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Veröffentlicht am 19.08.2019

Eine Handlung voller unerwarteter Wendungen

ATME!
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Die Autorin: Judith Merchant ist kein Neuling im Krimigeschäft. Sie hat bereits mehrere Kurzgeschichten geschrieben, wofür sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet worden ist. Nach den ...


Die Autorin: Judith Merchant ist kein Neuling im Krimigeschäft. Sie hat bereits mehrere Kurzgeschichten geschrieben, wofür sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet worden ist. Nach den drei Bänden der Jan Seidel/Königswinter-Krimis und „Die Lügen jener Nacht“ ist „Atme!“ bereits Merchants fünfter Roman. Gegenwärtig unterrichtet sie Creative Writing an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. (Kleine Seitennotiz: Wer gerne Regionalkrimis liest und Königswinter kennt, sollte unbedingt mal in die Jan Seidel-Reihe, beginnend mit „Nibelungenmord“, reinlesen.)

Inhalt: Zum Inhalt möchte ich gar nicht so viel erzählen, da die Spoiler-Gefahr bei diesem Buch ziemlich groß ist. Es soll hier nur die Ausgangslage kurz skizziert werden. Nile, die Protagonistin von „Atme!“ befindet sich zu Beginn der Handlung in einer Boutique, in der sie ein Hochzeitskleid für ihre bevorstehende Hochzeit kaufen möchte. Als sie das perfekte Kleid gefunden hat, will sie es ihrem Freund Ben zeigen, doch dieser ist nicht mehr auffindbar. Niemand aus dem Freundeskreis oder der Familie von Ben ist bereit, ihr zu helfen, da Ben für Nile seine Frau verlassen hat. Die einzige Person, die Nile nach längerer Überzeugungsarbeit bei der Suche hilft, ist Bens Frau.

Schreibstil: Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive Niles geschrieben. Merchant nutzt in diesem Roman sehr häufig parataktische und stakkatoartige Satzgefüge, was einerseits die Spannung steigert. Zudem passt diese Schreibweise zu Nile. Die Schreibweise gibt sehr gut das Gehetzte und Panische, ja auch Manische, dieser Figur wieder. Die Gesamtkonzeption des Romans baut ebenfalls Spannung auf. Hier wechselt sich die Haupthandlung (Nile sucht Ben) mit einer Nebenhandlung ab, die die Vergangenheit von Nile und Ben fokussiert. Diese Einsprengsel der Vergangenheit sind ebenfalls aus der Perspektive Niles verfasst und führen dazu, dass man die Figuren und ihre Beziehung (v.a. Nile, Ben und Bens Frau) sukzessiv besser kennenlernt und versteht.

Persönliche Meinung zum Buch: Ich kann Merchants „Atme!“ jedem ans Herz legen, der gerne Bücher aus dem Bereich „Krimi/Thriller“ liest. Bei dem Buch handelt es sich um einen Pageturner, den man am liebsten nicht aus der Hand legen will. Durch seine (mal mehr, mal weniger) unerwarteten Wendungen ist das Buch zudem durchweg spannend. Es spielt bis zuletzt mit doppelten Böden, sodass man beim Lesen auch nie wirklich das Gefühl hat, dass handlungstechnisch die Luft raus ist. Die eigenen Vermutungen über das Verschwinden von Ben müssen daher – je nach Wendung – immer neu überdacht und modifiziert werden. Möglich ist, dass das Ende nicht jedem gefallen wird. Mir gefiel das Ende aber insofern, als dass „Atme!“ dadurch zu einem besonderen Buch wurde: Es regt zum Nachdenken an. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, ertappte ich mich während anderer Beschäftigungen dabei, dass ich noch weiter über die Handlung nachgrübelte. Es ist also kein Buch, das man nach Beendigung einfach weglegt, und vergisst.

Veröffentlicht am 14.09.2023

Ein spannender und wendungsreicher High Fantasy-Roman

Wolfszeit
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Inhalt: Der Krieg, ausgehend von den Drei Herrinnen, wirft seine Schatten über das Königreich. Während Kaya mit Mitgliedern ihres Stammes in den Krieg zieht, bricht ihr Partner Haku in den schneereichen ...

Inhalt: Der Krieg, ausgehend von den Drei Herrinnen, wirft seine Schatten über das Königreich. Während Kaya mit Mitgliedern ihres Stammes in den Krieg zieht, bricht ihr Partner Haku in den schneereichen Norden auf: Seine Totemtiere, die Wölfe, haben ihm den Auftrag gegeben, eine einsam gelegene magische Stadt aufzusuchen. Zugleich begeben sich die Elfe Elais, der ehemalige Ordenskrieger Tkemen und Thea, die Anführerin der Diebesgilde, auf die Suche nach den sagenumwobenen schwarzen Steinen – jene Steine, aus denen die Drei Herrinnen ihre Macht ziehen.

Persönliche Meinung: „Wolfszeit – Die Schwarze Stadt“ ist ein High Fantasy-Roman von Bjela Schwenk. Es handelt sich um den dritten Band der „Wolfszeit“-Reihe. Da die Kernhandlung von „Die Schwarze Stadt“ nicht direkt auf die ersten beiden Bände aufbaut, lässt sich der dritte Band auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen (Ich habe die Vorgänger (noch) nicht gelesen. Anfangs brauchte ich ein bisschen, um mich zu orientieren, konnte mich dann aber gut in der Handlung von „Die Schwarze Stadt“ zurechtfinden). „Die Schwarze Stadt“ wird wechselweise aus verschiedenen personalen Perspektiven in mehreren Handlungssträngen (die jeweiligen im Inhaltsteaser benannten Aufgaben/Missionen der Hauptfiguren) erzählt. Durch die Perspektivwechsel entsteht insgesamt ein schönes Erzähltempo; für Spannung sorgt, dass die Kapitel mit Cliffhangern enden, wodurch man unbedingt weiterlesen möchte. Zur Handlung will ich ansonsten gar nicht zu viel spoilern. Nur: Sie ist wendungsreich und – in Bezug auf Handlungsort(e), Inhalt(e) sowie die Gefühls- und Gedankenwelten der handelnden Figuren – sehr abwechslungsreich und vielfältig. „Die Schwarze Stadt“ endet mit mehreren Cliffhangern, die neugierig auf den bereits erschienenen vierten Band machen. Der Schreibstil von Bjela Schwenk lässt sich sehr flüssig lesen und ist bildreich, sodass während der Lektüre ein detailliertes Kopfkino entsteht, durch das man sich zügig in die jeweiligen Szenerien einfinden kann. Insgesamt ist „Die Schwarze Stadt“ ein spannender sowie wendungsreicher High Fantasy-Roman mit lebendig ausgestalteten Figuren.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Ein schöner Roman über das Erwachsenwerden, die Musik und die Freundschaft

Alive!
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Inhalt: Anfang der 90er Jahre, irgendwo in der südbadischen Provinz. Ritchie hat gerade sein Abi gemacht, ist jetzt im Zivildienst, weiß aber noch nicht genau, wie es danach weitergehen soll. In seiner ...

Inhalt: Anfang der 90er Jahre, irgendwo in der südbadischen Provinz. Ritchie hat gerade sein Abi gemacht, ist jetzt im Zivildienst, weiß aber noch nicht genau, wie es danach weitergehen soll. In seiner Freizeit investiert er jede Minute in seine größte Leidenschaft: die Musik. So tingelt er mit einer Hard-Rock-Coverband, in der er gemeinsam mit ein paar Freunden spielt, von Dorffest zu Dorffest. Als Ritchie sich nach einiger Zeit doch zu einem Studium in Freiburg aufraffen kann, hört er zum ersten Mal den Grunge, eine neue Musikrichtung, mit der ein ungeahntes Lebensgefühl einhergeht – eine Entdeckung, die nicht folgenlos für die Coverband sein wird.

