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Veröffentlicht am 04.05.2020

Reise in die Bronzezeit

Die Kinder von Nebra
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Rana wächst als Tochter einer Priesterin auf. Sie wird früh darauf vorbereitet, einmal das Amt ihrer Mutter zu übernehmen. Eigentlich keine große Sache, wäre da nicht Orkon, der Fürst ihres Volkes. Orkon ...

Rana wächst als Tochter einer Priesterin auf. Sie wird früh darauf vorbereitet, einmal das Amt ihrer Mutter zu übernehmen. Eigentlich keine große Sache, wäre da nicht Orkon, der Fürst ihres Volkes. Orkon regiert sein Reich mit Angst und Schrecken. Während Rana die Göttin des Lichts anbetet die für Liebe und Frieden steht, hat sich Orkon dem Gott der Unterwelt geweiht. Er regiert in seinem Sinne mit Gewalt und Brutalität. Rana kann und will dem nicht länger zusehen. Sie widersetzt sich, und fordert die Menschen zum Widerstand auf. Gleichzeitig hat ihr Vater eine Scheibe aus Bronze erschaffen. Sie enthält eine geheime Botschaft der Götter, die nur die junge Priesterin entschlüsseln kann. Mit diesem Wissen und der Himmelsscheibe macht sich Rana mit einigen Gefährten auf, den Willen der Götter zu erfühlen. Ihr Weg ist gefährlich und keiner weiß, wer am Ende noch da sein wird. Wer wird den Weg zu den Göttern beschreiten und wer hat noch ein langes Leben vor sich?

Die Bronzezeit liegt etwa 4000 Jahre zurück. Dementsprechend schwierig ist es sicher, etwas verlässliches über diese Zeit zu erfahren. Erst in den 1990er-Jahren wurde auf diesem Gebiet etwas entdeckt, was fast unglaublich schien. Die Himmelsscheibe von Nebra war ein unglaublicher Fund und hat mich von Anfang an fasziniert. So war für mich klar, dass ich das neue Buch von Ulf Schiewe einfach lesen musste. „Die Kinder von Nebra“ erzählt davon, wie diese Scheibe entstanden sein könnte und was sie für die Menschen bedeutet haben könnte. Dem Autor ist es gelungen eine glaubwürdige Darstellung abzuliefern. So wie er die Ereignisse geschildert hat, könnte es durchaus gewesen sein, natürlich wird man nie genau wissen, wie die Scheibe wirklich entstanden ist oder für was sie genau steht, aber in diesem Roman wird eine Variante erzählt, die dem schon sehr nahekommt, finde ich jedenfalls.

Mit dem Erzählstil hatte ich zunächst allerdings ein paar kleine Probleme. Ich habe einige Seiten gebraucht, um mich ganz auf die Handlung und die Protagonisten einlassen zu können. Mir war der Sprachstil am Anfang zu spröde, aber irgendwann ist der Funke übergesprungen und ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Charaktere hat Ulf Schiewe detailliert beschrieben. Auch wenn sehr schnell klar war, wer auf welcher Seite steht. Rana, als die Priesterin des Lichts auf der Seite der Guten. Sie hatte durchweg positive Eigenschaften, auch wenn sie selbst immer wider an sich gezweifelt hat. Sie hat ihr Handeln immer wieder durchdacht und nach Wegen gesucht, um ihre Lage zu verbessern und anderen zu helfen. Diese Eigenschaften machen sie sympathisch. Eigentlich ist man schnell bei ihr, man kann mit ihr hoffen und bangen.

Auf der Seite der Unterwelt stand der Fürst Orkon mit seinem Sohn Arrak. Diese beiden wurden nur von ihrer negativen Seite gezeigt. Hier gab es von Anfang ein kein Zweifeln, auf welcher Seite sie stehen. Vielleicht hätte es hier gern ein wenig mehr Farbe geben dürfen. Auch wenn Arrak als fieser Charakter dargestellt wurde, niemand ist doch nur böse, oder? Ich hätte mir bei den Charakteren ein wenig mehr Eigenschaften gewünscht, die sie ein bisschen undurchsichtiger gemacht hätten. Aber dann wäre das Buch vermutlich 1000 Seiten lang geworden und hätte alles gesprengt.

