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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

empfehlenswert

Die Falle
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Die Ausgangssituation ist die, dass der Leser die Autorin Linda Conrads kennenlernt. Sie lebt seit elf Jahren vollkommen von der Außenwelt zurückgezogen in ihrem Haus. Der Grund hierfür ist ein brutaler ...

Die Ausgangssituation ist die, dass der Leser die Autorin Linda Conrads kennenlernt. Sie lebt seit elf Jahren vollkommen von der Außenwelt zurückgezogen in ihrem Haus. Der Grund hierfür ist ein brutaler Mord an ihrer jüngeren Schwester Anna. Linda kam damals unmittelbar nach der Tat in Annas Wohnung und hat sekundenlang den Mörder gesehen, bevor dieser flüchtete. Linda schreibt auch in ihrer Isolation weiterhin mit Erfolg Romane, hat aber nur wenige Kontakte wie z.B. zum Verlag oder zu ein paar Angestellten, die ihr Haus und Garten betreuen und Besorgungen erledigen.

Nun beginnt das alles verändernde Ereignis. Linda sieht im Fernsehen eine Reportage und erschrickt zu Tode: sie sieht das Gesicht von Annas Mörder. Er ist Journalist. Vertrauen zur Polizei hat sich keine mehr, so dass sie beschließt, den Mörder selbst zu überführen. Ihr Plan ist, diesen Journalisten zu einem Interview in ihr Haus einzuladen und ihn mit seiner Tat zu konfrontieren. Als Lockmittel für den Journalisten beschließt Linda, den Mord an ihrer Schwester als Thriller zu veröffentlichen. Durch diesen Genrewechsel wird sie die Aufmerksamkeit von Verlag und Presse bekommen und sie selbst bietet ein Exclusivinterview an, aber eben nur mit diesem ausgewählten Journalisten. Sie versucht, das geplante Treffen akribisch vorzubereiten und kümmert sich um sehr viele Dinge wie Verhörmethoden, psychologisches Wissen und auch technische Maßnahmen um ein Geständnis dokumentieren zu können. Nach monatelanger Vorbereitung und Vorveröffentlichung ihres Thrillers kommt es tatsächlich zum Besuch dieses Journalisten in Lindas Haus.

Die Autorin Melanie Raabe nutzt ganz geschickt das Stilmittel der Unterbrechung: Parallel zu den Geschehnissen um Linda bekommt der Leser die Kapitel aus dem adaptierten Buch über den Mord zu lesen, jeweils aus Sicht von Sophie und Jonas. Diese beiden stehen für Linda selbst und den ermittelnden Kommissar, der auch für Linda eine wichtige Bedeutung in dem Fall angenommen hatte. Diese Unterbrechungen im eigentliche Ablauf waren oft beim Lesen nur schwer zu ertragen. Permanent gab es neue Wendungen und Spannungen, aber der Leser wurde wieder mit den fiktiven Buchkapiteln konfrontiert. Ich fand den Spannungsbogen das ganze Buch durch auf hohem Niveau und hatte immer das Gefühl, weiterlesen zu müssen. Auch die Auflösung war gelungen und unvorhersehbar. Daher mein Fazit: ein spannendes und empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

beeindruckend

Was ich euch nicht erzählte
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Lydia ist tot. Dieser erste Satz gibt sofort diese Tatsache preis, die die Familie zu dem Zeitpunkt von Lydias Verschwinden noch gar nicht kennt. Und ab da beschreibt uns die Autorin die besonderen Familienverhältnisse ...

Lydia ist tot. Dieser erste Satz gibt sofort diese Tatsache preis, die die Familie zu dem Zeitpunkt von Lydias Verschwinden noch gar nicht kennt. Und ab da beschreibt uns die Autorin die besonderen Familienverhältnisse der Familie Lee. James als Sohn chinesischer Einwanderer schafft es in den 60ern zu einer Professorenstelle an der Uni. Marilyn ist Studentin und verliebt sich in ihn. Die Initiative für die Beziehung geht von ihr aus.

Marilyns Mutter lernt James erst zur geplanten Hochzeit kennen und ist entsetzt, dass er Chinese ist. Sie will ihre Tochter unbedingt davon abhalten, ihn zu heiraten. Sie hatte sich für Marilyn immer einen (amerikanischen) Harvard Absolventen gewünscht. Da sie die Hochzeit nicht verhindern konnte, bricht sie danach jeden Kontakt zu ihrer Tochter ab. Marilyn und James haben inzwischen 3 Kinder: Nath der Älteste, dann die jetzt 15jährige Lydia und die kleine Hannah. Wegen der Heirat und der Kinder enden für Marilyn die Bemühungen, Ärztin zu werden. Aus heutiger Sicht ist es nicht sehr leicht vorstellbar, dass es damals so ungewöhnlich für Frauen war, zu studieren und beispielsweise Ärztin zu werden. Ebensowenig wie die gesellschaftliche Ächtung, wenn eine Amerikanerin einen Asiaten heiratet.

