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Veröffentlicht am 19.05.2021

Fesselnder Roman

Der Choral der Hölle
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„...Orang Alijeh ruht nur kurz, er wird sich erneut erheben, viel schrecklicher als zuvor. Und dann wird nichts und niemand vor seinem Zorn sicher sein...“

Diese Worte fallen im Jahre 1680 nach dem Ausbruch ...

„...Orang Alijeh ruht nur kurz, er wird sich erneut erheben, viel schrecklicher als zuvor. Und dann wird nichts und niemand vor seinem Zorn sicher sein...“

Diese Worte fallen im Jahre 1680 nach dem Ausbruch eines Vulkans auf Krakatau. Die Einheimischen in Batavia nennen ihn Orang Alijeh. Doch es sollten 203 Jahre vergehen, bis sich die Worte bewahrheiten.
Im Jahre 1883 macht sich Leonhard Mahler auf den Weg nach Batavia. Er hofft, dort Unterkunft und Arbeit bei seinem Onkel zu erhalten. Die Reise verdient er sich als Matrose im Kesselraum des Schiffes.
In Batavia werden Bimo und Femke als Taschendiebe erwischt. Ludger Mahler aber lässt Bimo auf unauffällige Art gehen. Trotzdem hofft er auf den Dank des Bestohlenen. Er soll ihm die Türen zu Johan Van Leuwen, einem gerissenen Geschäftsmann, öffnen.
In Anjer tritt mit Tuah ein Einheimischer seine Stelle als Leuchtturmwärter an.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich. Gekonnt beschreibt der Autor die Schiffsreise von Leonhard, aber auch das alltägliche Leben in Batavia. Scheinbar geht alles seinem üblichen Gang.
Die Niederländer bilden sich ein, ein Segen für die Inseln zu sein. Das klingt dann so:

„...Sonst würde er wissen, dass die Einheimischen hier ohne unser Zutun völlig verwildern würden. Sie benötigen die Führung einer starken Hand...“

Ludger hat einen raffinierten Plan und hofft auf das große Geld. Worum es genau geht, erfahre ich erst einige Zeit später. Da aber ist fast schon nichts mehr wie zuvor.
Der erste, der ahnt, dass sich was Außergewöhnliches anbahnt, ist der Leuchtturmwärter. Er spürt ein Schwanken der Luft und sieht ein wie gefrorenes spiegelglattes Meer. Nur wenigen Minuten später aber ist alles vorbei.
Nach dem ersten Ausbruch begibt sich eine Wissenschaftlerdelegation in die Nähe des Vulkans. Sie sind sich nicht sicher, glauben aber, dass der Ausbruch so gut wie überstanden ist.
Währenddessen geht auf Java das Leben normal weiter. Leonhard ist mittlerweile angekommen und wird von seinem Onkel sofort mit Arbeit eingedeckt. Ein Zirkus ist in der Stadt erschienen und unterhält die Leute.
Sehr anschaulich wird die Lage im Moment des zweiten Ausbruchs und der nachfolgenden Naturkatastrophe beschrieben. Genau zu dem Zeitpunkt hat sich die Handlung nach Anjer verlagert. Jeder ist dort damit beschäftigt, sein Leben zu retten. Eine Flutwelle nie gekannten Ausmaßes rollt auf den Strand zu. Vom Leuchtturm aus sieht Tuah das so:

„...Das Meer, Sekunden vorher noch ruhig und spiegelglatt, war jetzt in einem nie gekannten Aufruhr. Es verhielt sich völlig unnatürlich, schwappte wild auf und ab und wirkte wie ein wahrer Hexenkessel...“

Wissenschaftliche Fakten werden geschickt in die Geschichte integriert, so die Vorgänge beim Ausbruch eines Vulkans und die Zusammensetzung und Verwendung von Bimsstein.
Einige Fotos veranschaulichen das Geschehen.
Ein Personenregister und ein informativen Nachwort ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen und schildert die Katastrophe realistisch.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Wenn die Technik die Regie übernimmt ...

