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Veröffentlicht am 27.06.2023

Hinter der Kleinstadtfassade

Das Ende von Eden
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Als Patrick Noon mitten in der Nacht, nicht ganz nüchtern einen Hund anfährt glaubt er dessen Besitzer in der Nähe gesehen zu haben. Die Person reagiert nicht auf Patricks Rufe und auch als der Hund auf ...

Als Patrick Noon mitten in der Nacht, nicht ganz nüchtern einen Hund anfährt glaubt er dessen Besitzer in der Nähe gesehen zu haben. Die Person reagiert nicht auf Patricks Rufe und auch als der Hund auf Patrick losgeht greift sie nicht ein. Als später, ganz in der Nähe dieser nächtlichen Begegnung, die Leiche der jungen Eden gefunden wird beginnt Patrick über die seltsame Begegnung nachzudenken und ist fest überzeugt den Täter gesehen zu haben. Leider ist sein Verhältnis zur Polizei nicht gerade gut und so verwundert es nicht, dass ihm niemand recht Glauben schenkt.

Der Autor präsentiert dem Leser mit Emerson die perfekte amerikanische Kleinstadtidylle. Gutsituierte Familen in ihren schicken Häusern, die Ehemänner erfolgreich im Job, die Ehefrauen Mitglied in diversen Komitees, die Kinder wohlerzogen und mit vorgezeichneten Lebensläufen. Wenn hier etwas passiert, so wie der beschriebene Mord, ist mit Sicherheit keiner dieser Vorzeigejugendlichen dafür verantwortlich. Am ehesten ist das zugezogene Opfer mit seinem Lebenswandel selbst Schuld, oder man schießt sich schnell auf einen für Alle bequemen Verdächtigen ein.

Auch seine Figuren passen perfekt in dieses klischeehafte Bild. Mit ihrer teils sehr oberflächlichen Art machen sie sich beim Leser nicht unbedingt beliebt. Wirklich echt wirken letztlich nur die gescheiterten Existenzen wie Patrick, oder Edens Mutter.

Die Geschichte die der Autor erzählt ist nicht neu und in ähnlicher Art schon in diversen Filmen und Büchern erzählt worden. Im Grunde geht es darum, mit welchen Mitteln eine reiche, weiße Familie versucht ihren Ruf und ihr Ansehen zu schützen. Trotz der Vorhersehbarkeit der Geschehnisse habe ich das Buch relativ flott gelesen, ich wollte halt unbedingt wissen, ob und wie der Täter am Ende überführt wird. Mit dem Ende hat der Autor es dann auch nochmal geschafft mich zu überraschen, obwohl ich im Nachhinein eigentlich mit einem solchen Twist hätte rechnen können. In dem Punkt hab ich mich tatsächlich von den Nebenschauplätzen einlullen lassen.

Das Buch ist für mich fast mehr eine Gesellschaftskritik, als ein Krimi, die hintergründige, unaufgeregte Spannung passt hier gut. Insgesamt ist mir die Geschichte aber letztlich etwas angestaubt und stereotyp.

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Veröffentlicht am 27.06.2023

Interessante Einblicke

Doris Day. Ihr Leben, ihre Filme, ihre Lieder
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Schon in meiner Kindheit habe ich die Filme mit Doris Day geliebt und gern mit meiner Mutter in der naiv humoristischen Traumwelt Hollywoods geschwelgt. Noch heute sehe ich mir gern die Filme an, obwohl ...

Schon in meiner Kindheit habe ich die Filme mit Doris Day geliebt und gern mit meiner Mutter in der naiv humoristischen Traumwelt Hollywoods geschwelgt. Noch heute sehe ich mir gern die Filme an, obwohl sich der Blick darauf doch sehr gewandelt hat. Das die Ikone ein durchaus umfangreicheres filmisches Werk hinterlässt wird in diesem Buch mehr als deutlich.

Ich lese immer mal gern Biographien von Menschen, die ich auf die ein, oder andere Art interessant finde, die ich mag, deren Wirken mich fasziniert und so war ich sehr begeistert dieses Buch zu finden. Leider habe ich nicht geahnt, dass der Untertitel mit - ihre Filme, ihre Lieder - durchaus wörtlich zu nehmen ist. Der Fokus liegt hauptsächlich auf dem filmischen und musikalischen Wirken und wird nur grob mit Lebensereignissen ausgekleidet, meist auch hier in Bezug auf ihre Arbeit. Natürlich habe ich durch diese Ausführungen nochmal ein ganz anderes Bild der umtriebigen Doris bekommen, aber als Mensch bleibt sie mir weitgehend verschlossen.

Während anfangs noch etwas intensiver auf das Leben der Schauspielerin und Sängerin eingegangen wird, wie etwa die Trennung ihrer Eltern, oder das Ende ihrer Tanzambitionen, wird später hauptsächlich ihr filmisches Schaffen beleuchtet. Leider wurde das Lesen für mich hier zunehmend anstrengend, weil der Stil der Beschreibungen eher an eine bloße Aufzählung erinnert und nicht wirklich spannend war. Die kleinen, eingestreuten Anekdoten schaffen es nicht den recht freudlosen Stil aufzulockern.

Obwohl ich letztlich einiges an Informationen und Hintergründen zu den Filmen von Doris Day bekommen habe, hat das Buch mich insgesamt etwas enttäuscht. Ich hatte mir unter Biografie einfach etwas anderes vorgestellt.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Mord im alten Ägypten

Rächende Geister
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Renisenb ist nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Haus ihres Vaters gezogen. Hier leben ihre Großmutter, ihre Brüder mit ihren Familien und einige Bediensteten. Der Vater ist ein wichtiger Mann und viel ...

Renisenb ist nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Haus ihres Vaters gezogen. Hier leben ihre Großmutter, ihre Brüder mit ihren Familien und einige Bediensteten. Der Vater ist ein wichtiger Mann und viel auf Reisen, als er von einer dieser Reisen mit einer neuen, jungen Ehefrau nach Hause kommt, bringt das sehr viel Unruhe in das sonst eher beschauliche Leben der Familie.

Der Kriminalfall ist eigentlich total typisch für Agatha Christie, andererseits aber auch wieder nicht, denn die Geschichte ist komplett im alten Ägypten angelegt. Das war erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, nicht nur wegen der Namen. Ich hätte gern gewusst, was die Intention AC's war ihre Geschichte so anzulegen, allerdings fehlt eine Erklärung dazu in meinem Buch. Ich weiß allerdings von anderen Lesern, dass es einige Ausgaben des Buches gibt, in denen ein erklärendes Vorwort zu finden ist. Natürlich kennt man als Fan der Autorin ihren Faible für die Antike, war sie doch mit ihrem zweiten Ehemann viel auf Ausgrabungen unterwegs.

Das Setting der Geschichte mag zwar ungewöhnlich sein, die Handlung und der Ablauf hingegen sind es so gar nicht. Als eifriger Leser kommt einem Vieles durchaus aus anderen Romanen der Autorin bekannt vor. Die Geschichte ist im Grunde so universell, dass man sie so, Eins zu Eins, ins England um 1920 versetzen könnte - ein Landsitz, eine vermögende Familie, ein alles kontrollierender Vater, rivalisierende Söhne und plötzlich eine neue Stiefmutter. Da ist die Katastrophe quasi vorprogrammiert.

Die Figuren werden direkt zu Beginn dem Leser vorgestellt, das Familienkonstrukt beschrieben. Mir hat so ein bisschen das Lokalcholorid gefehlt, wenn ich eine Geschichte aus dem alten Ägypten lese, will ich schon mehr als ein paar komplizierte Namen und einige kurze Angaben zu einem Begräbnisritual. Anders als in den meisten Romanen von AC gibt es keine Ermittlerfigur, allenfalls die Großmutter der Familie kann man so ein bisschen als Pondon zu Miss Marple verstehen. Der Roman ist durchaus unterhaltsam, vielleicht in einigen Aspekten etwas vorhersehbar. Die Mordmethoden durchaus interessant, die Motive letztlich die althergebrachten. Für mich nicht unbedingt einer ihrer Besten.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Nicht ganz rund

Die Kommissarin und die blutigen Spiegel
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Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das ...

Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das Team nimmt die Ermittlungen auf und stößt im Privatleben der jungen Frau gleich auf zwei Männer, die durchaus als Täter in Frage kommen könnten. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, doch am anfänglich vermuteten Selbstmord kommen bald Zweifel auf und die Fälle scheinen mitteinander in Verbindung zu stehen.

Das Buch ist das Zweite um die Figur der Kölner Kommissarin, die Geschichte ist in sich abgeschlossen und lässt sich gut ohne Vorkenntnisse lesen. Das Autorenduo Strotmann/Neubauer konstruiert einen sehr klassischen Kriminalfall, in dem auch das Privatleben der Hauptfigur eine große Rolle spielt. Im Groben enthält das Buch viele Elemente, wie sie auch typisch für den sonntäglichen Tatort sind.

Ich bin recht flott in die Geschichte gestartet, obwohl die Figuren oft nur kurz vorgestellt wurden war es gut möglich den Überblick zu behalten. Je weiter der Kriminalfall voranschreitet, um so mehr schleichen sich Längen in die Geschichte. Der Leser hat fast den Eindruck, als würde die im Buch beschriebene Hitzewelle das Ganze etwas lähmen. Lange Zeit drehen sich die Ermittlungen im Kreis, immer wieder unterbrochen durch die privaten Probleme der Ermittlerfigur Servatius. Dieser Nebenschauplatz lockert die Geschichte dann wieder etwas auf und hat es so geschafft mich bei der Stange zu halten, denn natürlich wollte ich wissen wer es am Ende gewesen ist. Mögliche Täter bieten die Autoren gleich mehrere an, die Motive reichen von Eifersucht bis hin zu Erbstreitigkeiten. Die Auflösung kommt letztlich dann wie so oft aus dem Nichts.

Das Buch ist gut geschrieben und bietet solide Krimikost, allerdings ist die Geschichte irgendwie nicht ganz rund und trotz der tiefen Einblicke ins Privatleben der Hauptfigur bleibt diese etwas unnahbar. Die Verknüpfung von Täter und Motiv kann ich nur bedingt nachvollziehen, da ist mir einfach zu viel konstruiert. Auch habe ich lange gegrübelt, was genau die Bedeutung des Titels ist, mittlerweile glaube ich den Bezug erkannt zu haben.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Geheimnisse

30 Tage Dunkelheit
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Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein ...

Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein und Zigaretten wollen die Worte einfach nicht fließen. Als sie frustriert einen Auftritt auf der Buchmesse hinter sich bringen möchte, kommt ihr ausgerechnet ihr verhasster Schriftstellerkollege Jorn mit seinen trivialen Krimis in den Weg. Prompt lässt sich Hannah zu einer Wette anstacheln, die sie in die Einsamkeit Islands führt und als der Neffe ihrer Gastgeberin einen Unfall hat, kommen Hannah die Umstände mehr als merkwürdig vor.

Ich lese gern und oft Krimis aus dem skandinavischen Raum, einen dänischen Krimi, der in Island spielt hatte ich da aber noch nicht dabei. Für Jenny Lund Madsen ist es ihr Debüt und die Autorin hat mit dem Buch direkt einen Preis abgeräumt.

Der Schreibstil der Autoriin lässt sich gut und schnell lesen, der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Geschichte, die rund um den vermeindlichen Unfall gesponnen wird ist zwar recht nebulös, aber spannend, Als Leser bekommt man viel Gelegenheit seine eigenen Theorien zu entwickeln. In einem ganz kleinen Teil lag ich sogar mit meiner Vermutung zum Motiv richtig. Bei den ganzen Wendungen und Verwicklungen war es allerdings fast unmöglich das tatsächliche Geschehen zu durchschauen. Die Enthüllung des Täters hat mich komplett überrascht. Das Credo für ihren Krimi hat die Autorin ihrer krimischreibenden Figur Jorn abgeschaut, dessen drei Regel für einen guten Krimi lauten nämlich: " Eine spektakuläre, gewaltsame Einleitung; viele falsche Fährten und Verdächtige; Überraschung und nochmal Überraschung".

Ein weiterer, sehr prägender Satz ist: " Die Hauptfigur darf auf keinen fall sympatisch sein. Niemand mag eine sympatische Hauptfigur in einem Krimi." Leider, wie ich finde, ist es der Autorin auch tatsächlich gelungen eine ziemlich unsympatische Hauptfigur zu schaffen. Hannah ist zynisch, überheblich, auf weiten Strecken total unsensibel, benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen bei ihren Ermittlungen in Eigenregie. Auch bei den weiteren Figuren fällt es oft schwer einen Sympathieträger zu finden. Viele von ihnen sind recht spezielle Charaktere. Da sind die arbeitslosen Fischer, die schon vormittags dem Alkohol fröhnen, Ella, die zwar dänisch versteht, es aber nur schreiben und nicht sprechen kann und dementsprechend mit Hannah nur per Zettel kommuniziert, oder auch der recht naiv dargestellte, leicht überforderte Dorfpolizist, dem nichtmal ein Schneemobil zur Verfühgung steht. Natürlich kann ich hier nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, aber die Darstellung war mir doch manchmal etwas sehr viel Klischee und Stereotyp.

Im Grundtenor hat mich das Buch gut unterhalten, die Geschichte ist spannend, obwohl über weite Strecken eher Hannah mit ihren Befindlichkeiten im Vordergrund steht, als der tatsächliche Kriminalfall. Vielleicht sehe ich das Ganze aber auch einfach nur zu eng.

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