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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2019

Sommerurlaub bei der Tante

Finn und Frieda feiern den Sommer
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„...Die Sonne zauberte glitzernde Fata Morganas auf den Asphalt. Hinter der Stadtgrenze schlossen sich dunkelgrüne Maisäcker und Felder mit gelbleuchtenden Getreide an...“

Es ist ein heißer Sommertag, ...

„...Die Sonne zauberte glitzernde Fata Morganas auf den Asphalt. Hinter der Stadtgrenze schlossen sich dunkelgrüne Maisäcker und Felder mit gelbleuchtenden Getreide an...“

Es ist ein heißer Sommertag, an dem sich Finn und Frieda mit dem Bus auf den Weg zu Tante Johanna machen. Dort legen sich alle Drei in den Schatten und schlafen ein. Tante Johanna aber hatte vergessen, die Tür an der Voliere der beiden Nymphensittiche John und Yoko zu schließen.
Anschaulich wird erzählt, wie die Kinder den Sittichen folgen. Dabei kommt der Sommerspaß wie das Baden im kühlen Nass nicht zu kurz.
Auch die Sommernacht im Freien ist spannend und voller Überraschungen.
Für das Verhalten im Bus bei der Anreise hätte ich allerdings eine Entschuldigung der Kinder erwartet.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Schriftgröße ist dem Erstlesealter angepasst. Die Handlung ist abwechslungsreich, stellenweise humorvoll und nachvollziehbar.
Aussagekräftige farbige Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Fesselnder Politthriller

Sojus
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„...Budapest ist geteilt, der Fluss bildet für viele immer noch die Grenze. Sie sagen: Wenn er gewollt hätte, dass aus Buda und Pest eine Stadt wird, hätte Gott nicht die Donau erschaffen...“

Das Buch ...

„...Budapest ist geteilt, der Fluss bildet für viele immer noch die Grenze. Sie sagen: Wenn er gewollt hätte, dass aus Buda und Pest eine Stadt wird, hätte Gott nicht die Donau erschaffen...“

Das Buch beginnt im Jahre 1948 mit der Gründung des Staates Israel.In Tel Aviv wird Ephraim Rosenberg von Dan Vanuzzi in seiner Wohnung erwartet. Sie unterhalten sich über Ex - Kommissar Eckart, der seit ihrer Flucht nach Israel verschwunden ist. Es gelingt ihnen, Eckarts Aufenthaltsort in Amerika zu ermitteln und ihn dort rauszuholen.
Im Jahre 1956 lebt Eckart in Würzburg. Wieder erscheint Vanuzzi auf der Bildfläche. Der arbeitet mittlerweile für den englischen Geheimdienst. Eckart soll ihm helfen, ein Dossier aus Ungarn zu holen, das die Namen von KGB – Agenten enthält. Eckart ist nicht begeistert. Doch Vanuzzi hat ein gutes Argument. Einer der Agenten hat ist Eckarts unbekannter Sohn. In Ungarn aber ist gerade ein Volksaufstand ausgebrochen.
Der Autor hat einen fesselnden und vielschichtigen Thriller geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt schon allein an der unterschiedlichen Darstellung der beiden Hauptprotagonisten. Während Eckart klar charakterisiert ist, wirkt Vanuzzi undurchsichtig. Er benutzt Eckart, ohne ihm in allen Dingen die Wahrheit zu sagen. Von Eckart stammt der folgende Satz:

„...Ich habe immer Sympathien für soziale Gerechtigkeit, aber keine für totalitäres Denken...“

Eingebettet in die Geschichte ist ein Rückblick in die Vergangenheit von Eckart und Vanuzzi. Dadurch werden auch historischen Themen berührt, so der Völkermord am armenischen Volkes.
Die Vorgänge in Budapest betrachten Vanuzzi und sein Team als Außenstehende. Es werden zwar die internationalen Verquickungen umfassend dargestellt, doch die Ansichten verschiedener ungarischer Strömungen bleiben außen vor. Dazu gibt es bestenfalls kurze Zusammenfassungen.
Deutlich allerdings wird, dass die Ungarn auf Hilfe aus Europa und Amerika setzen. Die aber haben momentan ganz andere Probleme und Interessen. Vanuzzi fasst das so zusammen:

