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Veröffentlicht am 17.01.2022

Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller, der zu Beginn etwas ausschweifend erzählt wird, aber durch viele Wendungen und die Undurchsichtigkeit der Figuren die Spannung zunehmend steigern kann.

Wenn du mir gehörst
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Philomena McCarthy ist eine junge, ehrgeizige Polizistin bei der Metropolitan Police in London. Als sie zu zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird und sich der Täter als heldenhafter Detective entpuppt, ...

Philomena McCarthy ist eine junge, ehrgeizige Polizistin bei der Metropolitan Police in London. Als sie zu zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird und sich der Täter als heldenhafter Detective entpuppt, der seine Geliebte misshandelt, möchte sie dem Oper Tempe Brown helfen, die aus Angst versucht, den Täter zu schützen. Phil stößt dabei auf den Widerstand ihrer Polizeikollegen, die den Fall vertuschen möchten und recherchiert auf eigene Faust weiter. Sie trifft auf die Ehefrau des Detectives, die wie Tempe ein Opfer häuslich Gewalt ist, sich dem Einfluss ihres Ehemannes jedoch nicht entziehen kann. Während ihrer Recherchen freundet sie sich mit Tempe an, die dabei immer tiefer in Phils Leben eindringt und Phil mit ihrer Freundschaft regelrecht erdrückt. Phil bringt sich durch ihr eigenmächtiges Vorgehen in immer größere Schwierigkeiten, wird suspendiert und ist plötzlich von ihrem Vater abhängig, einem undurchsichtigen Gangsterboss, zu dem sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

"Wenn du mir gehörst" ist ein Psychothriller, der gemächlich beginnt, jedoch zunehmend packender wird und gegen Ende immer weiter an Fahrt aufnimmt. Phil ist eine junge Frau, deren Berufung es ist, Polizistin zu sein. Mit großem Engagement erledigt sie ihre Arbeit und geht dabei, auch in dem Bewusstsein, sich selbst in Gefahr zu bringen, weiter als sie eigentlich müsste. Sie hat den Drang sich zu beweisen, um sich von ihrer kriminellen, mafiösen Familie zu lösen.
In den Fällen häuslicher Gewalt ist es ihr Anliegen, die Frauen zu schützen, aber auch gegen die Ungerechtigkeit vorzugehen, die einen geschätzten Polizisten vor Ermittlungen schützt. Blauäugig und wie von einem Helfersyndrom besessen, reagiert Phil emotional und überschreitet Grenzen, die nicht nur disziplinarrechtliche Auswirkungen haben. Als ihr Leben auf dem Kopf steht, ihr guter Ruf verloren ist und sich selbst ihr Verlobter von ihr abwendet, erkennt sie erst, welchen Einfluss Tempe inzwischen auf ihr Leben hat. Phil sieht sich in einem Netz aus Lügen, Korruption und Gewaltverbrechen und einem aussichtslosen Kampf um Gerechtigkeit verstrickt, während die Eigenschaften von Opfer und Täter zunehmend verschwimmen.

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller, der zu Beginn etwas zu ausschweifend erzählt wird, aber durch zahlreiche Wendungen und die Undurchsichtigkeit der Charaktere, bei der man sich nicht immer sicher sein kann, wer Held und wer Verbrecher ist, die Spannung zunehmend steigern kann. Er handelt von Gewalt, Ungerechtigkeit und Korruption, aber auch von Lügen, Intrigen, Machtspielen und toxischen Beziehungen.
Die Geschichte ist authentisch und kommt ohne Effekthascherei und einen übertriebenen Showdown aus, was mir sehr gut gefallen hat. Zudem ist sie emotional packend, denn unweigerlich möchte man selbst in das Geschehen eingreifen und Phil davor bewahren, sich immer tiefer selbst in den Schlamassel zu ziehen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Roman über familiären Zusammenhalt und ein enges Band der Schwestern. Die Geschichte ist lebendig, unterhaltsam und vielschichtig und die süßen Rezepte regen zum Nachbacken an.

