Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
online

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2022

Kindgerecht und informativ

Larissa und die Fleischfresser
0

„...Was ist denn los? Dich interessieren die vielen Tiere sonst auch immer, die uns begegnen...“

Joyce versteht ihre Freundin Larissa heute gar nicht. Seitdem die Schulklasse den Bauernhof verlassen hat, ...

„...Was ist denn los? Dich interessieren die vielen Tiere sonst auch immer, die uns begegnen...“

Joyce versteht ihre Freundin Larissa heute gar nicht. Seitdem die Schulklasse den Bauernhof verlassen hat, scheint sie etwas neben sich zu stehen.
Der Autor hat ein schönes und inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben.
Auf dem Bauernhof waren ein Teil der Kühe auf der Wiese, andere aber im Stall. Und nun fragt sich Larissa, wie die sich in den kleinen Boxen wohlfühlen können. Der Gedanke lässt sie nicht los.
Das Buch bringt die Frage auf den Punkt, ohne den Zeigefinger zu heben. Sowohl in Larissas Elternhaus als auch in der Schule werden verschiedene Aspekte betrachtet und diskutiert. Dabei vermeidet die Geschichte jede Einseitigkeit und Schuldzuweisung.
Der Titel provoziert, gibt aber nicht unbedingt den Kern der Handlung wieder. Dabei geht es in erster Linie um das Tierwohl. Fleischessen wird weder befürwortet, noch verteufelt. Natürlich werden Alternativen aufgezeigt, und zwar durch Larissas älteren Bruder. Das hat den Vorteil, dass die Erläuterungen auch für jüngere Kinder verständlich sind.
Schöne Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Besonders die Gesichtern sind schön ausgearbeitet und spiegeln die Emotionen wider.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es führt kindgerecht in das Thema ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.02.2022

Starke Frauen

Bebes Vermächtnis
0

„...Es war paradox. Ich lag in meiner Gefängniszelle auf der unteren, quietschenden Eisenpritsche eines Stockbetts, starrte zu der fleckigen Matratze über mir hinauf und dachte an den Tag, an dem ich zum ...

„...Es war paradox. Ich lag in meiner Gefängniszelle auf der unteren, quietschenden Eisenpritsche eines Stockbetts, starrte zu der fleckigen Matratze über mir hinauf und dachte an den Tag, an dem ich zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes paradox verstanden hatte...“

Dieser Tag war 10 Jahre her, denn im Jahre 1910 war ihre Großmutter Bebe im Gefängnis gelandet. Sie hatte Whiskyfässer zerschlagen. Und nun sitzt Harriet im Gefängnis, weil sie Alkohol transportiert hat.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Sie erzählt drei Generationen Familiengeschichte. Genaugenommen erzählt Harriet, denn während ihrer Nacht im Gefängnis geht ihr durch den Kopf, was ihre Großmutter Bebe ihr über sich und die Vorfahren berichtet hat.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt humorvolle Szenen, aber auch ernste Abschnitte. Und es gibt einen Ausspruch von Bebes Mutter, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht:

„...Das Leben verändert sich immerzu und fließt wie ein Fluss. Nichts bleibt immer gleich. Und wir müssen uns auch weiterentwickeln und verändern…“

Bebes Mutter war in der Bewegung gegen die Sklaverei aktiv. Es ist erstaunlich, wie sie selbst in schwierigsten Situationen ihr Glauben getragen hat. Bebe, die Jüngste der Familie und das einzige Mädchen, wird dadurch selbst geprägt. Schon das Gespräch zu Bebes Geburt zeigt den festen Glauben der Mutter.

