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Veröffentlicht am 01.05.2024

Ermittler mit Traum

Seele voll Zorn
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Mikael Kohonen, Ermittler bei der Polizei Helsinki, ist nach einem Unfall im Dienst, bei dem sein Kollege schwer verletzt wurde, eigentlich gerade noch voll mit sich selbst beschäftigt, da bekommt seine ...

Mikael Kohonen, Ermittler bei der Polizei Helsinki, ist nach einem Unfall im Dienst, bei dem sein Kollege schwer verletzt wurde, eigentlich gerade noch voll mit sich selbst beschäftigt, da bekommt seine Dienststelle es mit dem brutalen Mord an einem Ehepaar zu tun. Die Ermittlungen laufen erstmal ins Leere, bis ein weiteres Pärchen vermisst wird.

Helene Falk schickt ihren finnischen Kommissar hier das erste Mal auf Verbrecherjagd und trotz seiner eigenen Baustellen schlägt er sich gut. Ich bin ja bekanntermaßen ein Fan von Ermittlerfiguren mit Ecken, Kanten, Problemchen. Man könnte meinen ich mag die kaputten Typen, die, die grad mit ihren eigenen Dämonen kämpfen und selbst kurz vorm Abgrund stehen. Eine solche kaputte Figur ist Mikael Kohonen definitiv. Nach dem schweren Unfall ist er zwar im Dienst zurück, kämpft aber immer wieder mit Flashbacks und Angstzuständen, gerade wenn es ums Autofahren geht. Nachts wacht er schweißgebadet aus Alpträumen auf, er vergräbt sich in Arbeit, seine Ehe steht auf der Kippe und die verordneten Gespräche mit der Psychologin meidet er wo es nur geht. Ein ganz wichtiger Punkt, der der Figur sehr zu schaffen macht ist das fehlende Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wie Kohonen selbst sagt, weiß er nicht mehr, ob er seinem, früher untrüglichen Bauchgefühl noch trauen kann. Man spürt beim Lesen sehr, welche Selbstzweifel und Selbstvorwürfe den Ermittler umtreiben. Manchmal war es kurz davor nervig zu werden, aber irgendwie hat die Autorin ein gutes Händchen dafür, die Sympathien des Lesers für die Hauptfigur nicht zu verspielen.

Die Kapitel des Buches sind nach den jeweiligen Tagen unterteilt, an denen die Ereignisse stattfinden, unterbrochen von Rückblicken. Schon im Prolog erahnt der Leser, das es heftig werden wird, allerdings kann man erstmal keine Verbindung zu den Taten in der Gegenwart feststellen. Die Autorin legt im Verlauf gleich mehrer Handlungsstränge an, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben. Es ist manchmal etwas schwierig gleich einzuordnen, um wen es gerade geht, weil sich die Ereignisse eben am selben Tag abspielen und man sich erstmal anhand der Namen, oder der Örtlichkeiten orientieren muss. Im Verlauf der Geschichte wird dies leichter, weil man die einzelnen Figuren dann kennt. Erst recht spät werden die Handlungsstränge zusammengeführt und es kommt eine Geschichte zutage, die ich so nicht unbedingt vorhergesehen habe. Durchaus nachvollziehbar zusammengeführt, aber dennoch kleinen Schwächen.

Die dargestellten Gewalttaten sind nichts für schwache Nerven, es geht um Vergewaltigung, Folter und Mord, dessen ist man sich als Leser dieses Genres allerdings bewusst. Auf jeden Fall ein gelungener Start der Reihe, bin gespannt wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Das Ende eines Märchens

Schneeweißchen stirbt
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Nora Rothmann versucht nach ihren traumatischen Erlebnissen aus dem letzten Buch wieder in ihren Arbeitsalltag zurückzufinden, doch immer noch sind die Ermittlungen zu den berüchtigten Grimm Akten nicht ...