Persönliche Meinung: „Alive!“ ist ein Coming of Age-Roman von Marc Hofmann. Erzählt wird der Roman aus der Ich-Perspektive von Ritchie, der mit allerlei Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert ist: Seine Eltern nehmen ihn nicht wirklich ernst, er weiß nicht, wohin mit seinen Gefühlen, seit Beginn des Studiums kriseln seine alten Freundschaften und auf die Frage, was er wirklich in der Zukunft machen möchte, hat er noch keine Antwort. Verstärkt werden diese Problemlagen durch seinen Umzug nach Freiburg: Vor dem Hintergrund des neuen Lebensgefühls, das er in der Stadt kennenlernt, erscheint ihm seine Heimat immer mehr als verkrustet und vorgestrig. Alle diese Konflikte werden innerhalb der Handlung glaubhaft, realitätsnah und lebendig geschildert. Neben dem Coming of Age nimmt die Musik eine große Rolle in „Alive!“ ein: Gemeinsam mit Ritchie spielen wir auf (mal mehr, mal weniger) erfolgreichen Konzerten, entdecken Pearl Jam und Nirvana, erleben die Querelen innerhalb einer Band, komponieren Riffs und schreiben Songs und lernen nicht zuletzt die Fallstricke der Musikindustrie kennen. Erzählt wird dies authentisch und mit einer rauschhaften Intensität. Generell ist „Alive!“ sehr eingängig und lässt sich flüssig lesen – besonders, weil es immer mit einer Prise Humor gewürzt ist. Insgesamt ist „Alive!“ ein Roman, an dem sowohl Coming of Age-Fans als auch Musikliebhaber ihre Freude haben werden.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Eine schön samsige Weihnachtsgeschichte

Das Sams 11. Das Sams und die große Weihnachtssuche
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Inhalt: Aufruhr beim Sams und Herrn Taschenbier: Nachdem die beiden zusammen mit Frau Rotkohl und dem Mini-Sams Weihnachten gefeiert haben, ist das Mini-Sams wieder zurück in die Sams-Welt gegangen. Nun, ...

Inhalt: Aufruhr beim Sams und Herrn Taschenbier: Nachdem die beiden zusammen mit Frau Rotkohl und dem Mini-Sams Weihnachten gefeiert haben, ist das Mini-Sams wieder zurück in die Sams-Welt gegangen. Nun, am ersten Weihnachtstag, möchte das Mini-Sams nochmal in die Menschenwelt zurück. Doch es verspricht sich beim Zauberspruch, sodass es nicht in der Wohnung von Herrn Taschenbier landet. Der macht sich derweil ebenso wie das Sams Sorgen, wo denn das Mini-Sams nur bleibt. Gemeinsam begeben sich Herr Taschenbier und das Sams auf eine weihnachtliche Suche nach dem Mini-Sams.

Persönliche Meinung: „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist das zweite Sams-Weihnachtsbuch von Paul Maar. Es schließt unmittelbar an „Das Sams feiert Weihnachten“ (erschienen 2017) an, das von dem ersten Weihnachtsfest des Sams erzählt. Da in beiden Bänden die gleichen Figuren auftreten (und z.T. auch ähnliche Handlungsorte aufgesucht werden), ist es sinnvoll, zunächst „Das Sams feiert Weihnachten“ zu lesen. Die Handlung von „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ dreht sich um die Suche nach dem Mini-Sams. Erzählt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler. Die Handlung teilt sich in zwei Stränge auf: Einerseits begleiten wir das Mini-Sams bei seinen Abenteuern, die er in der weihnachtlichen Menschenwelt erlebt; andererseits begeben wir uns mit Herrn Taschenbier und dem Sams auf die Suche nach dem Mini-Sams. Wie schon in „Das Sams feiert Weihnachten“ wird innerhalb der Handlung auch wieder ein kurzer Abstecher in die Sams-Welt gemacht. Paul Maar schreibt (wie gewohnt) mit viel Wortwitz; mehrfach verwickelt er Wörter, Bedeutungen und Satzbau, was zu einigen witzigen Sprachspielen führt (z.B. wenn das Mini-Sams dem Übersams Weihnachtslieder aus der Menschenwelt vorsingt, die falsch verstanden werden). Abgerundet wird der zweite Sams-Weihnachtsband durch viele bunte Illustrationen von Paul Maar. Insgesamt ist „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ eine schöne, samsige Weihnachtsgeschichte, die nicht nur junge Lesende mögen werden.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Ein fesselnder Thriller mit einer schönen Spannungskurve

