, aber auch ausgesuchte Bibelzitate bilden eine schöne Ergänzung zu den Geschichten.
Mir gefällt das Buch auch deswegen besonders gut, weil sich die Geschichten zum einen sehr gut zum Vorlesen eignen und andererseits einen geeigneten Einstieg für Gespräche in einer Gruppe bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere