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Veröffentlicht am 13.02.2019

Der Anfang vom Ende

Die Mauer
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„Es ist kalt auf der Mauer.“ [9] Einfach grandios wie John Lanchester schreibt. Es liest sich so angenehm, so spannend, so aktuell. In seinem Roman geht Lanchester die Themen unserer Zeit an: Flüchtlinge, ...

„Es ist kalt auf der Mauer.“ [9] Einfach grandios wie John Lanchester schreibt. Es liest sich so angenehm, so spannend, so aktuell. In seinem Roman geht Lanchester die Themen unserer Zeit an: Flüchtlinge, Klimawandel, wachsende politische Differenzen, Brexit. Zu viele Themen für ein Buch? Nein, geschickt setzt der Autor diese Themen zu einer spannenden Geschichte zusammen, die einen durchgängig begeistert. Besonders das Ende hat es mir angetan.

"Man sucht nach Metaphern." [9] und man findet sie. Teils poetisch geschrieben, zeichnet Lanchester einen realen Schauplatz, wie er in der Zukunft zu finden sein könnte. England schottet sich ab. In diesem Fall mit einer Mauer. Und genau wie die Charaktere im Buch, welche eben diese Mauer gegen die ‚Anderen‘ verteidigen, ist man auf das Äußerste gespannt, denn die Feinde können jederzeit angreifen.

Der Leser begleitet den Protagonisten Joseph „Yeti“ Kavanagh – berichtet wird aus der Ich-Perspektive - beim Dienst auf der Mauer. Die Charaktere sind nicht wirklich tief ausgearbeitet, was diesem Werk aber auch nicht schadet. Natürlich könnte man sagen, dass die vorkommenden Personen vieles, um nicht zu sagen alles, einfach als gegeben hinnehmen, nichts hinterfragen und in diesem Roman als ziemlich einfach gestrickt dargestellt werden, aber gibt es nicht immer fragliche Loyalitäten?

„Die Diagnose ist nicht schwer – sie ist nicht einmal kontrovers. Sie lautet: Schuld. Die Schuld von Massen. Die Schuld von Generationen.“ [72]

Das Buch gliedert sich in 3 große Teile: Die Mauer, die Anderen, das Meer. Die einzige Charakterentwicklung findet bei Kavanagh statt, wobei sich auch der Erzählstil mit zunehmender Seitenzahl mehr Richtung Abenteuer entwickelt.
Die Geschichte kommt düster daher, ein Kampf ums Überleben. „Ein weiterer Kampf auf ‚Leben und Tod‘.“ [122]

Fazit:
Eine anspruchsvolle Dystopie und ein Lesehighlight in 2019.
Auch das Cover sticht aus der Masse hervor. Eigentlich minimalistisch gestaltet. Aber eben nur eigentlich. Man kann viel mehr sehen.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Krimi in den Südstaaten

Nacht über dem Bayou
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„Dave, Sie haben keine Ahnung, wo Sie sich da einmischen, dass Sie möglicherweise benutzt werden, um alles zu ruinieren, woran Sie glauben.“ [62]

James Lee Burke lässt in der vom Pendragon Verlag überarbeiteten ...

„Dave, Sie haben keine Ahnung, wo Sie sich da einmischen, dass Sie möglicherweise benutzt werden, um alles zu ruinieren, woran Sie glauben.“ [62]

James Lee Burke lässt in der vom Pendragon Verlag überarbeiteten Neuausgabe des Romans „Nacht über dem Bayou“ Dave „Streak“ Robicheaux in seinem neunten Fall ermitteln.

Burkes Schreibstil ist wort- und bildgewaltig, atmosphärisch dicht. Ihm gelingt es den Charakteren Leben einzuhauchen, da er diese perfekt und tiefgründig zeichnet und am Beispiel von Dave auch mit richtig Ecken und Kanten darstellt. Erzählt wird dieser Roman aus Sicht des Protagonisten Robicheaux in der Ich-Form.
Wie auch bei vielen seiner anderen Bücher lässt Burke durch seinen Erzählstil Bilder im Kopf entstehen, so dass der Leser förmlich in die Südstaaten abtauchen kann. Man könnte sagen, dass beim Lesen des Buches ein Film abläuft. Keines der Wörter, welche Burke verwendet, ist zu viel. Die Beschreibungen der Landschaft und Leute ist ein richtiger Genuss.