Feindesopfer
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Inhalt: Am 50. Jahrestag seiner Firma wird der erfolgreiche Geschäftsmann Eliel Zetterborg in seiner Wohnung ermordet. Dabei war Zetterborg nur kurze Zeit allein in der Wohnung; sein Leibwächter hatte ...

Inhalt: Am 50. Jahrestag seiner Firma wird der erfolgreiche Geschäftsmann Eliel Zetterborg in seiner Wohnung ermordet. Dabei war Zetterborg nur kurze Zeit allein in der Wohnung; sein Leibwächter hatte eben erst die Alarmanlage kontrolliert und keine Auffälligkeiten bemerkt. Potenzielle Täter gibt es zuhauf – schließlich hatte Zetterborg gerade verkündet, den Traditionsstandort seiner Firma zu schließen, wodurch hunderte Arbeitsplätze wegfallen werden. Doch wer ist wirklich in der Lage, in kürzester Zeit den Mord zu begehen und dann nahezu spurlos, nur einen Haufen Puzzleteile zurücklassend, zu verschwinden?

Persönliche Meinung: „Feindesopfer“ ist ein Thriller von Max Seeck. Es handelt sich um den dritten Band der „Hexenjäger“-Reihe. Im Mittelpunkt von „Feindesopfer“ steht – im Gegensatz zu den Vorgängern – allerdings nicht Jessica Niemi, sondern ihr Kollege Jusuf Pepple, der nach Jessicas Ausscheiden aus dem Dienst die Ermittlungen im Zetterborg-Fall übernimmt. Dieser Fall, der die Haupthandlung des Thrillers ausmacht, ist in sich abgeschlossen. Jessica tritt hauptsächlich in einem Nebenhandlungsstrang auf, der weitgehend vom Zetterborg-Fall getrennt ist. Im Jessica-Strang spielen Ereignisse aus „Hexenjäger“ (Band 1) und „Teufelsnetz“ (Band 2) eine Rolle, weshalb es für diesen Strang sinnvoll ist, die beiden Vorgänger gelesen zu haben. Allerdings nimmt der Jessica-Strang einen so kleinen Raum ein, dass man „Feindesopfer“ auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Thriller genießen kann. Erzählt wird „Feindesopfer“ aus mehreren personalen Erzählperspektiven. Neben der Hauptperspektive Jusufs werden auch die Sichtweisen von Jessica, Zetterborg, der Täterfigur und verschiedener Figuren aus dem Ermittlerteam eingenommen. Außerdem gibt es innerhalb der Handlung Rückblicke in das Jahr 1990, in denen die Hintergrundgeschichten einzelner Figuren, die mit dem Fall zu tun haben, beleuchtet werden. Besonders interessant an dem Fall ist seine Ausgangslage. Die Indizien am Tatort sind widersprüchlich: Einerseits zeugen sie von einer spontanen Tat, andererseits finden sich aber auch Hinweise darauf, dass es sich um einen geplanten Mord handelt. Dieser Widerspruch wird im Laufe der Handlung schön aufgelöst. Der Thriller besitzt zudem eine spannende Handlung: Er beginnt mit einem rätselhaften Prolog, ist gespickt mit falschen Fährten und endet – in zweifacher Hinsicht – twistig. Der Schreibstil von Max Seeck lässt sich flüssig lesen, ist eher unaufgeregt und nicht reißerisch, erzeugt aber dennoch eine latente Spannung. Insgesamt ist „Feindesopfer“ ein fesselnder Thriller mit einer spannenden Handlungskurve und einem interessant konstruierten Fall.

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