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Die fünf Lindholm-Schwestern sind in der Bäckerei der Familie in Arild an der Skåne-Küste Schwedens aufgewachsen. 1936 sind die drei ältesten Schwestern Hannah, Ingrid und Matilda erwachsen und packen ...

Die fünf Lindholm-Schwestern sind in der Bäckerei der Familie in Arild an der Skåne-Küste Schwedens aufgewachsen. 1936 sind die drei ältesten Schwestern Hannah, Ingrid und Matilda erwachsen und packen in dem Familienbetrieb mit an, während die 14-jährigen Zwillinge Ebba und Ulla noch zur Schule gehen. Die Zeiten sind hart und wirtschaftlich geht es der etwas abgelegenen Bäckerei nicht gut, weshalb Vater Anders in einem Erzbergwerk in Kiruna in Lappland arbeitet, wodurch er sich immer mehr von seiner Familie entfremdet.
Die Schwestern lassen sich jedoch nicht unterkriegen und entwickeln eigene Ideen für die Bäckerei. Mit immer neuen Rezepten und einem Kaffeegarten, in dem sie ihre Gäste nun auch bedienen und Touristen gezielt anlocken, machen sie sich mit dem "Süßen Himmel" einen Namen.
Währenddessen entdecken sie die Liebe mit all ihren glücklichen und traurigen Momenten. Hannahs Beziehung zu dem deutschen Karl und die Politik in Deutschland unter Adolf Hitler stellt die Familie vor neue Herausforderungen und Sorgen.
Der Roman ist wechselseitig aus den Perspektiven der drei älteren Lindholm-Schwestern geschrieben, wobei überwiegend die älteste Hannah in den Vordergrund rückt, auch wenn der Fokus ab dem Jahr 1938 ein wenig auf Ingrid verlagert wird.
Der familiäre Zusammenhalt in der Familie, die seit mehreren Generationen die Traditionsbäckerei familiär führt, wird bei den Lindholms groß geschrieben und insbesondere das enge Band der Schwestern ist spürbar. Die Figuren sind lebendig dargestellt. Jede Schwester hat ihren eigenen Charakter und persönliche Eigenschaften und Talente, die sie einmalig machen. Die Männer der Geschichte bleiben hingegen im Hintergrund und sind lange nicht so stark wir die Frauen.
Die Beschreibungen der Backstube, der Bäckerei, des Kaffeegartens und der Umgebung von Arild und des nächstgrößeren Ortes Mölle sind anschaulich und versetzen einen bildhaft nach Schweden. Auch die Faszination und die Leidenschaft für das Backen, wie aus nur wenigen Zutaten und kleinen Abwandlungen so unterschiedliche Kuchen, Torten und süße Gebäckstücke entstehen, wird sehr anschaulich vermittelt.
Es ist eine Familiengeschichte an einem wunderschönen Schauplatz, die unterhaltsam und vielschichtig ist. Nicht nur die Charaktere sind individuell, auch die Sorgen und die Probleme, mit denen die Familienmitglieder während der Jahre 1936 bis 1940 konfrontiert werden, sind ganz unterschiedlich. Auch wenn sich in den Jahren wirklich viel ereignet und einiges für die Familie verändert und die Frauen für die damalige Zeit sehr eigenständig wirken, ist der Roman trotzdem nicht überladen oder nicht zeitgemäß.
Eine Nachricht zu Beginn in dem kurzen Gegenwartsstrang sorgt zudem für Spannung. Etwas schade ist dann jedoch, dass der Rest der Geschichte nur noch in der Vergangenheit handelt und der Bezug zum Eingangskapitel nicht durch einen Epilog wieder hergestellt wird.
Am Ende wird man jedoch mit einer Reihe von Rezepten belohnt, die schon während man Hannah und Ingrid beim Backen über die Schulter guckt, für Neugierde sorgen und zum nachmachen anregen.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Rasanter Thriller, der zwar keinen komplexen Kriminalfall aufweist, aber durch die psychologische Komponente fesselt und durch den eingängigen Schreibstil wunderbar unterhält.

