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Veröffentlicht am 17.04.2019

Schnelle und vielfältige Blätterteigideen für die nächste Party

Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig: Die besten Rezepte pikant und süß - schnell, lecker und einfach
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In "Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig" von Guillaume Marinette finden sich Rezepte für pikant und süß. Das Kochbuch erscheint im Bassermann Verlag.


Dank gekauftem Fertig-Blätterteig kann man schnell ...

In "Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig" von Guillaume Marinette finden sich Rezepte für pikant und süß. Das Kochbuch erscheint im Bassermann Verlag.


Dank gekauftem Fertig-Blätterteig kann man schnell und einfach die besten Sonnenräder, Spieße, Waffeln, Herzen und anderen Fingerfood zubereiten. Man muss sich nur entscheiden, ob man es lieber pikant oder süß mag, ob man Dippen möchte oder etwas zum Knabbern.
Diese 33 Blätterteigideen passen auf den Frühstückstisch, zum Kaffee, für das Partybüfett oder nächste Picknick. Man muss sich nur noch für ein Rezept entscheiden.



In diesem Buch finden sich zahlreiche Variationen mit Blätterteig, ob süß oder herzhaft, hier wird man für jede Gelegenheit und jeden Geschmack fündig. Und das Tolle daran ist die Verwendung von Fertigteig. So kann eigentlich nichts schief gehen, denn mit Blätterteig kann man viele leckere Dinge zaubern, die auch optisch total ansprechen.

Da gibt es Sonnenräder, Röllchen, Schnecken, Nester, Taschen, Häppchen, Herzen, Spieße, Waffeln, Burger, Muffins und mehr.


Diese Varianten sprechen mich besonders an:


- Flammkuchen-Sterne

- Schinken-Pesto-Schnecken

- Wurst-Spiralen am Spiess

- Tannenbäume mit Ofenkäse

- Sonnenrad mit Camembert

- Blätterteigblüte mit kandierten Zwiebeln

- Blätterteigsonne mit Pest

- Blätterteigsonne mit Schinken und Käse

- Brokkolikranz

- Chorizo- Häppchen

- Schlemmer-Päckchen mit Feta

- Tomaten-Schinken-Taschen

- Teigtaschen mi Feigen und Ziegenkäse

- Raclette-Körbchen

- 4-Käse-Waffeln

- Zitronenherzen

- Süsse Windmühlen

- Schweineöhrchen mit Zimt

- Birnen mit Schokoladenkern


Rein optisch machen diese Ergebnisse echt was her. Sie sind bestimmt der Star auf dem nächsten Büfett.


Die Fotos der Räder, Tannenbäume, Sonnen oder anderer Formen sind besonders vor dem blau-marmorierten Hintergrund eine echte Augenweide. Da bekommt man definitiv Appetit und hat Lust, selbst so ein Blätterteigrad mit weichem Camembert-Herz nachzubacken.

Die Rezepte enthalten neben der Mengenangabe auch die Vorbereitungs- und Garzeit, sie sind alle verständlich und zeigen den besonderen Kniff, wie man den Teig zu legen, drehen oder zu falten hat, um dann so herrliche optische Ergebnisse zu erzielen.


Von der Schwierigkeit her, stufe ich die Rezepte als einfach bis mittel ein. Lediglich die Ausformung des Blätterteigs ist eventuell Übungssache. Aber auch wenn das Ergebnis beim ersten Versuch nicht ganz an das optische Vorbild im Buch heranreicht, schmecken wird es auf alle Fälle.


Schon allein beim Anschauen der köstlich anmutenden Blätterteig-Varianten läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Viele Zutaten sind in einem gut sortierten Vorrats- und Kühlschrank vorhanden und so kann man sich schnell mal auf die Suche machen nach dem passenden Rezept.




Dieses Buch zeigt optisch ansprechende, vielfältige Blätterteigideen, die schnell gezaubert sind und auch gut schmecken. Besser kann man seine Gäste nicht verwöhnen.



