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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2021

Das Buch hat mich positiv überrascht

Die Schwimmerin
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Essen 1962: Betty heiratet ihren Martin und ist fest entschlossen, ihr lang ersehntes Glück mit aller Macht festzuhalten. Zu viele Entbehrungen hat sie schon hinnehmen müssen. Der zweite Weltkrieg hat ...

Essen 1962: Betty heiratet ihren Martin und ist fest entschlossen, ihr lang ersehntes Glück mit aller Macht festzuhalten. Zu viele Entbehrungen hat sie schon hinnehmen müssen. Der zweite Weltkrieg hat Betty nicht nur ihre Heimat, ihre Familie und ihre erste Liebe genommen, sondern ihr auch ein düsteres Geheimnis aufgebürdet. Seit jener Zeit ist das Schwimmen Bettys Halt und Trost. Eine Überlebensstrategie, den Kopf immer über Wasser zu halten, komme was wolle. Ausgerechnet beim Schwimmen trifft sie nun auf ein junges Mädchen, das ihr eigenartig vertraut erscheint. Und dieses Mädchen hat entschieden, sich ein Stück von Bettys Glück zu greifen. Es beginnt, sie zu verfolgen, zu erpressen. Betty erkennt, dass die Vergangenheit sie hinabzureißen droht, wenn sie sich ihr nicht endlich stellt.
Der Roman hat mich wirklich im Positiven überrascht. Denn auch wenn der Klappentext im Groben dem Inhalt erfasst, verrät er die eigentliche Geschichte hinter der Geschichte nicht im Ansatz. Erzählt wird das Schicksal von Betty, bzw. der jungen Elisabeth, abwechselnd in zwei Erzählsträngen. Zum einen Anfang der 1940er-Jahre: Elisabeth wird zusammen mit ihrer Mutter nach dem Tod des Vaters und der Zerstörung des Hauses von Düsseldorf in ein kleines Dorf nach Bayern zwangsumgesiedelt. Dort geht sie schnell ihre eigenen Wege, um der depressiven Mutter zu entfliehen, findet in der Pfarrersfamilie eine Art Ersatz-Familie und entwickelt sich zu einem selbstbewussten, unabhängigen Mädchen. Von dieser Stärke und Unabhängigkeit ist im zweiten Erzählstrang, der in den 1960er-Jahren spielt, nicht mehr viel zu erkennen. Von Anfang an fragt man sich, was diese große Veränderung hervorgerufen hat, wie beide Erzählstränge vom derselben Person handeln können. Gefallen hat mir, dass nicht alles schnell vorhersagbar war, sondern sich im Laufe des Buches erklärt hat. Und da gab es eine Menge zu erklären (mehr wird hier aber nicht verraten). Dennoch habe ich mit dem Satz „Sie stellt sich ihrer Vergangenheit“ ein kleines Problem. Denn das tut sie tatsächlich nur auf wenigen Seiten. Im Gegensatz zum Leser. Mir hat das Buch sehr gefallen, vor allem die früheren Zeitabschnitte. Und es hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie sehr sich das Leben und der Status von Frauen in den letzten Jahren verbessert hat. Auch wenn es da auch heute noch an der einen oder anderen Stelle immer noch Verbesserungsbedarf gibt.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Raffinierte Zoomeffekte

Von riesengroß bis klitzeklein
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Ich gebe es zu, ich habe ein Faible für detailreich gestaltete Kinderbücher. Und bei „Von riesengroß bis klitzeklein“ von Sabine Rothmund wird genau dieser Detailreichtum zur Hauptkomponente der Geschichte. ...

Ich gebe es zu, ich habe ein Faible für detailreich gestaltete Kinderbücher. Und bei „Von riesengroß bis klitzeklein“ von Sabine Rothmund wird genau dieser Detailreichtum zur Hauptkomponente der Geschichte. Eine Geschichte, die durch ihre farbenfrohen und liebevollen Illustrationen an Aufmerksamkeit gewinnt und junge Leser in ihren Bann zieht. Raffiniert ist der Zoom- bzw. Bild-in-Bild-Effekt, so gibt es die eine oder andere Überraschung und es entsteht eine Interaktion zwischen Vorleser und Zuhörer. Tolle Idee! Es animiert Kinder, mit einem wachen und aufmerksamen Blick ihre Umgebung zu erkunden, die kleinen Details wahrzunehmen und zu schätzen und alles in Relation zu setzen. Es gelingt, Kindern auf spielerische und kindgerechte Art einen Umgang mit der Natur zu erklären. So wird schon bei den Kleinsten das Bewusstsein für Umweltschutz, Handeln und Zusammenhänge geschult. Ein tolles Buch.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Frische & ungewöhnliche Erzählweise

Bären füttern verboten
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Dieses Buch war für mich das reinste Auf und Ab, ein Für und Wider. Ich liebte den schwarzen Humor der ersten Kapitel, die frische und ungewöhnliche Erzählweise. Doch irgendwann fand ich die Geschichte ...

