Ein grandioser Pageturner
Einsame NachtMit „Einsame Nacht“ ist am 14.09. der vierte Teil der der Kate-Linville-Reihe erschienen. Charlotte Link gehört seit einiger Zeit zu meinen liebsten Krimi-Autorinnen. Teil 3 der Reihe, „Ohne Schuld“, hatte ...
Mit „Einsame Nacht“ ist am 14.09. der vierte Teil der der Kate-Linville-Reihe erschienen. Charlotte Link gehört seit einiger Zeit zu meinen liebsten Krimi-Autorinnen. Teil 3 der Reihe, „Ohne Schuld“, hatte mir so gut gefallen, dass ich sehnsüchtig auf ihr neues Buch gewartet habe.
Der Fokus des neuen Falls liegt auf einer jungen Frau, deren Leiche in einer kalten Winternacht gefunden wird. Alles deutet darauf hin, dass sie in ihrem Wagen erstochen wurde – und eine Zeugin will gesehen haben, wie ein Mann in das Auto der Toten gestiegen ist. Kate steht nun vor der Frage, wer dieser Mann ist und was sich zugetragen hat.
Kurz gesagt: Das Buch hat mich schon im Prolog begeistert und gefesselt. Wir erleben einen bemitleidenswerten Jugendlichen, der sich in seinem Selbstmitleid suhlt. Während andere Altersgenossen im Sommer draußen das Wetter genießen, sitzt er einsam im Wohnzimmer und leidet unter seinem Übergewicht. Seinen Kummer bewältigt er, indem er immer mehr und mehr isst, was schließlich zu einem immer enttäuschenden Kreislauf führt. Seine Eltern sind die meiste Zeit bei der Arbeit, sodass es für den Jungen nicht leicht ist. Doch als es plötzlich an der Tür klingelt, ändert sich alles. Kurze Zeit später sieht ein Nachbar durch das Fenster den Jugendlichen, wie er zusammengesagt am Boden liegt. Irgendwas schreckliches muss passiert sein.
Schon nach diesem Einstieg wusste ich: Das Buch wird wieder ein Pageturner. Und genau so war es mit dem eigentlichen Fall, der dann neun Jahre später stattfindet. Nach und nach deutet sich der Zusammenhang zwischen beiden Fällen an, aber wir tappen lange Zeit im Dunkeln. mehrere Erzählstränge laufen parallel, sodass es eine Weile dauerte, bis ich einen richtigen Überblick hatte und Zusammenhänge vermuten konnte. Die vielen Schauplätze und Charaktere waren erstmal herausfordernd, aber wie bei Charlotte Link üblich, legte sich das schnell. Jeder Strang hat einen berechtigten Platz in der Handlung und ist für sich selbst gut konstruiert, wodurch ich alle Fälle durchweg spannend fand. Immer wieder gab es unvorhersehbare Wendungen, die mich so gefesselt haben, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Im Laufe der Ermittlungen gibt es viele schockierende Erkenntnisse, die am Ende geschickt zusammenlaufen und ein großes Ganzes ergeben. Dadurch steigert sich die Spannung zum Ende hin nochmal deutlich – was ich kaum für möglich gehalten hatte.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist Kates Privatleben. Manche Einblicke in ihr Privatleben waren mir zu ausschweifend, obwohl ich sie nun im vierten Band schon gut kenne und Interesse an ihr als Ermittlerin habe. Im Laufe der Ermittlungen macht sie aber eine positive Entwicklung durch und gewinnt Zusehens an Energie und Selbstbewusstsein, was mir sehr gefallen hat.
Durch die Vielzahl an Charakteren blieben einige der Personen für mich eher oberflächlich, das war aber vollkommen okay und hat weder Handlung noch Spannung geschadet. Viele Verhaltensweisen wurden erst gegen Ende nachvollziehbar, aber das war für mich absolut glaubwürdig und authentisch umgesetzt. Die Aufklärung des Falles konnte mich ebenso vollkommen überzeugen und hat all meine Fragen beantwortet.
„Einsame Nacht“ war für mich also wieder ein voller Erfolg. Spannende Ermittlungen, ein unglaublicher Fall und eine überzeugende Umsetzung in Bezug auf Charaktere und Schreibstil. Insgesamt ein grandioser Kriminalroman, den ich sehr gerne weiterempfehle. Fangt am besten bei Band 1 an, um das volle Lesevergnügen zu bekommen, auch wenn der Fall in sich abgeschlossen werden ist und alleinstehend gelesen werden könnte.