Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Ein bisschen Esel, ein bisschen Zebra

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein
0

Eines regnerischen Tages staunt Buchhändler Grimm nicht schlecht. In seinem kleinen Laden am Dorfplatz taucht plötzlich Möhrchen auf. Das Tier ist ein Zesel - ein bisschen Esel, ein bisschen Zebra. Zusammen ...

Eines regnerischen Tages staunt Buchhändler Grimm nicht schlecht. In seinem kleinen Laden am Dorfplatz taucht plötzlich Möhrchen auf. Das Tier ist ein Zesel - ein bisschen Esel, ein bisschen Zebra. Zusammen wollen die beiden Geschichten sammeln…

„Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein“ von Stephanie Schneider ist ein Vorlesebuch für Kinder ab fünf Jahren.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 13 Kapiteln. Mit seiner großen und deutlichen Schrift eignet es sich sowohl zum Vorlesen als auch als Lektüre für Grundschüler.

Der Text ist altersgemäß unkompliziert und leicht verständlich. Was auch Erwachsenen Vergnügen bereitet, ist der Wortwitz, der sich durch das gesamte Buch zieht.

Die farbenfrohen Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind rundum gelungen. Sie sind modern, aber auch mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Manche Zeichnungen erstrecken sich über eine Doppelseite, manche sind nur schmückendes Beiwerk. Allen gemeinsam ist, dass sie die Geschichte auf hübsche Weise bereichern und das Textverständnis erleichtern.

Praktisch sind die zwei Lesebändchen, denn das Buch mit seinen mehr als 100 Seiten lässt sich nicht in einem Rutsch lesen.

Die kreative Idee, ein kleines Mischwesen von Esel und Zebra zum Protagonisten der Geschichte zu machen, geht voll auf. Den niedlichen Zesel mit seiner etwas frechen, aber lustigen und sympathischen Art habe ich schnell lieb gewonnen. Wegen seines freundlichen und klugen Charakters ist Grimm, der zweite Protagonist, ebenfalls eine liebenswürdige Figur.

Auch die sonstige inhaltliche Umsetzung halte ich für gelungen. Dass der Wert von Freundschaft und Gemeinschaft betont wird, empfinde ich als schöne Botschaft. Die einzelnen Episoden sind gleichsam fantasievoll, charmant und alltagsbezogen.

Das hübsche Cover gefällt mir optisch sehr gut und passt zum Inhalt des Buches. Der Titel ist ebenfalls treffend ausgewählt.

Mein Fazit:
Mit „Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein“ weiß Stephanie Schneider gleichermaßen Groß und Klein zu begeistern. Eine Fortsetzung würde mich freuen.

Veröffentlicht am 25.01.2022

Das Lombard-Haus

Das Versprechen
0

Südafrika im Jahr 1986: Rachel Swart ist erst 40 Jahre, als sie dem Krebs erliegt. Sie hinterlässt ihren Mann Manie und die drei Kinder Astrid, Anton und Nesthäkchen Amor. Kurz vor ihrem Tod ringt sie ...

Südafrika im Jahr 1986: Rachel Swart ist erst 40 Jahre, als sie dem Krebs erliegt. Sie hinterlässt ihren Mann Manie und die drei Kinder Astrid, Anton und Nesthäkchen Amor. Kurz vor ihrem Tod ringt sie ihrem Gatten ein letztes Zugeständnis ab: Ein kleines Häuschen auf dem Gelände der Farm, das sogenannte Lombard-Haus, soll laut ihrem letzten Willen der schwarzen Angestellten Salome geschenkt werden. Doch es sieht nicht so aus, als ob dieses Versprechen bald eingelöst würde…

„Das Versprechen“ ist der mit dem Booker Prize 2021 ausgezeichnete Roman von Damon Galgut.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen. Der erste spielt im Jahr 1986 und ist am ausführlichsten. Der zweite Teil ist neun Jahre später angesiedelt. Zu den Teilen drei und vier gibt es weitere Zeitsprünge, sodass die Geschichte mehrere Jahrzehnte umspannt. Die originelle Idee, die hinter diesem Muster steckt, erschließt sich nach und nach. Dreh- und Angelpunkt ist die Farm der Swarts. Die Schauplätze wechseln jedoch immer wieder.

Erzählt wird durchweg im Präsens. Allerdings ist die Erzählperspektive durchaus ungewöhnlich und unkonventionell. Der Fokus springt - zum Teil sehr abrupt - von Person zu Person und gewährt dabei eindringliche Innensichten. Dabei ähnelt der Schreibstil einem Stream of Consciousness, geht aber darüber hinaus. Er ist atmosphärisch dicht und bildstark. Der einzigartige Stil wechselt bisweilen auf die Metaebene. Er spricht mal die Leserinnen und Leser, mal die Charaktere direkt an. Mit der besonderen Art des Erzählens wurde mir beim Lesen viel Aufmerksamkeit abverlangt. Zugleich hat sie mich schon nach wenigen Seiten komplett für den Roman einnehmen können.

