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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2019

Krimi aus dem hohen Norden

Mord in Zimmer 11
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Eva Sturm, Ermittlerin auf Langeoog, ist nur eine Figur aus dem umfangreichen Krimiuniversum von Autorin Moa Graven. Ich lese von ihr nicht zum ersten Mal, allerdings ist bereits einige Zeit seit dem letzten ...

Eva Sturm, Ermittlerin auf Langeoog, ist nur eine Figur aus dem umfangreichen Krimiuniversum von Autorin Moa Graven. Ich lese von ihr nicht zum ersten Mal, allerdings ist bereits einige Zeit seit dem letzten literarischen Zusammentreffen vergangen. Mittlerweile ermittelt sie in ihrem 15. Fall und in der Zwischenzeit ist viel passiert. Viel hat sich im Leben von Eva Sturm verändert, trotzdem ist es wie nach Hause kommen, das Treffen mit einem guten alten Freund. Ich konnte quasi den Wind ums Häuschen pfeifen hören, während ich mit einer guten Tasse Ostfriesen Tee auf dem Sofa gesessen und gelesen habe.


Ich mag den Stil der Autorin sehr gern. Sie schreibt unaufgeregten, sehr nah a!m Alltag, nachvollziehbar, unterhaltsam, ohne wilde Verfolgungsjagden und übertrieben blutige Tatortbeschreibung. Viel Raum nimmt in ihren Krimis immer die Persönlichkeit des jeweiligen Ermittlers ein.

In diesem Fall bekommt es Eva mit dem Mord an einem wohlhabenden Ehepaar zu tun, das offensichtlich im Liebesurlaub auf Langeoog ist, in tietelgebendem Zimmer 11.
Parallel zu ihren Ermittlungen sind aber auch privat einige Ungereimtheiten in ihrer Beziehung zu Robert aufzuklären, der sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hat.

Die Verwirrungen im Fall sind gut mit der Achterbahn der privaten Gefühle vernetzt. Die Geschichte entwickelt sich stetig voran, bis am Ende Alles irgendwie ganz anders ist, als es zu Anfang den Anschein hatte. Langeweile kommt beim Lesen keine auf.

Handfeste Krimikost aus dem hohen Norden. Genau das Richtige für Leser, die ihre Figuren gern über einen langen Zeitraum begleiten.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Düster

Der Augenmacher
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Klara Frost ist optisch und menschlich so gar nicht vereinbar mit dem Bild des typischen, deutschen Kriminalisten, oder biederen Tatortkommissar. Dieser Umstand macht sie aber, für mich als Leser, interessant. ...

Klara Frost ist optisch und menschlich so gar nicht vereinbar mit dem Bild des typischen, deutschen Kriminalisten, oder biederen Tatortkommissar. Dieser Umstand macht sie aber, für mich als Leser, interessant. Der Autor hat nun aber die schwierige Aufgabe, sie mir auch glaubhaft zu verkaufen, denn schließlich lesen wir einen Thriller und keine Science Fiction.


Elias Haller schafft das aber sehr gut, wie ich finde, denn er beschreibt nicht nur die kontroverse Persönlichkeit seiner Ermittlerin, sondern auch die Probleme und Vorurteile, denen sie in ihrer täglichen Arbeit begegnet. Er hat bei ihrer Figur und ihrem Hintergrund eine gute Balance geschaffen. Sie ist genau im richtigen Maße speziell und durchgeknallt, aber eben nicht zu abgedreht, um glaubwürdig und praktikabel für den Polizeialltag zu sein.

Die Geschichte ist angelegt um einen Serienkiller, der schon seit langem gefasst ist, dessen Taten sich aber auf grausame Weise wiederholen. Die, für die Ermittler, einzige Verbindung zwischen den Taten, damals und heute, ist die Tochter des Täters, die als Kind den Mord an ihrer Mutter miterleben musste, bevor sie von ihrem Vater entführt und gefangen gehalten wurde. Leider ist sie keine große Hilfe, denn sie ist stumm, kommuniziert nur über kindliche Bilder mit der Außenwelt und lebt abgeschottet in einem Kloster.

