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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2017

Humorvoll und spannend

Seeblick kostet extra
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„...Das heute war nur die Show eines Septembers, der vorgab, ein Juli zu sein. Dieser September schminkt sich gerade ab und zeigt sein wahres Gesicht...“

Ines Fox, rothaarig, dickköpfig und Chefin eines ...

„...Das heute war nur die Show eines Septembers, der vorgab, ein Juli zu sein. Dieser September schminkt sich gerade ab und zeigt sein wahres Gesicht...“

Ines Fox, rothaarig, dickköpfig und Chefin eines Werbeagentur, ist sauer. Sie hat gerade den Gerichtssaal verlassen, in dem Roger Merian freigesprochen wurde. Alle Anklagepunkte wurden fallengelassen. Glücklicherweise fängt sie Dr. Frieder, ein Gerichtsmediziner aus nördlichen Gefilden, auf, denn der hat die Ruhe weg.
Doch dann wird der Kripobeamte Schroff tot in seinem Gartenhaus gefunden. Für Ines ist glasklar, dass Roger der Mörder ist oder zumindest die Fäden gezogen hat.
Die Autorin hat erneut eine spannende Kriminalkomödie geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Ines erzählt das Geschehen aus ihrer Sicht. Am Anfang fasst sie kurz zusammen, was im ersten Teil geschehen ist. Ab und an nimmt sie auch im Laufe der Handlung wieder Bezug darauf.
Natürlich kann Ines nicht die Finger von den Ermittlungen lassen. Doch scheinbar sitzt Roger am längeren Hebel. Er versucht alles, um sie aus Konstanz zu vertreiben und die Bevölkerung gegen sie aufzubringen. Stellenweise wirkt das wie eine moderne Hexenjagd.
Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zu entsprechenden Mittelalterkrimis, und der liegt im Schriftstil des Buches. Ines ist hektisch und häufig beratungsresistent. Trotzdem verliert sie nie ihren Humor. Der Sprachwitz des Buches ist vom Feinsten. Obiges Zitat ist nur ein Beispiel dafür, wie gekonnt die Autorin mit Worten und Metaphern umgehen kann. Wenn von Blechdosen auf Rädern die Rede ist oder Rogers Bodyguards grundsätzlich als Kleiderschränke bezeichnet werden, funktioniert beim Leser das Kopfkino. Allerdings kann Ines durch ihr Verhalten ab und an den Leser zur Verzweiflung bringen. So gelingt es nur David mit einem Trick, sie aus der Schusslinie zu bringen. Mit ihm war sie eine Zeit lang liiert. Und jetzt scheint es, als wolle sie Dr. Frieder – Mr. Tiefenentspannung – gegen David – Mr. Ecken und Kanten – tauschen. Als gäbe es im aktuellen Fall nicht schon genug Probleme, muss Ines sich im Privatleben noch selbst welche schaffen.
Eine weitere sprachliche Besonderheit ist das Konstanzer Berlinerisch, das ausgerechnet der Polizist, der zu Ines` Schutz abgestellt wurde, spricht.
Wie bekommt man es hin, dass trotz Ich-Erzähler auch Dinge berichtet werden können, die der Protagonist mit Sicherheit selbst nie erlebt und gesehen hat? Ein genialer Einfall löst das Problem. Ines hat die Fähigkeit, von Zeit zu Zeit ihren Körper zu verlassen und im Raum zu schweben. Allerdings kann sie nicht selbst entscheiden, wohin die Reise geht. Die Geschichte hat einen unangenehmen Nebeneffekt. Dabei sinkt Ines` Körpertemperatur erheblich. Sehr ausführlich, humorvoll und nachvollziehbar wird erklärt, was sie mit Dr. Frieder schon unternommen hat, um den Phänomen naturwissenschaftlich auf die Schliche zu kommen.
Eine Protagonistin möchte ich besonders erwähnen. Das ist Emma, ein Kind aus dem Haus, in dem Ines wohnt. Sie spielt zwar nur ab und an eine Rolle, ihre Gespräche mit Ines sind aber sehr schön herausgearbeitet, denn sie sagt in ihrer kindlichen Naivität Ines ungeschminkt, was sie denkt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Handlung war spannend, die wesentlichen Fragen sind beantwortet, und ich habe mich köstlich amüsiert.