Vor dem Hintergrund der sozialen, politischen und gesamtpolitischen Umwälzungen in Südafrika, inklusive des fortschreitenden Endes der Apartheidpolitik, wird das Porträt einer dysfunktionalen Familie gezeichnet, die dem Untergang geweiht ist. Klassische Sympathieträger gibt es nicht. Sowohl der Vater als auch die drei Kinder und die weiteren Verwandten zeigen psychische Auffälligkeiten und weisen diverse menschliche Schwächen auf. Sie wirken jedoch rundum glaubwürdig und vielschichtig. Etwas zu blass bleibt für meinen Geschmack die nicht unwichtige Salome. Sie tritt ebenso wie andere schwarze Charaktere in den Hintergrund. Neben der Familie tauchen hier und da immer wieder Randfiguren auf, die der Geschichte eine besondere Würze verleihen.

Die rund 370 Seiten umfassende Geschichte spielt ihre Stärken vor allem im ersten und letzten Teil aus. In der Mitte verliert die Geschichte ein wenig an Intensität, wird aber dennoch zu keiner Zeit langatmig. Neben tragischen und ernsten Passagen mangelt es dem Roman nicht an mystischen, komischen und skurrilen Momenten, zum Beispiel wenn religiöse Riten dargestellt werden. Thematisch wird ein breites Spektrum abgedeckt.

Gut gefallen hat mir ebenfalls, dass der englischsprachige Titel („The Promise“) so wortgetreu übersetzt wurde. Auch das ansprechende deutsche Cover ist an das Original angelehnt.

Mein Fazit:
Mit „Das Versprechen“ ist Damon Galgut ein überaus lesenswerter Roman mit einer einzigartigen Erzählstimme gelungen, der aus der breiten Masse hervorsticht. Eine zwar herausfordernde, aber facettenreiche, fesselnde und geschickt konstruierte Lektüre. Ein Lesehighlight 2022.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Das schwarze Schaf von Holt

Ein Sohn der Stadt
0

Acht Jahre lang war Jack Burdette abgetaucht - sehr zum Ärger der Einwohner von Holt. Nun ist er plötzlich wieder in der Kleinstadt im US-Bundesstaat Colorado aufgetaucht. Der ehemalige Footballstar hat ...

Acht Jahre lang war Jack Burdette abgetaucht - sehr zum Ärger der Einwohner von Holt. Nun ist er plötzlich wieder in der Kleinstadt im US-Bundesstaat Colorado aufgetaucht. Der ehemalige Footballstar hat es sich mit so ziemlich allen Bürgern verscherzt. Die Polizei hat ihn sogar gesucht. Was will er nun in der alten Heimat? Wieso ist er zurück? Und was hat Pat Arbuckle, der Herausgeber und Reporter der örtlichen Zeitung, damit zu tun?

„Ein Sohn der Stadt“ ist ein Roman von Kent Haruf.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Teilen, die insgesamt zehn Kapitel beinhalten. Erzählt wird fast ausschließlich in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Pat - jedoch nicht chronologisch. Die Geschichte umfasst einige Jahre. Sie beginnt und endet mit der Rückkehr von Burdette. Dazwischen werden in Rückblicken Geschehnisse aus der Zeit von Jacks Kindheit bis ins bereits etwas fortgeschrittene Erwachsenenalter erzählt, wobei es mehrere Zeitsprünge gibt. Dieser geschickt komponierte Aufbau funktioniert sehr gut.

Auch in diesem Roman hat mir der unaufgeregte und atmosphärisch starke Stil gefallen. Anders als in seinen späteren Werken schreibt Haruf jedoch weniger beschreibend und stattdessen dialoglastiger. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch hier sein schriftstellerisches Können einmal mehr.

Wie die anderen Romane spielt diese Geschichte erneut im fiktiven Holt. Sie lässt sich jedoch komplett unabhängig lesen und verstehen.

Überrascht hat mich, dass die Charaktere zwar auch dieses Mal sehr authentisch und psychologisch ausgefeilt dargestellt werden, dass aber echte Sympathieträger Mangelware sind. Wer durchweg liebenswürdige Figuren wie in den sonstigen Holt-Romanen sucht, wird enttäuscht. Dennoch sind Jack und Pat reizvolle Protagonisten.

Auf knapp 300 Seiten gelingt es Haruf trotz des eher gemächlichen Erzähltempos Spannung aufzubauen und zu halten. Stück für Stück erschließen sich Burdettes Machenschaften und menschliche Schicksale. Zugleich beleuchtet er den Mikrokosmos einer amerikanischen Kleinstadt.

