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Veröffentlicht am 03.08.2022

Ungeborene Hoffnung

Ungeborene Hoffnung
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Ein Buch, das dem Leser ziemlich viel abverlangt und man sich überhaupt vorher keine Gedanken gemacht hat, was manchen Paare alles auf sich nehmen, um endlich Eltern zu werden. Elodie und Egar kennen sich ...

Ein Buch, das dem Leser ziemlich viel abverlangt und man sich überhaupt vorher keine Gedanken gemacht hat, was manchen Paare alles auf sich nehmen, um endlich Eltern zu werden. Elodie und Egar kennen sich seit ihrer Jugend und heiraten früh. Sie genießen ihr Leben und als sie dann endlich ein Kind wollen, stellen die Ärzte fest, das Elodie unfruchtbar ist. Sie beginnt eine Hormonbehandlung, die aber keine Wirkung zeigt. Dann beschreiten sie den Weg der künstlichen Befruchtung. Von ihrer Verwandtschaft wird ihnen dafür Geld zu Verfügung gestellt. Doch dieser Weg zeigt sich als sehr schwierig, es werden viele Untersuchungen unternommen, Elodie wird mit Hormonen vollgestopft und bei der Entnahme der Eizellen wird eine Vene verletzt und sie verblutet fast. Doch gleich beim ersten Versuch wird sie schwanger, erlitt dann aber eine Fehlgeburt. Die anderen Embryonen führten ebenfalls zu keiner Schwangerschaft. All ihre Empfindungen und Ängste schreibt sie in einem Blog nieder und sie erhält viel Zuwendung von Frauen, denen es ebenfalls so geht wie ihr. Vor lauter Bemühen um eine Schwangerschaft geriet ihre Ehe in Gefahr. Letztendich sehen Elodie und Egar es ein, niemals Eltern werden zu können und richten ihr Leben neu ein. Aber irgendwo in der hintersten Ecke ihrer Seele hofft Elodie weiter auf ein Kind. Das Buch ist voller Emotionen, man blickt bis in die Seele der Protagonistin. Als Außenstehende haben wir bislang oft keine Ahnung, wie schwierig und mitunter auch schmerzhaft der Weg einer künstlichen Befruchtung ist. Elodie läßt uns tief in ihr Leben blicken und erklärt uns die medizinischen Vorgänge. Dies alles zeigt uns, dass wir uns glücklich schätzen können, auf normalen Wege schwanger zu werden und einem gesunden Kind das Leben zu schenken.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Das Tor zur Welt

Das Tor zur Welt: Träume
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Ein historischer Roman mit über 600 Seiten, der aber so interessant und spannend zu lesen ist, dass man am Ende noch weiter lesen möchte, da zumal der erste Band dieses Buches mit einem Pageturner endet. ...

Ein historischer Roman mit über 600 Seiten, der aber so interessant und spannend zu lesen ist, dass man am Ende noch weiter lesen möchte, da zumal der erste Band dieses Buches mit einem Pageturner endet. Die Geschehnisse im Roman spielen zwischen 1892 und 1911. Wir erfahren über das Leben zweier junger Frauen, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Ava ist ein Adoptivkind, die auf dem Moorhof schwer arbeiten muß. Als die Familie sich nach Hamburg aufmacht, um ein Auswandererschiff nach Amerika zu besteigen, wird sie zurückgelassen. Durch verschiedene Arbeiten bringt sie sich mühsam durch. Claire ist eine verwöhnte junge Frau aus der besseren Gesellschaft. Sie ist aufmüpfig, will etwas erleben und immer mit dem Kopf durch die Wand. Ihre Mutter, eine Witwe, kann sie kaum bändigen. Und dann treffen sich die beiden jungen Frauen in der Auswanderstadt, jede hat einen anderen Grund, dort zu arbeiten. Aber auch junge Männer treten in das Leben der beiden Frauen, die sich inzwischen miteinander angefreundet haben. Doch die Liebe scheint ihnen kein Glück zu bringen. Die Autorin schreibt derart interessant und so lebensnah, man meint den Gestank in den Gräben und den Unrat zu riechen. Sie beschreibt einsteils mit akribischer Genauigkeit die Armut, andernteils läßt sie uns am Glanz und an der Pracht der Reichen teilhaben. Hier wird vor allem die Auswanderung nach Amerika zum Thema gemacht, wie die armen Leute nach Hamburg strömten und unter den schlechtesten Bedingungen auf dem Zwischendeck ihre Reise antreten mußten und viele dies nicht überlebten. Die Protagonisten kommen uns wie Bekannte vor, so echt werden hier ihre Eigenschaften dem Leser nähergebracht. Man fühlt und leidet mit ihnen. Was dem ganzen Buch noch einen besonderen Reiz gibt ist der kursiv geschriebene Einschub aus dem Jahr 1883. Erst auf der letzten Seite wird das Rätsel nur teilweise gelöst, zumal weiß man zumindest wer zwei Personen sind. Der Einband ist dem Inhalt angepaßt. Man kann kaum abwarten, wie das Leben von Ava und Claire weitergeht.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Bildergestöber

Bildergestöber
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Ein Familienepos, das sich über vier Generationen erstreckt, wenn man die jüngsten Familienangehörigen noch dazu nimmt, über fünf. Der Autor schreibt hier über seine Vorfahren, die aus sehr starken Frauen ...

Ein Familienepos, das sich über vier Generationen erstreckt, wenn man die jüngsten Familienangehörigen noch dazu nimmt, über fünf. Der Autor schreibt hier über seine Vorfahren, die aus sehr starken Frauen besteht. Angefangen mit der Urgroßmutter Charlotta, die zwei Weltkriege miterleben mußte und von einem verwöhnten Kind aus besserer Gesellschaft dann durch die Spielsucht ihres Mannes mit ihrer Tochter Magda ein einfaches Leben führen mußte. Magda, verliebt in einen verheirateten Mann, wird früh schwanger, bleibt mit der Tochter Mia allein bis sie dann einen fleißigen rechtschaffenden Arbeiter heiratet. Mia verliebt sich wieder sehr jung in einen Maurer und Fußballer und heiratet ihn, obwohl die Eltern dagegen waren. Mias Kinder sind Ruth, Richard und Nicole. Und eben dieser Richard nimmt sich die Zeit und die Mühe, um über seine Famiie zu schreiben. Ruth ist ein Freigeist, ein Kind der 50iger und hat selbst drei Söhne. Dies wäre dann die gesamte Familienkonstellation. Als sich die Geschwister am Familiengrab der Eltrern treffen, kommen die Erinnerungen hoch. Ruth hat eine Schuhschachtel voller Fotos. Richard nimmt sie nach und nach zu Hand und so entstehen die einzelnen Erinnerungen. Sie gehen dabei nicht jahreszahlenmäßig vor, sondern eben so, wie die Fotos kommen: 1934, 1956, 1927, 1942. Der Autor hat hier die Geschichten seiner Familie erzählt, vieles ist Wahrheit, manches ist Fiktion, gekonnt gemischt, das dem Leser nicht auffällt aber nur der Autor weiß, wie es sich richtig verhält. Wir erleben hier das Wirtschaftswunder mit, Sozialwohnungen, den Krieg, die Flucht und Vertreibung, die ersten Reisen über den Brenner, die 50iger Jahre, die wilden 70iger mit den Gammlern, Hippies und den langhaarigen Bands. Viele Lieder, die hier beschrieben werden, erwecken auch in mir Erinnerungen und Melancholie und oftmals meint man, man sitzt am Tisch bei den Meynerts und Bluhms. Der Autor versteht es, uns an deren Leben teilhaben zu lassen, die Sprache ist gut verständlich geschrieben und sehr interessant aufgeglieder, die über 500 Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Für mich war es fast ein Remake in meine Kindheit und Jugend. Einfach herrlich. Auch das Cover ist sehr gekonnt gestaltet. Es zeigt Puzzlestücke von Menschen, die meiner Meinung nach aus Originalfotos der Familie stammen. Selten habe ich so ein faszinierendes Buch gelesen.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Paris und die MÖRDER der Liebe

Paris und die Mörder der Liebe
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Super, ich muß schon sagen, ich bin mehr als begeistert. Ein Buch, das unseren Zeitgeist widerspiegelt wo nichts ohne Handy, Smarthphone; Internet, Facebook, Twitter und der allgemeinen Social Media mehr ...