Im Versteck
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Um vor weiteren Versuchungen gefeit zu sein, kauft sich der aus Norddeutschland stammende Paul Böger ein ruinöses Haus in der Toskana, weit abgelegen in den Bergen in der Nähe des Dorfes Ambra. Er flieht ...

Um vor weiteren Versuchungen gefeit zu sein, kauft sich der aus Norddeutschland stammende Paul Böger ein ruinöses Haus in der Toskana, weit abgelegen in den Bergen in der Nähe des Dorfes Ambra. Er flieht vor sich selbst und seinen Trieben, denn wie ein Wunder ist die Polizei trotz mehrfacher Taten noch nicht auf ihn aufmerksam geworden.
Doch als ein kleines Mädchen aus Ambra spurlos verschwindet, gerät als erstes Paul in Verdacht, der als Einsiedler argwöhnisch beäugt wird und schließlich sind es für Carabiniere Donato Neri die Touristen, die nur für Verbrechen in der beschaulichen Gegend verantwortlich sein können.

"Im Versteck" ist ein packender Thriller, der aus wechselnden Perspektiven geschrieben ist, so dass man als Leser allwissend ist und Oper wie Täter bekannt sind. Dies dämpft die Spannung ein wenig, zudem ahnt man, wie sich das aufgebaute Szenario letztlich auflösen wird.
Dennoch ist man von Anbeginn von der erschütternden Geschichte eingenommen. Durch Rückblenden in eine grausame Kindheit, lernt man Paul Böger mit Anfang 40 nicht nur als Täter, sondern auch als bemitleidenswertes Opfer kennen. Dies entschuldigt seine Taten in keiner Weise, liefert aber eine Erklärung und Motiv für sein Tun.

Die Gewalttaten sind brutal und auch im Hinblick auf die Lebensgeschichte Paul Bögers nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund. Trotzdem ist der Thriller nicht düster oder beklemmend, denn insbesondere durch die Dialoge in Italien ist die Geschichte unterhaltsam und stellenweise amüsant geschildert. Die leitenden Ermittler wie die Nebencharaktere sind herrlich unperfekt und einfach menschlich, Personen mit Ecken und Kanten. Carabiniere Neri ist mit der Anzahl an Toten, die ihm in diesem Sommer in dem verschlafenen Dorf begegnen, sichtlich überfordert und auf seine Frau Gabriella als Ratgeberin angewiesen.
Die Ermittlungen der Polizei in Deutschland und in Italien spielen in diesem Thriller jedoch keine herausragende Rolle, denn die Identifizierung des Serienmörders und die Auflösung der Fälle in Norddeutschland und der Toskana passiert eher zufällig, denn trotz dringenden Tatverdachts und zahlreicher Indizien ist die Beweisführung mangels Spuren erschwert.

"Im Versteck" ist durch die zahlreichen, kurzen Kapitel ein rasanter Thriller, der zwar keinen komplexen Kriminalfall aufweist und bei dem auch die Tätersuche nicht unbedingt im Vordergrund steht, der jedoch durch die psychologische Komponente fesselt und durch den eingängigen Schreibstil wunderbar unterhält.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ein Blick hinter die Fassade einer Kleinstadtidylle - außergewöhnliche Erzählart mit Sogwirkung, unterschwelliger Spannung und messerscharfer Beobachtungsgabe

Kleine Paläste
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Nach dem Tod seiner Mutter Sylvia kehrt Hanno nach 28 Jahren wieder in sein Elternhaus zurück, um sich um seinen pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Dieser ist an Alzheimer erkrankt und sitzt im Rollstuhl. ...

