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Veröffentlicht am 05.01.2020

Etwas Potenzial verschenkt

The Ivy Years - Bis wir uns finden
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Erst vor kurzem habe ich den vierten Band der „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen beendet und war daher froh, dass ich den fünften Band nahezu nahtlos anschließen konnte. Denn die Liebesgeschichte von Lianne ...

Erst vor kurzem habe ich den vierten Band der „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen beendet und war daher froh, dass ich den fünften Band nahezu nahtlos anschließen konnte. Denn die Liebesgeschichte von Lianne und DJ wurde dort bereits angedeutet.

Ich war vor allem auf das Leben von Lianne gespannt, denn sie war durchaus die heimliche Heldin des Vorbandes. Als Berühmtheit angelegt hat sie sich als Hackerin, Spötterin und letztlich treue Freundin erwiesen und war daher durchaus ungewöhnlich. Sie nun mal richtig kennenlernen zu dürfen, war daher meine große Hoffnung für den fünften Band. Daher war ich sehr überrascht, dass mich letztlich doch DJ mehr begeistert hat. Über ihn wussten wir noch weniger, aber der Fokus lag unerwartet mehr auf ihm und der Thematik einer falschen Anschuldigung von Missbrauch. Dieses Thema ist wirklich topaktuell und daher kann ich auch absolut nachvollziehen, warum ihm so viel Zeit eingeräumt wurde, aber dadurch hat Liannes Geschichte doch arg gelitten, so dass mein Urteil auch über den fünften Band sehr gemischt ausfällt.

Wenn ich die Charaktere einzeln betrachte, dann muss ich wieder ein Lob aussprechen. Beide haben ein klares Profil und sind in ihrem Denken und Handeln stets nachvollziehbar. Auch zusammen haben sie eindeutig eine süße Chemie, auch wenn diese knisternde Erotik schon im zweiten Mal in Folge nicht so recht entstehen wollte. Es ist eher Marke bieder. Aber wie gesagt, der Fokus lag ganz eindeutig auf DJ, was man schon daran gemerkt hat, dass all seine Familienmitglieder einen Auftritt hatten, während bei Lianne eher alles unter den Tisch gekehrt wurde und sie ihre übliche Interaktion mit Bella hatte. Diesen Band hätte man inhaltlich locker um 100 Seiten mehr ausarbeiten können, denn das Schauspielleben von ihr kam leider viel zu kurz. Ein wichtiger Teil von Liannes Essenz wurde nicht so in den Fokus genommen, wie ich es mir erhofft habe.

Da bei DJ keine Erwartungen waren, war es für ihn natürlich auch leichteres Spiel, mich auf seine Seite zu ziehen, aber man merkte von Anfang an, dass er ein seltenes Exemplar ist. Ein aufmerksamer Zuhörer, ein Gentleman, voller Loyalität und Treue und den inneren Kampf, den er wegen der Anschuldigungen ausfechten musste, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Es war relativ schnell deutlich, was sein großes Geheimnis ist, aber das war egal, denn die Thematik war es wert, so ausführlich besprochen zu werden. Es wurde schließlich auch anschaulich dargestellt, welcher juristischer Prozess in Gang gesetzt wird und was es bei den Betroffenen verursacht. Lustigerweise war auch die Eishockeythematik endlich mal wieder richtig präsent und diese wurde gnadenlos ausgenutzt.

Fazit: Der fünfte Band der „Ivy Years“-Reihe hat wunderbare Einzelelemente, sowohl thematisch als auch von den Charakteren her, aber in der Gesamtkomposition passt nicht alles aufeinander, weil für ein wichtiges Thema eine erhoffte Charakterstudie zu kurz kam. Es war also ein Lesevergnügen, aber trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass man hier mehr hätte draus machen müssen.

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Veröffentlicht am 06.12.2019

Von romantisch bis abstoßend

Too Late
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Bei „Die 1000 Teile meines Herzens“ wurde schon im Vorfeld gewarnt, dass dieses Buch nicht typisch für Colleen Hoover ist. Ich muss zugeben, dass ich es nicht auf den ersten Blick ihr zugeordnet hätte, ...

Bei „Die 1000 Teile meines Herzens“ wurde schon im Vorfeld gewarnt, dass dieses Buch nicht typisch für Colleen Hoover ist. Ich muss zugeben, dass ich es nicht auf den ersten Blick ihr zugeordnet hätte, gefallen hat es mir trotzdem. Nun kommt „Too Late“ ins Spiel, dessen Entstehung ich über die sozialen Medien hautnah mitbekommen habe und vor dem Hoover selbst immer wieder gewarnt hat, weil es viel Fluchen und viel Sex enthält. Passenderweise hat dtv noch ein Imprint mit bold geschaffen, bei dem dieses Buch problemlos veröffentlicht werden konnte, ohne falsche Erwartungen zu schüren. Meine Spannung auf dieses Leseerlebnis war jedenfalls gut.

Gerade das erste Drittel war absolut typisch für Hoover geschrieben. Die erste Begegnung von Sloan und Carter ist so typisch für sie, ebenso das Spielchen mit den Sätzen, für die man seinen Kopf ausschalten muss, damit sie im Idealfall keinen Sinn ergeben. Das sind diese verrückten Ideen, die nur Hoover bringt und die trotzdem nicht absurd sind, sondern eben eine besondere Form der Romantik ausmachen. Natürlich ist man Asas immer gewahr und trotzdem kann da eine Verbindung entstehen, die eine Urgewalt hat und über den ganzen Roman hinweg bestehen bleibt.

Dennoch ist es ohne Frage ein Psychothriller. Die körperliche Gewalt, die hier in allen möglichen Formen dargestellt wird, ist sicherlich nichts für schwache Gemüter. Zudem bekommt Asa seine eigene Perspektive und diese ist so krank, dass sie vom Prinzip her schon wieder genial ist. Es ist erschreckend und eigentlich will man ihr nur loswerden, aber wenige Autoren trauen sich, so richtig in die Psyche eines verrückten Mannes abzutauchen und alle Nuancen zu beleuchten. Das wird hier beeindruckend gemacht und davor alleine muss ich Respekt zollen.

Dennoch muss ich auch ganz große Kritik üben. So sehr das erste Drittel Hoover-typisch war und so sehr mir im zweiten Drittel der Blick auf Asas Psyche gefallen hat, so sehr abstoßend fand ich dann das letzte Drittel. Erstens fand ich das Geschehen irgendwann nur noch unlogisch. Ja, es sollte auf das amerikanische Rechtssystem geschimpft werden, trotzdem kann ein kleiner Drogenbaron an einem ganz kleinen College nicht solch einen Einfluss haben und auch weitere Entwicklungen, die ich hier nicht spoilern möchte, waren irgendwann nur noch absurd und lächerlich. Fast schlimmer war dann irgendwann, dass auch die Liebesgeschichte von inzwischen Luke und Sloan so in den Dreck gezogen wurde. Es gab eine Szene, die mich regelrecht angewidert hat, weil ich niemals gedacht hätte, diese mal aus Hoovers Feder zu lesen zu bekommen. Daher habe ich am Ende das Geschehen nur noch überflogen, eine intensive Lektüre hätte mich in den Wahnsinn getrieben. Ich akzeptiere „Too Late“ als ein Experiment, das so nie beabsichtigt entstehen sollte, aber der Bruch war mir zu krass am Ende.

Fazit: „Too Late“ hat eindeutig zwei Gesichter. Hoovers typische Art ist durchaus in jeder Faser zu spüren, zudem beweist sie auch ein Händchen für Psychothriller, was ich ihr so nicht zugetraut hätte. Aber das letzte Drittel ist dennoch etwas, das ich so nie mehr lösen möchte. Es hat mich abgestoßen.

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Der gewisse Pepp fehlte

The Ivy Years - Wenn wir vertrauen
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Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ...

Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ist zeitlich davor entstanden, was gerade am ersten Band überdeutlich zu merken war, da ich dort vor allem von der Handlung her viel auszusetzen hätte, wo es sonst eher die Erzählweise ist, die mir in den Fokus gerät. Dennoch habe ich mich auch an diese Reihe hineingefuchst und bin daher nun beim vierten Band.

Bella kannten wir noch aus dem vorherigen Band und mir hat es gut gefallen, dass sie nun in den Fokus rücken würde, denn wenn Charaktere ohnehin schon so präsent sind, dann will man ihnen auch hinter die Birne gucken und ihnen ein Happy End geschenkt sehen. Da sie zudem die Managerin des Eishockeyteams ist, habe ich mir erhofft, dass wir sie dort auch wieder in Action erleben, denn wir erinnern uns doch, diese Reihe wird uns auch unter Sport Romance verkauft. Aber leider wie sooft in diese Reihe geht das Thema vollends unter, denn nur in ihrem ersten Kapitel erlebt man Bella in ihrer Funktion als Managerin, danach nie wieder. Das ist extrem schade, da wir sie so kennen- und vielleicht schon lieben gelernt haben und dieser Teil wird ihr genommen.

Als Ausgangslage fand ich es aber spannend, dass es diesmal die Frau ist, die auf eine lange Reihe an Bettgeschichten zurückschaut, während er noch Jungfrau ist und Sex als Bestandteil einer Beziehung sieht, aber nicht nur als spaßige Beschäftigung. Es ist eine Umkehr der Geschlechterklischees, die auch ganz gut funktioniert, aber dennoch nie in die absolute Tiefe geht. Während ich es bei Rafe toll fand, dass er Bella nie verurteilt hat, hätte es mir doch gefallen, auch mal ihre Sichtweise darauf zu verstehen.

Ansonsten muss ich aber sagen, dass vor allem Rafe sofort mein Herz erobert hat, denn anständiger als er kann man eigentlich nicht sein. Manchen mag er schon wieder zu lieb gewesen sein, aber er ist ein Protagonist, den man doch weniger im New Adult-Genre antrifft, von daher habe ich die Zeit mit ihm sehr genossen. Auch Bella gefiel mir als Ausgleich sehr gut, weil sie sich keine Hand vor den Mund legt, weil sie auch keiner Konfrontation aus dem Weg geht und dennoch blitzt ständig ihre verletzliche Seite durch. Aber so sehr die beiden auch einzeln funktionierten, die Chemie der beiden wollte nicht so recht funktionieren. Schon die erste Nacht wirkte eher erzwungen, so dass auch diese magische Bedeutung nicht rüberkommen wollte. Zudem ist der Handlungsspielraum der beiden sehr eng, da sie sich quasi nur in Bellas Zimmer sehen. Es gibt ein paar Ausflüge in die Außenwelt, die auch gut harmonieren, aber vieles am College, bei Bella wurde zu langweilig. Das kann Bowen wirklich besser.

Fazit: Der vierte Band der „Ivy Years“-Reihe dreht die Klischees einmal auf den Kopf und bietet auch gute Charaktere. Nur leider wollte die Chemie nicht so recht stimmen und auf der Handlungsebene entstand etwas Langeweile, dennoch flott zu lesen.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Oberflächliches, aber auch höchst spannendes Prequel

Exit Now!
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Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer ...

Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer auf dem Schirm behalten und viele weitere tolle Bücher von ihr gelesen. Mit dem anstehenden Brexit nun ist Terry die Idee gekommen, dass genau dieser historische Einschnitt die Vorlage für ihre „Gelöscht“-Reihe sein könnte, weswegen sie ein Prequel geschaffen hat, auf das ich ungeheuer gespannt war.