Super, ich muß schon sagen, ich bin mehr als begeistert. Ein Buch, das unseren Zeitgeist widerspiegelt wo nichts ohne Handy, Smarthphone; Internet, Facebook, Twitter und der allgemeinen Social Media mehr geht. Eine Firmenfeier auf einen Boot in der Seine. Die Mitarbeiter eines Mulitmediakonzern haben das Boot gechartet, das plötzlich einen Brückenpfeiler rammt. Sehr viele Mitarbeiter sind schwer verletzt und die erfolgreiche Lobbisten Laetitia kommt dabei ums Leben. Die Leute auf dem Schiff wurden allesamt mit Liquid Ecstasy vergiftet. Der etwas knorrige Kommissar Lafargue ist mit den Ermittlungen beauftragt. Doch schon am nächsten Tag sind sämtliche User Daten im Netz veröffentlicht und man kann sämtliche Dating Apps einsehen. Sexspiele wurden mit einer heimlichen Kamera aufgenommen und so mancher Pariser erkennt sich selbst beim Seitensprung wieder. Sogar von Lafargues Mitarbeiterin grassiert ein Sexvideo im Netz. Diesen Mann hat sie bei einer Party kennengelernt. Wußte Laetitia zu viel, wollte sie aussteigen? Wurde sie deshalb ermordet? Als Täterin kommt die Datenschutzaktivistin Zoe schnell in das Visier der Ermittler. Doch als ein Zeuge vernommen wird, wird bei ihm ein geheimnisvolles Manuskript gefunden. Und dann fehlt plötzlich von der Mitarbeiterin Jinjin jede Spur. Der Autor, der unter einem Pseudonym schreibt, hat sich voll in die Welt von Social Multimedia hineingearbeitet. Sehr spannend läßt er uns die Tücken dieser Technik erkennen und doch sind wir alle gefangen davon und können uns keine fünf Minuten von unseren technischen Spielsachen trennen, denn dann haben wir sofort Entzugserscheinungen. Lafargue arbeitet sich durch das Netz des Datendschungels und mit Hilfe seiner jahrelangen Erfahrung kommt er dem Täter schließlich immer näher, bis es keinen Ausweg mehr gibt. Das Buch ist von der ersten Seite an total interessant, geschehen doch immer wieder neue Ereignisse, die uns erschüttern und der Spannungsbogen steigt von Seite zu Seite. Zwar kommt schon von Anfang an der Mörder ins Spiel, er erzählt uns in Ich-Form von seinem Leben und seinen Taten. Doch bis zum Schluß bleibt er der große Unbekannte und als wir erfahren, wer sich hinter dieser Maske verbirgt, sind wir geschockt. Gerne würde ich einen weiteren Fall mit Kommissar Lafargue lesen. Das Cover ist sehr beeindruckend. Es zeigt uns das nächtliche Paris, die Seine und das Brückengeländer ist dicht an dicht mit Liebesschlössern behängt.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Marterlmord

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
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Ich muß sagen ein etwas anderer Krimi, der mich aber in Begeisterungsstürme versetzt hat. Maresciallo Pietro Carminati wird in ein kleines Südtiroler Bergdorf versetzt. Der Vater seiner Verlobten hat das ...

Ich muß sagen ein etwas anderer Krimi, der mich aber in Begeisterungsstürme versetzt hat. Maresciallo Pietro Carminati wird in ein kleines Südtiroler Bergdorf versetzt. Der Vater seiner Verlobten hat das veranlaßt, da er mit seinem künftigen Schwiegersohn ganz und gar nicht zufrieden ist. Der Vorgänger von Pietro hat 40 Jahre dort seinen Dienst verrichtet und sich dabei zu Tode gelangweilt, denn es ist nichts passiert, außer einmal ein Hühnerdiebstahl. Doch gleich an Pietros erstem Tag wird eine Leiche aufgefunden, der Säufer Sepp ist in einem Bachlauf ertrunken. Doch schon am nächsten Tag wird ein Bauer tot aufgefunden, ans Kreuz genagelt, die Hände abgehackt und nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Und das Morden geht Tag für Tag weiter. Als er die Dorfbevölkerung zu den Morden vernehmen will, stößt er auf eine Mauer des Schweigens und der Pfarrer des Ortes meint, dass hier jemand Rache nimmt und als Motiv die sieben Totsünden hat. Wie schon eingangs erwähnt, ist dies ein Krimi der Spitzenklasse, doch ganz anders in seiner Art, wie sonst die Krimis geschrieben sind. Insbesondere wird hier die Bergbevölkerung beschrieben. Sie sind rau und hart, sprechen nicht viel aber halten innerhalb der Gemeinschaft zusammen wie Pech und Schwefel. Keiner wird seinen Nachbarn beschuldigen: Pietro tritt auf der Stelle, aber sein Vorgesetzter macht ihm die Hölle heiß, möchte er doch den Mörder sofort auf dem Tablett serviert haben. Die Autorin beschreibt die Natur derart gewaltig, Gewitter und Muränenabgang finden auch in dem Buch Eingang. Der Spannungsbogen steigt von Mord zu Mord und man wird auch diskret auf den Mörder hingeführt - was aber ein Trugschluß ist - und ein neuer Mord wird begangen und ein neuer Verdächtiger tritt in den Fokus. Die Auflösung des Falles hat mich total sprachlos gemacht., denn mit diesem Ergebnis hätte ich nie und nimmer gerechnet. Schon allein das düsteres Cover mit den hohen Bergen und dem Marterl mit dem gekreuzigten Heiland lassen erahnen, welche Art von Buch es sein wird. Nochmals: Ich war mehr als begeistert. Hoffentlich schreibt die Autorin in diesem Stil weiter.

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