„...“Das sollte eine Junge werden, Hannah. Ein Mann kann nie genug Söhne haben, die ihm helfen.“ „Ich weiß, mein Lieber“, sagte sie sanft, „aber der gütige Gott hat es für richtig befunden, uns diesmal eine Tochter zu schenken“...“

In Bebes Leben gab es immer wieder überraschende Wendungen. Letztendlich war sie aktiv in der Abstinenzlerbewegung tätig – und das aus gutem Grund. Ihr Leben wird mit allen Höhen und Tiefen erzählt. Dazu gehören auch ihre inneren Kämpfe. Vor allem das Thema Vergebung spielt eine entscheidende Rolle. Auf einer Farm geboren steigt Bebe nach der Hochzeit in bessere Kreise auf – wird dort aber nie richtig ankommen. Trotzdem ist sie es, die die Familie in schwierigen Zeiten über Wasser hält. Ihr Mann Horatio hat in den Krieg gegen die Sklaverei gekämpft. Das hat bei ihm psychische Spuren hinterlassen.
Das Buch verfügt über eine hohe innere Spannung. Die ergibt sich aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. So sind die Geschwister Alice und Harriet völlig gegensätzlich. Erste hat gerade eine pompöse Hochzeit hinter sich, Harriet will nie heiraten. Genauso schwierig ist das Verhältnis zwischen Bebe und ihrer Tochter Luzy. Luzy ist vor allem von ihrer Großmutter, Bebes Schwiegermutter, erzogen worden. Die Welt ihrer Mutter und ihr Kampf bleiben ihr fremd. Doch nach Alices Hochzeit hat Luzy plötzlich keine Aufgabe mehr. Plötzlich geht sie völlig neue Wege.
Im Mittelpunkt stehen starke Frauen. Es geht um die Kraft des Glaubens, aber auch um gesellschaftliche Veränderungen, die insbesondere christliche Frauen in Amerika bewirkt haben. Das letzte Gespräch zwischen Harriet und Bebe ist eines der spannendsten, weil hier Bebe die Quintessenz ihres Lebens zieht.

„...Es ist nicht unsere Aufgabe als Christen, Gesetze zu verfassen, die die Menschen zwingen, ein moralisches Leben zu führen. […] Die Zehn Gebote haben wir seit Moses, und noch immer morden und stehlen Menschen jeden Tag. Nur Gott kann Menschen ändern...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es behandelt auf leichte Art sehr schwierige Themen und zwingt mich als Leser, über das Leben nachzudenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2022

Humorvolles Kinderbuch

Lahme Ente, blindes Huhn
0

„...“Irgendwo auf der Welt“, raunte das Huhn, „gibt es einen Ort,an dem der geheimste Wunsch in Erfüllung geht. Kommst du mit?“…“

Auf einem Bauernhof treffen sich eine lahme Ente und ein blindes Huhn. ...

„...“Irgendwo auf der Welt“, raunte das Huhn, „gibt es einen Ort,an dem der geheimste Wunsch in Erfüllung geht. Kommst du mit?“…“

Auf einem Bauernhof treffen sich eine lahme Ente und ein blindes Huhn. Das Huhn strahlt vor Optimismus. Die Ente ist eher furchtsam und traut sich nichts. Trotzdem lässt sie sich überreden, mit dem Huhn zu gehen.
Der Autor hat eine humorvolle und tiefgründige Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Als erstes hat mich überrascht, dass der geheimste Wunsch des Huhns keinesfalls derjenige ist, den ich an seiner Stelle erwartet hätte. Die Ente dagegen ist nicht bereit, ihren Wunsch zu verraten.
Auf ihren Weg erleben die beiden eine Menge an Abenteuern. Manchmal wird es richtig gefährlich. Dabei kommen sich die beiden näher. Sie sind füreinander da. Es entwickelt sich eine zarte Freundschaft.
Das Ende der Geschichte ist eine handfeste Überraschung. Auch die geheimsten Wünsche werden völlig neu definiert.
Das Buch wurde sehr schön illustriert. Die Bilder wirken lebendig und zeigen, wie die Protagonisten agieren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was wichtig ist im Leben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2022

Zwischen Bangen und Hoffen

Das rote Band der Hoffnung
0

„...Ich hatte es geschafft. In die Nähwerkstatt, auch hochtrabend als Maßschneiderei bezeichnet. Meine Vorstellung vom Himmel. Als ich hörte, dass hier ein Job frei war, wusste ich sofort, dass ich ihn ...

