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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2019

Bewegender Abschluss

Weil du mich hältst
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„...Eine entsetzliche Angst befiel Sophie und sie beschleunigte ihre Schritte. Sie konnte vielleicht nicht viel, aber im Weglaufen war sie schon immer gut gewesen...“

Wir schreiben das Jahr 1859. In New ...

„...Eine entsetzliche Angst befiel Sophie und sie beschleunigte ihre Schritte. Sie konnte vielleicht nicht viel, aber im Weglaufen war sie schon immer gut gewesen...“

Wir schreiben das Jahr 1859. In New York ist Sophie zusammen mit Danny, dem Anführer der Bowery Boys. Nachdem Anna, ihre Freundin, das Jugendheim verlassen musste, hat sich Sophie ihr angeschlossen und ist mit zu Annas Schwester gezogen. Dabei hat sie auch den dreijährigen Nicholas und die fünfjährige Olivia mitgenommen. Sophie kümmert sich schon länger um die Kinder.
Von Danny verspricht sie sich Schutz und eine Unterkunft, denn die Verhältnisse bei Annas Schwester sind mehr als beengt.Dann aber wird Danny in eine Schießerei mit einer konkurrierenden Gang verwickelt. Zwei der Gegner bleiben tot liegen. Plötzlich sind auch Anna und Sophie in Gefahr.
Sie entschließen sich, mit dem Waisenzug in den Westen zu fahren.
Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Es ist der dritte Teil Der Geschichten mit den Neumann – Schwestern. Obwohl ich die beiden ersten Teile nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Sophie hat nur ein Ziel. Sie möchte, dass es Olivia und Nicholas gut geht. Nur ihre Methoden sind dafür nicht geeignet, denn das Leben auf der Straße Schattenseiten. Als einziges andenken an irhe Mutter führt sophie einen Kerzenständer mit sich. Selbst in bitterster Not hat sie es nicht fertiggebracht, ihn zu verkaufen. Auch die Worte ihrer Mutter sind ihr noch in Erinnerung:

„...Auch wenn du dich manchmal sehr verloren fühlst, will Jesu Licht in dir brennen...“

Doch von Jesu hat sie sich mittlerweile weit entfernt. Dann aber lernt sie auf einer Farm im Westen Euphemia kennen. Sie ist Farmersfrau und Mutter von fünf Söhnen. Einer davon ist gelähmt. Sophie bewundert, wie liebevoll Euphemia mit ihm umgeht, obwohl der barsch und unhöflich reagiert. Euphemia versteht es auch, Sophie so zu nehmen, wie sie ist. Sie geht über ihre Fehler und Unzulänglichkeiten weg und baut sie immer wieder neu auf. Als Euphemia Sophie ihre Geschichte erzählt, wird deutlich, dass sie durch manche Tiefen des Lebens musste. Sie charakterisiert sich selbst so:

„...Aber ich war nicht immer so geduldig oder liebevoll. Ich kann genauso eigensinnig sein wie meine Bratpfanne, wenn darin etwas anbrennt. Ich habe den Herrn nicht immer so an mir arbeiten lassen, wie er das möchte. Aber ich lerne immer mehr, ihn an mir arbeiten und mich von ihm reinigen zu lassen...“

Sehr gut herausgearbeitet wird Sophies innere Zerrissenheit. Sie weiß inzwischen, dass ihre Schwestern ein gutbürgerliches Leben führen. Sie möchte sie erst wiedersehen, wenn sie sich selbst ein besseres Leben aufgebaut hat. Doch wie sie selbst schon sagt, ihre Spezialität ist Weglaufen. Das gilt besonders dann, wenn sie glaubt, dass dies besser für Olivia und Nicholas ist. Selbst Euphemias Zuneigung lehnt sie anfangs ab, weil sie glaubt, sie nicht verdient zu haben.
Die Waisenzüge in den Westen waren ein zweischneidiges Schwert. Es wird deutlich, dass dadurch manche Kinder liebevolle Eltern bekommen haben. Andere dagegen waren bessere Dienstboten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein runder Abschluss der Trilogie.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Alex kann`s nicht lassen

Rache im Odenwald (Alexandra König ermittelt 3)
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„...Wenn Frauen weniger verdienen, bleiben sie eher zu Hause, und weil sie ihre Karriere unterbrechen, verdienen sie weiterhin weniger...“

Alex ist mit Tom zum Halloweenfest auf Burg Frankenstein. Dabei ...