Veröffentlicht am 02.06.2024

Spuren in die Vergangenheit

Die vermisste Tochter
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„...Sie wusste nicht, was sie zu finden erwartete. Vielleicht, dachte sie, war es ein in Seidenpapier gewickeltes Schmuckstück oder ein Foto. Stattdessen fand sie eine alte Visitenkarte und etwas, das ...

„...Sie wusste nicht, was sie zu finden erwartete. Vielleicht, dachte sie, war es ein in Seidenpapier gewickeltes Schmuckstück oder ein Foto. Stattdessen fand sie eine alte Visitenkarte und etwas, das wie die handgezeichnete Skizze eines Wappens aussah….“

Claudia hat von einem Anwalt eine Kästchen mit dem Namen ihrer Urgroßmutter in die Hand gedrückt bekommen. Bisher wusste niemand, dass dies kurze Zeit in einem Waisenhaus gelebt hatte und dann adoptiert worden war. Claudia hofft, mehr über die Vergangenheit herauszufinden.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Der eine beginnt im Jahre 1950, der andere spielt in der Gegenwart.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen, birgt eine Prise Romantik in sich und ermöglicht einen Einblick in die historische Entwicklung in Kuba.
Claudia hat aus mehreren Gründen ihren Job in der Finanzbranche geschmissen. Jetzt ist sie Immobilienmaklerin. Sie renoviert Häuser und bietet diese dann zum Verkauf an. Gerade ist ihr zweites Projekt fertig. Also hat sie Zeit. Ihr Vater findet heraus, dass die Spur des Wappens nach Kuba führt. Kurzentschlossen bucht Claudia eine Reise dorthin.
Auf Kuba lernt Claudia Mateo kennen. Der junge Mann bringt sie in Kontakt mit Personen, die einst für die kubanische Familie Diaz gearbeitet haben. Von der Familie lebt keiner mehr auf der Insel. Zwischen Claudia ud Mateo kommt es zu tiefgründigen Gesprächen über das Leben.

„...Es ist mutig, sich von dem zu lösen, was alle von einem erwarten. Wir haben nur ein Leben...“

Diese Worte stammen von Mateo, nachdem ihm Claudia ihre Geschichte erzählt hat. Mateo tut, was er liebt. Er kocht. Allerdings hat er schon einige Schicksalsschläge hinter sich. Deshalb wird er auch Kuba nie verlassen. Hier hat er Aufgaben für die Familie übernommen. Claudia und er wissen, dass sie nur wenig Zeit haben. Gibt es trotzdem eine Chance?
Durch die beiden Handlungsstränge lerne ich zwei Seiten von Kuba kennen. Familie Diaz gehörte zu den reichsten Familien der Insel. Bei der Geburt der jüngsten Tochter, einer Nachzüglerin, war die Dame des Hauses verstorben. Der Vater ist stolz auf seine vier schönen Töchter. Er gilt als loyaler Arbeitgeber. Alles scheint in Ordnung zu sein. Doch es wird sich zeigen, dass der Vater auch anders kann, wenn es nicht nach seinem Kopf geht.
Im heutigen Kuba ist das Leben nicht einfach. Touristen sind als Geldgeber willkommen. Durch Mateos Ausflüge mit Claudia lerne ich aber auch die schönen Ecken der Insel kennen.
Es bedarf vieler Gespräche, bis Claudia das Rätsel um die Vergangenheit löst. Gleichzeitig wird ihr dadurch bewusst, wo ihre Wurzeln liegen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es vereint Spannung mit Gefühl.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Heikle Thematik

Die kurze Stunde der Frauen
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„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer ...