„...Ich hatte es geschafft. In die Nähwerkstatt, auch hochtrabend als Maßschneiderei bezeichnet. Meine Vorstellung vom Himmel. Als ich hörte, dass hier ein Job frei war, wusste ich sofort, dass ich ihn haben musste...“

Was wie eine normale Bewertung aussieht, macht den Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Nähwerkstatt befindet sich in Auschwitz – Birkenau. Ella, die Ich – Erzählerin, ist eine 14jährige Jüdin und vor wenigen Tagen dort angekommen. Die Arbeit in der Werkstatt sichert erst einmal das Überleben.
Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist erstaunlich locker und bringt trotzdem die Grausamkeit der Situation auf den Punkt.
Vier junge Frauen stehen im Mittelpunkt. Das ist zum einen Ella, die bei ihren Großeltern aufwuchs, auf dem Schulweg in einem LKW verfrachte und ins KZ gebracht wurde. Sie weiß nicht, was mit den Großelten ist. Sie will nur eins: überleben. Unterwürfigkeit allerdings liegt ihr gar nicht und das kann zum Problem werden. Anfangs richtet sie sich nach dem Motto:

„...Kleine Fische werden gefressen. Haie überleben. Man war doch lieber Raubtier als Opfer, oder?...“

Rosa stammt aus besserem Haus. Sie fällt durch ihre Empathie auf und teilt das Wenige, das sie haben. Ihr fehlt aber eine gewisse Härte.
Carla gehört zu den Aufseherinnen. Sie ist nur wenige Jahre älter als Ella. Sie ist eine Frau mit zwei Gesichtern. Einerseits gibt sich sich freundlich, andererseits kann sie sehr grausam reagieren, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht.
Mina ist die Vorsteherin der Nähwerkstatt und somit selbst Häftling. Sie marschiert auf den schmalen Grat, den es braucht, um keinen Fehler zu machen und zu überleben. Ella beschreibt sie so:

„...Ihre herausgehobene Position bescherte ihr Macht und Privilegien – genug Macht, um uns andere zu beherrschen. Manche in ihrer Position versuchten, fair zu bleiben...“

Sehr schön wird erzählt, wie Ella und Rosa nach und nach zu Freundinnen werden. Dadurch lernt Ella, Mensch zu bleiben und auf andere zu achten. Gleichzeitig passt sie auf Rosa auf und hilft ihr. Rosa ist sehr gebildet und belesen. Sie nimmt die Häftlinge mit in ihre Traumwelt und erzählt ihnen Geschichten. Das lenkt ab vom grausamen Alltag. Apropos Häftlinge – der Begriff fällt bei Ella nie. Sie nennen sich selbst Zebras.
Die Autorin verschweigt nichts. Ich lerne alle Teile des Lagers kennen. An Ellas Seite erlebe ich Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, aber auch Verrat und Todesangst. Trotzdem werden die Szenen nicht zusätzlich ausgeschmückt. Bei den alltäglichen Schikanen bleibt die Erzählerin fast sachlich. Um so eindrücklicher wirkt das Geschehen.

„...Das Warenhaus war keine wertvolle Schatztruhe. Kein luxuriöses Einkaufserlebnis. Es war ein schrecklicher Friedhof gestohlener Besitztümer...“

Was Ella stets neue Kraft gibt, sind die Erinnerungen an ihre Großeltern. Ihre Großmutter hatte für jede Lebenslage eine Weisheit. Die werden kursiv gedruckt, wenn sie Ella durch den Kopf gehen

„...Im Zweifelsfall Kopf hoch, Schultern zurück und auf in den Kampf...“

Nach und nach sickern Nachrichten durch, dass die Front näher rückt. Während die einen hoffen, versuchen die Wächter ein Hintertürchen offen zu halten. Doch plötzliche Freundlichkeit kann schnell umschlagen. Eines hat Elle mittlerweile gelernt:

„...Und auch ohne unsere Alltagskleidung versuchten wir irgendwie, unsre echte Identität zu bewahren. Uns zu beweisen, dass wir Menschen und keine Tiere waren...“

Ich habe schon viele Bücher über das Leben in einem KZ gelesen. Die Sicht einer jungen Frau in diesem Buch aber malt ein ganz eigene Bild. Ihre Träume von der Zukunft nähren ihre Hoffnung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich könnte es mir sehr gut als Schullektüre vorstellen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2022

Spannender historischer Roman

Zeit der Dunkelheit
0

„...Jedenfalls habe ich vom Ministerium den Auftrag erhalten, diese Sache zu untersuchen, seit wir in Berlin einem Schmugglerring auf der Spur sind, der im großen Stil mit Saccharin handelt...“

Kommissar ...

