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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2018

Modernes Märchen mit einigen Längen

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Beth stirbt überraschend und hinterlässt ihren Mann Harry. Dean stirbt überraschend am selben Tag und hinterlässt seine Frau Amanda und die gemeinsame Tochter Oriana. Nach einem schrecklichen Jahr der ...

Beth stirbt überraschend und hinterlässt ihren Mann Harry. Dean stirbt überraschend am selben Tag und hinterlässt seine Frau Amanda und die gemeinsame Tochter Oriana. Nach einem schrecklichen Jahr der Trauer treffen die drei durch einen Zufall aufeinander und helfen sich gegenseitig dabei, den Weg zurück ins Leben zu finden. Dabei spielen ein Baumhaus, ein Vogel und ein riesiger Haufen Goldmünzen eine wichtige Rolle.

Wenn die drei Protagonisten interagieren, entstehen wirklich schöne, berührende und märchenhafte Momente. Jeder der Drei geht mit seinem persönlichen Verlust komplett anders um, was zu interessanten Spannungen führt. Gerade im ersten Drittel verliert sich die Geschichte jedoch viel zu oft in Nebensächlichkeiten. Einzelnen Nebenfiguren werden hier ganze Kapitel gewidmet, um sie vorzustellen. Für mein Empfinden wurde der Spannungsbogen dabei jedes Mal auf Null zurückgesetzt. Ja, die Nebencharaktere sind für den Verlauf der weiteren Geschichte durchaus wichtig, aber auf viele der Infos aus deren Kindheit und sonstiger Vergangenheit hätte ich ohne Probleme verzichten können. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Vorstellung dieser Charaktere besser in die gesamte Geschichte eingewebt worden wäre. Zudem wird teilweise extrem plakativ betont, wer „gut“, aber arm, und wer „böse“ und geldgierig ist. Als dann Harrys Gold auftaucht, ist das Ende ein bisschen arg absehbar. Auch die Naturbeschreibungen waren mir teilweise zu viel. Bäume spielen zwar eine wichtige Rolle in Harrys Leben und in der Verarbeitung seiner Trauer, aber manche Stellen haben sich unnötig repetitiv angefühlt.

Die Stärken des Romans liegen für meinen Geschmack in den leisen, zwischenmenschlichen Momenten rund um Harry, Amanda und Oriana. Leider hat der Autor das Buch mit vielen Nebensächlichkeiten auf über 500 Seiten unnötig aufgebläht.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Guter historischer Roman, weniger guter Krimi

Alchimie einer Mordnacht
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Christian Stern ist einer der unsympathischsten Protagonisten, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Immerhin erkennt er als alternder Ich-Erzähler, der mit Abstand auf die Geschehnisse des Romans zurückblickt, ...

Christian Stern ist einer der unsympathischsten Protagonisten, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Immerhin erkennt er als alternder Ich-Erzähler, der mit Abstand auf die Geschehnisse des Romans zurückblickt, dass er in seiner Jugend ziemlich viel Selbstmitleid empfand. Ansonsten tapst er ahnungslos durch die Handlung. Völlig unverdient wird Stern Vertrauter des Habsburger Kaisers Rudolf II, dessen Hof in Prag sitzt. Er soll den Mord an der jungen Geliebten des Monarchen aufklären. Da Stern gerade erst in Prag angekommen ist, hat er keine belastbaren Kontakte. Von offizieller Seite wird er nicht über neue Entwicklungen der Untersuchungen informiert, stattdessen machen ihn mehrere gelangweilte Höflinge zu ihrem Spielball. Zeitweise tritt der Mordfall auch komplett in den Hintergrund, ansonsten entwickelt er sich nur schleppend weiter. Immer wieder stellt sich der Ich-Erzähler die Frage, was denn passiert sein könnte und wiederholt die dürftigen bisherigen Erkenntnisse. Das wird streckenweise ganz schön langatmig.

Die anderen Charaktere sind auch nicht gerade komplex, aber Figuren wie Caterina Sardo und Germanico Malaspina haben immerhin ein höheres Unterhaltungspotential und sind deutlich cleverer als der Protagonist. Der historische Aspekt des Romans ist hingegen gelungen, auch wenn sich der Autor (wie er selbst erklärt) bei den handelnden Personen einige Freiheiten genommen hat. Aber das stört nicht, schließlich handelt es sich hier nicht um ein Sachbuch. Mit Stadtbeschreibungen, Speisen, Bräuchen, Reisearten, Musik, Kleidung und vielem mehr zeichnet Benjamin Black ein lebendiges Bild des Lebens in Prag rund um die Jahrhundertwende 1599/1600.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Interessante Ideen, aber zu konventionelle Umsetzung

Höllenjazz in New Orleans
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Die erste Hälfte zieht sich aufgrund der Struktur ziemlich stark hin, während die knappe zweite Hälfte deutlich spannender ausfällt. Insgesamt ist „Höllenjazz“ ein solider und durchaus unterhaltsamer Kriminalroman, ...