Nach dem Tod seiner Mutter Sylvia kehrt Hanno nach 28 Jahren wieder in sein Elternhaus zurück, um sich um seinen pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Dieser ist an Alzheimer erkrankt und sitzt im Rollstuhl. Hanno ist sichtlich überfordert mit der Situation, bemüht sich, aber kann nicht umhin, einen gewissen Ekel vor der körperlichen Pflege zu empfinden.
Susanne im Haus nebenan ist im gleichen Alter wie Hanno, als Kinder haben sie gemeinsam gespielt und bei einer Geburtstagsfeier von Hannos Vater sind sie sich als Teenager näher gekommen. Susanne hat ihr Elternhaus nie verlassen, selbst als beide Eltern verstorben waren. Sie hatte dagegen immer ein Auge auf das Nachbarhaus der Familie Holtz, beobachtet nun den überforderten Hanno und greift beherzt ein. Sie kümmert sich um Haushalt und Pflege von Carl, denn sie kennt die Abläufe und Gewohnheiten durch ihren Blick aus dem Fernglas. Hanno ist einerseits erleichtert, entwickelt aber zunehmend ein schlechtes Gewissen in Bezug auf Susannes bereitwilliges Engagement. Im Umgang miteinander sind die beiden zudem gehemmt und wissen nicht so recht, welche Art der Beziehung sie führen oder aufbauen.

"Kleine Paläste" ist ein Roman, der den Leser schon nach dem ersten Kapitel durch die unverblümte, direkte Sprache und präzise Beobachtungsgabe für sich einnimmt.
Der Roman wechselt zwischen der Vergangenheit im Jahr 1986 und der Gegenwart im Sommer 2018 sowie zwischen den unterschiedlichen Perspektiven von Sylvia, Hanno und Susanne. Er handelt von einer Geburtstagsfeier, die Hannos Eltern zum Anlass genommen haben, um den Umbau ihres Hauses zu präsentieren. Vor allem Sylvia wollte damit demonstrieren, endlich dazuzugehören, Teil der Kleinstadtidylle zu sein und die anderen mit ihrem Besitz noch zu übertrumpfe. Doch die Feier lief aus dem Ruder, brachte die Fassade zum Einstürzen und führte zu getrennten Wegen der unmittelbaren Nachbarn.

Die Erinnerungen an dieses Ereignis beschäftigen die Charaktere, als Hanno wieder zurückkommt. Im Gegensatz zu Susanne, die ihren Mikrokosmos nie verlasen hat und in einer zunächst nicht nachvollziehbaren Abhängigkeit zu ihren Nachbarn steht, hat Hanno ein rastloses Leben geführt und steht vor der Entscheidung, ob und unter welchen Umständen er bleiben soll.

Der Roman ist vielschichtig, erzählt von schwierigen Familienkonstellationen, von Konflikten unter den Generationen, vom Neid und Argwohn unter Nachbarn und dem Gefühl einer permanenten Konkurrenz und dem Wunsch sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen.
Hanno und Susanne sind anders als ihre Eltern, rebellieren jeder auf seine eigene Weise, wirken aber im Alter von Mitte 40 seltsam verloren und hilflos. Trotz der Nähe, die sich schon allein durch den zeitweiligen Einzug Susannes bei Hanno als Haushälterin und Pflegerin ergibt, herrscht zwischen den beiden zwischenmenschlich Unsicherheit und Schweigen.

Der Roman kommt mit wenigen Dialogen aus, konzentriert sich vielmehr auf die Gedankenwelt der einzelnen Charaktere und ihre messerscharfen Beobachtungen. Eine unterschwellige Spannung wird vor allem dadurch entwickelt, dass man nicht abschätzen kann, was als nächstes passieren wird und worin die Geschichte ihr Ende finden wird.
Es sind vor allem die außergewöhnlichen Erzählstimmen und die fein gezeichneten, authentischen Charaktere, die das Buch zu einem fesselnden Leseerlebnis machen.
Das Streben nach Höheren ist menschlich und nachvollziehbar, sorgt jedoch unweigerlich für Neid, Enttäuschungen und Überheblichkeit. Der Autor wirft einen Blick hinter die Fassade, bringt sie zum Bröckeln und lässt dabei auch die Toten nicht zur Ruhe kommen. Sie geistern weiter in ihren Häusern, beobachten und kommentieren, was ihre Nachkommen falsch machen, ohne einschreiten zu können.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Spannendes Familiendrama voller Tragik mit der Chance auf einen Neuanfang

Solange es Liebe gibt
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Nach dem tragischen Unfalltod ihres Ehemannes und ihrer beiden Kinder verfällt Julie in schwere Depressionen und zieht sich in sich zurück ohne an ein morgen zu denken. Zurück ins Leben findet sie notgedrungen ...

