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Veröffentlicht am 23.05.2020

Im Gesamten zu technisch und daher nicht gefühlvoll genug

When Katie met Cassidy
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Ich habe von bold bisher vier Bücher gelesen, wovon zugegebenermaßen gleich drei von Colleen Hoover waren, die ohnehin einen festen Platz in meinem Herzen hat, aber trotzdem merke ich, dass dieser Verlag ...

Ich habe von bold bisher vier Bücher gelesen, wovon zugegebenermaßen gleich drei von Colleen Hoover waren, die ohnehin einen festen Platz in meinem Herzen hat, aber trotzdem merke ich, dass dieser Verlag sich den Geschichten annimmt, die eher ungewöhnlich sind, die nicht den Mainstream bedienen und ja, auch Hoover hat sich zuletzt sehr experimentierfreudig gezeigt. Nun also „When Katie Met Cassidy“, das wegen der Gleichberechtigung von gleichgeschlechtlicher Liebe ohnehin vom Genre her viel öfters vertreten sein sollte.

Gerade nach den ersten Kapiteln hatte ich den Eindruck, es mit einer Kurzgeschichte zu tun zu haben. Das Erzähltempo war sehr hoch, die entscheidenden Elemente wurden schnell angetrieben, um so zum Kern der eigentlichen Geschichte zu kommen. Mir ist zwar bewusst, dass es letztlich definitiv keine Kurzgeschichte war, aber dennoch ist dieser Eindruck bis zum Ende präsent geblieben. Auch weil mit der Lesbenbar eine Metapher für diese Geschichte gefunden wurde, um die sich alles herum entwickelt hat. Es waren viele gute Bilder in der Geschichte und ich habe die ganze Zeit gedacht, wie sehr sich „When Katie Met Cassidy“ doch für eine Literaturanalyse eignen würde, da man wirklich gemerkt hat, dass hier viele einzelne Elemente perfekt aneinandergesetzt wurden, um ein stimmiges Bild zu ergeben.

Da die Umsetzung der Handlung aber so technisch wirkte, ist mir leider insgesamt zu sehr das Gefühl auf der Strecke geblieben. Katie und Cassidy sind jede für sich unheimlich authentisch und nachvollziehbar gestaltet worden. Sie sind eindeutig Gegenpole, die diese Geschichte auch brauchte, aber zusammen hat es für mich leider nicht klick gemacht. Ab und zu konnte eine gewisse Spannung aufgebaut werden, in der man richtig in der Handlung mitgefiebert hat, bis es dann aber doch wieder verpuffte. Das lag leider auch daran, dass die Geschichte an einigen Stellen sehr explizit sein will, es aber nicht bis zum Ende durchzieht. Ich muss wahrlich nicht ständig Sexszenen haben, aber hier wurde so konsequent vor der Schlafzimmertür verharrt, während Katie aber dennoch fasziniert und scheu gleichermaßen in den Sexshop laufen darf, um dort alles auszuprobieren. Durch diesen Gegensatz hatte ich leider den Eindruck, dass die Autorin die letzten Schritte nicht gehen wollte, was dann aber leider eher feige wirkt.

An sich ist es aber wirklich eine interessante Darstellung einer lesbischen Beziehung, in der die eine schon lange völlig mit sich im Reinen ist, während die andere sich selbst erst kennenlernen muss. Die Gedankengänge beider waren stets transparent und für mich als Leserin völlig logisch. Aber wie gesagt, so richtig überzeugt hat es mich nur in der Einzelbetrachtung, aber nicht in der Beziehung zueinander.

Fazit: „When Katie Met Cassidy“ ist auf der einen Seite sehr minimalistisch gehalten, auf der anderen aber ein Kunstwerk, in dem vor allem metaphorisch schöne Zusammenhänge entstehen. Dieser Zwiespalt lässt sich auf die anderen beiden Bereiche ebenfalls ausweiten, weswegen am Ende auch ein gemischtes Endergebnis bleibt. Unterhaltsam, aber leider kein absolutes Must-Read.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Bessere Chemie, wenig Inhalt

Someone Else
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Ich habe Laura Kneidl schnell als Autorin zu schätzen gelernt, zunächst natürlich mit „Berühre Mich. Nicht“ und seinem Nachfolger, schließlich auch über ihre Fantasy, so dass vor einem Jahr ihre neue NA-Reihe ...

Ich habe Laura Kneidl schnell als Autorin zu schätzen gelernt, zunächst natürlich mit „Berühre Mich. Nicht“ und seinem Nachfolger, schließlich auch über ihre Fantasy, so dass vor einem Jahr ihre neue NA-Reihe mit „Someone New“ für mich eine Selbstverständlichkeit war, die mich aber dann doch etwas enttäuscht zurückgelassen hat. Viele Seiten, doch viele davon waren gefühlt nur von Popreferenzen gefüllt und der Rest scheiterte vor allem an der fehlenden Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren. Am Ende gab es eine große Überraschung, die ich für das doch recht starre Genre sehr wichtig fand, was aber aus einer durchschnittlichen Geschichte aber auch nicht mehr gemacht hat. Dennoch bin ich bei „Someone Else“ nun wieder dabei, denn an den starken Voraussetzungen der Autorin hat sich ja nichts geändert.

Auf die Geschichte von Cassie und Auri habe ich mich wirklich gefreut, denn die beiden haben schon im ersten Band eine große Rolle gespielt und das hierbei angedeutete Konfliktpotenzial mit der verschiedenen Hautfarbe und dem Cosplay, das ihm öffentlich peinlich ist, war vielversprechend. Im Geschehen rund um die beiden war ich sofort drin, denn die Geschichte setzt nahezu nahtlos an der vorherigen an, es hat keine neuen Entwicklungen gegeben, so dass man auf dem neusten Stand ist und sofort losstarten kann. Dies gelingt vor allem aber auch durch die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, die man schon im ersten Band spüren konnte, die aber nun hier durch Cassies Perspektive intensiv erleben kann. Aber auch bei ihm merkt man das durch liebevolles Kümmern, intensive Blicke und süße Gesten sehr deutlich. Auch im Umgang miteinander baut sich schnell dieses gewisse Etwas auf, das einen reizt. Mit diesem Prickeln hat man dann genau das geschaffen, was dem ersten Band so sehr fühlte.

Dennoch ist es leider nicht die perfekte Lektüre, denn die Fehler passieren dafür an anderer Stelle. Man muss schlichtweg sagen, dass „Someone Else“ sehr handlungsarm ist. Es geht eigentlich nur darum, dass die beiden als beste Freunde immer umeinander herumschleichen, mal kurz nachgeben, um dann wieder zurückzuzucken, um die Freundschaft nicht zu gefährden. Zwischendurch werden dann kleine Momente kreiert, um der Handlung eine Wendung zu geben, aber diese wirken doch etwas künstlich. Diese Einfallslosigkeit ist etwas schade, weil man vor allem mit der Rassenkriminierung wohl DAS Thema gehabt hätte. Es gibt kleinere Momente, es nicht so, dass Kneidl dies vollkommen außer Acht lässt, aber nicht in dem Maße, wie es sich idealerweise angeboten hätte. Der Fokus lag eher auf dem Cosplay, was vollkommen in Ordnung ist, weil es die Freundschaft der beiden maßgeblich charakterisiert, aber es ist im Verhältnis gesellschaftsbedingt das deutlich kleinere Thema.

Die Handlungsärme führt an vielen Stellen auch dazu, dass Auri als Figur zu kurz kommt. Cassie haben wir durch ihre Perspektive und diese ist auch sehr authentisch, ich konnte mich in ihr sehr gut einfinden, aber Auri ist mir in vielen Aspekten vollkommen entgangen. Vielleicht hätte es geholfen, ihn mal beim Football zu erleben, was ihn ja ausmacht, es ja nicht nur das Cosplay oder die Fantasyliteratur. Oft genug habe ich mich gefragt: „Was denkt Auri jetzt?“ Die Kunst, wenn man auf nur eine Perspektive setzt, ist es, dass man trotzdem die anderen Charaktere transparent hält und das ist bei Auri zu kurz gekommen. Vor allem am Ende, wo dann die typische dramatische Wendung kommt, hätte sein Denken kommen müssen. Auch nach der Versöhnung wurde mir dann klar, dass er sich nicht einmal erklärt hat. Dennoch ist nach dem Streit vieles richtig gemacht worden, wie Cassie für sich selbst eingetreten ist, wie Auri die Versöhnung sucht (hier Daumen hoch für die Zeichnungen!) und wie es dann auch nach einem Zeitsprung für sie aussieht, das war schön und rund.