Nora Rothmann versucht nach ihren traumatischen Erlebnissen aus dem letzten Buch wieder in ihren Arbeitsalltag zurückzufinden, doch immer noch sind die Ermittlungen zu den berüchtigten Grimm Akten nicht abgeschlossen, die Verstrickungen und der Mord an ihrer Familie nicht aufgeklärt. Zudem tritt Fiona, Noras Freundin aus Kindertagen wieder in Noras Leben und das ist ziemlich beängstigend.

Mit Schneeweißchen stirbt liefert Elias Haller den Abschluss zu seiner Grimm Trilogie rund um Kommissarin Nora Rothmann. Auch in diesem Band spielen die düsterern Versionen der Märchen der Gebrüder Grimm eine wichtige Rolle. Die Mitglieder der elitären Gemeinschaft rund um Grimm stellen diese Märchen auf brutalste Weise nach und filmen sie, und das schon seit Generationen, wie die Ermittlungen ergeben. Nun geht es darum das Erbe, die Grimm Akten, zu schützen.

Schon in den ersten beiden Teilen wird immer wieder auf Noras Familie, deren Anteil an Grimm und deren Ermordung eingegangen. Hier wird es aber nun so richtig persönlich, Nora muss sich ihrer Vergangenheit stellen und so auch ihrer Freundin Fiona, die sich immer mehr zur Gefahr für Noras Umfeld entwickelt.

Da das Buch das letzte der Reihe ist, ist natürlich klar, dass es auf alle offenen Fragen eine Antwort geben muss. Den Weg dorthin gestaltet der Autor wieder sehr spannend. Ich hatte recht schnell ein bestimmtes Gefühl, in welche Richtung sich das Buch entwickeln würde, bin aber immer wieder davon abgekommen, weil der Autor mir sehr glaubhaft dargestellt hat, das es so eben doch nicht sein kann. Hier hat Elias Haller wieder ganze Arbeit geleistet. Die Auflösung kam dann letztlich nicht ganz unerwartet, war logisch erklärt. Ich kann mir aber vorstellen, das einige Leser vielleicht damit hadern.

Das Buch ist wieder typisch für den Autor und seinen Stil, die Beschreibungen sind nichts für schwache Nerven, gerade, da auch immer wieder Gewalt gegen Kinder beschrieben wird. Das Buch sollte auf keinen Fall außerhalb der Reihe gelesen werden, die Vorkenntnisse aus den anderen Büchern sind zwingend nötig um die geschichte zu verstehen.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Alte weiße Männer

Der letzte Genderman
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Peter kann nicht aus seiner Haut, als alter weißer Mann steckt er fest in den seit Jahrhunderten anerzogenen Geschlechterstereotypen. Seine toxische Männlichkeit macht ihn zum Pflegefall und seine weiblichgelesene ...

Peter kann nicht aus seiner Haut, als alter weißer Mann steckt er fest in den seit Jahrhunderten anerzogenen Geschlechterstereotypen. Seine toxische Männlichkeit macht ihn zum Pflegefall und seine weiblichgelesene Partnerin Maria kümmert sich um ihn. Unterstützung bekommt sie dabei von Ingo/Penelope, ihrer Freundin und verschiedenen Therapeuten, doch bald wird klar, Peter ist wohl ein hoffnungsloser Fall.

Kaum ein Thema hat in der jüngsten Vergangenheit die Gemüter so erhitzt, wie die Genderdebatte. Während es für die Einen der logische Schritt in die richtige Richtung ist, verweigern sich Andere komplett. Auch an Autoren geht die Thematik nicht vorbei und so habe ich bereits Bücher gelesen, in denen zu Beginn ersteinmal darauf hingewiesen wurde, dass das Geschriebene genderkonform ist. In einer SciFi Geschichte wurde so zum Beispiel eine Begfrüßungsformel angewendet, in der man bei der Vorstellung seinem Gegenüber nicht nur den Namen sagt, sondern eben auch direkt die Pronomen mitteilt, mit denen man sich identifiziert. Guten Tag, mein Name ist Doreen, meine Pronomen sind sie/ihr. Vielleicht ist das die Zukunft, vielleicht aber auch etwas völlig anderes.