Veröffentlicht am 16.04.2019

Heiter, gefühlvoll und sehr abwechslungsreicher Roman über eine Mutter-Kind-Kur

Herzkur
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Im Rowohlt Verlag erscheint im März 2019 der Debütroman "Herzkur" von Julia Greve.


Wenn fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und höchstens zwei Väter drei Wochen auf engstem Raum verbringen - dann kann ...

Im Rowohlt Verlag erscheint im März 2019 der Debütroman "Herzkur" von Julia Greve.


Wenn fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und höchstens zwei Väter drei Wochen auf engstem Raum verbringen - dann kann das nur eine Mutter-Kind-Kur sein.
Verena steht durch die persönliche Auszeit ihres Manns Rainer plötzlich alleinerziehend und todunglücklich mit ihren Töchtern Ella und Anni da. Ihre Mutter rät ihr zu einer Kur in einer Mutter-Kind-Klinik auf Fehmarn. Obwohl Verena reichlich Vorurteile hat, geht sie schliesslich auf den Vorschlag ihrer Mutter ein und findet sich inmitten von unerträglichen Müttern und Kindern wieder. Das kann ja heiter werden, denkt sie, bis sich ein Lichtblick zeigt, der sympathische Jan, der mit seiner Tochter Lilli ebenfalls zur Kur ist.


"Am Ende kackt die Ente." Zitat Moni Seite 62

In ihrem Debütroman macht Julia Greve alles richtig, sie schreibt absolut flüssig, baut heitere, emotionale und nachdenklich machende Szenen in die Handlung ein und zeigt überaus unterhaltsame Charaktere.

Die Hauptfigur Verena ist eine sympathische junge Frau mit zwei Töchtern, deren Mann sich gerade eine einjährige Auszeit von der Familie genommen hat, beruflich weit weg versteht sich.

Verena sitzt völlig enttäuscht sozusagen mit den Kindern allein da, weiß aber gar nicht, ob sie um die Familie kämpfen soll, denn was in einem Jahr ist, weiß sie ja auch nicht. Ihre Mutter rät ihr zu einer Kur mit den beiden Töchtern. Eher widerwillig reist Verena dann an die Ostsee und ist zunächst von den Mitkurenden nicht so begeistert. Doch das ändert sich nach und nach und sie nähert sich allmählich einigen Frauen und dem einzigen Mann in der Kur an. Auch ein Masseur ist ganz schnuckelig, aber liegt Verenas Glück hier auf Fehmarn? Oder ist ihre Familie doch ihr Leben?

Zu Beginn ihrer Kur beurteilt Verena die mitkurenden Mütter nach ihrer teilweise recht auffälligen Kleidung, ihren Gelnägeln, den Tätowierungen und nach dem nicht immer perfekten Umgang mit ihren Kindern. Es ist ein bunt gemischtes Häufchen an Frauen, die hier zusammenkommen. Jeder Mensch ist anders, hier gibt es neben den äußerlichen Besonderheiten auch besondere Dialekte, doch wichtig ist doch der Charakter, denn manche tragen aber auch unter ihrer harten Schale ein mitfühlendes Herz. Das merkt Verena auch mit der Zeit.

Anfangs muss sie sich noch überwinden und wirkt recht steif und zurückhaltend, soziale Kontakte sind nicht so ihr Ding, die Familie war bisher ihr ein und alles.

Es dauert etwas, bis sie bei Moni und Jenny die inneren Werte erkennt und dann bildet sich doch noch eine nette Truppe, die zusammen viel Spaß hat.

Was mir bei diesem Roman so gut gefällt, ist die lockere Lebendigheit der Figuren und die bildhafte Schilderung der Vorgänge. Man fühlt sich direkt mit in der Kur und meint, die Personen selbst zu kennen. Auch die Gefühle, Gedanken und die persönliche Entwicklung Verenas konnte mich überzeugen. Sie denkt viel über ihre Familie nach und ihre Schmetterlinge sind beim Lesen spürbar.