„...Jedenfalls habe ich vom Ministerium den Auftrag erhalten, diese Sache zu untersuchen, seit wir in Berlin einem Schmugglerring auf der Spur sind, der im großen Stil mit Saccharin handelt...“

Kommissar Alexander Mayburg erscheint bei Gottfried Bührer in Frankfurt, weil er Simon sprechen will. Angeblich interessiert er sich, wie grenzüberschreitender Handel abläuft. Doch Gottfried hat kein gutes Gefühl dabei.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Roman geschrieben. Er bringt die Entwicklungen um das Jahr 1900 auf den Punkt.
Nach den Geschehnissen in Waldbrügg, die im Band 1 der Reihe erzählt werden, hat sich die Familie Mandelbaum nach Frankfurt zurückgezogen. Simon wurde Teilhaber bei Gottfried, der Ava geheiratet hat. Gottfried ist im Weinhandel tätig. Gerade ist Simon geschäftlich in Frankreich unterwegs.
Auch Hans Escher hat anfangs in Frankfurt gelebt. Nach dem Tod des Vaters und dem Schlaganfall des Vaters aber wird er in Waldbrügg gebraucht.
Der Schriftstil lässt sich flüssig lesen. Gut aufgezeigt wird, wie unterschiedlich die Protagonisten in den wenigen Jahren entwickelt haben. Nach den antisemitischen Ereignissen in Waldbrügg hat Simon sein Faible für das leichte Leben entdeckt. Noch ahnt er nicht, wie gefährlich das Spiel für ihn und Gottfried werden kann.
Hans dagegen muss sich in Waldbrügg um seinen Tuchhandel und die ehemalige Möbelfabrik der Mandelbaums kümmern. Trotzdem hat er noch Zeit gefunden, eine Zeitschrift herauszugeben. Er bemüht sich um Beiträge renommierter Journalisten. Auch Ava bringt sich dort mit ein. Damit will er ein Gegengewicht zu den antisemitischen Hetzblättchen des Ortes aufbauen.
Mittelpunkt der Familie ist das Haus von Jella in Frankfort. Hier gibt es tiefgründige Diskussionen zu aktuellen Themen.

„..Ideen kommen und gehen. Die meisten hinterlassen doch kaum eine prägende Spur. Die Welt verändert sich meistens aufgrund völlig unvorhersehbarer Eriegnisse...“

Doch es ist nicht zu übersehen, dass auch in Frankfurt Nationalismus und Antisemitismus zunehmen. Wer im Geschäftsleben sich einen noch so kleinen Fehler erlaubt, ist schnell weg vom Fenster. Das muss Gottfried bitter erleben.
Hans reicht Gottfried und Ava hilfreich seine Hand. Auch wenn die beiden das anders sehen, ist seine Haltung nicht nur uneigennützig. Er hat jetzt mehr Zeit für seine Ambitionen als Redakteur und Journalist. Gottfried wiederum ist in geschäftlichen Dingen wesentlich erfahrener als Hans.
Währenddessen rüstet der Waldbrügger Heimatverein verbal auf.

„...Mine Herren, der Kampf der Kulturen hat begonnen. […] Das Deutsche Reich ist in Gefahr von Anarchisten und jüdischem Kapital unterwandert und ausgehöhlt zu werden...“

Vor allem die Auseinandersetzungen zwischen Hans und Striehler bringen die Dinge immer wieder auf den Punkt. Von letzteren werden Traditionen angeführt, die es so nie gab. Aber Ausgrenzung ist das Gebot der Stunde.
Alexander Mayberg ist auf seinem Fachgebiet eine Koryphäe. Er ist aufgeschlossen gegenüber neuen Formen der Kriminalistik. Seine konservative Einstellung behält er aber bei. So muss er erkennen, dass der Kampf um Recht und Gesetz von windigen Elementen gern für ihre Zwecke ausgenutzt wird. Sein innerer Zwiespalt wird deutlich.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie die Gedanken entstanden, die später verheerende Folgen haben sollten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere