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Veröffentlicht am 08.06.2023

spannende Fortsetzung

Die Affäre Alaska Sanders
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In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei ...

In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei Jahre sind vergangen, seit die beiden durch ihre hartnäckigen Recherchen diesen Fall aufdecken konnten, als Perry Gahalowood Hinweise bekommt, dass es bei einer 11 Jahre zurück liegenden Mordermittlung möglicherweise einige Ungereimtheiten gibt. Im Jahr 1999 wurde in dem kleinen Städtchen Mount Pleasant eine junge Frau namens Alaska Sanders ermordet aufgefunden. Indizien führen schnell zu einem Verdächtigen und der Fall scheint nach einem Geständnis gelöst. Nun zweifelt Perry Gahalowood und Marcus Goldman wittert einen Stoff für einen neuen Roman.
Auch diesmal wird die Rahmenhandlung in der Ich-Perspektive aus der Sicht Marcus Goldmans erzählt. Dazu kommen eingeschobene Rückblenden oder auch Protokolle von Befragungen. Die Geschichte springt in den Zeitebenen und Schauplätzen, es hilft zur Bewahrung der Übersicht, dass die Kapitelüberschriften deutlich Ort und Zeit des folgenden Abschnitts benennen.
Mir gefällt die Vielschichtigkeit des Romans ebenso wie bei seinem Vorgänger, die Handlung ist spannend erzählt, nach und nach deckt der Autor auf, dass Vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch Perry Gahalowood muss erkennen, dass er damals bei den Ermittlungen nicht genau genug hingesehen und einige Umstände falsch interpretiert hat.
Die Figuren und Schauplätze wirken authentisch, in vielen kleinen Szenen lässt Joel Dicker die Ereignisse lebendig werden, man hat als Leser oft das Gefühl, als Beobachter direkt dabei zu sein.
Das Buch ist nicht ganz so komplex und persönlich wie die Geschichte um Harry Quebert, lässt aber auch Marcus Goldman sich weiterentwickeln. Es bietet erneut eine schöne Mischung aus Krimi, Gesellschaftsroman und einer tragischen Liebesgeschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2023

skurriler Krimi mit viel schwarzem Humor

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
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Norbert Heinlein führt in dritter Generation ein Delikatessengeschäft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Er ist alleinstehend und lebt für sein Geschäft, nebenbei pflegt er seinen dementen Vater, mit dem ...

Norbert Heinlein führt in dritter Generation ein Delikatessengeschäft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Er ist alleinstehend und lebt für sein Geschäft, nebenbei pflegt er seinen dementen Vater, mit dem er gemeinsam in einer der 4 Wohnungen lebt, die zu dem Geschäftshaus gehören. Er legt großen Wert auf Qualität und höfliche Umgangsformen, sein Kundenkreis ist eher klein, so dass er froh ist, als ein neuer Stammkunde sein Geschäft regelmäßig aufsucht.
Als durch ein Missgeschick Heinleins eben dieser Kunde tödlich zusammenbricht, gerät er in Panik und bringt die Leiche zunächst in dem ehemaligen Kühlkeller des Hauses unter, um sich später darum zu kümmern. Doch bevor er dazu kommt, sorgen weitere unvorhergesehene Ereignisse dafür, dass Heinlein noch mehr Leichen im Kühlkeller unterbringen muss und gleichzeitig aufpassen, dass sein Leben nicht ganz aus den Fugen gerät.
Der Krimi überzeugt mit viel schwarzem Humor und seinen zum Teil absurd anmutenden Verwicklungen. Norbert Heinlein ist sehr ruhiger, rationaler aber auch naiver Mensch, der sehr sachlich von den über ihn herein brechenden Ereignissen berichtet und nicht merkt, wie er von seinen Mitmenschen manipuliert und ausgenutzt wird.
Der Krimi beginnt langsam, passend zu Norbert Heinleins eintönigem und vorhersehbaren Alltag. Je mehr Heinlein von einer Stolperfalle in die nächste gerät, umso mehr nimmt auch die Geschichte Fahrt auf und entwickelt zunehmend an Slapstick erinnernde Szenen.
Die Charaktere sind sehr speziell, Norbert Heinlein wirkt wie sein Delicatessen-Geschäft wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Trotz sinkenden Kundenzahlen und Einnahmen hält er an seinen Routinen fest und bereitet täglich seine Pasteten zu nach den Rezepten von Vater und Großvater. Die Szenerie ist begrenzt, spielt sich überwiegend in Heinleins Laden und der näheren Umgebung ab, die Heinlein kaum verlässt. Auch die auftretenden Nebenfiguren sind überschaubar, auf ihre Art jedoch alle sehr besonders und runden die Geschichte ab. Auch ohne große Action hat mich der Krimi in seinen Bann gezogen und ausgesprochen gut unterhalten, ich mag diesen Humor und die Art, wie der Autor seine Figuren entwickelt und mit kleinen prägnanten Details charakterisiert,
In der Hörbuchfassung verleiht David Nathan der Hauptfigur auf souveräne Weise eine Stimme, sein Vortrag unterstreicht Heinleins ruhige und bedächtige Art.