Burke spricht in seinen Büchern aber vielmehr an, als lediglich der Kampf Gut gegen Böse. So geht der Autor auch auf die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten der USA ein: „Der Fürst der Finsternis ist ein Edelmann. Sie haben Farbige terrorisiert und ermordet.“ [155]
Des Weiteren spricht Burke auch weitere gesellschaftliche Probleme an, unter anderem die Armut und ein Leben in Reichtum: „Ich möchte […] diesen Ziegelschuppen [filmen] und im Vergleich dazu die LaRose-Plantage zeigen.“ [198]

Mit seinem Roman erweckt Burke den gezeichneten Schauplatz zum Leben. Man spürt die Schwüle, den immer noch vorherrschenden Rassismus, die Sümpfe der Südstaaten.

„Die Stadt steht in Flammen. Man sieht’s bloß nicht.“ [312]

Fazit:
„Nacht über dem Bayou“ ist ein spannender Krimi, den man aufgrund der doch manchmal schnell kommenden Szenenwechsel etwas konzentrierter lesen muss. Man wird aber mit einem sehr gut durchdachtem Setting und einem sagenhaften Schreibstil belohnt.

„Die Akteure ändern sich nie, nur das Publikum.“ [461]

Veröffentlicht am 16.11.2018

Zeit für Fleisch!

Zeit für Fleisch!
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Unaufgeregt und optisch ruhig gestaltet kommt das Kochbuch „Zeit für Fleisch!“ daher.
Es ist ein anderes Kochbuch, nämlich DAS „Porcella-Kochbuch für bewussten Einkauf, perfektes Gelingen und besten Geschmack.“ ...

Unaufgeregt und optisch ruhig gestaltet kommt das Kochbuch „Zeit für Fleisch!“ daher.
Es ist ein anderes Kochbuch, nämlich DAS „Porcella-Kochbuch für bewussten Einkauf, perfektes Gelingen und besten Geschmack.“ Nicht mehr und nicht weniger.

Bereits in dem Vorwort „Vorfreude“ wird, als Einstieg in ein Fleisch-Kochbuch provokant gesagt: „Natürlich sollten wir viel weniger und viel weniger oft Fleisch essen.“ [9] Und genau darauf zielt auch dieses Buch von den Autoren Sarah Krobath und Peter Troißinger ab. Fleisch ist eine Delikatesse und ein kostbares Lebensmittel.
Das Buch ist für alle interessant, die gerne einen Blick über den Tellerrand wagen und bewusst genießen und mehr wissen möchten. Klar dabei ist, dass Discounter-Fleisch dem Anspruch nicht gerecht werden kann. Und so erhält der Leser einen Einblick in die Fleischkunde und Teilkunde. Gerade die Teilkunde ist sehr gut durchdacht. Hier erfährt man, welches Teil zum Braten, zum Kochen und zum Dünsten geeignet ist und wird auch direkt zum entsprechenden Rezept weitergeleitet.
Weiterhin gliedert sich „Zeit für Fleisch!“ in einen Teil „Grundrezepte“ und den großen Teil „Rezepte“, welche nach einem Drittel des Buches beginnt. Besonders wertvoll für mich war das Kapitel „Würzen mit System.“ Man legt eine Richtung fest und wählt den Zeitpunkt aus. In diesem Abschnitt bekommt man einen Überblick, welche Gewürze miteinander harmonieren und wie diese zu verwenden sind. Eigentlich gar nicht so schwer, wenn man weiß wie.
Die Rezepte gliedern sich in Geflügel, Rind & Kalb, Schwein und Ziegenkitz & Lamm und eigenen sich perfekt zum Nachkochen. An dieser Stelle muss man auch die tollen Fotos erwähnen. Wenn man da keinen Appetit bekommt?
Positiv finde ich außerdem das Rezept, Stück und Zeit-Register. Dies rundet den lustvollen Leitfaden für nachhaltigen Fleischgenuss ab.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Ein wirklich tolles und interessantes Lesevergnügen