Mir ist es doch etwas schwergefallen, in die Geschichte hineinzufinden, da die Welt nicht wirklich ausgearbeitet worden ist. Nach und nach werden uns einige Brocken hingeworfen, wie sich Terry Großbritannien nach dem Brexit vorstellt, aber das war mir letztlich viel zu wenig, um mich in die Rahmenbedingungen voll einzuleben. Das ist durchaus etwas schade, denn es hätte genug Raum für Details hier und da gegeben und vielleicht hätte es auch eine andere Perspektive getan. Bereits hier hat sich bei mir ein Eindruck von Oberflächlichkeit eingestellt.

Oberflächlichkeit ist genau das Attribut, das mir auch bei einem weiteren Aspekt mehrfach in den Sinn gekommen ist. Wir haben zwei Perspektiven, einmal Sam, die Tochter eines Regierungsmitglieds und Ava, die aus armen Verhältnissen stammt. Zwar bekommt man schnell ein Gefühl für ihre unterschiedlichen Charaktere, aber ihr Beziehungsaufbau erfolgt in einer Millisekunde. Zudem ist das gesamte Buch sehr dialoglastig, so dass es gar keine richtigen Gedankengänge gibt, den die Figuren Tiefe verleihen könnte. Im späteren Verlauf des Buchs erweist sich Avas Perspektive zudem als vollkommen überflüssig, da sie zur Handlung nichts beiträgt. Da wirken ihre Kapitel fast schon eher wie Unterbrechungen als wie anreichende Informationen.

Was man dem Buch jedoch lassen muss, ist ein rasanter Lesefluss, eine actiongeladene Handlung und unheimlich viel Spannung. Man fliegt regelrecht durch die Seiten und merkt dabei nicht, wie die Zeit vergeht. Die einzelnen Kapitel sind extrem kurz und befeuern diesen Eindruck entscheidend. Auch wenn die Grundvorstellung von Großbritannien 2024 nicht eindeutig auf der Hand liegt, kann man die neuen Beschlüsse jedenfalls hautnah erleben und alle sind erschreckend. Die dargestellten Beschlüsse sind erschreckend, aber gleichzeitig so realistisch, dass man sich bang fragt, ob der Brexit wirklich so eine Katastrophe herbeiführen könnte. Zudem merkt man mit Fortschreiten der Lektüre immer mehr die Anbindung an die „Gelöscht“-Reihe. Zwar ist es mit Ende des Buchs immer noch weit hin zum Anfang von „Gelöscht“, aber trotzdem tauchen bereits einige Figuren auf und die Grundrichtung ist eindeutig wiederzuerkennen.

Fazit: „Exit Now!“ ist ein spannendes Prequel, das durch den Brexit eine durchaus geschickte Verbindung erhalten hat. Dennoch empfand ich die Lektüre insgesamt zu oberflächlich. Ich kenne Terry viel detaillierter und einfühlsamer.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Bildet eine sinnige Fortsetzung

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach ...

Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach herzzerreißend schön war und viel Hoffnung vermittelt hat. Dann kam aber die Verfilmung mit Hilary Swank und Gerard Butler in den Hauptrollen und die ganze Atmosphäre rund um dieses Buch löste sich in Luft auf, denn ich fand die Rollen von Holly und Gabriel sehr schwach besetzt, denn ein Weltbesteller musste unbedingt mit den größten Namen, nicht aber mit den geeigneten Schauspielern verfilmt werden. Daher war ich auch eher skeptisch, als „Postscript“ angekündigt wurde. Fortsetzungen von gefeierten Büchern können ohnehin selten mithalten, aber hier war meine Sorge eher, dass ich aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem Film nicht mehr in die Welt hineinfinde.

Diese Sorge hat sich leider auch mit dem Einstieg in das Buch bestätigt. Gerade bei Gabriel hatte ich ständig Butler vor Augen und musste an diese katastrophale Chemie zwischen den Hauptfiguren denken, weswegen ich eine innere Abwehr gegen Gabriel verspürte, die es im Buch aber damals gar nicht gegeben hat. Zudem kommt die Geschichte nur sehr langsam in Gang. Es plätschert etwas vor sich her und man fragt sich, was hier noch passieren soll, was erklärt, warum dieser zweite Band überhaupt veröffentlicht wird. Bei diesen negativen Gedanken hätte der ein oder andere Leser wahrscheinlich schon längst abgebrochen, aber ich halte gerne durch und wurde dafür doch tatsächlich belohnt.