Veröffentlicht am 02.04.2023

spannend und temporeich

Das Spiel - Desert Rogue
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Auf den ersten Blick erzählt der Thriller „Das Spiel - Desert Rogue“ eine unglaubliche Geschichte, je weiter man liest, umso realistischer und erschreckender erscheint die Szenerie.
Zu Beginn des Buchs ...

Auf den ersten Blick erzählt der Thriller „Das Spiel - Desert Rogue“ eine unglaubliche Geschichte, je weiter man liest, umso realistischer und erschreckender erscheint die Szenerie.
Zu Beginn des Buchs wird der junge Journalist Navid Nazari in der Nähe von Kabul verfolgt und geradezu hingerichtet. Kurz vor seinem Tod hat er seinem Mitbewohner Tim, einem IT-Spezialisten und Spiele-Programmierer, auf verschlüsseltem Weg brisante Dateien mit seinen Recherche-Ergebnissen zuschicken können.
Als Tim gerade die Dateien sichtet und mit Schrecken erkennt, dass Navid offenbar einen Zusammengang aufgedeckt hat zwischen einem geheimen Drohnen-Projekt des US-Miltärs und dem Computerspiel Desert Rogue, für das Tim in Berlin als Programmierer arbeitet, steht auch schon ein Sonderkommando des BKA mit einem Durchsuchungsbeschluss vor seiner Tür. Unvermittelt gerät Tim zwischen die Fronten gleich mehrerer Geheimdienste und kämpft bald nicht nur darum, Navids Vermächtnis an die Öffentlichkeit zu bringen, sondern auch sein eigenes Leben zu retten.
Das Thema des Thrillers ist brisant und erschreckend realistisch, der Spannungsbogen ist durchgehend hoch, ich mochte das Buch kaum aus der Hand lesen. Die Erzählperspektiven und Szenen wechseln Schlag auf Schlag, durch die Kapitelüberschriften mit Zeit- und Ortsangeben behält man jedoch stets den Überblick.
Die Charaktere wirken teilweise etwas klischeehaft, ich fand es jedoch amüsant, dass die dazu passende stereotype Denkweise bisweilen dazu führt, bei der Verfolgung einen falschen Fokus zu setzen. Die Geschichte ist originell und wirkt gut recherchiert, insbesondere Tim, der als Unbeteiligter in die Entwicklungen hineingezogen wird, ist ein Sympathieträger, mit dem ich mitgefiebert habe und innerlich bejubelt, wenn er seinen Verfolgern ein Schnippchen schlagen konnte.
Das Ende lässt ein paar Fragen offen und verspricht eine Fortsetzung. Nach diesem tollen Debüt hoffe ich sehr, bald mehr von Julia Hense lesen zu können.

Veröffentlicht am 02.04.2023

die Sommerschwestern haben Geheimnisse

Die Nacht der Lichter - Die Sommerschwestern
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In ‚Sommerschwestern - Die Nacht der Lichter‘ kehren die 4 Thalberg-Schwestern für einen Sommerurlaub zurück nach Bergen an die holländische Küste. An diesem Ort haben sie die Sommer ihrer Kindheit verbracht, ...