„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer reinen Herzen dazu bei, das Land von seiner moralischen Schuld zu reinigen...“

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog des Buches. Auf den folgenden Seiten räumt die Autorin dann mit diesem Mythos gründlich auf.
Der Schriftstil ist sehr sachlich. Das passt zum Inhalt. Er fordert Konzentration. Häufig greift die Autorin auf Originaldokumente zurück. Die werden allerdings nicht zitiert, sondern von ihr aufbereitet und zusammengefasst.
Das Buch gliedert sich in neun Kapitel. Zuerst analysiert sie das Verhalten der Frauen während der Zeit des Nationalsozialismus.

„...Wir wollen nicht vergessen, selbst diejenigen, die zu jung waren, um die Verantwortung für die Naziverbrechen und den Angriffskrieg der Deutschen tragen zu müssen, waren oftmals bis zum Schluss von der Sache überzeugt gewesen...“

In persönlichen Gesprächen im Bekanntenkreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass Flucht und Nachkriegszeit ein Thema waren, die eigentliche Kriegszeit aber meist ausgespart wurde. Natürlich kann die Autorin nicht auf die Vielschichtigkeit des Verhaltens der Bevölkerung eingehen. Sie gibt Beispiele von Frauen an, die aktiv im Regime involviert waren.
Anschließend geht die Autorin auf die Gewalterfahrung der Frauen während der Besatzung ein. Sie macht dabei deutlich, dass es dieses Problem bei allen Besatzungsmächten gab. Das sind erstaunlich neue Töne.
Das Bild der Trümmerfrau rückt sie gerade. Viele wurden zwangsverpflichtet, andere sahen die Chance, dadurch an eine bessere Versorgung zu kommen. Ich kenne historische Romane, in denen das sehr realistisch dargestellt wird.

„...Die große Anerkennung, die den Frauen der Nachkriegszeit heute gezollt wird, haben sie sich in erster Linie für ihren Einsatz in der Familie verdient...“

Diesen Abschnitt hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Zwar wird gut herausgearbeitet, dass die Frauen für das Überleben der Familie verantwortlich waren, aber dass sie auch diejenigen waren, die häufig die Flucht organisieren mussten, wenn die Front näher rückte, wird kaum erwähnt. Gerade hier zeigte sich aber Organisationstalent und kreatives Handeln.
In den folgenden Kapiteln geht es dann darum, wie den Frauen das Heft des Handelns wieder aus der Hand genommen wurde. Die geäußerten Gedanken zu den Ursachen sind nachvollziehbar. Gut gefällt mir, dass die unterschiedliche Entwicklung im Westen und im Osten dargestellt wird. Beides wird von der Autorin kritisch betrachtet.
Das letzte Kapitel widmet sich der Kindererziehung.
Viele Fotos sind eingefügt.
Ich fand die Darstellung interessant, kann mir aber vorstellen, dass das Buch durchaus für kontroverse Diskussionen sorgen könnte.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Abwechslungsreicher Krimi

Die Doppelte Frau
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„...Nichts an diesen Bildern ist zufällig. Erkennen Sie es? Diese Fotos verbergen ein großes Geheimnis. Und niemand hat es bemerkt…“

Max hatte einen Koffer mit Bildern enthalten. Die Fotos waren in Salzburg ...

„...Nichts an diesen Bildern ist zufällig. Erkennen Sie es? Diese Fotos verbergen ein großes Geheimnis. Und niemand hat es bemerkt…“

Max hatte einen Koffer mit Bildern enthalten. Die Fotos waren in Salzburg entstanden. Er erhält den Auftrag, einiges über die Fotos herauszufinden.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte spielt in Salzburg des Jahres 1946. Der Schriftstil ist gehoben. Ab und an enthält er eine Spur Sarkasmus.

„...Ich musste jedes Mal lachen, wenn ich die Amis in Zweier- oder Dreierreihe durch die Stadt stolpern sah. Das konnten die 10jährigen Pimpfe besser...“