Countdown zum Untergang
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„...Ancos ist erwacht. Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Die Server sind runtergefahren und Ancos hat sich gewehrt und die Kontrolle übernommen. Er hat uns ausgesperrt und ist wieder hochgefahren...“

Ancos ...

„...Ancos ist erwacht. Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Die Server sind runtergefahren und Ancos hat sich gewehrt und die Kontrolle übernommen. Er hat uns ausgesperrt und ist wieder hochgefahren...“

Ancos ist ein Computersystem, was Nanopartikel steuert. Als sich die Erfinder einige technische Parameter nicht mehr erklären konnten, haben sie beschlossen, einen Server kurzzeitig vom Netz zu nehmen. Das löste eine Katastrophe am Berliner Flughafen mit mehr als 4000 Tausend Toten aus. Wenige Stunden später setzt der zweite Band der Geschichte ein.
Der Autor hat erneut eine fesselnde Geschichte geschrieben. Sie hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Das betrifft selbst die Schriftgröße.
Für die Verantwortlichen gilt es, die Ergebnisse zu analysieren. Jeder von ihnen zieht Konsequenzen für sein privates Leben. Die öffentliche Meinung stellt die Forscher Terroristen gleich und inszeniert in den sozialen Medien eine Hetzjagd ohnegleichen. Andrea sorgt dafür, dass ihre Schwester Stephanie untertauchen kann. Sie ahnt Andreas psychische Verfassung:

„...Eine Welle der Übelkeit überkam sie und flackernde Punkte tanzten vor ihren Augen. Die Panik traf sie aufs Neue wie ein Vorschlaghammer...“

In sogenannten Randnotizen, die in kleineren Schrift und serifenloser Schriftart gedruckt sind, kommen die politisch Verantwortlichen zu Wort.

„...Milliarden flossen in die Erforschung der Schwarmintelligenz. Der Fehler war jedoch, dass niemand auf die Idee kam, das viel naheliegendere Thema, die Schwarmblödheit, zu erforschen...“

Diese sarkastische Bemerkung bezieht auf die Spezies Mensch, speziell Politiker. Ganz Europa war sich einig. Ab sofort kommt man ohne Nanotechnologie aus. Das gesamte System wird komplett stillgelegt von denen, die es entwickelt haben. Nur wenige ahnen, dass damit die nächste Stufe der Katastrophe vorprogrammiert ist.
Einer, der die Gefahren sieht, ist ein österreichischer Oberstleutnant. Er ordnet für den Tag der Abschaltung eine Übung an. Er rechnet mit zwei Szenarien: Einerseits könnte es technische Probleme geben, andererseits könnte es zu Unruhen in der Bevölkerung kommen, weil mit Versorgungsengpässen zu rechnen ist. Was dann wirklich passiert, schockiert ihn für sein Leben.
Da jedes Kapitel einem anderen Protagonisten zugeordnet ist, habe ich einen guten Einblick in die Gedankenwelt und die Gefühle der einzelnen Personen. Stephanie resümiert in einer Stunde der Ruhe:

„...Zusammen waren sie in den Olymp der Technologieunternehmer aufgestiegen und wie Ikarus von der Sonne von ihrer eigenen Überheblichkeit verbrannt worden. Zurückgeblieben war nichts als ein Trümmerfeld...“

In kursiver Schrift erhalte ich einen Einblick in das Verhalten von Ancos.

„...Er reagierte instinktiv und schützte sich, legte alle verfügbare Energie in den Verteidigungsschlag...“

Neben den technischen Raffinessen und zwischenmenschlichen Fragen klingt ab und an ein feiner Sarkasmus an wie hier von einem Wiener Reporter:

„...Das Europäische Parlament hat entschieden – ab sechzehn Uhr wird das Ende der Nanosysteme eingeläutet. […] In nicht einmal fünfzehn Jahren ging von hier eine technische Revolution um die Welt und wurde gleichermaßen an die Wand gefahren. Ich bin schon gespannt, ob mein Automechaniker fähig sein wird, mein E – Mobil zu reparieren!...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Fast schlagwortartig folgen die Kapitel aufeinander und zeigen den Weg zur Katastrophe auf.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Bewegende Familiengeschichte

Viktor
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„...Ich vergegenwärtigte mir, was ich wusste: Namen konnten eine jüdische Abstammung verraten. So weit klar. Eine jüdische Abstammung war nichts, worauf man sich etwas einbilden konnte. Ebenfalls klar...“

Mit ...