In ‚Sommerschwestern - Die Nacht der Lichter‘ kehren die 4 Thalberg-Schwestern für einen Sommerurlaub zurück nach Bergen an die holländische Küste. An diesem Ort haben sie die Sommer ihrer Kindheit verbracht, bis vor 20 Jahren in einer Sturmnacht ihr Vater dort bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist.
In diesem Band steht Helen im Mittelpunkt, die von Schlafstörungen geplagt wird, seit die Familie ein Jahr zuvor zur überraschenden Hochzeit ihrer Mutter Henriette nach Bergen eingeladen wurde und alte Erinnerungen an den Tod ihres Vaters geweckt wurden. Helen lädt ihre Schwestern zu einem Kurzurlaub in die Villa ein, in der sie im Jahr des Unfalls den letzten Sommer verbracht haben, da sie hofft, die Aufklärung der Rätsel um den Tod ihres Vaters könne ihre innere Ruhe wieder herstellen.
Der Urlaub verläuft jedoch nicht so harmonisch wie geplant, zwischen den Schwestern stehen einige Geheimnisse im Raum, statt zueinander zu finden, scheint die Kluft noch größer zu werden.
Wie schon im ersten Band hat mir auch hier gefallen, wie detailliert die Charaktere angelegt sind, jede der vier Schwestern kann sich auf ihre Art entwickeln. Mutter Henriette ist zwar nicht mit in Holland anwesend, übt aber auch aus der Entfernung ihren bestimmenden Einfluss auf ihre Töchter aus. Ich finde die Dynamik innerhalb der Familie gut getroffen, es gibt Unstimmigkeiten zwischen den Schwestern, im Zweifelsfall halten sie jedoch zusammen und sind sie füreinander da.
Bei diesem Band habe ich eine Weile gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen, erst als mehr der Schwestern zusammen getroffen sind, hat sich die Atmosphäre entwickeln können. Für meinen Eindruck haben sie etwas sehr gezögert, Helen die Wahrheit über die Sturmnacht zu erzählen, da wurde aus meiner Sicht zu sehr versucht, künstlich eine Spannung aufrecht zu erhalten.
Insgesamt hat mir der Roman wieder gut gefallen mit seiner ansprechenden Geschichte und den vielschichtigen Charakteren. Bergen an Zee bietet eine großartige Kulisse, die Schilderungen des Ortes und der Umgebung machen Lust auf einen Urlaub an der holländischen Küste, Ich freue mich auf eine Fortsetzung der Geschichte, da immer noch einige Fragen offen geblieben sind.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2023

spannender Auftakt einer neuen Krimireihe im Großraum Berlin

Die Schuld, die uns verfolgt
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Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen ...

Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen beiseitegelegt habe.
Analog zu dem gemischten Autorenduo sind es zwei Polizisten, die in diesem Auftakt einer neuen Krimireihe im Mittelpunkt stehen. Adam Schmidt ist Kriminalhauptkommissar bei der Berliner Polizei, seine Frau Linh Polizeioberkommissarin in Rheinsberg. An einem heißen Sommertag werden beide morgens fast zeitgleich zu Einsätzen gerufen. Adam erfährt von der Entführung eines kleinen Mädchens aus einer Kita in Berlin-Wedding, bei Linh entpuppt sich der Alarm aus einer Bankfiliale in einem kleinen Ort in der Nähe von Rheinsberg als ein bewaffneter Banküberfall mit Geiselnahme.
Neben den parallel erzählten Handlungssträngen zu diesen Fällen gibt es Rückblenden zu Linhs Kindheit, die sich mit der Biografie der Autorin decken, und der Leser erfährt nach und nach, wie Adam und Linh sich kennen gelernt haben und welche Schuld die beiden zusammenschweißt.
Die Geschichte ist durch die unterschiedlichen Perspektiven abwechslungsreich, die Fälle sind spannend und bergen beide einige unerwartete Entwicklungen. Es gibt sowohl brutale Szenen als auch Momente mit einem erfrischenden Humor.
Ein paar der Charaktere sind etwas stereotyp, was mich aber nicht gestört hat, sondern zu dem Krimi passt. Adam Schmidt zeigt im Verlauf, dass er mit einigen inneren Dämonen zu kämpfen hat, die ihn im Dienst manchmal im Weg stehen, zu brisanten Szenen führen und ihn in den Augen einiger Kollegen zu einer tickenden Zeitbombe machen.
Das bietet viel Potential für die Fortsetzung der Reihe, und auch wenn die Fälle in diesem Band am Ende abgeschlossen sind, macht es neugierig, wie es für Adam und Linh in der Zukunft weiter geht.

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