Das Buch hat mich positiv überrascht
Die SchwimmerinEssen 1962: Betty heiratet ihren Martin und ist fest entschlossen, ihr lang ersehntes Glück mit aller Macht festzuhalten. Zu viele Entbehrungen hat sie schon hinnehmen müssen. Der zweite Weltkrieg hat ...
Essen 1962: Betty heiratet ihren Martin und ist fest entschlossen, ihr lang ersehntes Glück mit aller Macht festzuhalten. Zu viele Entbehrungen hat sie schon hinnehmen müssen. Der zweite Weltkrieg hat Betty nicht nur ihre Heimat, ihre Familie und ihre erste Liebe genommen, sondern ihr auch ein düsteres Geheimnis aufgebürdet. Seit jener Zeit ist das Schwimmen Bettys Halt und Trost. Eine Überlebensstrategie, den Kopf immer über Wasser zu halten, komme was wolle. Ausgerechnet beim Schwimmen trifft sie nun auf ein junges Mädchen, das ihr eigenartig vertraut erscheint. Und dieses Mädchen hat entschieden, sich ein Stück von Bettys Glück zu greifen. Es beginnt, sie zu verfolgen, zu erpressen. Betty erkennt, dass die Vergangenheit sie hinabzureißen droht, wenn sie sich ihr nicht endlich stellt.
Der Roman hat mich wirklich im Positiven überrascht. Denn auch wenn der Klappentext im Groben dem Inhalt erfasst, verrät er die eigentliche Geschichte hinter der Geschichte nicht im Ansatz. Erzählt wird das Schicksal von Betty, bzw. der jungen Elisabeth, abwechselnd in zwei Erzählsträngen. Zum einen Anfang der 1940er-Jahre: Elisabeth wird zusammen mit ihrer Mutter nach dem Tod des Vaters und der Zerstörung des Hauses von Düsseldorf in ein kleines Dorf nach Bayern zwangsumgesiedelt. Dort geht sie schnell ihre eigenen Wege, um der depressiven Mutter zu entfliehen, findet in der Pfarrersfamilie eine Art Ersatz-Familie und entwickelt sich zu einem selbstbewussten, unabhängigen Mädchen. Von dieser Stärke und Unabhängigkeit ist im zweiten Erzählstrang, der in den 1960er-Jahren spielt, nicht mehr viel zu erkennen. Von Anfang an fragt man sich, was diese große Veränderung hervorgerufen hat, wie beide Erzählstränge vom derselben Person handeln können. Gefallen hat mir, dass nicht alles schnell vorhersagbar war, sondern sich im Laufe des Buches erklärt hat. Und da gab es eine Menge zu erklären (mehr wird hier aber nicht verraten). Dennoch habe ich mit dem Satz „Sie stellt sich ihrer Vergangenheit“ ein kleines Problem. Denn das tut sie tatsächlich nur auf wenigen Seiten. Im Gegensatz zum Leser. Mir hat das Buch sehr gefallen, vor allem die früheren Zeitabschnitte. Und es hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie sehr sich das Leben und der Status von Frauen in den letzten Jahren verbessert hat. Auch wenn es da auch heute noch an der einen oder anderen Stelle immer noch Verbesserungsbedarf gibt.