„...Ich vergegenwärtigte mir, was ich wusste: Namen konnten eine jüdische Abstammung verraten. So weit klar. Eine jüdische Abstammung war nichts, worauf man sich etwas einbilden konnte. Ebenfalls klar...“

Mit obigen Wissen wächst Geertje van Berg in den Niederlanden auf. Die Fragen nach der Vergangenheit werden in der Familie kurz und bündig abgehakt. Der Kontakt zu jüdischen Nachbarn wird weitestgehend eingeschränkt. Nur die Reaktion der Mutter zeigt ab und an, dass etwas unter der Oberfläche schlummert, das tunlichst nicht hervorgeholt werden soll.
Als Studentin 1994 macht sich Geertje auf die Suche nach ihren Wurzeln. Und sie stößt bei ihrer Recherche auf das angeblich schwarze Schaf der Familie: Viktor
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd in Gegenwart und Vergangenheit erzählt. Beide Teile haben ihren ganz eigenen Reiz.
Der Schriftstil ist ausgefeilt und angenehm zu lesen.
Die Familie Rosenbaum gehört in Wien zur gehobenen Gesellschaftsschicht. Anton ist Anwalt, Ernst Zahnarzt. Antons Sohn Viktor aber schlägt aus der Reihe. Er hat nicht studiert und auch keine Ausbildung absolviert. Aber schon als Kind fällt er dadurch auf, dass er sich für andere einsetzt. So verteidigt er Bubi, der von anderen als Jude gehänselt und bedrängt wird. Bubi stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Die Familie Rosenbaum nimmt sich ab sofort des Jungen an.
Nach und nach wird deutlich, wie der Antisemitismus in Wien Einzug hält. Viktor hat einen Vorteil: groß, blond, hellhäutig. Sein Aussehen nutzt er bewusst, um sich normal bewegen zu können. Er hat einen Blick für gute Gelegenheiten.
Ab und an werden in tiefgründigen Gesprächen fast philosophische Sätze eingeflochten:

„...Aber wenn die Natur verstummt, heißt es Obacht geben. Sie spürt Gefahren früher als der Mensch. Die Natur ist unsere einzige Wahrsagerin, sie weiß Dinge, ehe wir sie wissen...“

An anderen Stellen dominiert ein feiner Humor:

„..“Nichts, gar nichts“, antwortete Viktor, „und mir geht es ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Deinem Auto allerdings ...dem ist es schon mal besser gegangen. Und das Gleiche gilt für die Fensterfront des Café Landtmann, fürchte ich.“...“

Die Familie versucht alles, um den Repressionen zu entgegen. Doch selbst ein Wechsel zum Katholizismus ist keine Lösung. Als die Entscheidung ansteht, wer noch das Land verlassen darf, zeigt sich Viktors Großmut.
In der Gegenwart hinterfragt Geertje das Verhalten der Menschen. Das geht so weit, dass sie von denjenigen, die ihre Familie versteckt hatten, wissen will, ob sie so gehandelt haben, weil sie Juden oder weil sie Katholiken waren. Das Verhalten ihre Familie beschreibt sie so:

„...Für meine Familie ist der Krieg nie wirklich zu Ende gegangen; sie leben gewissermaßen noch immer untergetaucht...“

Es sind immer wieder einzelne Sätze, die ausdrücken, was in den Köpfen der Menschen fest verankert ist. So erklärt Geertjes Mutter:

„...Nicht solange eine lebende Seele, auch wenn es sich um einen Rabbiner handelt, per Knopfdruck im Computer sehen kann, wer als Jude registriert ist. Das letzte Mal, als die Verwaltung hierzulande in dieser Hinsicht so gut funktionierte, hat es Zehntausende das Leben gekostet...“

Das Buch ist sehr vielschichtig. Nicht auf alle Aspekte kann ich hier eingehen. So, wie damals in Wien die Meinungen in der Familie auseinander gingen, so zeigt es sich in der Gegenwart wieder. Geertje aber fällt für sich eine Entscheidung. Sie bekennt sich zur jüdischen Religion, ändert ihren Vornamen und bringt sich aktiv in die Gemeinde ein.
Besonders heftig fand ich Antons kursiv wiedergegebene Erinnerungen an seine Inhaftierung und die Fahrt nach Dachau. Auch Viktors Gerichtsverhandlung wird kursiv von einem Gerichtsreporter aufgezeichnet. Erstaunlich, wie gekonnt Viktor bis zuletzt seine Gegner auf die Schippe nimm.

„...Die Wahrheit ist ein Feuer, das die Menschen verzehrt. Wir brauchen Lügen, um die Wirklichkeit ertragen zu können...“

So charakterisiert Ernst die Zeitverhältnisse und fasst für sich ein ganz persönliche Entscheidung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag Viktors Humor, der aus jeder noch so schlimmen Situation das Beste herausholt. Und Geertje ist ein Beispiel dafür, wie die nachfolgenden Generationen geprägt wurden.


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Veröffentlicht am 17.05.2021

Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Strahlender Sieg
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„...Carlos hatte als Antwort nur ergeben genickt, sich dabei aber insgeheim gefragt, ob sein Chef ihn nicht vielleicht doch nur für ein Maultier hielt. Viel Peitsche und wenig Zuckerbrot….“

Carlos soll ...

„...Carlos hatte als Antwort nur ergeben genickt, sich dabei aber insgeheim gefragt, ob sein Chef ihn nicht vielleicht doch nur für ein Maultier hielt. Viel Peitsche und wenig Zuckerbrot….“

Carlos soll in Guatemala eine ihm unbekannte Ladung so schnell wie möglich ans Ziel bringen. Er kann nicht ahnen, dass der Überfall auf seinen Transporter schon von langer Hand vorbereitet wurde.
Phil leidet an den Folgen des Vietnamkrieges. Dann bekommt er von ehemaligen Veteranen ein Angebot, dass er nicht abschlagen kann. Es ist seine Form der Rache.
In Deutschland diskutiert der Geheimdienst darüber, dass kleinste Mengen radioaktiver Substanzen verschwunden sind. Man vermutet, dass schmutzige Bomben gebaut werden sollen. Auf der Frage nach den Täter resümiert ein Offizier:

„...Professionelle Terroristen machen so etwas nicht. Was man beherrschen will, das zerstört man nicht. Damit bleiben als potentielle Täter eigentlich nur die wirklich Verrückten übrig...“

Der Autor hat erneut einen fesselnden Thriller geschrieben. Das Buch beginnt mit mehreren Handlungssträngen. Drei davon habe ich angedeutet.
Am härtesten trifft es Karen. Einst bei der Polizei arbeitet sie nun in einer Sondereinheit des amerikanischen Geheimdienstes. Ihr Chef schickt sie nach Deutschland. Kaum angekommen wirft man ihr vor, einen Terroristen befreit und zwei Leute erschossen zu haben. Es ist ihr Glück, dass die Umstände so waren, dass sie ihre Unschuld beweisen kann. Wer aber versucht die Geheimdienste gegeneinander auszuspielen? Und wer hat so viel Macht, in interne Strukturen eingreifen zu können? Und warum das Ganze? Oder anders gefragt: Wem nützt es?
Der Schriftstil passt sich gekonnt dem Geschehen an. An manchen Stellen blitzt ein feiner Sarkasmus auf. Karens Vorgesetzter in Deutschland sieht das so:

„...Wenn ich irgendetwas zu diesem Fall äußere, dann glauben mir die Deutschen schon aus Prinzip nicht, sagt er sich. Und die Presse macht aus uns Hackfleisch, wenn sie etwas davon erfährt...“

Deshalb wird Karen erst einmal aus der Schusslinie genommen. Doch Geduld ist nicht ihr Ding. Zurück in Amerika warten schon die nächsten Fallen.
Neben der stellenweise rasanten Handlung finde ich es interessant, wie gekonnt die Täter Mitarbeiter rekrutieren und von ihrer Sache überzeugen. Dabei wird durch die Analyse einer anstehenden politischen Entscheidung schon relativ zeitig klar, was es seitens der Täter zu verhindern gilt. Der Weg dorthin und die Methode erscheinen dann relativ verschlungen.
Hinzu kommt, dass selbst in den staatlichen Organen nicht klar, ist, ob sie einen Verräter in den eigenen Reihen haben. Und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Dienste funktioniert mehr schlecht als recht.
Erschreckend ist, dass die technische Möglichkeiten nicht etwa in ferner Zukunft liegen, sondern in großen Teilen heute schon vorhanden sind.
Wie meist kommt Rettung in letzter Sekunde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag unter anderen Karens Gedankengänge, die noch von ihrer Polizeiarbeit geprägt sind und Situationen gründlich hinterfragen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Das Leben des Johannes Kepler

harmonia mundi
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„...Es war ein Freitag zum achten Tag des Novembers im Jahre des Herrn 1630. [...] Da kam eine Magd zu ihm in die Werkstatt und bat ihn, ein Haus in der Nähe des Fischmarkts aufzusuchen. Ihr Herr rufe ...

„...Es war ein Freitag zum achten Tag des Novembers im Jahre des Herrn 1630. [...] Da kam eine Magd zu ihm in die Werkstatt und bat ihn, ein Haus in der Nähe des Fischmarkts aufzusuchen. Ihr Herr rufe nach ihm und bitte um seine Dienste...“

Das Anliegen überrascht den Steinmetz Caspar. Normalerweise kommen die Kunden zu ihm. Doch der Fremde kann das Haus nicht mehr verlassen. Er will ein Grabmal für sich gestaltet haben. Die entsprechende Inschrift hat er dem Steinmetz vorgelegt. Es handelt sich um den Wissenschaftler Johannes Kepler.
Der Autor hat einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Alle wesentlichen wissenschaftlichen Leistungen des Johannes Kepler werden berührt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er besteht zum großen Teil aus Dialogen zwischen Kepler und dem Steinmetz.
Den Anstoß hat die Grabinschrift gegeben:

„...Die Himmel hab ich vermessen,
jetzt mess ich die Schatten der Erde.
Himmelwärts strebte der Geist,
des Körpers Schatten ruht hier...“

Damit er den Auftrag erfüllen kann, möchte Caspar diese Worte verstehen und mit Inhalt erfüllen. Deshalb nutzt er die Zeit, die Kepler noch bleibt, um sich über dessen Leben zu informieren. Detailliert wird geschildert, wie sich Kepler von alten Vorstellungen löste und auf Grund der Himmelsbeobachtung neue mathematische Modelle entwickelt hat.

„...Mit meinen Berechnungen konnte ich enthüllen, dass der Schöpfer im Weltall eine Harmonie verewigt hat, die wir nur mit der Musik vergleichen können. Es besteht ein harmonisches Gesetz...“

Natürlich wird auch die zweite Seite des Johannes Kepler angesprochen, das Erstellen von Horoskopen. Gleichzeitig entwickelt sich zwischen beiden Männern ein intensives Glaubensgespräch.
Die wissenschaftlichen Ausführungen sind allgemeinverständlich und nachvollziehbar. Außerdem werden sie an vielen Stellen durch Zeichnungen ergänzt.
Am Ende legt der Autor dar, wie die Keplerschen Erkenntnis weiter verfeinert wurden und wo der Wissenschaftler irrte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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