„...Wenn Frauen weniger verdienen, bleiben sie eher zu Hause, und weil sie ihre Karriere unterbrechen, verdienen sie weiterhin weniger...“

Alex ist mit Tom zum Halloweenfest auf Burg Frankenstein. Dabei stolpert sie über eine Leiche mit einem Messer im Rücken. Der Fall landet bei Christian von Bahlsen vom RKI Darmstadt-Dieburg.
Und natürlich kann Alex die Finger nicht von den Ermittlungen lassen. Da dieses Mal Tom nicht involviert scheint, hofft sie, das er ihre Alleingänge nicht mitbekommt.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Wer die Vorgängerbände kennt, trifft einige gute Bekannte wieder.
Der Schriftstil lässt sich zügig lesen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Christian von Bahlsen ist eine Sahneschnitte von Mann und bietet Alex gleich bei der ersten Befragung das Du an. Tom bleibt erstaunlich ruhig, auch wenn es in ihm zu brodeln scheint.
Bei ihrer Recherche stellt Alex fest, dass sich der Fall des Toten mit dem aktuellen Fall von Tom überschneidet. Natürlich kann sie nun auch davon die Finger nicht lassen. Sie meldet sich zum Reiten an, um eine der Reiterinnen unter die Lupe zu nehmen. Doch so einfach gestaltet der Sport sich nicht, wie sie beim ersten Mal feststellt.

„...Ich wollte schließlich nur etwas über K... erfahren und nicht zwischen Schnappis Zähnen enden...“

Schnappi ist das Pferd, das ihr zugeteilt wurde. Der Name ist Programm.
Der Fall erweist sich als schwieriger als erwartet. Alex hat alle Hände voll zu tun und muss froh sein, dass häufig Tom als Retter zur Stelle ist. Trotzdem muss man ihr zugute halten, dass sie einen erstaunlichen Blick für Details und Unstimmigkeiten hat.
Privat denken Alex und Tom über ein gemeisames Kind nach. Doch bei der Aufteilung der Erziehungszeit gibt es unterschiedliche Ansichten, wie das Eingangszitat zeigt.
Und dann erscheint noch Alex` Ex und spielt sich als Supermann auf. Den stutzt Alex gekonnt zurecht. Ihre dabei getroffene Charakterisierung von Tom bestätigt sich im Laufe der Handlung mehr als einmal.

„...Ich kenne niemanden, der auch und gerade in schwierigen Situationen einen derart kühlen Kopf bewahrt wie er. Im Gegensatz zu dir übt er seinen Beruf nicht aus, um Karriere zu machen, sondern weil ihm diese Aufgabe wichtig ist...“

Das Buch strotzt von ungewöhnlichen Einfällen und hat mich gut unterhalten. Nicht vergessen möchte ich die Erfolgsquote der tierischen Ermittler. Spürhund Bernd bringt eine zusätzliche Facette ins Geschehen.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Loretta will es wissen

Darf`s ein bisschen Mord sein?
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„...Heutzutage glaubten die meisten Menschen, dass Hilfsbereitschaft immer mit Hintergedanken daherkam. Ich tu was für dich, also ist irgendwann eine Gegenleistung fällig...“

In der Nähe ihrer neuen Wohnung ...

„...Heutzutage glaubten die meisten Menschen, dass Hilfsbereitschaft immer mit Hintergedanken daherkam. Ich tu was für dich, also ist irgendwann eine Gegenleistung fällig...“

In der Nähe ihrer neuen Wohnung entdeckt Loretta den Laden von Gitti. Sie hat Obst und Gemüse von regionalen Anbietern und in dem Laden gibt es fast alles, was man zum täglichen Leben braucht.
Als Loretta ein paar Tage später zum Einkaufen kommt, sieht sie, dass Gitti Schmerzen hat. Resolut packt sie sie ins Auto und fährt sie zum Arzt. Gehandikapt durch den Schlüsselbeinbruch nimmt Gitti schweren Herzens Lorettas Hilfsangebot an, ihr im Laden unter die Arme zu greifen. Der Neffe ist skeptisch. Er misstraut Loretta.
Als Loretta eines Morgens die Gemüselieferung in Empfang nimmt, wird sie in den Schuppen gesperrt. Manni, der Lieferant, liegt später tot an der Treppe. Die Polizei hält Lorettas Schilderung für eine Ausrede. Gitti und Loretta drohen hohe Schadensersatzforderungen, da Mannis Tod auf einen Sturz bei Eisglätte und mangelndes Streuen geschoben wird.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Krimi im Ruhrpottmilieu geschrieben.
Der Schriftstil ist lockerleicht und von feinem Humor durchsetzt. Loretta sagt, was sie denkt. Das klingt zum Beispiel so:

„...Dass überall nach Schnee geplärrt wird, konnte ich kein Stück verstehen. Wer Schnee wollte, sollte nach Bayern ziehen. Oder in die Arktis. Hier im Ruhrpott braucht den Schnee kein Mensch...“

Natürlich setzt Loretta alle Hebel in Bewegung, um die beiden Männer zu finden, die für Mannis Tod verantwortlich sind. Gleichzeitig lerne ich dabei einige skurrile Personen im Umfeld des Ladens kennen. Eine ist Frau Sievers, die Neugierde in Person. Manchmal aber hat Neugierde auch positive Seiten. Leid tun kann mir ihr Hund, der sehr vermenschlicht wird. Gitti stellt nach einem Gespräch fest:

„...Die hat ihr Gehirn wohl nur, um den Hohlraum zwischen den Ohren irgendwie auszufüllen...“

Und dann trifft Loretta im Laden ihren ehemaligen Deutschlehrer. Er hat sie folgendermaßen in Erinnerung:

„...sehr intelligent, aber stinkend faul...“

Lorettas Ermittlungen beziehen die Tatsache mit ein, dass Männer seit längerer Zeit versuchen, Gitti ihr Haus abzukaufen. Sie will nicht verkaufen. Und Erwin, ein ehemaliger Polizist, hat eine Idee, wozu Haus und Grundstück zukünftig dienen sollen. Schon wie in den Vorgängerbänden laufen bei Erwin die Fäden zusammen. Und natürlich ist Team Loretta schneller als die Polizei.
Regionale Ausdrücke und ab und an ein bisschen Dialekt sorgen für die lokale Authentizität.
Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Spruch, der das Wesentliche zusammenfasst. Ich mag diese Sprüche. Einer davon lautet.

„...Im Laden ist die Hölle los, und die üblichen Verdächtigen verlangen lückenlose Aufklärung...“

Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten. Loretta ist eine liebenswerte Protagonistin, die zwar auch ihre Ecken und Kanten hat, aber trotzdem das Herz auf den rechten Fleck.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Kindlicher Glaube

Joh. 16,23
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„...Wir werden noch eine Blutuntersuchung veranlassen, aber der Befund scheint mir ziemlich eindeutig: Ihre Leber und eine Niere sind jeweils von einem Tumor befallen...“

Diana war wegen unklarer Beschwerden ...

„...Wir werden noch eine Blutuntersuchung veranlassen, aber der Befund scheint mir ziemlich eindeutig: Ihre Leber und eine Niere sind jeweils von einem Tumor befallen...“

Diana war wegen unklarer Beschwerden zum Arzt gegangen. Die Diagnose aber ist niederschmetternd. Sie hat nur noch wenige Monate zu leben. Eine Operation ist nicht möglich. Was soll aus ihren beiden Kindern werden? Moritz ist etwa sechs Jahre alt und wegen seines Stotterns in logopädischer Behandlung. Seine Schwester Sabine besucht die örtliche Grundschule. Diana ist geschieden.
Nach diesen heftigen Einstieg geht die Geschichte drei Jahre zurück. Damals hatte es schon einen Einschnitt in Dianas Leben gegeben. Ihr Mann hatte sie verlassen. Er konnte nur wenig Unterhalt zahlen. Das Sozialamt verlangte, dass sich Sabine eine kleinere Wohnung suchte. In München war das aber fast ein Ding der Unmöglichkeit. Hinzu kam, das sie im jetzigen Stadtteil für Sabine einen der begehrten Kindergartenplätze erhalten hatte. Für Max schien das auch möglich, sodass sie bald wieder würde arbeiten können. Ein Umzug würde alle Pläne zerschlagen.
Da kullert auf den Spielplatz Max` Ball vor die Füße von Leo Mitterndörfer. Der 56jährige Witwer hatte nach dem Tod seiner Frau seine Firma verkauft und lebte nun allein in seinem Haus. Nach einigen Zögern bietet er Diana eine Art Wohngemeinschaft an. Sie zieht in die obere Etage, aber die Küche und der Garten werden gemeinsam genutzt.
Der Autor hat einen bewegenden und tiefgründigen Roman geschrieben. Anhand eines Einzelschicksals geht er unter anderem der Frage nach, wie man damit umgehen sollte, wenn Kinder mit dem möglichen Tod eines Elternteils konfrontiert werden.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Der Autor versteht es, mich an den Gedanken und Gefühlen seiner Protagonisten teilnehmen zu lassen. Nach der Entscheidung, Die Wohnung zu vermieten, stellt Leo für sich fest:

„...Irgendwie ist er überrascht über sein spontanes Handeln, weil er nie andere Menschen in seinem Haus haben wollte. Zugleich spürt er ein wahnsinnig gutes Gefühl dabei, das ihn befriedigt und ihm große innere Freude bereitet...“

Für die Kinder wird Leo zu einem Freund und manchmal auch Spielgefährten. Leo selbst gewinnt neuen Lebensmut. Sein Sohn ist mit seiner Entscheidung einverstanden, die Tochter mosert erst herum, findet sich dann aber dann mit ab.
Die Krankheit aber scheint alles zu ändern. Die Kinder brauchen ein neues Heim, und Leo fällt zurück in die Einsamkeit. Erst einmal aber unterstützt er Diana, wo er nur kann. Die Zeit drängt. Glücklicherweise trifft Diana im Sozialamt auf eine Frau, die ihr hilfreich und beratend zur Seite steht. Der Vater kann und will die Kinder nicht zu sich nehmen. Dafür gibt es gute Gründe. Dianas Eltern sind sich selbst genug und scheuen die Verantwortung. Ihre Mutter benimmt sich selbst im Krankenhaus unmöglich. Ihr fehlt jedes Gefühl für die Befindlichkeit der Kinder.
Dann kommen die Themen Pflegeeltern und Adoption zur Sprache. Weil Max stottert, muss sich Diana sagen lassen:

„...Oh, das erschwert die ganze Sache aber zusätzlich. Behinderte Kinder will, ehrlich gesagt, fast niemand. Da könnten wir erfahrungsgemäß Probleme bekommen...“

Als Diana im Krankenhaus liegt, geht Leo mit den Kindern spazieren. Max meint, ob es nicht einen Zauberer gäbe, der seiner Mutter helfen kann. Leos Blick fällt an der Kirche auf den Schaukasten. Dort wird Joh. 16, 23 zitiert. Plötzlich hat er eine Idee. Er erzählt den Kindern von Gott und Jesu. Die Euphorie der Kinder allerdings trifft ihn unvorbereitet.