Autor Mark Jischinski nähert sich dieser Thematik nun auf satirische Weise und damit man ihn hier keinesfalls falsch versteht, ist auf dem Buchrücken direkt eine entsprechende Triggerwarnung zu lesen. Wer also mit Satire nicht so umgehen kann, sollte das Buch besser wieder ins Regal stellen, alle Anderen, Herzlich Willkommen in einer nicht näher bezeichneten Zukunft. Amüsant treibt der Autor es hier auf die Spitze und manchmal sogar ein Stück darüber hinaus, wenn er beschreibt welche irrwitzigen Auswüchse Gleichstellung und Geschlechterneutralität bekommen können. Einer Frau die Tür aufhalten wird so zum Ausdruck männlicher Dominanz und Unterdrückung, Vegetarismus allein aus Gesundheitsgründen gilt als zutiefst egoistisch, schließlich geht es darum die Welt zu retten und nicht nur sich selbst.

Das Lesen war ein sprachliches Vergnügen und man folgt Hauptfigur Peter gern bei seinem Weg von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Herrlich, wie er sich immer wieder Schlupflöcher überlegt, oder wie er in Erinnerungen an Zeiten schwelgt, in denen seine Frau noch Gefallen an seiner eindeutigen Männlichkeit gefunden hat (hier wollte ich eigentlich eine weitere Warnung einfügen, aber ich fürchte meine Rezi wäre mit meinem beabsichtigten Wortlaut nicht veröffentlicht worden, sagen wir es mit den Worten des Autors bei einer Lesung - seine Eltern sind anwesend, also muss diese Passage jetzt ausfallen).

Natürlich haben die im Buch beschrieben Thematiken einen ernstzunehmenden Hintergrund, das steht außer Frage. Der ein, oder andere Leser könnte jetzt fragen - Darf der das? Und ja, er darf das, oder sollte es, in einer demokratischen Gesellschaft, die die Meinungsfreiheit hochhält, dürfen. Das Buch ist eine Satire und bedient sich hier eindeutig dem Stilmittel der Übertreibung. Es ist als gesellschaftsrelevante Kritik zu verstehen, aber eben in erster Linie einfach nur als ein humorvolles Leseerlebnis. Manchmal ist ein Buch eben einfach nur ein Buch und dieses noch dazu ein ziemlich unterhaltsames.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Düster

Vom Krähenjungen
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Ein kleines Dorf in Bayern, ein paar Häuser, ein einsamer Wald und ein See, um dessen Entstehung sich eine düstere Geschichte rankt. Kein Wind kräuselt das Wasser, keine Tiere leben im, oder auf dem See, ...

Ein kleines Dorf in Bayern, ein paar Häuser, ein einsamer Wald und ein See, um dessen Entstehung sich eine düstere Geschichte rankt. Kein Wind kräuselt das Wasser, keine Tiere leben im, oder auf dem See, die Öberfläche friert selbst in den eisigsten Wintern nicht zu und nie, unter keinen Umständen würde jemand aus dem Ort hier schwimmen. Bis auf den Krähenjungen, der immer wieder im Dorf auftaucht und Unglück bringt.

Sonja Kettenring erzählt hier eine Art modernes Märchen. Ihr Erzählstil ist dabei eher ungewöhnlich, fast etwas gewöhnungsbedürftig. In teils recht kurzen Kapiteln, in denen immer eine andere Person zu Wort kommt, wird die Geschichte um Sam, den Krähenjungen erzählt. Wie sein Großvater einst mit dem Cabrio ins Dorf kam und die anna direkt vom Tresen der Bäckerrei wegholte und wie nun sein Enkel immer wieder das Dorf besucht, ängstlich beäugt von den Dorfbewohnern. Der Leser lernt so die junge Mutter Karolina kennen, die heute in der Bäckerei im Dorf arbeitet, oder Lissi, die Schwester von Jan, der Sam in der Schule angehimmelt hat und natürlich später auch Gärtner, den Münchner Polizisten.