Während mich der erste Teil noch nicht so sehr einnehmen konnte, hat mich der zweite vollends überzeugt. Er birgt Dramatik und überraschende Wendungen. Hier schafft es der Autor - wie kaum ein anderer - zudem auf seine unnachahmliche Weise, mich mehrfach emotional zu berühren. Der Schluss lässt noch die eine oder andere Frage offen, was ich für diese Geschichte als absolut schlüssig erachte.

Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das englischsprachige Original („Where You Once Belonged“). Das verlagstypische Cover mit dem Gemälde ist in diesem Fall allerdings eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Obwohl mich „Ein Sohn der Stadt“ nicht so begeistert hat wie seine späteren Werke, bin ich sehr froh, dass Kent Harufs zweiter Roman nun auch ins Deutsche übersetzt wurde. Ich empfehle diese lesenswerte Geschichte sehr gerne und würde mich freuen, wenn der erste der sechs Holt-Romane ebenfalls bald bei Diogenes erscheinen würde.

Veröffentlicht am 06.11.2021

Sophie geht ihren Weg

Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche
0

Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres Onkels Stephan Danzer übernimmt Sophie von Werdenfels das Kaffeehaus Prinzess. Das Café wird unter ihrer Leitung schnell zum Treffpunkt der städtischen ...

Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres Onkels Stephan Danzer übernimmt Sophie von Werdenfels das Kaffeehaus Prinzess. Das Café wird unter ihrer Leitung schnell zum Treffpunkt der städtischen Kulturbohème. Doch dann bedroht ein Saboteur ihren Erfolg. Auch privat ist Sophie in Sorge: Was ist mit ihrer Schwester Milli los? Derweil ist ihre große Liebe, Richard von Löwenstein, unglücklich in seiner Ehe und will Sophie wieder nahe kommen...

„Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist der Abschluss der Trilogie um Sophie von Werdenfels, geschrieben von Marie Lacrosse.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Es gibt insgesamt 26 Kapitel, die sich über sechs Teile erstrecken. Die Handlung umfasst die Jahre 1891 bis 1897. Die Schauplätze variieren ebenfalls, wobei die meisten Ereignisse in Wien und Umgebung angesiedelt sind. Dank einheitlicher Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel und zwischendurch findet man sich jedoch gut zurecht. Land- und Stadtkarten sind zusätzlich abgedruckt, damit man den Überblick behalten kann. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Sophie, sondern auch aus der weiterer Personen. Ein schlüssiger und funktionaler Aufbau.

Der Schreibstil ist - wie in den ersten beiden Bänden der Trilogie - anschaulich und einfühlsam. Lebhafte Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Wieder sind gelegentlich Einschübe des Wiener Dialekts eingebaut, was ein authentisches Gefühl vermittelt. Ein Glossar mit Begriffen aus der Zeit, ein weiteres schönes Extra, ist am Ende des Buches eingefügt und hilft beim sprachlichen Verständnis.

Es empfiehlt sich, die Teile der „Kaffeehaus“-Saga in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Dennoch ist auch der dritte Band ohne Vorkenntnisse leicht verständlich.

Wieder steht Sophie im Vordergrund der Geschichte, eine starke und sehr sympathische Protagonistin, mit der ich auch dieses Mal mitgefühlt habe. Darüber hinaus sind etliche weitere Charaktere dabei. Sinnvoll ist daher die beigefügte Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten beinhaltet.

Zwar spielt das Kaffeehaus an sich dieses Mal eine größere Rolle als in den Vorgängerbänden. Auch die Liebesgeschichte um Sophie und Richard nimmt breiteren Raum ein. Damit der Roman facettenreich und nicht zu seicht wird, hat es die Autorin aber erneut geschafft, ein differenziertes Bild der damaligen politischen und gesellschaftlichen Umstände zu liefern. Dabei geht es besonders um die Situation von Frauen in der Arbeitswelt und im Privaten. So kommt auf den mehr als 700 Seiten keine Langeweile auf und man lernt auf unterhaltsame Weise dazu.

Der Roman glänzt mit gründlich recherchierten Fakten und Hintergründen. Wie fundiert die Nachforschungen sind, zeigt sich nicht nur im Quellenverzeichnis, sondern auch im ausführlichen Nachwort „Wahrheit und Fiktion“. Darin erläutert die Autorin, was auf tatsächlichen Begebenheiten basiert und was ihrer Fantasie entsprungen ist.

Übrigens: Auch dieses Mal gibt es ein Kuchen-Rezept in den Innenklappen: eine lecker aussehende Orangentorte.

Das genretypische Cover und der passende Titel fügen sich gut in die Reihe ein.