„...Es geht also um Strategien und Machtoptionen. Man braucht das Dossier, lässt hochgehen, wen man möchte, die anderen werden warmgehalten...“

Später klingt es noch krasser, als Vanuzzi seinen ungarischen Begleitern die Augen für die Realität öffnen will:

„...Wollt ihr wissen, was mir der MI6 noch gesagt hat? Dass es ein Geheimtreffen von amerikanischen und sowjetischen Vertretern gegeben hat. Und was ist rausgekommen? Wenn ihr euch nicht bei unserem Dreck einmischt, mischen wir uns nicht bei eurem ein...“

Spannend ist die Jagd durch die belagerte und umkämpfte Stadt nach dem Dossier. Schwierig wird es auch deshalb, weil Vanuzzi und Eckart zum Teil unterschiedliche Interessen verfolgen. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche zwischen Eckart und Sojus. Bei politischen Themen gehen logischerweise die Meinungen völlig auseinander, wobei auch Sojus geschickt die Finger in manche Wunde legt. Doch wenn sich der Dialog persönlichen Fragen zuwendet, schwingen eine Menge an unterschiedlichen und unterschwelligen Emotionen mit.
In die rasante Handlung werden häufig kurze Ruhepunkte durch vielfältige Informationen gesetzt. Dazu gehört auch ein Einblick in ungarische Geschichte.
Ein Überblick über die weitere Entwicklung in Ungarn nach dem Volksaufstand und ein aussagekräftiges Nachwort des Autors runden das Buch ab. Dort spannt er den Bogen vom Volksaufstand zum heutigen Verhalten der ungarischen Regierung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Lebensmittelskandal

Angst in der Fächerstadt
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„...Sollte Georg den Kollegen zunächst mitteilen, dass ein Mensch von einem Moment auf den nächsten aus seiner Mitte gerissen wurde wie eine hochwertige Vase, die zu Bruch gegangen war? Dass es an ihnen ...

„...Sollte Georg den Kollegen zunächst mitteilen, dass ein Mensch von einem Moment auf den nächsten aus seiner Mitte gerissen wurde wie eine hochwertige Vase, die zu Bruch gegangen war? Dass es an ihnen lag, die Dinge zu heilen und zu reparieren?...“

Im Zentrum für Kunst und Medientechnologie, kurz ZKM genannt, in Karlsruhe wird ein Toter gefunden. Dort hatte es am Vorabend eine Ausstellungseröffnung zum Thema „Digitales Essen“ gegeben. Kriminalhauptkommissar Georg König und seine Kollegin Viola Weisenhaupt erscheinen am Tatort. Amadea, Georgs Frau, gibt ein Ernährungsmagazin raus und war deshalb bei der Ausstellungseröffnung.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.
Der Schriftstil zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Eine zeigt das Eingangszitat. Ab und an verwendet die Autorin eine Folge von Fragen. An anderen Stellen gibt es kurze, pointierte Sätze. Auch dazu möchte ich ein Zitat anführen:

„...Wichtig war nur, die Hintergründe des Todes aufzuklären. Nichts anderes zählte. Nichts anderes zählte in den nächsten Stunden. Georg musst sich fokussieren. Auf das Verbrechen. Auf den Täter...“

