Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2019

Trotz der wunderschönen Sprache sprang der Funke bei mir nicht über.

Ein schönes Paar
0

Herta und Georg Karst haben sich auf den ersten Blick verliebt, sie wohnen in Plothow, in der damaligen DDR. Philipp Karst hat nach dem Tod seiner Eltern nicht nur ihre Hinterlassenschaften zu ordnen, ...

Herta und Georg Karst haben sich auf den ersten Blick verliebt, sie wohnen in Plothow, in der damaligen DDR. Philipp Karst hat nach dem Tod seiner Eltern nicht nur ihre Hinterlassenschaften zu ordnen, er versucht auch, über das Leben und die Liebe von Herta und Georg nachzudenken und ihre Gründe für vieles zu verstehen. Was bewegte seine Mutter zum Fortgehen und warum ließ sie ihn und seinen Vater zurück? Welche Geheimnisse hielten seine Eltern vor ihm geheim? Wie ging die Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen vonstatten? Als Kind konnte er vieles nicht verstehen. Vielleicht gelingen ihm nach ihrem Tod weitere Einblicke.

In diese Geschichte taucht man dank eines allwissenden Erzählers ein. Die Reisenähmaschine von Herta und die alte Kamera von Georg waren ihre persönlichen Dauerbegleiter, durch sie erfährt man von ihrem Lebensweg, der nicht nur Republikflucht beinhaltete, sondern auch die Teilung des Dorfes, die dann auch zur Teilung der Familie beitrug. Vor solchen Hintergründen bleibt vieles unerklärt.


Gert Loschütz schreibt sprachgewaltig mit eindringlichen Sätzen, die beim Hören zu einer endlosen und manchmal schwer zu erfassenden Kette verhallen. Der Text erscheint emotionslos und distanziert und doch bringt er Empfindungen auf den Punkt.
Es sind die feinen Beobachtungen der Menschen, die Loschütz gut darzustellen vermag und die mich an das Buch fesseln. Dennoch sprang der entscheidende Funke nicht über.

Als Zuhörer muss man sich auf die Geschichte einlassen, es gibt keine Sympathiefiguren, die Spannung kann auch der gut lesende Sprecher nicht in die Höhe treiben.

Philipps Eltern waren ein schönes Paar, sie hatten jedoch im Miteinanderleben Probleme, konnten aber auch nicht ohne den andern und das hat zur Folge, dass sie sich gegenseitig aufgerieben.
Manche Szenen machen das deutlich, es gibt aber auch Kindheitserinnerungen Philipps, die er zwar vor Augen hat, die ihm aber kein klares Bild der Situation verschaffen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, jetzt nach dem Tod der Eltern.

In Philipps Kindheit war Schweigen in der Familie an der Tagesordnung, über Gefühle wurde nicht geredet, Ereignisse nicht kommentiert. Er fragte nicht nach und so blieb vieles unausgesprochen.

Dennoch kann man zwischen den Zeilen lesen und entdeckt die nicht gesagten Emotionen.

Woran zerbricht eine Liebe? An der Eintönigkeit, an fehlender Zuneigung, an mangelnder Selbstzufriedenheit? In diesem Buch kann man es auch am Ende nicht genau einschätzen. Da spielt alles mit hinein, aber vor allem fehlt es in dieser Familie an der mangelnden Kommunikation untereinander.


Dieses sprachgewaltige Buch ist zwar eindrucksvoll, aber zum Hören recht mühselig. Es zeigt, was Liebe ausmachen kann und wozu menschliches Handeln fähig ist. Der entscheidende Funke ist trotz der schönen Sprache jedoch nicht übergesprungen.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Erinnert mich an ein Computerspiel

DOORS - Der Beginn
0

"Doors- Der Beginn ist die Einführung auf eine dreibändige Serie von Markus Heitz. Die Reihe erscheint im Knaur Verlag.



Anna-Lena van Dam, Tochter eines Milliardärs, wird in einem riesigen Höhlensystem ...

"Doors- Der Beginn ist die Einführung auf eine dreibändige Serie von Markus Heitz. Die Reihe erscheint im Knaur Verlag.



Anna-Lena van Dam, Tochter eines Milliardärs, wird in einem riesigen Höhlensystem unter dem Anwesen der van Dams vermisst. Ihr Vater Walter engagiert ein Team von 6 Leuten, die seine Tochter finden sollen. Im Team gibt es einen Ex-Militär, Höhlenforscher, Höhlenkletterer und einen Parapsychologen und alle sind Experten ihres Fachgebiets. Jeder von ihnen hat etwas zu verbergen.

Gleich vorab als Info: Genres dieser Art lese ich nur ungern. Dennoch habe ich mich an diese Pilotfolge gewagt, sie umfasst ja nur 80 Seiten. Denn die Idee hinter dieser Serie finde ich interessant.



Anna-Lena lernen wir ganz zu Beginn kennen, es wird jedoch nicht klar, warum sie, gekleidet in ein Abendkleid, in den Höhlen verschwand. Ihr Vater ist voller Sorge, stattet das Rettungsteam mit Sturmgewehren aus und schickt sie in ein unterirdisches Höhlensystem.

Dort entdecken sie geheimnisvolle alte Türen, hinter denen sich jeweils eine andere Abenteuerweltet zu verbergen scheint. Drei von fünf Türen gibt es in den folgenden Romanen der Serie zu entdecken. Es liegt am Leser, für welchen Roman er sich entscheidet. Alle drei Romane können angeblich unabhängig voneinander gelesen werden, sie unterscheiden sich nur in ihren Abenteuern.


DOORS X - Dämmerung: führt in einen Alptraum der Zukunft
DOORS ? - Kolonie: führt in die 40er Jahre einer anderen Weltgeschichte
DOORS ! - Blutfeld: führt in ein frühes Mittelalter



Zu den Figuren kann ich noch nicht viel sagen, dazu fehlen mir einfach noch mehr Informationen. Alle sechs Personen sind jedoch nicht so wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Ihre Geheimnisse werden sicher noch aufgedeckt.



Die Geschichte entwickelt sich zu einer aktionsgeladenen Story, die aber auch mit geheimnisvollen Elementen durchsetzt wird. Es werden Menschen erschossen und mir kommen die Mitglieder des Teams wie Avatars in einem Computerspiel vor.

Dazu passt die Idee, wie bei einem Level oder Spieleweg, sich nun die gewünschte Tür auszuwählen.



Grundsätzlich macht das neugierig und ich denke, das Konzept des Autors ist für Freunde des Genres aufgegangen.


Für mich ist diese Serie nicht verlockend, generell finde ich die Idee aber recht abwechslungsreich und neuartig.


Veröffentlicht am 02.01.2019

Eine winterliche Liebesgeschichte, die zwar etwas vorhersehbar ist, aber mit einem spannenden Ende punkten kann.

Küsse unterm Winterhimmel
0

Gisela Stiens Roman "Küsse unterm Winterhimmel" erscheint bei Forever, einem Digitalverlag der Ullstein Buchverlage.


Tonja ist Kassiererin in einem Supermarkt und lernt an der Kasse den gutaussehenden ...

Gisela Stiens Roman "Küsse unterm Winterhimmel" erscheint bei Forever, einem Digitalverlag der Ullstein Buchverlage.


Tonja ist Kassiererin in einem Supermarkt und lernt an der Kasse den gutaussehenden Unternehmersohn Rafael kennen. Genauso könnte ihr Traummann aussehen, er trifft sich mit ihr und fragt sie nach ihrem Job aus. Das kommt ihr komisch vor und kurze Zeit später hat ihre Kollegin Ramona ihn ihr weggeschnappt. Tonja ist verletzt, sie sucht Ablenkung und geht abends aus. Dort lernt sie Mark kennen, er ist ganz nett, doch in Tonjas Kopf schwebt immer noch Rafael. Es kommt zu einem Überfall im Supermarkt. Auch wenn Tonja das noch nicht so schnell verarbeitet hat, nimmt sie ihren Job ernst und weiß, dass jetzt vor Weihnachten jede Hilfe im Laden gebraucht wird. Kann sie sich bei diesem Durcheinander überhaupt auf ihr Weihnachtsfest freuen?


Diese Geschichte ist locker und leicht geschrieben, es geht um die junge Verkäuferin Tonja, die mit sich und ihrem Job zufrieden ist und sich nach der großen Liebe sehnt. Als sie Rafael begegnet, ist sie sofort Feuer und Flamme für ihn, genauso stellt sie sich ihren Traummann vor. Leider schnappt ihn sich ihre Kollegin Ramona Tonja vor der Nase weg. Tonja ist enttäuscht und trifft schon bald Mark, der zwar total nett ist, aber für den sie nicht gleich brennt. Doch manchmal ist nicht die Liebe auf den ersten Blick, die große Liebe. So etwas kann sich auch entwickeln.


Was als Liebesroman beginnt, entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem vorweihnachtlichen Krimi. Das ist ungewöhnlich und sorgt für etwas mehr Tiefe. Da jedoch der Täter nur allzu offensichtlich präsentiert wird, fehlt für mich der Überraschungseffekt.


Die Charaktere sind klar umschrieben, man kann sich ein Bild von den fürsorglichen Eltern machen, erlebt die eigennützige Kollegin Ramona und merkt sofort, das Rafael ein falsches Spiel spielt.

Leider ist Tonja ein wenig naiv und merkt das nicht und so kommt es schließlich zum Äußersten.



Der Überfall stellt in meinen Augen keine große Überraschung dar und dadurch war der Spannungseffekt auch leider nicht sehr groß. Auch Marks Rolle konnte ich mir von Anfang an denken, seine Figur mochte ich von allen am liebsten.


Diese winterlich angehauchte Liebesgeschichte ist flüssig geschrieben, leicht zu lesen und sorgt für angenehme Unterhaltung in der Vorweihnachtszeit.


Veröffentlicht am 13.11.2018

Wie das Internet ein Rentnerpaar auf Trab hält

Mein Mann, der Rentner, und dieses Internet
0

Das Ehepaar Schmidt ist im Ruhestand und könnte nun friedlich die freie Zeit geniessen. Als ihre Tochter Julia ihnen ein Tablet schenkt, ist es mit der Ruhe vorbei. Rosa kann damit gar nichts anfangen, ...

Das Ehepaar Schmidt ist im Ruhestand und könnte nun friedlich die freie Zeit geniessen. Als ihre Tochter Julia ihnen ein Tablet schenkt, ist es mit der Ruhe vorbei. Rosa kann damit gar nichts anfangen, während ihr Gatte völlig begeistert ist und von nun an jede Minute im Internet unterwegs ist. Er informiert sich bei Google und vertraut nun mehr auf den Ratschlag aus dem Netz als seiner Ehefrau, selbst bei Facebook meldet er sich an, was für ein großes Ereignis sorgt. Rosa führt nun ein Tagebuch und berichtet, wie sich ihr gemeinsames Leben entwickelt.

Die wöchentlichen Übersichten von Rosas Tagebuch haben mich sehr amüsiert. Aus ihrer Sicht ist sie umtriebig, erledigt aktiv die Hausarbeit und andere Verpflichtungen, während sie ihren Mann lediglich am Tablet sitzend erlebt. Das ist für Rosa ein Unding, für ihn eröffnen sich neue Welten. Da kann sie sich nur mit einem langen OM beruhigen.

Als die Schmidts ein Fest veranstalten und über Facebook Gäste einladen, kommt es zu einem Ansturm, den sie nicht geahnt haben. Auch dieses Ereignis bringt neben dem humoristischen Effekt für den Leser auch eine überraschende Einsicht bei dem Rentnerpaar mit sich.


Der Roman kommt in einem leichten, lockeren Stil daher und der Tagebuchcharakter sorgt für einen zeitlichen Rahmen.