Dieses Buch war für mich das reinste Auf und Ab, ein Für und Wider. Ich liebte den schwarzen Humor der ersten Kapitel, die frische und ungewöhnliche Erzählweise. Doch irgendwann fand ich die Geschichte über eine lange Strecke eher bedrückend und deprimierend, bevor das Buch dann im letzten Drittel wieder mein Herz berühren konnte. Hervorzuheben sind auf jeden Fall die vielen großartigen Dialoge und poetischen Sätze, die es immer wieder zu entdecken gibt. Die Charaktere sind erfrischend menschlich – mit all ihren Ecken und Kanten – und teilweise herrlich verschroben und stecken jeder für sich in ihrem Leben in einer Sackgasse, aus der sie sich selbst nicht mehr befreien können. Rachel Elliott bringt hier authentisch rüber, dass manchmal nur ein kleiner Schubser, die andere Perspektive eines Fremden oder ein Fünkchen Offenheit den entscheidenden Impuls für eine Wendung bringen kann.
Und so sehr mir das alles auch gefallen hat, konnte mich „Bären füttern verboten“ dann doch nicht hundertprozentig überzeugen.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Vielschichtig, enthüllend, spannend

Long Bright River
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Faszinierend erzählt Liz Moore in ihrem Roman von einer Familie, deren Leben über Generationen von der Drogenproblematik auf Philadelphias Straßen geprägt ist. Das Miteinander dieser Familie ist vergiftet ...

Faszinierend erzählt Liz Moore in ihrem Roman von einer Familie, deren Leben über Generationen von der Drogenproblematik auf Philadelphias Straßen geprägt ist. Das Miteinander dieser Familie ist vergiftet durch Sucht, Verlust, Misstrauen, Verbitterung und Einsamkeit. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Kacey und ihre eineinhalb Jahre ältere Schwester Mikey, die seit dem Drogentod der Mutter bei der gefühlskalten Großmutter leben. Während Kacey und Mickey in ihrer Kindheit zwar grundverschieden, aber unzertrennlich sind, entfernen sie sich als Erwachsene immer weiter voneinander. Die quirlige Kacey rutscht schon in jungen Jahren in den Drogensumpf ab und arbeitet als Prostituierte, ihre schüchterne Schwester dagegen scheint ein bodenständiges Leben und in ihrer Tätigkeit als Polizistin auch nach vielen Jahren Funkstille noch immer ein wachsames Auge auf ihre Schwester zu haben. Als Kacey eines Tages wie vom Erdboden verschluckt ist und gleichzeitig ein Frauenmörder in ihrem Viertel sein Unwesen treibt, begibt sich Mickey während der Suche nach ihr selbst in große Gefahr und riskiert alles. Im Laufe der vielschichtigen Geschichte wird klar, dass nichts so ist, wie es auf dem ersten Blick scheint. Schonungslos kommen immer mehr Familiengeheimnisse ans Licht. Genau dieser unbeschönigte Blick auf die Ereignisse und die Vielschichtigkeit machen den Roman zu einem besonderen Lesevergnügen. Darüber hinaus hat Liz Moore es geschafft, die Verletzlichkeit und auf der anderen Seite die antrainierte Härte der Charaktere authentisch und bewegend darzustellen. Spannung wird – anders als in einem Kriminalroman – eher unterschwellig aufgebaut und dennoch fesselt die Handlung. Mein einziger Kritikpunkt ergibt sich daraus, dass ich die Handlung an ein paar Stellen als zu konstruiert und zu gewollt empfunden hab

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Herzerwärmend schön

Nur noch ein bisschen Glück
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Die Bücher von Simona Ahrnstedt sind für mich immer ein Garant für tolle Storys mit ganz viel Liebe, Leidenschaft und Lebensfreude. Und auch dieses Mal hat sie wieder voll ins Schwarze getroffen. Sie schafft ...

Die Bücher von Simona Ahrnstedt sind für mich immer ein Garant für tolle Storys mit ganz viel Liebe, Leidenschaft und Lebensfreude. Und auch dieses Mal hat sie wieder voll ins Schwarze getroffen. Sie schafft es, gleichzeitig Leichtigkeit und Intensität auf die Seiten zu zaubern. Die Charaktere sind authentisch, mitten aus dem Leben und absolut liebenswert - egal ob nun Hauptcharakter oder Nebenfigur. Dabei durchlaufen die beiden Hauptpersonen auch dieses Mal wieder einen emotionalen Reifeprozess, der absolut authentisch und nachvollziehbar ist, ohne dass eine unglaubwürdige Rahmenhandlung oder Reifeprüfung herangezogen werden muss. Ein weiterer Hauptdarsteller in den Büchern der Autorin ist für mich immer Schweden. Diesmal hat Simona Ahrnstedt die Handlung in eine kleine schwedische Ortschaft mitten auf dem Land verlegt. Ich konnte mir den kleinen Ort, den Hof von Thor und Stellas kleines Häuschen wunderbar vorstellen und hätte dort am liebsten selbst ein paar Tage Urlaub gemacht.

Wer Lust hat auf gefühlvolle Liebesromane ohne allzu viel Kitsch, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen.

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