„...Leo zieht sich das Herz zusammen, als er diese Freude sieht und selbst nicht recht an den Erfolg glauben kann. Was werden die Kinder morgen früh sagen?...“

Können wir Erwachsenen noch an Wunder glauben? Die Kinder jedenfalls können es. Speziell für Max gibt es keinerlei Zweifel. Sabine, etwas älter und für ihr Alter sehr reif, verdrängt die Tatsache, dass sie keinen Erfolg haben könnten. Sie klammert sich an die Hoffnung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Humorvoll erzählt

Der Hamlet und die Schokolinse
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„...Ich könnte, ein Sprichwort zitierend, auch sagen: Unterm Strich hat die Großmutter aus der Not eine Tugend gemacht. Denn je öfter sie das Mittagessen erwärmte, desto besser schmeckte es ...“

In sechs ...

„...Ich könnte, ein Sprichwort zitierend, auch sagen: Unterm Strich hat die Großmutter aus der Not eine Tugend gemacht. Denn je öfter sie das Mittagessen erwärmte, desto besser schmeckte es ...“

In sechs Erzählungen nimmt mich der Autor mit in seine Kindheit. Dadurch erlaubt er mir auch einen Blick in die Befindlichkeiten der 60er Jahre. Es war eine Zeit, in der man aus dem wenigen Vorhandenen das Beste machte.
Das Buch ist keine logische Abfolge von Erinnerungen. An manchen Stellen ähnelt es der Suche nach der Vergangenheit. Selbst offene Fragen werden angesprochen.
Natürlich stehen Dinge im Mittelpunkt, die die Kindheit geprägt haben. Das waren unter anderen die Besuche bei den Großeltern übers Wochenende. Großmutters Küche blieb ebenso in Erinnerung wie die Spaziergänge und die Gespräche mit dem Großvater.
Der Schriftstil ist von einem feinen Humor geprägt. Das klingt dann so:

„...Hätte mir mal einer vorher erklärt, wie man die Kugel zu werfen hat, dann wäre das Malheur auch nicht passiert...“

Sein Bruder hatte beim Boccia-Spiel die Kugel an den Kopf bekommen.
Amüsant sind auch die Teile, in denen der Autor sein Tun mit den Krebs, seinem Sternbild begründet.

„...Er ist eines der gütigsten Tierkreiszeichen, freundlich, gefühlvoll und weich. Weniger blumig formuliert könnte man sagen: Der Junge hat nahe am Wasser gebaut...“

Im Ablauf des Geschehens werden die positiven und negativen Erfahrung mit Schule und Lernen gestreift, Kinderstreiche erwähnt und jugendlicher Übermut dargestellt.
Erste Schreibversuche finden Eingang in die Geschichte. Niederlagen werden nicht verschwiegen.
Das Besondere sind die Feinheiten, die gekonnt zwischen den Zeilen zu lesen sind. Dazu gehören politische Anspielungen:

„...Kennen Sie das, wenn Menschen versuchen, eine Autorität oder Fachkompetenz an den Tag zu legen, die ihnen, warum auch immer, nicht eigen ist, und dies dann in unfreiwillige Komik mündet? Aktuell beobachte ich das bei jenen Berufspolitkern, die gleich nach der Schule eine Funktionärskarriere hinlegen...“

Während beim Großvater trotz aller Zuneigung zum Enkel eine gewisse konsequente Erziehung zu beobachten ist, geschieht das beim Vater eher mit leichter Hand. Auf einen blauen Brief lautet seine Reaktion:

„...Geh den Lehrer mal nicht so auf die Nerven, sonst sieht er sich noch genötigt, weitere alberne Briefe zu schreiben...“

Eingebettet in die Erinnerungen ist einer der Texte des Autors. Der kursiv geschriebene Text fällt durch seine unerwartete Pointe auf.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es, mit Augenzwinkern und Leichtigkeit seine Geschichten zu erzählen.