Gut gefallen hat mir, dass vor jedem Kapitel die Götter beschrieben wurden. Dadurch bekommt man einen schönen Einblick, für was diese Götter stehen und gleichzeitig auch eine Ahnung davon, was einem beim Lesen in jeweiligen Kapitel erwartet. Ein Nachwort klärt zum Schluss Fiktion und Wahrheit, ein Personenregister hilft bei den schwierigen Namen und sogar eine Karte der Lebensräume der Menschen ist vorhanden.

Fazit:

„Die Kinder von Nebra“ ist ein gelungener historischer Roman, der aus dem Leben der Menschen in der Bronzezeit erzählt. Ihr Leben und Handeln wird spannend wiedergegeben und lässt eine längst vergangene Epoche lebendig werden. Ich habe die Geschichte von der Priesterin Rana und ihren Gefährten gern gelesen und kann sie nur empfehlen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2019

Eine berührende Familiengeschichte

Nächstes Jahr in Havanna
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Elisa ist in einer Welt aufgewachsen, in der es für sie nichts gab, was man nicht mit Geld kaufen konnte. Ihre Familie ist reich, ihr Vater besitzt eine Zuckerplantage auf Kuba. Dann beginnt das Jahr 1958 ...

Elisa ist in einer Welt aufgewachsen, in der es für sie nichts gab, was man nicht mit Geld kaufen konnte. Ihre Familie ist reich, ihr Vater besitzt eine Zuckerplantage auf Kuba. Dann beginnt das Jahr 1958 und für Elisa und ihre Familie ist nichts mehr so, wie es war. Von der Krise bekommen die junge Frau und ihre Schwestern zunächst nicht viel mit. Dafür lernt Elisa einen jungen Mann kennen, der ihr Leben auf den Kopf stellt. Gerade als sie beginnt sich zu verlieben, muss sie feststellen, dass ihr Freund in die Unruhen verstrickt ist, die immer mehr das Leben in Havanna bestimmen. Für Elisa beginnt eine Zeit des Wartens und Bangens.

2017 macht Marisol sich auf den Weg nach Havanna. Sie hat die Asche ihrer Großmutter dabei. Der letzte Wunsch der alten Dame war es, in ihrer Heimat bestattet zu werden. Für Marisol ist es eine Reise in die Vergangenheit. Sie kennt das Land nur aus den Erzählungen der Großmutter und freut sich darauf, ihre Wurzeln zu finden.

Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, die Havanna verlassen musste und nach Amerika ins Exil ging. Auf zwei Handlungsebenen berichtet die Autorin Chanel Cleeton von den Ereignissen vor allem des Jahres 1958. Die Autorin war mir bis jetzt unbekannt und auch über die Ereignisse auf Kuba habe ich noch nie ein Buch gelesen. Es hat mich schon betroffen gemacht, wie damals und bis heute mit den Menschen verfahren wurde. Die Geschichte von Elisa geht ans Herz. Die Autorin schildert anschaulich, wie sich das Leben gerade in der Oberschicht abgespielt hat. Sie gibt Einblicke in das politische Geschehen, ohne zur sehr ins Detail zu gehen.

Die junge Elisa, die im Jahre 1958 erst 16 Jahre alt ist, und ihre Schwestern leben ein behütetes Leben. Dementsprechend naiv wirkt Elisa auch. Davon wie die heile Welt dieser Menschen dann zusammenbrach, erzählt Chanel Cleeton glaubhaft.

Zwischendurch wechselt die Autorin in das Jahr 2017 und mit Marisol tritt die Enkelin auf die Bühne. Sie ist in Amerika aufgewachsen und kennt das Land nur von den Erzählungen der Großmutter. Jetzt macht sie sich auf die Reise nach Havanna, ohne zu ahnen, was sie erwarten wird. Marisol ist mindestens genauso naiv, wie Elisa. Unbedarft und neugierig lässt sie sich auf die Stadt und die Menschen ein. Allerdings ist dies nicht ein Urlaub, wie jeder andere. Schnell merkt die junge Frau, hier ist das Leben nicht so einfach wie in der Wahlheimat ihrer Eltern.