Durch die Augen der verschieden Figuren lernt man den Krähenjungen kennen und auch er selbst bekommt seinen Auftritt und nimmt den Leser mit in seine düstere Kindheit unter der Hand des Großvaters. Die Atmosphäre die hier beschrieben wird ist dicht und bedrückend, ohne, dass die Autorin ins Detail geht. Vieles wird angedeutet, aber letztlich bleibt es dem Leser überlassen das Bild zusammenzufügen. So im Nebel wie die Kindheit des Jungen, der eigentlich gar kein Junge mehr ist, bleiben auch die Gründe für die Ängste, die im Dorf umgehen. Ängste, die genährt werden durch Aberglaube und Vorurteile und denen einzig ein kleines Mädchen vollkommen unbedarft gegenübertritt.

Als Leser kann man sich der Anziehungskraft des Krähenjungen nicht entziehen, ohne das eigentlich wirklich klar wird, worin diese Anziehungskraft besteht. Die Geschichte beginnt zwar wie ein klassisches Märchen mit "Es war einmal" entwickelt sich dann aber in verschiedene Richtungen und lässt sich nicht richtig fassen. Man findet leichte Grusel/Horrorelemente neben Mystischem und einem klassischen Kriminalfall. Auf ein "und sie lebten glücklich bis an ihr Ende" wartet man allerdings vergeblich. Das Buch lässt sich in keine Schublade einordnen und irgendwie bin ich mir auch gar nicht sicher, ob ich die Story tatsächlich so verstanden habe, wie sie von der Autorin gemeint ist, aber das ist am Ende gar nicht so wichtig, denn ich fand sie gut.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Gesund und lecker

Ab jetzt zuckerfrei
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Ich bin verrück nach Süßem, Schokolade, Kuchen, Eis, natürlich habe ich im Laufe der Jahre bemerkt, dass mir das nicht unbedingt gut tut und leider bin ich bei immer mehr Lebensmitteln einfach enttäuscht. ...

Ich bin verrück nach Süßem, Schokolade, Kuchen, Eis, natürlich habe ich im Laufe der Jahre bemerkt, dass mir das nicht unbedingt gut tut und leider bin ich bei immer mehr Lebensmitteln einfach enttäuscht. Hierbei geht es natürlich um den Gesundheitsaspekt, aber eben auch um den Geschmack, der bei den meisten konventionellen Lebensmitteln gar nicht mehr vorhanden ist unter dem ganzen Zucker.

Auf der Suche nach Alternativen bietet das Buch von Vanessa Busch, alias @primaskitchen einiges an Anregungen. Zu Beginn stellt die Autorin sich und ihren Weg hin zum zuckerfreien Leben vor, erklärt, unter welchem Namen Zucker vorkommt und welche Fallen bei täglichen Einkauf im Supermarkt zu beachten sind. Weiter geht es mit Grundrezepten Frühstücks- und Snackideen, natürlich Kuchen, Herzhaftes und zum Schluss Getränke. Am Ende gibt es dann noch ein praktisches Rezeptverzeichnis. Das Buch ist optisch schön gestaltet, die Rezepte sind gut beschrieben und die Fotos geben einen Vorgeschmack auf das Ergebnis, die Zutaten sind ohne Probleme im Supermarkt zu bekommen. Bei den Grundrezepten kann man viele Zuckerfallen bei herkömmlichen Dressings, oder Ketchup umgehen, die herzhaften Rezepte hätte ich im Buch eher nicht erwartet. Etwas irritiert bin ich immer, wenn beim Thema zuckerefrei vor Fruchtzucker in Form von Obst eher gewarnt wird, dann aber beim Backen Datteln verwendet werden. Hier stimmt aber sicher der Satz - die Dosis macht das Gift.

Das Buch ist perfekt für jeden, der gerade erst in die Thematik einsteigt, die Rezeptideen sind breit gefächert und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auf jeden Fall empfehle ich für noch mehr Anregungen der Autorin auf Instagram zu folgen.

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