Dennoch muss ich nach „Someone Else“ nun feststellen, dass es der zweite NA-Roman in Serie von Kneidl ist, der mich nicht wirklich vom Hocker haut. Offenbar ist sie bei Fantasy aktuell besser aufgehoben. Zudem kann man erneut nicht leugnen, dass sich die Autorin oft in Referenzen zur Popkultur verzettelt. Erneut müssen wieder zig Superhelden, Netflix-Serien und ähnliches untergebracht werden. Dies hat für die Handlung keinen Mehrwert, füllt nur die Seiten.

Fazit: „Someone Else“ ist für mich knapp besser als „Someone New“, denn diesmal war die Chemie der Hauptfiguren deutlich besser, auch wenn in der Charakterzeichnung von Auri einiges liegen gelassen wurde. Auch von der Handlung her ist wenig passiert. Das ist alles doppelt und dreifach schade, denn der Erzählstil ist wie immer wunderbar.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Etwas Potenzial verschenkt

The Ivy Years - Bis wir uns finden
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Erst vor kurzem habe ich den vierten Band der „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen beendet und war daher froh, dass ich den fünften Band nahezu nahtlos anschließen konnte. Denn die Liebesgeschichte von Lianne ...

Erst vor kurzem habe ich den vierten Band der „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen beendet und war daher froh, dass ich den fünften Band nahezu nahtlos anschließen konnte. Denn die Liebesgeschichte von Lianne und DJ wurde dort bereits angedeutet.

Ich war vor allem auf das Leben von Lianne gespannt, denn sie war durchaus die heimliche Heldin des Vorbandes. Als Berühmtheit angelegt hat sie sich als Hackerin, Spötterin und letztlich treue Freundin erwiesen und war daher durchaus ungewöhnlich. Sie nun mal richtig kennenlernen zu dürfen, war daher meine große Hoffnung für den fünften Band. Daher war ich sehr überrascht, dass mich letztlich doch DJ mehr begeistert hat. Über ihn wussten wir noch weniger, aber der Fokus lag unerwartet mehr auf ihm und der Thematik einer falschen Anschuldigung von Missbrauch. Dieses Thema ist wirklich topaktuell und daher kann ich auch absolut nachvollziehen, warum ihm so viel Zeit eingeräumt wurde, aber dadurch hat Liannes Geschichte doch arg gelitten, so dass mein Urteil auch über den fünften Band sehr gemischt ausfällt.

Wenn ich die Charaktere einzeln betrachte, dann muss ich wieder ein Lob aussprechen. Beide haben ein klares Profil und sind in ihrem Denken und Handeln stets nachvollziehbar. Auch zusammen haben sie eindeutig eine süße Chemie, auch wenn diese knisternde Erotik schon im zweiten Mal in Folge nicht so recht entstehen wollte. Es ist eher Marke bieder. Aber wie gesagt, der Fokus lag ganz eindeutig auf DJ, was man schon daran gemerkt hat, dass all seine Familienmitglieder einen Auftritt hatten, während bei Lianne eher alles unter den Tisch gekehrt wurde und sie ihre übliche Interaktion mit Bella hatte. Diesen Band hätte man inhaltlich locker um 100 Seiten mehr ausarbeiten können, denn das Schauspielleben von ihr kam leider viel zu kurz. Ein wichtiger Teil von Liannes Essenz wurde nicht so in den Fokus genommen, wie ich es mir erhofft habe.