Mein Fazit:
„Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist ein überaus gelungener und würdiger Abschluss der Trilogie von Marie Lacrosse. Ein gleichsam bewegender wie abwechslungsreicher Roman, der nicht nur für eingefleischte Historienfans empfehlenswert ist und Lust auf weitere Bücher der Autorin macht.

Veröffentlicht am 21.10.2021

Die langen Schatten der Vergangenheit

Dunkelblum
0

Die österreichische Kleinstadt Dunkelblum an der Grenze zu Ungarn im Sommer 1989: Auf den ersten Blick ist es nicht ersichtlich, aber ein furchtbares Verbrechen verbindet die älteren Einwohner des Ortes. ...

Die österreichische Kleinstadt Dunkelblum an der Grenze zu Ungarn im Sommer 1989: Auf den ersten Blick ist es nicht ersichtlich, aber ein furchtbares Verbrechen verbindet die älteren Einwohner des Ortes. Bisher haben sie darüber den Mantel des Schweigens gelegt. Doch jetzt, während gleich hinter der Grenze Hunderte Flüchtlinge aus der DDR warten, taucht ein rätselhafter Fremder in der Kleinstadt auf und setzt mit seinen Fragen einiges in Gang. Auf einer Wiese wird ein Skelett gefunden, eine junge Frau verschwindet. Die langen Schatten der Vergangenheit holen die Einwohner ein…

„Dunkelblum“ ist ein Roman von Eva Menasse.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in jeweils 17 Kapitel mit einer angenehmen Länge untergliedert sind. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive, die sich hervorragend für diese Art von Geschichte eignet.

Atmosphärisch stark ist der Schreibstil des Romans. In sprachlicher Hinsicht beweist die Autorin ihr schriftstellerisches Talent. Jeder Satz sitzt, jedes Wort wirkt wohl bedacht. So ist beispielsweise der Ortsname nicht zufällig gewählt. Etwas schwer habe ich mich allerdings mit dem österreichischen Vokabular getan. Zwar gibt es ein Glossar der Austriazismen. Das Hin- und Herblättern ist jedoch ein wenig nervig. Mit der Zeit gewöhnt man sich beim Lesen an die entsprechenden Wörter.

Die Handlung spielt sich überwiegend in der Kleinstadt und der näheren Umgebung ab. Auf den Innenklappen ist ein beschrifteter Ortsplan von Dunkelblum abgedruckt. Dieses sinnvolle Extra hilft bei der Orientierung.

Die Charaktere sind mit viel psychologischer Tiefe ausgestaltet. Fast jeder scheint ein Geheimnis zu haben, was die Figuren interessant macht. Dennoch wirken die Charaktere nicht überzeichnet, sondern durchaus authentisch. Vor allem zu Beginn ist das umfangreiche Personal des Romans recht unübersichtlich. Um besser in die Geschichte zu kommen, hätte ich mir eine Personenliste gewünscht. Mit der Zeit legt sich aber die Verwirrung.

Inhaltlich ist der Roman erstaunlich komplex und facettenreich. Sehr gekonnt hat die Autorin ein beeindruckendes Netz aus Verbindungen geflochten, in dem sie sich bis zum Schluss nicht verheddert. Fast alle losen Fäden sind am Ende miteinander verknüpft. Eins fügt sich schlüssig zum anderen. Zwar bleiben noch einige wenige offene Fragen. Dass der Roman aber damit Interpretationsspielraum lässt, passt nach meiner Ansicht sehr gut zu der Geschichte.

Thematisch geht es vor allem um Kriegsverbrechen und Vergehen während der Naziherrschaft, über die die Einwohner von Dunkelblum schweigen. Dort leben sowohl Opfer als auch Täter. Hintergrund des Romans ist eine wahre Begebenheit: das Massaker an jüdischen Zwangsarbeitern im Ort Rechnitz. Ein wichtiges Sujet, das dafür sorgt, dass das Buch noch länger bei mir nachhallen wird.

Obwohl dies zunächst nach ernster, schwerer Kost klingt, gelingt es der Autorin mit bissigem Humor ein wenig Leichtigkeit in den Roman zu bringen und ein besonderes Lesevergnügen zu schaffen. Auf den rund 500 Seiten entstehen kaum Längen. Die Geschichte hat mich zunehmend für sich eingenommen.

Das kunstvolle Cover ist etwas nichtssagend, aber nicht unpassend. Der prägnante und naheliegende Titel gefällt mir.

Mein Fazit:
Auch wenn es Eva Menasse ihren Leserinnen und Lesern nicht ganz einfach macht, ist ihr Roman „Dunkelblum“ unbedingt lesenswert. Eine ausgeklügelte, vielschichtige und sprachgewaltige Lektüre, ein Lesehighlight 2021.