Ein normaler Kuralltag läuft sicherlich etwas trockener ab, als hier geschildert und nicht jede Frau ist sofort der Liebling der Physiotherapeuten, dennoch nimmt man der Autorin diese Geschichte genauso ab und genießt die heitere Unterhaltung bis zum Ende.
Ein Kuralltag mit Kindern, viele witzige Dialoge, die teilweise peinlichen Szenen und ein wenig Romantik blitzen immer wieder in der Handlung auf und sorgen für eine tolle Geschichte, die man gerne liest.


Ein witziger, herzerfrischend geschriebener Roman mit tollen Figuren und reichlich Gefühl. Bitte weiter so, Julia Greve!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Eine zu Herzen gehende ungewöhnliche Mensch-Tier-Beziehung

Ayla - meine ungewöhnliche Freundschaft mit einem jungen Fuchs
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Mit großartigen Fotos erzählt Leiv Magnus Grøtte in "Ayla - meine ungewöhnliche Freundschaft mit einem jungen Fuch" von der wunderbaren Freundschaft der Norwegerin Silje Elin Matnisdal mit ihrem Fuchsweibchen ...

Mit großartigen Fotos erzählt Leiv Magnus Grøtte in "Ayla - meine ungewöhnliche Freundschaft mit einem jungen Fuch" von der wunderbaren Freundschaft der Norwegerin Silje Elin Matnisdal mit ihrem Fuchsweibchen Ayla. Der Bildband erscheint im April 2019 Knaur Verlag.

Die Norwegerin Silje Elin Matnisdal kauft auf einer Pelztierfarm den fünf Wochen alten Fuchswelpen Ayla frei und lebt mit ihm auf ihrem abgelegenen Bauernhof. Füchse sind Wildtiere und keine Haustiere und so gibt es immer etwas zu erleben mit Ayla, mal versteckt sie Kleidung, mal klaut sie Lebensmittel. Auch für die Halterin Silje ist die Freundschaft nicht immer einfach, sie muss ihr Leben auf Ayla ausrichten.

"Wir lassen uns leicht von der Schönheit verführen. Sie kann vieles überstralen. Dass der Fuchs ein besonder schönes Tier ist, darauf können wir uns leicht einigen. Aber ob du auch mit dem Rest zurechtkommst? " Zitat Seite 53

Im Buch begleitet man Silje Elin Matnisdal mit ihrem Fuchs Ayla. Sie hat sich ihren Traum erfüllt und einen Fuchswelpen als Haustier bei sich aufgenommen. Es ist eine wahre Geschichte, die Füchsin war auf Social Media Kanälen ein Star. Ayla ist ist ein Goldfuchs, eine Mischung aus Silberfuchs und Rotfuchs.

Im wunderschön bebilderten Buch erfährt man viele Hintergründe und den Lebensalltag von Silje und Ayla. Gemeinsam unternehmen sie größere Wanderungen durch Norwegens unberührte und einsame Landschaften. Ayla freundet sich mit dem Hund Loke an und ist mit Silja mal verschmust wie ein Hund, mal bissig und wild wie Füchse von Natur aus sind.

Durch die Fotos erlebt man Ayla von ihrer Zeit als Welpe, bei den gemeinsamen Wanderungen mit Silje und mit dem Hund Loke. Die Bilder von Ayla als Welpen sind süß, doch die Aufnahmen als erwachsener Fuchs sind in Verbindung mit der einzigartigen Natur traumhaft.

Ein Wildtier als Haustier zu halten ist eine umstrittene Sache. Fakt ist, Silje hat diese Aufgabe mit allen Nachteilen (Gestank durch Markieren im gesamten Haus) und Gefahren (Füchse haben messerscharfe Zähne) auf sich genommen.