Die Beschreibungen des Autors sind oft sehr brutal, direkt und auch blutig. Nicht unbedingt was für eher zartere Leser. Die Geschichte bietet interessante, liebenswert schrullige Figuren, von denen man unbedingt mehr lesen möchte, eine düstere Story mit mysteriösem abergläubischem Einschlag, ein kompliziertes Rätsel, bei dessen Lösung der Leser genau wie die Ermittler lange im Dunkeln tappen und falschen Spuren folgen, eben alles was das Herz des Thrillerlesers höher schlagen lässt.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Weltraumabenteuer

Terra
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Ich bin ein großer SiFi Fan, seit ich als Teenager Solaris gelesen habe. Wie viele Menschen bin ich fasziniert von den Möglichkeiten, die die unendlichen Weiten bieten, von der Frage ob wir da draußen ...

Ich bin ein großer SiFi Fan, seit ich als Teenager Solaris gelesen habe. Wie viele Menschen bin ich fasziniert von den Möglichkeiten, die die unendlichen Weiten bieten, von der Frage ob wir da draußen allein sind, der Aussicht auf eine Besiedlung anderer Planeten.


In Terra hat diese Besiedlung bereits begonnen. Weil die Erde ein ökologisches Wrack ist und der Mond als Bergwerk missbraucht wird, hoffen die Menschen auf ein neues Leben auf dem Mars. Dort betreibt man bereits Terraforming und baut die Bodenschätze ab. Ein Konvoi riesiger Transportschiffe auf dem Weg zur Erde, wird zum Schauplatz der Geschichte.

Die Piloten dieser Frachter sind ein skurriler und schräger Haufen mit nicht ganz blütenreiner Weste, so wie Jak. Jak kommt einer Verschwörung auf die Spur und muss nun, eingeschlossen in einer Röhre aus Metall mitten im Weltraum, wo man nicht mal so einfach das Fenster öffnen kann und komplett von der Technik abhängig ist, versuchen das Richtige zu tun.

Das Autorenduo hinter dem Pseudonym T. S. Orgel schreibt sehr spannend und temporeich. Es werden viele technische Vorgänge beschrieben, ohne dabei zu kompliziert oder langatmig zu werden. Die Figuren sind sympathisch und ausdrucksstark charakterisiert, passend zu ihrer Rolle in der Geschichte. Diese entwickelt sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit, an dessen Ende es um nichts geringeres als die Rettung der Welt geht.

Die Autoren vereinen in ihrer Geschichte mehrere Aspekte. Es gibt SiFi-und Thrillerelemente, eine nicht ganz so rosige Zukunftsvision, ein drohendes Weltuntergangsszenario, eine Verschwörung auf höchster Ebene, humorvolle Hinweise auf bekannte Bücher und Filme des Genres, spezielle Protagonisten, die aus ihrem nichtssagenden Trott heraus zu unfreiwilligen Helden werden. So etwas mag ich immer sehr gern.

Der Leser erfährt wie Technik Fluch und Segen zugleich sein kann, wie stark das Leben von ihr abhängig ist, von ihr bestimmt wird. Das Buch enthält eine Warnung im Bezug auf die Folgen des Klimawandels und irgendwann stellt sich eine philosophische Frage, die uns schon seit Anbeginn der Zeit beschäftigt - heiligt der Zweck tatsächlich die Mittel? Wie viele Opfer sind gerechtfertigt, um das Überleben Anderer zu sichern? Dürfen wir Gott spielen?

Das Buch ist ein rasantes, actionreiches SiFi Spektakel mit Botschaft. Für mich durchaus Potential für eine Verfilmung. Gern mehr von den Autoren

Veröffentlicht am 25.11.2018

Unrühmliche Geschichte

Falkenberg
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Ich bin großer Fan der Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag. Dieser hier spielt in Hamburg, ein netter alter Herr wird kurz vor seiner Heirat brutal verstümmelt und ermordet, augenscheinlich mit rechtsradikalen ...