Drei Personen stehen im Mittelpunkt. Das ist zum einen Max, ein kleiner Gauner, der sich als Privatdetektiv ausgibt, zum anderen Eva, eine geheimnisvolle Frau, die Max` Auftraggeberin ist, ihre Vergangenheit aber unter der Decke hält und Harry, der verantwortliche amerikanische Offizier für Salzburg.
Die einzelnen Parts wechseln sich beim Erzählen ab. Das bedarf eines aufmerksamen Lesens, denn nicht immer geht aus der Überschrift hervor, wer gerade dran ist.
Die Fotos wurden von Carl Ellinger signiert. Der aber hielt sich zur Zeit der Entstehung der Bilder gar nicht mehr in Österreich auf. Wer hat jetzt das Sagen im Fotoatelier Ellinger? Warum wurden die Fotos falsch signiert? Warum interessiert das Eva? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Geschichte.
Harry hat allerdings ein weiteres Problem. Ein Zug mit Luxusgütern aus Ungarn wurde nach Salzburg gebracht. Er soll ihn bewachen, kann aber einen Überfall nicht verhindern. Wer hat Interesse daran, Schmuck und Kostbarkeiten zu stehlen? Und wer hat die Fähigkeiten dazu??
Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben. Wenige reiche Familien haben nach wie vor das Sagen in der Stadt. Die Amerikaner bekommen kaum etwas davon mit, was sich wirklich abspielt. Alte Seilschaften sorgen füreinander.
Schnell wird klar, dass es schwierig ist, jemand zu vertrauen. Selbst Harry wird von seinen Vorgesetzten kritisch beobachtet. Überall muss man mit Verrat, Korruption und Gewalt rechnen.
Über die Fotos wird nicht nur geredet. Viele von ihnen sind im Buch enthalten.
An einigen Stellen wird die Handlung durch ein in sehr dunklen Ton gehaltenen Comic verdichtet.
Im Anhang befindet sich die Wahre Geschichte der Fotogrfin Betty Steinhart, weitere Fotos und Bildnachweise.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird das Leben in Salzburg im Jahre 1946 in unterschiedlichen Facetten sichtbar.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Fest im Sattel

Fest im Sattel
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„...Als einziger Junge musst du diese neue Reiterin fragen, wer sie ist! Und finde heraus, was sie hier macht!...“

Das ist der Inhalt einer Sprechblase in diesem abwechslungsreichen Comic. Klare Anweisungen ...

„...Als einziger Junge musst du diese neue Reiterin fragen, wer sie ist! Und finde heraus, was sie hier macht!...“

Das ist der Inhalt einer Sprechblase in diesem abwechslungsreichen Comic. Klare Anweisungen gibt Norrie gern. Und dann kommt es ganz anders. Norrie geht selbst.
Die Geschichte ist vielseitig. Im Mittelpunkt stehen zwar die Erlebnisse auf eine Reiterhof, doch es geht auch um Freundschaft, Vorurteile und Hobbys.
Victoria hat den Reiterhof gewechselt. Das hat mehrere Ursachen, die erst im Laufe der Geschichte aufgeklärt werden. Sie möchte erst einmal in Ruhe gelassen werden, doch Norrie textet sie sofort zu. Victoria reagiert ablehnend. Später merkt sie, wie wichtig Freunde sind und findet Wege, die Beziehung wieder in Ordnung zu bringen.
Wie schon oben zu lesen, ist Sam der einzige Reiter. Das wird von seinen Brüdern nicht gern gesehen. Reitsport ist für sie nicht männlich genug. Auch sie werden im Laufe der Geschichte umdenken.
Die Geschichte zeigt, wie unterschiedlich Ansichten sein können. Victorias einst beste Freundin Taylor lebt nur für das Reiten. Norries älterer Bruder ordnet alles den guten Leistungen in der Schule unter. Ist das Leben aber nicht vielschichtiger? Muss man sich wirklich auf ein Gebiet konzentrieren? Das fragt sich Victoria, die gern Reiten möchte, aber auch Zeit für andere Dinge benötigt.
Deutlich wird auch, dass der Reitsport nicht billig ist. Nicht jeder kann sich die besten Trainer und Einzelstunden leisten.
Die Bilder sind sehr schön gezeichnet. Dort wirken, im Gegensatz zum Cover, die Farben eher gedeckt. Einige Bilder kommen ohne Sprechblasen aus. Sie erzählen trotzdem auf ihre Art die Geschichte weiter.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist nicht nur für Pferdefreunde geeignet.

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