Die erste Hälfte zieht sich aufgrund der Struktur ziemlich stark hin, während die knappe zweite Hälfte deutlich spannender ausfällt. Insgesamt ist „Höllenjazz“ ein solider und durchaus unterhaltsamer Kriminalroman, der seinem Hype für meinen Geschmack jedoch nicht ganz gerecht wird.

Musik, Mafia, Mord: Das Romanumfeld bietet enorm viel Potential. Zwischen der verruchten Jazz-Szene in New Orleans, der mysteriösen Mordserie und dem extremen Kulturclash zwischen verschiedenen Einwanderergruppen habe ich eine besondere Atmosphäre erwartet, die vor Spannung und Exzentrizität knistert. Das war leider nicht der Fall. „Höllenjazz“ ist ein ziemlich konventioneller Krimi. Das ist nicht unbedingt schlimm, immerhin lässt er sich sehr flüssig lesen. Für mich hat jedoch das Besondere gefehlt.

Gleich vier Ermittler bearbeiten den Fall um den mysteriösen Axeman:

Detective Lieutnant Michael Talbot leitet die offiziellen Ermittlungen der Polizei und hofft, durch einen Erfolg endlich den Respekt seiner Kollegen zu gewinnen. Ihm zur Seite steht der irische Detective Kerry Behan, der seine eigene Agenda hat.
Der ehemalige Polizist Luca D’Andrea, der gerade seine Gefängnisstrafe wegen Korruption verbüßt hat, soll den Fall für den lokalen Mafiaboss aufklären.
Ida Davis arbeitet als Sekretärin in einer Detektivagentur. Sie ermittelt heimlich selbst im Fall Axeman, um sich ihren Traum, Detektivin zu werden, zu erfüllen. Ida ist mit Lewis Armstrong befreundet und bittet ihn ab und zu um Hilfe.
Der opiumsüchtige Journalist John Riley berichtet über den Fall für die Lokalzeitung.

Viele Personen (Eine vier Seiten lange Personenliste leitet den Roman ein… uff.), viele Motivationen. Durch die ständig wechselnden Erzählperspektiven dauerte es ziemlich lange, bis ich eine Bindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Gerade im ersten Drittel war es teilweise schwer, den Überblick zu behalten, wer bereits welche Informationen herausgefunden hatte. Obwohl ich alle vier Perspektiven für sich genommen interessant fand, verloren sie durch die kurzen Kapitel und die ständigen Perspektivwechsel viel von ihrer Wirkung. Wahrscheinlich hätte mir der Roman besser gefallen, wenn sich der Autor auf zwei Ermittlungsansätze konzentriert und diese intensiver ausgebaut hätte.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Brutaler Thriller, der gut zum aktuellen politischen Klima passt

Fake
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"Fake" spielt geschickt mit politischen Ambitionen, der Manipulierbarkeit der Medien, übertriebener Sensationsgier, internationalen Verschwörungen und skrupelloser Selbstüberschätzung. Die US-amerikanische ...

"Fake" spielt geschickt mit politischen Ambitionen, der Manipulierbarkeit der Medien, übertriebener Sensationsgier, internationalen Verschwörungen und skrupelloser Selbstüberschätzung. Die US-amerikanische Ärztin Catherine Finch, in Syrien vom IS entführt, wird zum Spielball unterschiedlicher Männer, die alle auf Catherines Kosten ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. Da zunächst die vielen verschiedenen Charaktere mit ihren teils sehr unterschiedlichen Ambitionen vorgestellt werden, fand ich den Anfang etwas ermüdend. Dabei sind die Widersacher auch noch echte Klischee-Bösewichte, die durch und durch schlecht sind. Die Protagonisten, die angeblich aus Sympathie für den Friedensprozess handeln, sind hier deutlich komplexer gestaltet, da keiner wirklich gut oder uneigennützig denkt.
Erst später nach der Vorstellung aller Charaktere baut sich echte Spannung auf, die James Rayburn durch einige überraschende Wendungen aufrechthält. Der Autor nutzt eine ausdrucksstarke Sprache und einen anschaulichen Schreibstil, sodass man gedanklich sofort mit ihm in die USA, nach Syrien, Jordanien und Indonsesien reist. Allerdings wirken dadurch auch die Gewalt- und Kampfszenen sehr plastisch und äußerst brutal, was mir manchmal etwas zu viel wurde. Auch die immer wieder verwendeten Schachtelsätze mit ihren oft überflüssigen oder umständlich eingebauten Einschüben stören den Lesefluss ein bisschen.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Guter Einstieg ins Thema

Influencer
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In sozialen Medien wurde das Buch von vielen Personen, die ich fachlich sehr schätze, hochgelobt. Daher waren am Ende wohl meine Erwartungen viel zu hoch. Das Buch liefert einen guten, runden und informierten ...

In sozialen Medien wurde das Buch von vielen Personen, die ich fachlich sehr schätze, hochgelobt. Daher waren am Ende wohl meine Erwartungen viel zu hoch. Das Buch liefert einen guten, runden und informierten Einstieg ins Thema Influencing, bringt aber keine wirklich bahnbrechenden neuen Erkenntnisse mit sich. Wer sich noch nicht mit der Influencer-Kultur beschäftigt hat, wird hier aber kompetent informiert.

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