Die Charakterisierung der Personen erfolgt erst nach und nach. Das betrifft insbesondere auf Georg zu. Es kann auch sein, dass mir hier Informationen fehlen, weil ich die anderen Bücher der Autorin nicht kenne. Deshalb kann ich Georg nur schlecht einschätzen. Einerseits geht er im Beruf konsequent seinen Weg, andererseits scheint er ein Päckchen aus der Vergangenheit mit sich zu tragen. Das zeigt sich in seinen Panikattacken.
Amadea hat ihren Beruf als Journalistin aufgegeben, um mehr Zeit für die Kinder zu haben und sich nicht erneut in Gefahr zu begeben. Trotzdem wird in ihren Tun und Handeln deutlich, dass sie innerlich immer noch Journalistin ist.
Momentan hat sie eine Firma auf dem Kieker, die konzentrierte Eiweißprodukte in Plastikflaschen anbietet. Sie ist der Meinung, dass die Produkte gefährlich sind. Dadurch erfahre ich als eine Menge über Eiweiße im menschlichen Körper und die Folgen eines Überangebots. Gleichzeitig wird gesunde Ernährung thematisiert. Der Vorstellung vom Essen der Zukunft, das Inhalt der Ausstellung war, kann ich allerdings nichts abgewinnen.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Zum einen hat der Tote keinerlei Papiere bei sich, zum anderen nehmen es die Beteiligten mit der Wahrheit nicht sehr genau. Hinzu kommt, dass zwei der möglichen Verdächtigen momentan nicht auffindbar sind. Und dann bringt der Staatsschutz völlig neue Ansätze.
Ab und an darf ich die Gedanken des Täters verfolgen. Die sind ziemlich zwiespältig. Einerseits verteidigt er sein Tun, andererseits überlegt er sich, ob es wirklich notwendig war.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Frage – Antwort – Spiel zwischen Georg und Amadea, wo beide versuchen, die Erkenntnisse zu ordnen. Dabei ahnen sie noch nicht im geringsten, dass sich auf gleicher Spur sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Geschickt wird thematisiert, wie man versucht, die Essgewohnheiten zu manipulieren und dabei eigentlich nur am eigenen Gewinn interessiert ist.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Feldpostbriefe eines Auskenners

Liebe Mama, ich lebe noch!
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„...Für ihn galt die Devise: je höher der Dienstgrad, desto leichter der Alltag als Soldat und desto wahrscheinlicher ein Überleben im Krieg...“

Die Mutter des Autors hat geerbt. Beim Sortieren des Nachlasses ...

„...Für ihn galt die Devise: je höher der Dienstgrad, desto leichter der Alltag als Soldat und desto wahrscheinlicher ein Überleben im Krieg...“

Die Mutter des Autors hat geerbt. Beim Sortieren des Nachlasses von Tante Hansi stößt der Sohn auf eine Kiste mit Briefen. Es handelt sich um die Briefe von Leonhard Wohlschläger, dem Bruder von Tante Hansi. Er hat sie von der Front des zweiten Weltkriegs an Mutter und Schwester geschrieben.
Leonhard Wohlschläger war der Sohn von Jakob Wohlschläger, einem bekannten Wiener Architekt und Stadtpolitiker. Das Buch beginnt demzufolge mit der Beschreibung des Lebens von Jakob Wohlschläger, seinem Aufstieg in die höheren Schichten der Gesellschaft und seinen Abstieg nach dem Konkurs.
Leonhard ist ein Sohn aus erster Ehe. Während Johanna, Tante Hansi, ehrgeizig und pflichtbewusst ist, lebt Leonhard von Gelegenheitsjobs. Allerdings hat er die Gabe, Menschen zu beeindrucken. Dadurch kann er sich bei Bedarf Geld leihen.
Den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich begrüßt er.
1940 heiratet er Edith und geht einen Tag nach der Hochzeit an die Front. Seine Briefe habe ich teils mit Verwunderung, teils mit Kopfschütteln gelesen. Leonhard weiß immer, wie er mit den Rücken an die Wand kommt. Einerseits vertröstet er diejenigen, bei denen er Schulden hat, auf die Zeit nach dem Krieg, andererseits nutzt er seine Rolle als Fahrer an der Westfront, um seine Mutter und seine Frau mit Waren zu versorgen. Mitgefühl für die Bewohner der besetzten Länder kennt er nicht.
Seine Briefe lesen sich, als wäre der Krieg ein Spiel. Selbst nach seinem Wechsel an die Ostfront bleibt er meist im Hinterland und kann sich über mangelnde Ernährung nicht beklagen.
Betroffen macht das Buch an den Stellen, wo zwischen den Briefen die Kommentare des Autors eingeflochten werden. Er schildert nicht nur den Kriegsverlauf. Auch die zunehmenden Repräsentalien gegen Juden in Wien, die aufkommende Verschlechterung der Ernährungslage und die wichtigsten Schlachten werden von ihm thematisiert. Allerdings vermisse ich hier an vielen Stellen eine Quellenangabe.
Dadurch erscheinen Teile der Briefe von Leonhard noch makaberer. Hinzu kommt, dass in den Briefen aus dem Osten die Folgen der Nazipropaganda zunehmend greifbar werden. Der Ton wird
brutaler. Das Leben der sogenannten Feinde verliert an Wert. Es geht allein im das eigene Wohlergehen. Der einheimischen Bevölkerung nimmt man das letzte. Ein Ausschnitt aus dem Brief klingt so:

„..Hier ist es sicher keine Sünde, alles hinzumorden und abzubrennen, dem Teufel ist dieses Land schon zu schlecht...“

Hinzu kommt, dass Leonhard erstaunlich oft Urlaub von der Front erhält. Natürlich wiederholt sich in den Briefen vieles. Während in Stalingrad gehungert und gestorben wird, schickt Leonhard aus dem Hinterland einen Schinken an seine Mutter.
Nach dem Tode der Mutter gibt es keine Briefe mehr. Auch Leonhards Leben in Friedenszeiten wird mit nur zwei Sätzen skizziert.
Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben des Leonhard Wohlschläger. Der Autor vergleicht an einer Stelle Leonhard mit dem braven Soldaten Schwejk. Diesen Vergleich kann ich nicht nachvollziehen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Zu wem gehört das Baby?

Die Bach runter
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„...Er will das Kind loswerden, bringt es aber nicht über das Herz, ihm wehzutun. Also wickelt er es behutsam ein, legt es warm schlafen. Und geht einfach nur fort...“

Matthias, der Schäfer, findet in ...

„...Er will das Kind loswerden, bringt es aber nicht über das Herz, ihm wehzutun. Also wickelt er es behutsam ein, legt es warm schlafen. Und geht einfach nur fort...“

Matthias, der Schäfer, findet in der heruntergebrannten Asche eines Lagerfeuers ein Baby. Seine Hunde hatten in darauf aufmerksam gemacht. Das Kind lebt und kommt in die nächstgelegene Kinderklinik. Kommissar Bär macht sich auf die Suche nach der Mutter. Das kann schwierig werden, denn das Baby hat eine schwarze Hautfarbe.
Roberta, Bärs Freundin und Journalistin, stellt eigene Ermittlungen an.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es geht nicht nur um die Aufklärung der Kindesaussetzung, sondern es bleibt genug Raum für das Privatleben der Protagonisten. Als Bär sich in der Klinik nach dem Kind erkundigt, trifft er auf Lucca, eine junge Frau, die wie viele andere ein Geschenk für das Baby abgegeben hat. Zwischen beiden beginnt es schnell zu knistern.
Das Eingangszitat ist ein Ausschnitt aus der Diskussion des Teams, warum das Baby ausgesetzt wurde. Als dann noch ein Toter im Bach gefunden wird, könnte der Fall eine unerwartete Wendung nehmen. Es steht die Frage im Raum, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen gibt. Schnell kursiert der Fall in den sozialen Medien:

„...Es war stets das gleiche. Irgendwelche Idioten posteten, was immer sie vor die Linse bekommen hatten. Verletzte, Blutende, Tote. Meist waren die Gaffer schon vor einem da...“

Sehr gut beschrieben wird die Arbeit des Schäfers. Er ist auch sehr aufmerksam und für die Kommissare dadurch hilfreich.
Roberta erwischt einen Jugendlichen, der ihre gerade gekauften Konserven klaut. Der erklärt Bär später, dass er sich für eine Katastrophe vorbereitet und zu den Preppern gehört. Seine Ansicht klingt unter anderen so:

„...Wer dann noch was zum Überleben hat, wird es verteidigen müssen, weil die, die nichts mehr haben,es ihm sonst wegnehmen werden. Darauf müssen wir uns vorbereiten...“

Eingebettet in die Handlung sind außerdem die Lebensgeschichten und Erfahrungen zweier Protagonisten, deren Leben den Fall tangiert.
Die Autorin versteht es, mich fast bis zum Schluss beim Mitraten in die Irre laufen zu lassen. Die Auflösung des Geschehens ist wesentlich komplexer als erwartet.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.