Da bei DJ keine Erwartungen waren, war es für ihn natürlich auch leichteres Spiel, mich auf seine Seite zu ziehen, aber man merkte von Anfang an, dass er ein seltenes Exemplar ist. Ein aufmerksamer Zuhörer, ein Gentleman, voller Loyalität und Treue und den inneren Kampf, den er wegen der Anschuldigungen ausfechten musste, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Es war relativ schnell deutlich, was sein großes Geheimnis ist, aber das war egal, denn die Thematik war es wert, so ausführlich besprochen zu werden. Es wurde schließlich auch anschaulich dargestellt, welcher juristischer Prozess in Gang gesetzt wird und was es bei den Betroffenen verursacht. Lustigerweise war auch die Eishockeythematik endlich mal wieder richtig präsent und diese wurde gnadenlos ausgenutzt.

Fazit: Der fünfte Band der „Ivy Years“-Reihe hat wunderbare Einzelelemente, sowohl thematisch als auch von den Charakteren her, aber in der Gesamtkomposition passt nicht alles aufeinander, weil für ein wichtiges Thema eine erhoffte Charakterstudie zu kurz kam. Es war also ein Lesevergnügen, aber trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass man hier mehr hätte draus machen müssen.

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Veröffentlicht am 06.12.2019

Von romantisch bis abstoßend

Too Late
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Bei „Die 1000 Teile meines Herzens“ wurde schon im Vorfeld gewarnt, dass dieses Buch nicht typisch für Colleen Hoover ist. Ich muss zugeben, dass ich es nicht auf den ersten Blick ihr zugeordnet hätte, ...

Bei „Die 1000 Teile meines Herzens“ wurde schon im Vorfeld gewarnt, dass dieses Buch nicht typisch für Colleen Hoover ist. Ich muss zugeben, dass ich es nicht auf den ersten Blick ihr zugeordnet hätte, gefallen hat es mir trotzdem. Nun kommt „Too Late“ ins Spiel, dessen Entstehung ich über die sozialen Medien hautnah mitbekommen habe und vor dem Hoover selbst immer wieder gewarnt hat, weil es viel Fluchen und viel Sex enthält. Passenderweise hat dtv noch ein Imprint mit bold geschaffen, bei dem dieses Buch problemlos veröffentlicht werden konnte, ohne falsche Erwartungen zu schüren. Meine Spannung auf dieses Leseerlebnis war jedenfalls gut.

Gerade das erste Drittel war absolut typisch für Hoover geschrieben. Die erste Begegnung von Sloan und Carter ist so typisch für sie, ebenso das Spielchen mit den Sätzen, für die man seinen Kopf ausschalten muss, damit sie im Idealfall keinen Sinn ergeben. Das sind diese verrückten Ideen, die nur Hoover bringt und die trotzdem nicht absurd sind, sondern eben eine besondere Form der Romantik ausmachen. Natürlich ist man Asas immer gewahr und trotzdem kann da eine Verbindung entstehen, die eine Urgewalt hat und über den ganzen Roman hinweg bestehen bleibt.

Dennoch ist es ohne Frage ein Psychothriller. Die körperliche Gewalt, die hier in allen möglichen Formen dargestellt wird, ist sicherlich nichts für schwache Gemüter. Zudem bekommt Asa seine eigene Perspektive und diese ist so krank, dass sie vom Prinzip her schon wieder genial ist. Es ist erschreckend und eigentlich will man ihr nur loswerden, aber wenige Autoren trauen sich, so richtig in die Psyche eines verrückten Mannes abzutauchen und alle Nuancen zu beleuchten. Das wird hier beeindruckend gemacht und davor alleine muss ich Respekt zollen.

Dennoch muss ich auch ganz große Kritik üben. So sehr das erste Drittel Hoover-typisch war und so sehr mir im zweiten Drittel der Blick auf Asas Psyche gefallen hat, so sehr abstoßend fand ich dann das letzte Drittel. Erstens fand ich das Geschehen irgendwann nur noch unlogisch. Ja, es sollte auf das amerikanische Rechtssystem geschimpft werden, trotzdem kann ein kleiner Drogenbaron an einem ganz kleinen College nicht solch einen Einfluss haben und auch weitere Entwicklungen, die ich hier nicht spoilern möchte, waren irgendwann nur noch absurd und lächerlich. Fast schlimmer war dann irgendwann, dass auch die Liebesgeschichte von inzwischen Luke und Sloan so in den Dreck gezogen wurde. Es gab eine Szene, die mich regelrecht angewidert hat, weil ich niemals gedacht hätte, diese mal aus Hoovers Feder zu lesen zu bekommen. Daher habe ich am Ende das Geschehen nur noch überflogen, eine intensive Lektüre hätte mich in den Wahnsinn getrieben. Ich akzeptiere „Too Late“ als ein Experiment, das so nie beabsichtigt entstehen sollte, aber der Bruch war mir zu krass am Ende.