Zunächst macht sich Rosa Sorgen um ihren Günther, hofft, das er seine Rentenzeit nicht nur mit Sudokus verbringen wird. Aber schnell wendet sich das Blatt und man erkennt schnell, wie Günther nun auch dank Computerclub im Rentenalter einen vollen Terminkalender hat. Damit hatte Rosa nicht gerechnet. Für sie steht ein rundes Klassentreffen an, das auch für viel Trubel sorgt.

Insgesamt hat mich dieses Buch gut unterhalten und ich habe mehrfach geschmunzelt. Allerdings finde ich die Darstellung dieser Altersklasse als Computerneulinge sehr übertrieben und reichlich klischeehaft. Wer heute aus dem Arbeitsleben ausscheidet, hat sich in den meisten Fällen die letzten Jahrzehnte schon mit einem Computer auseinander setzen müssen.

Wir hier die familiäre Situation mit der bevorstehenden Eheschliessung von Rosas betagter Tante dargestellt wird und wie z. Beispiel Weihnachten gefeiert wird, sind Geschichten, die aus dem realen Leben gegriffen sind.

Diese Lektüre ist witzig, unterhaltsam und sie zeigt wie Socialmedia auch das Leben von Rentnern durcheinanderwirbeln kann.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Satirisch, kritische Abhandlung über die Besonderheiten der Trockennasenaffen, genannt Menschen!

Absurde Menschheit
0

Dieses Buch ist nicht einfach nur eine amüsante Satire über die Menschen, es befasst sich auf teilweise ironische Weise mit den wichtigsten Themen des "Menschseins" und wirft einige Fragen auf, die nachdenklich ...

Dieses Buch ist nicht einfach nur eine amüsante Satire über die Menschen, es befasst sich auf teilweise ironische Weise mit den wichtigsten Themen des "Menschseins" und wirft einige Fragen auf, die nachdenklich machen.
Der bunte Mix an Themen soll außerirdischen Wesen im Weltall die Menschen näher erklären. Das der Mensch im Buch häufig "Nacktnasenaffe" genannt wird, zeigt schon die besondere Einordnung der Spezies in die Reihe der Lebewesen der Erde.

Meneberg handelt ein breites Spektrum von speziellen Lebensinhalten wie Geburt, Liebe, Freundschaft über das Alltagsleben bis hin zum Alterungsprozess und Tod ab. Dabei ist schon ein Hauptaugenmerk auf die Sexualität gelegt. Hier wird am ehesten die Verwandtschaft zu den Primaten erkennbar.

Der Sprachstil ist nominal gehalten, der Text wirkt eher wie eine Schriftsprache, die einen wissenschaftlichen Inhalt übermitteln soll. Daher ist das Buch auch nicht unbedingt eine leichte satirische Lektüre. Man kommt beim Lesen schon mal ins Grübeln und muss über die philosophisch ausufernden Ansätze nachdenken. Einzelne Kapitel kann man recht flüssig weglesen, als ganzes Buch war es mir etwas zu viel des Guten. Dabei haben mir viele Gedankengänge sehr gut gefallen und die Sicht auf die Menschen ist ironisch und voller Empathie. Man erkennt sich und andere Menschen häufig wieder und stellt daraus viele persönliche Verbindungen her.
Eines ist uns Menschen allen gewiss: wir alle altern und müssen eines Tages sterben. Wie wir uns dagegen sträuben, ist schon interessant zu lesen.

Der Mensch ist eine kommunkationsbereite Affenrasse, die sich gern als Eroberer sieht. Zitat S.124

Und so gehen die Menschen auch mit ihrer Erde um, sie zerstören, vergiften, berauben die Rohstoffe und hinterlassen viele irreparable Zustände, die Mutter Natur mit großen Folgen für die Zukunft tief treffen.

Dieses Buch ist lesenswert, doch die komplexen Themen fordern den Leser, auch seine eigenen Fehler einzugestehen. Vielleicht ein guter Ansatz, wirklich auf der Erde etwas zu ändern, indem jeder für sich sein Verhalten mal hinterfragt und im Sinne des Erhalts der Erde wandelt.
Der satirische Ton macht hier die Musik und prangert mit einem lachenden Auge die Miss- und Zustände an.