Ab Lydias Verschwinden handelt das ganze Buch vom Zusammenwirken der einzelnen Familienmitglieder. Aus Sicht von jedem einzelnen werden Erinnerungen aus der Vergangenheit, meist im Bezug auf Lydia, und der heutigen Gefühlslage nach Lydias Tod, geschildert. Ich war mit jedem gelesenen Kapitel zunehmend entsetzter, wie die Eltern ihre Kinder überfordern bzw. vernachlässigen. Alles unter dem Deckmantel, nur das Beste zu wollen, wird Lydia überhöht und überfordert, Nath und Hannah werden komplett vernachlässigt. Die Autorin versucht zwar durch die ausführliche Schilderung der Entstehung der Beziehung der Eltern zu erklären, warum James und Marilyn so handeln. Es bleibt aber für mich vollkommen unverständlich, wie die beiden mit ihren drei Kindern umgehen. Sie nehmen ihnen jede Chance, wie normale Teenager ihrer Zeit aufzuwachsen. Keine der drei bekommt ein normales Maß an Elternliebe.

Ganz besonders leid tat mir Lydia, erst recht nachdem die Umstände ihres Todes geschildert wurden. Ich hätte es ihr sehr gegönnt, dass es ihr gelungen wäre sich aus diesen Zwängen zu befreien und ihren eigenen Weg zu finden. Aber dann wäre es eben eine ganz andere Geschichte geworden.
Ich finde diese Familenbeschreibung brillant erzählt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

starke Geschichte

Beim Leben meiner Schwester
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Ich habe das Buch gestern ausgelesen und bin begeistert. Trotz des schwierigen Themas liest es sich gut. Die Geschichte der Familie wird abwechselnd von den Familienmitgliedern sowie dem Anwalt und der ...

Ich habe das Buch gestern ausgelesen und bin begeistert. Trotz des schwierigen Themas liest es sich gut. Die Geschichte der Familie wird abwechselnd von den Familienmitgliedern sowie dem Anwalt und der Verfahrenpflegerin erzählt. So sieht man die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven und immer ist klar, dass jeder in dieser Familie seine Last zu tragen hat. Gut gefallen hat mir auch der Schreibstil und der Humor in den Dialogen. Zum eigentlichen Inhalt will ich nichts sagen, da wäre schnell zu viel verraten. Für mich eine starke Geschichte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wirklich gut

Die Schatten und der Regen
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Ich habe das Buch gerade ausgelesen und muss sagen, mir hats sehr gut gefallen. Anfänglich bin ich nicht gleich in die Geschichte reingekommen. Der Ich-Erzähler schildert viele kleine Episoden aus seiner ...

Ich habe das Buch gerade ausgelesen und muss sagen, mir hats sehr gut gefallen. Anfänglich bin ich nicht gleich in die Geschichte reingekommen. Der Ich-Erzähler schildert viele kleine Episoden aus seiner Kindheit immer gemischt mit den Geschehnisse jetzt, 30 Jahre später.
Nachdem man aber eine Weile in das Buch reingelesen hat, bemerkt man, wie die vielen Episoden von damals und heute zusammengehören und langsam wird die Geschichte von Viktor Vinblad und seinem Freund David erzählt. Parallel dazu entwickeln sich die Geschehnisse hin zum damaligen Mord. Zwei Fragen ziehen sich durch das ganze Buch: Lebt Viktor noch oder ist er tot? War Viktor der Mörder oder ist er in den Mord verwickelt?

Ich würde dieses Buch gar nicht als Krimi bezeichnet. Es ist ein schöner Roman mit gut erzählten Lebensgeschichten und darin eben ein Mord. Es geht nicht um Kommissare, Ermittlungen und ähnliches. Trotzdem ist dieser ungeklärte Mord das zentrale Thema der Geschichte. Alle Beteiligten sind damit noch heute, 30 Jahre später, beschäftigt. Besonders gelungen fand ich die vielen Charaktere, die Nesser gezeichnet hat. Alle seine Personen sind weder Helden noch Gewinner. Mal liebenswerte Sonderlinge, mal Schüler, die sich ins Leben reinkämpfen, mal sprachlose Ehepaare. Am liebsten würde ich direkt nochmal eine solche Geschichte lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ganz nach meinem Geschmack

Ohne ein Wort
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Ich fand das Buch klasse. Gleich von Anfang an bin ich gut in die Geschichte reingekommen und war vom Verlauf gefesselt. Der Schreibstil ist nach meinem Geschmack und so habe ich das Buch ziemlich schnell ...

Ich fand das Buch klasse. Gleich von Anfang an bin ich gut in die Geschichte reingekommen und war vom Verlauf gefesselt. Der Schreibstil ist nach meinem Geschmack und so habe ich das Buch ziemlich schnell und immer neugierig, wie es weitergeht, gelesen.
Ich finde, dass man den Verlauf der Geschichte nicht ahnen konnte. Man tappt ziemlich lange im Dunkeln, die Verdachtsmomente werden breit gestreut. Am besten liest man so ca. 150 Seiten am Ende durch, denn das Finale hat es wirklich in sich.