Mir haben die Wechsel gut gefallen, vor allem weil sie ein wenig Geschwindigkeit aus der Geschichte genommen haben. Den die Handlung liest sich nicht so eben einmal weg. Es war bedrückend, zu lesen, wie auf Kuba mit den Menschen umgegangen wurde. Damals genauso wie heute. In einem kleinen Nachwort erzählt Frau Cleeton davon, dass ihre Familie dieses Schicksal mit Elisa teilt. Und man spürt eben auch beim Lesen, wie viel Herzblut der Autorin in den Worten steckt.

„Nächstes Jahr in Havanna“ ist ein berührender Roman über die Liebe und die Freiheit. Es wird das Schicksal einer Familie erzählt, die ihre Heimat verlassen musste. Er war berührend, aufwühlend und wunderbar zu lesen. Ich freue mich darauf, bald zu erfahren, wie es mit den Schwestern weitergeht, denn ein zweiter Teil ist in englischer Sprache bereits erschienen und wird auch bald hier zu lesen sein.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Spannend, ungewöhnlich und nichts für schwache Nerven

1793
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Jean Michael Cardell hat sein Leben für Schweden aufs Spiel gesetzt und dabei einen Arm eingebüßt. Jetzt arbeitet er für die Stadt Stockholm, mal mehr, mal weniger. Bei einem seiner Rundgänge wird er auf ...

Jean Michael Cardell hat sein Leben für Schweden aufs Spiel gesetzt und dabei einen Arm eingebüßt. Jetzt arbeitet er für die Stadt Stockholm, mal mehr, mal weniger. Bei einem seiner Rundgänge wird er auf einen ungewöhnlichen Gegenstand in der Stadtkloake aufmerksam gemacht. Es stellt sich heraus, es ist ein Leichnam.
Cecil Winge ist Jurist und wird immer dann als Ermittler hinzugezogen, wenn es schwierig wird. So wie jetzt, den die Leiche ist fast nicht mehr als Mensch zu erkennen. Das eigenwillige Duo macht sich auf die Suche nach dem Täter und folgt einer grauenhaften Fährte.

Dieser historische Roman ist bestimmt nichts für schwache Nerven. Der Autor schildert detailgetreu, was vorgefallen ist. Er beschreibt nicht nur den Leichnam richtig, sondern vor allem das ganze Elend dieser Zeit. Er lässt dabei nichts aus. Der Autor schildert die Zustände der verdreckten Gassen, die Gebräuche in den Hurenhäusern und Schenken. Es bedarf in diesem Fall schon mehr als nur ein paar Seiten, um richtig in die Geschichte hineinzufinden. Manches Mal möchte man das auch lieber nicht, aber ich war auch nicht in der Lage, das Buch wegzulegen, zu sehr wollte ich dann doch wissen, was hier geschehen war. Die eigenwilligen Ermittler tragen natürlich dazu bei, dass man einfach weiter lesen muss.

Sicher ist die eigentliche Krimihandlung nicht immer im Vordergrund, aber darum geht es hier auch nicht unbedingt. In diesem Roman werden die Zustände der Zeit angeprangert. Es wird erzählt, wie solche Gräueltaten entstehen konnten. Viele Seiten lassen sich nicht einfach mal schnell so weg lesen, dafür passiert zu viel Schreckliches. Dann mitten im Buch wechselt der Autor auch noch die Perspektiven und die Geschichte wird von einer anderen Seite aus beleuchtet. Dadurch bekommt man noch mehr Einblicke.
Ich fand es trotz der vielen Gewalt, spannend zu lesen. Ich habe verfolgt, wie Cecil und Michael dem Täter auf die Spur kamen. Nebenbei auch einiges aus dem Leben der Protagonisten erfahren, ohne dass Niklas Natt och Dag das Ziel aus den Augen verloren hätte.

Zudem hat der Autor historische Details eingebaut, die auf den ersten Blick nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheinen. Erst im letzten Abschnitt fügen sich dann alle Handlungsstränge zusammen und ergeben ein einheitliches Gesamtbild. Einmal mehr war ich froh, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben. So wie hier das Jahr 1793 geschildert wird, will wohl niemand mehr leben. Es scheint fast so, als ob man sein Leben nur im Vollrausch ertragen konnte.