Ich bin großer Fan der Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag. Dieser hier spielt in Hamburg, ein netter alter Herr wird kurz vor seiner Heirat brutal verstümmelt und ermordet, augenscheinlich mit rechtsradikalen Hintergründen. Die polizeibekannte Szene ist schnell überprüft, aber selbst nach einem anonymen Hinweis haben die Ermittlerinnen ihre Zweifel. Für den Leser ist schnell klar, dass es andere Zusammenhänge geben muss, den die Autorin führt ihn durch eingestreute Tagebucheinträge zurück in die Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs.


Die Autorin erzählt die Geschichte sehr eindringlich und bedrückend auf den verschiedenen Zeitebenen. Gerade die Tagebucheinträge aus der Vergangenheit lösen viele Emotionen beim Leser aus, angesichts der Kenntnisse über den Verlauf der Geschichte. In welchem Zusammenhang die Geschehnisse von damals mit dem aktuellen Mord stehen, löst die Autorin allerdings erst zum Ende hin auf. Der aufmerksame Leser wird sicher eine Ahnung haben was das Motiv der Tat betrifft, mit dem Täter hat die Autorin mich aber total überrascht.

Die Geschichte ist spannend erzählt, kommt dabei aber ohne übertriebene Gewalt aus. Passend zur Story werden viele historische Fakten eingebunden. Die Figuren sind so dargestellt, dass der Leser schnell Sympathie und Antipathie aufbaut. Um die Story aufzulockern und dem Ermittlerteam den notwendigen Hintergrund und Substanz zu geben, wird einiges aus dem Privatleben der beiden ungleichen Frauen erzählt. Der Leser kann so die einzelnen Charaktere besser erfassen und verstehen.

Das Buch ist sehr stimmig geschrieben, ganz im Stil eines klassischen Krimis, spannend und mit Potential zur Serie.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Perfides Mörderspiel

Leid und letzter Tag
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Es ist nicht das erste Buch von Elias Haller das ich gelesen habe, aber wieder hat es der Autor geschafft mich zu überraschen. Auch in diesem Buch haben wir unerwartete Wendungen, spezielle Ermittlerfiguren ...

Es ist nicht das erste Buch von Elias Haller das ich gelesen habe, aber wieder hat es der Autor geschafft mich zu überraschen. Auch in diesem Buch haben wir unerwartete Wendungen, spezielle Ermittlerfiguren und vorallem einen brutalen Killer und seine Spielchen. Kenner des Genres werden sich wahrscheinlich sehr an die Filme der Saw-Reihe erinnert fühlen bei den grausamen Taten des Mörders.


Der Autor verbindet einen, wie ich finde, sehr amerikanischen Schreibstil mit der Kulisse einer normalen deutschen Großstadt, und der eher etwas angestrengten deutschen Polizeiarbeit. Er tut dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit und ohne Übertreibung, so dass ich ihm das Szenario ohne Zweifel abnehme.

Die Figur des Ermittlers Erik Donner ist genau wie ich es mag, etwas verkorkst und problembeladen, mit Ecken und Kanten, gerade dabei sein Leben endlich wieder in geordnete Bahnen zu bringen, gerade heraus, unbequem und unbeliebt. Die anderen Figuren sind so angelegt, dass es zwangsläufig zu Reibereien kommen muss bei der Zusammenarbeit.

Die Geschichte verbindet mehrere Zeitebenen. Der aktuelle Fall zeigt Parallelen zu den Taten eines bereits verurteilten Serienmörders, der im Gefängnis sitzt. Gleichzeitig erfährt der Leser von Bezügen zu Geschehnissen aus der Vergangenheit. Diese Zeitsprünge halten die Geschichte spannend, auch außerhalb der nervenaufreibenden Beschreibungen der einzelnen Todesspiele des Killers. Für diese perfiden Spiele baut der Killer äußerst monströse Maschinerien um seine Opfer zu töten und die Ermittler müssen versuchen diese zu stoppen.

Mich hat der Autor bis zum Schluss hinters Licht geführt, mit meiner Vermutung lag ich weit daneben. Die Auflösung kommt plötzlich und für mich mit der Ein oder Anderen kleinen Unstimmigkeit, aber da will ich nicht kleinlich sein.
Eine spezielle Geschichte, aber definitiv nichts für schwache Nerven.