Ein Fuchs ist ein Wildtier, ein Einzelgänger und eher menschenscheu, doch wenn Füchse von klein auf bei Menschen leben, kann man sie durchaus an sich gewöhnen. Das beste Beispiel ist die Norwegerin Silje und ihr Fuchs Ayla. Den Welpen bekam sie von einer Nerzfarm und gewöhnte ihn liebevoll an sich und menschliche Nähe. Das ist schon eine sehr außergewöhnliche Freundschaft, bei der Silje aber auch auf einiges verzichten musste. Menschliche Kontakte pflegen ist zum Beispiel mit einem Fuchs, der aufs Sofa pinkelt und Einrichtungsgegenstände anknabbert nicht so einfach.
Doch Siljes Faszination und Liebe zu ihrer Ayla war ungebrochen, sodass sie sämtliche Einschränkungen und auch Bisse auf sich nahm. Diese Erlebnisse haben mich sehr gerührt.

Leiv Magnus Grøtte berichtet über die Besonderheiten im Umgang mit einem Fuchs, wie man ihn hält, ihn ernährt und pflegt und wie man mit ihm auch Ausflüge in die Natur unternehmen kann. Silje hat diese Zeit mit ihrem Fuchs genossen, sie hat die Natur mit anderen Augen gesehen, weil sie die Witterungen und Stimmungen von Ayla miterleben durfte.


Dieses emotionale Tierportrait zeigt, das eine große Freundschaft und Verbundenheit auch zwischen Mensch und einem Wildtier wie einem Fuchs möglich ist. Durch die entzückenden Fotos von Ayla vor der Norwegischen Naturkulisse kann man dieses Buch einfach nur genießen.

Für Tierfreunde ein ganz außergewöhnlich schöner Bildband zum Staunen und Genießen.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Ein wunderschöner Roman rund um die Liebe und Rosen

Der Rosengarten am Meer
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Nele Jacobsen schreibt Romane, die an der Ostsee spielen, so auch ihr neues Werk "Der Rosengarten am Meer" aus dem Aufbau Verlag.


Die Landschaftsarchitektin Isabel Huber wird von ihrem Mann verlassen ...

Nele Jacobsen schreibt Romane, die an der Ostsee spielen, so auch ihr neues Werk "Der Rosengarten am Meer" aus dem Aufbau Verlag.


Die Landschaftsarchitektin Isabel Huber wird von ihrem Mann verlassen und startet einen Neuanfang. Von Wien zieht sie an die Ostsee, in die Mecklenburgische Schweiz in eine Künstler-WG, um dort bei der Rekonstruktion eines Rosengartens nach historischem Vorbild mitzuarbeiten.

Dieser Garten birgt ein Geheimnis, denn er scheint eine Kopie des legendären Rosariums von der Rosengräfin Marie Henriette Chotek zu sein, die im 19. Jahrhundert im heutigen Tschechien am Rand der Karpaten lebte. Ihre Spurensuche führt Isabel weit weg und damit dieser besonderen Frau aus der Vergangenheit immer näher. Während sie eine die Zeiten überdauernde Liebe entdeckt, kommt sie auch ihrem eigenen Glück ein ganzes Stück näher.


Um es vorwegzunehmen, ich lese die Romane von Nele Jacobsen sehr gern und nach "Unser Haus am Meer" und "Ein Sommer im Rosenhaus" war auch dieses Buch wieder eine große Lesefreude.


Wie auch im zweiten Buch säumen hier die schönsten Blumen der Welt, die Rosen, die Handlung malerisch ein.

Nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist, startet die Protagonistin Isabel Huber einen Neuanfang. Dank ihrer Fähigkeiten als Landschaftsarchitektin bekommt sie ein Angebot in Mecklenburg-Vorpommern zum Wiederaufbau eines historischen Rosengartens. Als sie vor Ort ankommt, sind die Gegebenheiten ziemlich entmutigend, das Areal ist riesengroß, von einem Garten ist noch nicht viel zu sehen und Rosen gibt es bisher noch keine einzinge. Doch Isabel nimmt diese Herausforderung an und wird, je mehr sie sich mit der historischen Figur der Rosengräfin Marie Henriette Chotek beschäftigt, immer mehr in die Geschichte und ihre persönliche Aufgabe hineingezogen. Nach einer Recherchereise zum Schloßpark Dolma-Krupa geht sie energisch und mit viel Herzblut und körperlichem Einsatz an die Rekonstruktion des Rosengartens.