Schwierig finde ich die Frage, ob mir dieser Krimi gefallen hat. Die Spannung und die düstere Atmosphäre dieser Zeit hat Natt och Dag gelungen eingefangen. An manchen Stellen war es mir aber schon ein wenig zu brutal. Manche Beschreibungen hätte ich in seiner Deutlichkeit so nicht gebraucht. Aber im Ganzen gesehen war „1793“ sehr spannend und hebt sich von den handelsüblichen historischen Krimis deutlich ab. In einem Nachwort werden dann noch Fiktion und Wahrheit erläutert und man erfährt, dass eben nicht alles der Fantasie des Autors entsprungen ist. Auf diese Weise habe ich dann auch noch ein paar recht spannende Details erfahren.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Die Fotografin Band 2

Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung
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Laichingen im Jahre 1912. Mimi Reventlow kümmert sich mit Hingabe um ihren Onkel Josef. Er ist krank und braucht ihre Fürsorge. Gleichzeitig vertritt sie ihn in seinem Fotoatelier. Mimi ist gelernte Fotografin ...

Laichingen im Jahre 1912. Mimi Reventlow kümmert sich mit Hingabe um ihren Onkel Josef. Er ist krank und braucht ihre Fürsorge. Gleichzeitig vertritt sie ihn in seinem Fotoatelier. Mimi ist gelernte Fotografin und hat bisher ihren Lebensunterhalt als Wanderfotografin bestritten. Jetzt an einem festen Ort zu leben, ist für sie eine neue Erfahrung. Schnell muss sie lernen, dass das Dorfleben nicht so einfach ist. Die Menschen leben von der Weberei, aber nur wenigen ist es vergönnt, damit richtig Geld zu verdienen. Die einfachen Leute sind von dem Wohlwollen der Webereibesitzer abhängig. Mimi versucht mit ihrer offenen Art und ihrer Lebensfreude, den Menschen zu helfen. Ihre Fotos sind immer etwas Besonderes. Mimi fühlt sich mehr und mehr im Dorf angekommen und aufgenommen. Dies mag zum Teil, an ihrer geheimen Beziehung, zu einem Weber aus dem Dorf liegen. Für Mimi wird das Leben schwerer, soll sie den Leuten im Ort helfen, auf ihre Liebe vertrauen oder doch weiterziehen?

„Die Zeit der Entscheidung“ ist der zweite Band einer Buchreihe über die Fotografin Mimi Reventlow. Er schließt direkt an den Vorgängern an und es empfiehlt sich, diesen auch gelesen zu haben. Die Geschichte von Mimi spielt am Anfang des 20. Jahrhunderts und erzählt davon, wie schwer es gerade für Frauen war, in einem sogenannten Männerberuf zu arbeiten und zu leben. Mimi hat gegen einige Vorurteile anzukämpfen, aber sie wird als starke Frau beschrieben. Sie schafft es, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen. Dabei verliert sie weder das Wohl anderer Menschen aus den Augen noch ihre eigenen Ziele. Immer nimmt sich die junge Frau die Zeit, sich die Sorgen und Nöte ihrer Nachbarn anzuhören und wenn sie kann, hilft sie ihnen. Durch die Augen von Mimi erlebt der Leser die Welt der Weber und ihrer Familien auf der Schwäbischen Alb. Für alle ist es kein leichtes Leben. Auch Mimi muss erfahren, dass sie gegen Jahrhunderte gewachsener Traditionen nicht so einfach gegen ankommen kann. Aber sie bewirkt trotzdem viel Gutes und bringt ein wenig Hoffnung nach Laichingen.

Petra Durst-Benning erzählt in einem leichten, lockern Erzählstil die Geschichte der Fotografin. Sie hat mich gleich von den ersten Seiten an, erneut zu Mimi mit auf die Schwäbische Alb genommen. Es macht Spaß, Mimi beim Fotografieren zuzuschauen, dabei zu sein, wie sie ihr Leben meistert. Ihre Höhen und Tiefen mitzuerleben. Auch den Menschen, die ihren Weg kreuzten, hat die Autorin Leben eingehaucht. Es ist ein stimmiges Bild von Laichingen und seinen Bewohnern erstanden.