Nach dem tragischen Unfalltod ihres Ehemannes und ihrer beiden Kinder verfällt Julie in schwere Depressionen und zieht sich in sich zurück ohne an ein morgen zu denken. Zurück ins Leben findet sie notgedrungen erst nach Monaten der Verwahrlosung, als ihr Vater stirbt und sie das Erbe des Kaffeemanufakturbesitzers im bayerischen Dinzing antreten soll. Die Verantwortung für die Firma und ihre Mitarbeiter erschlägt die lebensmüde junge Frau zunächst, die sich vor elf Jahren von der Familie und dem Betrieb abgewandt hatte. Unerwartet begegnet sie in Dinzing Menschen, die ihr ganz selbstverständlich helfen. Sie findet eine Aufgabe, eine Familie und neuen Halt und erhält die Chance, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen.

"Solange es Liebe gibt" ist das Prequel von "Solange es Schmetterlinge gibt" und "Unter Wasser kann man nicht weinen", kann aber unabhängig von den beiden Romanen gelesen werden, denn es handelt sich jeweils um abgeschlossene Geschichten.

Das Buch handelt auf zwei Zeitebenen, wobei der Fokus der Geschichte auf der Gegenwart und Julies traurigem Schicksal ruht. In der Vergangenheit taucht man in die Kindheit und Jugend ihrer Großmutter Klara ein, die sich fanatisch in ihren späteren Ehemann Friedrich verliebt. Um diesen für sich zu gewinnen, nimmt sie eine Schuld auf sich, die noch in der Gegenwart auf ihr lastet. Durch Julies tragischem Verlust erhält sie das Gefühl, dass die Erbsünde an Julie weitergetragen wurde und möchte Buße tun.

Der Roman beginnt mit einem folgenschweren Drama, das Julies Leben komplett verändert. Sehr lebensnah ist geschildert, wie Julie an dem Verlust fast zerbricht. Das Buch ist deshalb sehr melancholisch und bedrückend. Es ist schwer zu ertragen, wie Julie nach dem Verlust ihrer Familie ihre eigene Existenz aufs Spiel setzt. Eine Wende ergibt sich durch die Rückkehr in ihre Heimat Bayern. Ganz allmählich findet Julie durch die Hilfe vieler liebenswerter Menschen, die ihr dort neu und wieder begegnen, ins Leben zurück. Auch dieser Wandel ist authentisch und berührend geschildert. Es fällt leicht, sich in Julie hineinzuversetzen, auch wenn sie kein einfacher Charakter ist. Wie schon ihre Großmutter Klara ist sie eigenwillig und stößt andere Menschen leichtfertig von sich. Beide Charaktere haben mir aufgrund ihrer ruppigen Art, hinter der sich aber ein weicher Kern versteckt, gut gefallen. Die Nebencharaktere sind vielfältig und individuell gezeichnet, wenn auch etwas offenkundig in Gut und Böse eingeteilt.
Die etwas klischeehaften Bösewichten sorgen jedoch in Bezug auf Julies Erbe für Spannung und geben der dramatischen Familiengeschichte den Hauch eines Kriminalromans. Darüber hinaus fesseln die Passagen aus der Vergangenheit und das Geheimnis von Klaras Schuld, das am Ende offenbart wird.

Hanni Münzer schreibt mit Herzblut, was auch noch durch ihr persönliches Nachwort unterstrichen wird und mich nicht nur neugierig auf die bereits erschienene "Fortsetzung" der "Schmetterlings"-Reihe, sondern auch auf weitere Romane der Autorin gemacht hat.

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