Bei Holly ist es mir zum Glück besser gelungen, Swank außer Acht zu lassen und mich schnell wieder in ihre Denkweisen einzufinden. Es war leicht ihre gemischten Gefühle in Bezug auf den „P.S. Ich liebe dich“-Club nachzuvollziehen. Es war auch herrlich, die ganzen Nebenfiguren wiederzusehen und zu erleben, was sich in deren Leben seitdem getan hat. Zudem gibt es einen ganzen neuen Schwung an Nebenfiguren, einer unterschiedlicher als der andere, aber dennoch war sofort eine Verbindung da, denn die Menschen sind alle vom Schicksal mit einer tödlichen Krankheit bedacht worden und wollen sich nun in Gerrys Stil von ihren Lieben verabschieden. Diese Aufmerksamkeit für die Hinterbliebenen war schon der zentrale Aspekt, der mich im ersten Buch begeistert hat, daher fand ich es wichtig, dass er auch jetzt wieder im Zentrum steht und in ganz unterschiedlichen Formen ausgearbeitet wird. Mal in Videoform, mal in einer Schnitzeljagd, es war toll, gleichzeitig aber traurig, all das mitzuerleben. Ginika ist sicherlich die heimliche Heldin dieses Buchs. Ihre Geschichte wird am meisten in den Fokus gerückt und man verbindet sich seelisch unweigerlich mit dieser jungen, kämpferischen, aber auch störrischen Frau. Und auch wenn man ahnt, dass dies nicht gut ausgehen wird, lässt man sich auf die Reise mit ihr ein.

Aber nicht nur diese neuen Umsetzungen von Hinterlassenschaften waren überzeugend, auch die erneute Reise, die Holly durchleben muss. Vielleicht hat sie gedacht, dass ihr Trauerprozess beendet ist, aber nun startet eine ganz neue Runde, bei der sie wichtige Erkenntnisse gewinnt. Immer wieder kommt sie an einen Punkt, zu dem sie unmittelbar nach Gerrys Tod niemals fähig gewesen wäre, die ich aber selbst noch kenne, nachdem meine Oma lange verstorben war. Dabei wurde die Liebesgeschichte von Gerry und Holly auch noch einmal aus ganz anderen Blickwinkeln betrachtet, was rührend war. Gleichzeitig hat sich damit aber ein anderes Problem für die Geschichte aufgetan. Es hat die Liebesgeschichte der beiden auf einen Sockel gehoben, bei dem Gabriel erst recht nicht mehr mithalten kann. Daher fand ich die Trennung von ihm nur logisch und habe ich wild gefeiert. Zumal es keine impulsive Entscheidung war, sondern eine mit Argumenten unterfütterte. Letztlich geht sie aber doch zu ihm zurück, woraufhin das positive Gefühl leider etwas verpuffte. Das Buch hätte auch ganz wunderbar funktioniert, ohne dass Holly ein Liebes-Happy-End hat, so wirkte es etwas gezwungen. Denn eigentlich ging es doch darum, dass Holly aus Gerrys Idee eine Lebensphilosophie entwickelt und das hat diesen zweiten Band mehr als gerechtfertigt.

Fazit: „Postscript“ hat mich doch mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Die negativen Erfahrungen der Verfilmung lagen leider über meinem Leseprozess und das konnte ich auch nicht einblenden. Zudem braucht die Geschichte etwas, um in die Spur zu finden. Nachdem das aber gelungen ist, entsteht doch wieder das besondere, hoffnungsvolle Gefühl, dass Ahern uns einst geschenkt hat. Dieser Band hat also definitiv seine Daseinsberechtigung.