Fazit: „Too Late“ hat eindeutig zwei Gesichter. Hoovers typische Art ist durchaus in jeder Faser zu spüren, zudem beweist sie auch ein Händchen für Psychothriller, was ich ihr so nicht zugetraut hätte. Aber das letzte Drittel ist dennoch etwas, das ich so nie mehr lösen möchte. Es hat mich abgestoßen.

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Der gewisse Pepp fehlte

The Ivy Years - Wenn wir vertrauen
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Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ...

Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ist zeitlich davor entstanden, was gerade am ersten Band überdeutlich zu merken war, da ich dort vor allem von der Handlung her viel auszusetzen hätte, wo es sonst eher die Erzählweise ist, die mir in den Fokus gerät. Dennoch habe ich mich auch an diese Reihe hineingefuchst und bin daher nun beim vierten Band.

Bella kannten wir noch aus dem vorherigen Band und mir hat es gut gefallen, dass sie nun in den Fokus rücken würde, denn wenn Charaktere ohnehin schon so präsent sind, dann will man ihnen auch hinter die Birne gucken und ihnen ein Happy End geschenkt sehen. Da sie zudem die Managerin des Eishockeyteams ist, habe ich mir erhofft, dass wir sie dort auch wieder in Action erleben, denn wir erinnern uns doch, diese Reihe wird uns auch unter Sport Romance verkauft. Aber leider wie sooft in diese Reihe geht das Thema vollends unter, denn nur in ihrem ersten Kapitel erlebt man Bella in ihrer Funktion als Managerin, danach nie wieder. Das ist extrem schade, da wir sie so kennen- und vielleicht schon lieben gelernt haben und dieser Teil wird ihr genommen.

Als Ausgangslage fand ich es aber spannend, dass es diesmal die Frau ist, die auf eine lange Reihe an Bettgeschichten zurückschaut, während er noch Jungfrau ist und Sex als Bestandteil einer Beziehung sieht, aber nicht nur als spaßige Beschäftigung. Es ist eine Umkehr der Geschlechterklischees, die auch ganz gut funktioniert, aber dennoch nie in die absolute Tiefe geht. Während ich es bei Rafe toll fand, dass er Bella nie verurteilt hat, hätte es mir doch gefallen, auch mal ihre Sichtweise darauf zu verstehen.

Ansonsten muss ich aber sagen, dass vor allem Rafe sofort mein Herz erobert hat, denn anständiger als er kann man eigentlich nicht sein. Manchen mag er schon wieder zu lieb gewesen sein, aber er ist ein Protagonist, den man doch weniger im New Adult-Genre antrifft, von daher habe ich die Zeit mit ihm sehr genossen. Auch Bella gefiel mir als Ausgleich sehr gut, weil sie sich keine Hand vor den Mund legt, weil sie auch keiner Konfrontation aus dem Weg geht und dennoch blitzt ständig ihre verletzliche Seite durch. Aber so sehr die beiden auch einzeln funktionierten, die Chemie der beiden wollte nicht so recht funktionieren. Schon die erste Nacht wirkte eher erzwungen, so dass auch diese magische Bedeutung nicht rüberkommen wollte. Zudem ist der Handlungsspielraum der beiden sehr eng, da sie sich quasi nur in Bellas Zimmer sehen. Es gibt ein paar Ausflüge in die Außenwelt, die auch gut harmonieren, aber vieles am College, bei Bella wurde zu langweilig. Das kann Bowen wirklich besser.

Fazit: Der vierte Band der „Ivy Years“-Reihe dreht die Klischees einmal auf den Kopf und bietet auch gute Charaktere. Nur leider wollte die Chemie nicht so recht stimmen und auf der Handlungsebene entstand etwas Langeweile, dennoch flott zu lesen.