Gleichzeitig erfährt man auch so einiges an Hintergrundwissen über die Fotografie dieser Zeit. Genauso wie über das Leben und die Traditionen Anfang des 20. Jahrhunderts. In einem kleinen Nachwort klärt die Autorin kurz Fiktion und Wahrheit. Ich finde es gut, am Schluss zu lesen, was der Wahrheit entspricht und was Fiktion ist. Ich hatte wundervolle Lesestunden und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Gut Greifenau, eine Reise in die Vergangenheit

Gut Greifenau - Nachtfeuer
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Der Erste Weltkrieg ist nicht mehr aufzuhalten. Auch Konstantin muss sich dem stellen und wird eingezogen. An der Front lernt er die Schrecken dieses Krieges am eigenen Leib kennen. Daheim, versucht sein ...

Der Erste Weltkrieg ist nicht mehr aufzuhalten. Auch Konstantin muss sich dem stellen und wird eingezogen. An der Front lernt er die Schrecken dieses Krieges am eigenen Leib kennen. Daheim, versucht sein Vater das Gut zu führen und scheitert an diesen Aufgaben. Schon bald ist Gut Greifenau hoch verschuldet. Es scheint nur den einen Ausweg zu geben, nämlich Katharina mit dem
Neffen des Kaisers zu verheiraten. Nichts verabscheut diese mehr als Ludwig von Preußen. Immer noch hofft das junge Mädchen auf eine Verbindung mit Julius, doch diese Beziehung steht unter keinem guten Stern. Fast sieht es so aus, als wolle Julius sie nur heiraten, um in den Adel aufzusteigen. Nicht nur Katharina fragt sich, kann ihre Liebe bestehen? Aber auch für Konstantin ist nichts mehr so wie vor dem Krieg. Wie wird sein Leben verlaufen und werden die Menschen auf Gut Greifenau diesen furchtbaren Krieg zusammen überstehen?

„Nachtfeuer“ schließt direkt an den Vorgänger „Abendglanz“ an und es empfiehlt sich, diesen auch gelesen zu haben. Kleine Rückblenden sorgen zwar dafür, dass man die Zusammenhänge nachvollziehen kann, aber es macht eindeutig mehr Spaß, wenn man alle Ereignisse vor 1914 gelesen hat.

Hat mir Band 1 schon gut gefallen und mich mitgenommen nach Pommern, so legt die Autorin hier noch etwas nach. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder auf dem Gut und im Dorf Greifenau angekommen. Ich mochte das Buch kaum zur Seite legen. Hanna Caspian schildert die Ereignisse dieser Zeit authentisch. Sie macht auch nicht vor den Schrecken des Krieges halt. So müssen ihre Protagonisten schon einiges aushalten. Der Kampf ums Überleben und Leben betrifft alle.

Die Autorin versteht es gekonnt, zwischen dem privilegiertem Adel und der Unterschicht hin und her zu wechseln. Alle haben ihre Bürde mit dem Krieg zu meistern. Jeder muss sein eigenes Schicksal tragen, nur das Leben auf dem Gut verbindet sie. Caspian lässt Gefühle lebendig werden und fast ist es, als lese man von alten Bekannten oder Verwandten aus der Vergangenheit. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin die Handlungsstränge verbunden hat. Mal liest man von den Bediensteten, von ihren Ängsten und Sorgen und dann wieder von der Grafenfamilie, die mindestens genauso harte Schicksalsschläge trifft.

In einem Nachwort klärt die Autorin Wahrheit und Fiktion, ein Personenregister und Karten sind ebenfalls wieder vorhanden. Ich mag diese kleinen Details in historischen Romanen.

„Gut Greifenau Nachtfeuer“ erzählt aus dem Leben der Menschen um das fiktive Greifenau, aber so lebendig und echt, dass man beim Lesen vergisst, dass diese wunderbaren Charaktere gar nicht existieren. Auch wenn Katharina und ihr Bruder Konstantin und all die anderen der Fantasy der Autorin entsprungen sind, der historische Hintergrund ist bekannt. So wie er hier erzählt wird, hätte es gut sein können. Genau aus dem Grund habe ich mich in diese Reihe verliebt. Sie wirkt authentisch und echt. Es macht Spaß, die Geschichte dieses Gutes und ihrer Menschen zu lesen. Ich bin gespannt, wie ihr Leben sich weiterentwickeln wird.