Durch einen Rosengarten wird hier der Bogen geschlagen zwischen einer tragischen Liebe und einem hoffnungsvollen Neuanfang. Der Roman zeigt neben einer aktuellen Liebesgeschichte auch eine große, bittere Liebe in der Vergangenheit und wechselt zwischen zwei Handlungsperspektiven, die der Gegenwart mit Isabel und Alex und die der Rosengräfin in der Vergangenheit ab 1886 in Österreich-Ungarn, im heutigen Tschechien. Das Buch schlägt durch die Einbindung der Sophie Chotek auch den Bogen zum Kriegsausbruch nach dem Attentat auf Franz Ferdinand. Doch diese Szenerie wird mehr oder weniger nur gestreift.

Durch die relativ schnellen Perspektivwechsel wird die Geschichte nicht nur aufgelockert, kleine Cliffhanger sorgen zusätzlich für Spannungsaufbau und ich war unweigerlich tief in die Handlung eingetaucht. Der lebendige und einnehmende Schreibstil lässt sich wunderbar lesen und die bildhaften Beschreibungen der herrlichen Rosen lassen mich in zauberhafter Blütenpracht nur so schwelgen.


Selten habe ich einen Roman so schnell durchgelesen und das lag auch an den authentisch dargestellten Figuren und ihren nachfühlbaren Emotionen und Lebensträumen. Die Rosengräfin wird als eine Frau dargestellt, die ihre persönliche Freiheit, ihre Naturverbundenheit und ihre Liebe zu den Rosen unbedingt vor eine standesgemäße Heirat gestellt hat und sich als unverheiratete Frau in der Rosenzucht einen Namen gemacht hat. Auch wenn diese Person von der Autorin fiktiv verändert und ausgeschmückt wurde, so hat sie mich gerade diese Figur sehr fasziniert und gefesselt.


Die vielen duftenden Rosen und Liebesgefühle verleihen dem Buch eine Prise Romantik, etwas Tragik bringen einige Vorgänge aus der Vergangenheit mit sich und insgesamt ist damit die Grundlage gelegt für eine unterhaltsame und wunderbare Geschichte, die die Herzen der Leserinnen perfekt berührt und die Sehnsucht nach Rosenduft weckt.


Veröffentlicht am 09.04.2019

Fast filmreife Buchvorlage und herrlich lustiges Lesevergnügen

Das Heinrich-Problem
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Berti Fischer ist Coach in Beziehungs- und Lebensfragen, lebt in Zürich und ist seit 20 Jahren mit Heinrich verheiratet. Von einem auf den anderen Tag teilt er ihr mit, das sich ihre Lebenswege nun trennen. ...

Berti Fischer ist Coach in Beziehungs- und Lebensfragen, lebt in Zürich und ist seit 20 Jahren mit Heinrich verheiratet. Von einem auf den anderen Tag teilt er ihr mit, das sich ihre Lebenswege nun trennen. Zunächst ist Berti erst einmal platt, doch dann erkennt sie, dass sie nicht die einzige Leidtragende ist. So geht das nicht, Berti überlegt sich einen Racheplan.

Dieser Roman war für mich ein echtes Sonntags-Lesevegnügen und ein kleiner Rachefeldzug gegen Heinrich, einen Mann, den ich gar nicht persönlich kenne.

Doch als ich von seinen Seitensprüngen und seiner ausnutzenden Art gegenüber seiner Angestellten Martha erfahren habe, wollte ich nur noch herausfinden, wie Heinrich von den betroffenen Frauen in die Mangel genommen wird. Es war ziemlich klar, dass das für ihn kein gutes Ende nehmen würde. Ich möchte nichts vorwegnehmen, aber ich kann zufrieden sagen, dass man sich hier seiner Schadenfreude nicht zu schämen braucht.

Was macht man, wenn der eigene Mann gar nicht derjenige ist, für den man ihn hält, wenn er lügt und betrügt? Als lebenserfahrende Frau wie Berti zunächst einmal Ruhe bewahren.

Berti ist jenseits der 50, ihr Mann hat eine neue, natürlich jüngere Frau und das schmerzt sie. Da gibt sie anderen Frauen Lebenstipps und dann sowas. Doch Berti erkennt schnell, ihr Alter ist kein Mangel an ihrer Person, ganz im Gegenteil, sie ist selbstsicher, lebenserfahren und versucht gelassen, ihre Vorteile aus der Sache zu ziehen. Leider sieht die finanzielle Seite nicht so rosig aus, aber dank ihrer Verbündeten und etwas Glück, kann sie einiges erreichen.

Die Autorin lässt mit ihrer Geschichte ein regelrechtes Kopfkino entstehen. Neben dem flüssigen und pointenreichen Schreibstil finde ich die Schilderung der Umstände und den Wortwitz besonders gelungen. Es ist dieser herrlich ironische Blick auf Heinrich, der sein Leben plant, ohne sich um andere Menschen zu scheren, als sei er allein auf der Welt. Natürlich nicht, ohne die Frauen seines Lebens nach Strich und Weise auszunutzen, Bertis Koch- und Hausfrauenkünste, Sylvias Verführungskünste und Marthas Arbeitseifer in der Kanzlei. Dank dieser Sichtweise auf Heinrichs Art möchte auch die Leserin Rache üben.

Es ist regelrecht befreiend, wie sich der Rachfeldzug Bertis allmählich entwickelt.

Die Autorin stellt ihre Charaktere sehr lebensnah und authentisch dar, sie zeigt ihre Lebensplanung, ihre Wünsche und dadurch konnte ich selbst für die Nebenbuhlerinnen Verständnis und Mitgefühl aufbringen. Ein klitzekleines Bißchen sogar für den selbstsüchtigen Heinrich.

Alexandra Holenstein sorgt für wunderbar tragische, aber auch komische Situationen und Verwicklungen. Auch wenn die Trennung für Berti zunächst ein Schock ist, so erlebt man das Ganze aus einer nüchtern betrachteten Sichtweise, die mit Ironie und Situationskomik gewürzt ist. Man fühlt sich auf Bertis Seite und erlebt mit Schmunzeln und leichtem Widerwillen gegen Heinrich die Vorgänge genüsslich mit. Kann Rache schön sein? Sie kann, weil man mit den Frauen mitfühlt, ihre verletzten Gefühle nachvollziehen kann und die Szenen einfach absolut glaubwürdig erscheinen. Es ist ein erfüllendes Gefühl, denn hier darf man mal Schadenfreude haben. Wenn ein Mann sich selbst über alle Gefühle ihm nahestehender Personen hinwegsetzt, ist es nur angemessen, wenn er fast nackt in Boxershorts auf der Strasse endet. Das ist nur eine Metapher!


Ich konnte von Anfang an betroffen mit Berti mitfühlen, habe mich aber auch gewundert, wie sie teilweise doch recht gelassen mit der Trennung umging. Berti gelingt es, trotz der tragischen Lage, die Dinge mit einem lachenden Auge zu sehen. Sie zerfliesst nicht in Hass, sie betrachtet die Trennung als Möglichkeit, das Beste für sich daraus zu machen.

Es war ihre Lebenserfahrung, die Einbindung der anderen Leidensgenossinen, die mich durch den Roman getragen haben und ich habe das dicke Ende richtig genossen. Wie gesagt, manchmal kann Schadenfreude auch richtig schön sein.

Das Ende bringt einen perfekten Abschluss der Geschichte, es zieht sich für ein normales Ende reichlich in die Länge, doch genau das ist es, was die Handlung hier braucht. Genussvolle Schadenfreude bis zum letzten Ende!

Einfach herrlich, wie hier ein Rachefeldzug seinen Lauf nimmt und damit zu einem Lesespaß erster Güte.