Black Hand
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„Die Black Hand, was auch immer das sein mag, … ist bloß eine Stimmung, ein ungreifbares, undefinierbares Etwas.“ [248]

Der englische Titel beschreibt dieses brillante Sachbuch vortrefflich in einem Satz:
Black ...

„Die Black Hand, was auch immer das sein mag, … ist bloß eine Stimmung, ein ungreifbares, undefinierbares Etwas.“ [248]

Der englische Titel beschreibt dieses brillante Sachbuch vortrefflich in einem Satz:
Black Hand. The Epic War Between a Brilliant Detective and the Deadliest Secret Society in American History.

„Die Black Hand war eine berüchtigte Verbrecherorganisation – eine teuflisch, arglistige finstere Bande – die im großen Stil erpresste, mordete, Kinder entführte und Bomben legte.“ [10] Und so kommt es, dass „Joseph Petrosino, der Leiter des berühmten Italian Squad der Polizei“ [12] gegen diese Mafia mit allen erdenklichen Mitteln kämpft. Er ist die Hauptfigur und dieses Buch erzählt seine aufregende Geschichte auf dem Weg nach oben.

Stephan Talty hat mit seinem Werk „Black Hand. Jagd auf die erste Mafia New Yorks“ amerikanische Geschichte wieder zum Leben erweckt. Das Buch ist sehr gut recherchiert und mit vielen Quellen – immerhin knapp 20 Seiten- gespickt. Der Autor schreibt so fesselnd, dass man das Gefühl hat, man würde einen Thriller lesen. Der Schreibstil und die 18 Kapitel lassen den Leser in eine vergangene Zeit abtauchen und lassen einen (fast) wieder vergessen, dass es ein Sachbuch ist. Geschickt baut Talty Zitate ein und lässt alles somit noch glaubhafter und intensiver erscheinen als es ohnehin schon ist.

Für mich ist es eine bewegende Biografie, packende Amerikanische Geschichte mit vielen Fakten und so spannend, fesselnd, mitreißend geschrieben, dass es auch als Thriller durchgehen könnte.
Ein wirklich tolles und interessantes Lesevergnügen, welches ab der ersten Seite den Leser nicht mehr loslässt. Kein Wunder, dass dieses Werk verfilmt werden soll.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Tempo und Spannung. Facettenreich gestaltet.

Believe Me - Spiel Dein Spiel. Ich spiel es besser.
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„Nicht spielen, sondern sein. In der Rolle handeln. Zu unserer Figur werden.“ [95]

JP Delaney schickt seine Protagonistin, die Schauspiel studierende Claire Wright, in seinem Buch „Believe me“ im wahrsten ...

„Nicht spielen, sondern sein. In der Rolle handeln. Zu unserer Figur werden.“ [95]

JP Delaney schickt seine Protagonistin, die Schauspiel studierende Claire Wright, in seinem Buch „Believe me“ im wahrsten Sinn des Wortes auf die ganz große Bühne, um sie die Rolle ihres Lebens spielen zu lassen.

Das Buch ist in 3 Teile unterteilt und aus der Sichtweise von Claire, also der Ich-Perspektive, geschrieben. Die Teile des Buches sind wiederum in kurzen, nur wenige Seiten umfassende Kapiteln geschrieben. Dies und der der flüssige Schreibstil machen den Thriller zu einem wahren Vergnügen. Spannung ist sofort vorhanden und wird konstant aufrecht gehalten. Auf den Leser warten nicht vorhersehbare Wendungen, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Ebenfalls gelungen sind die Abschnitte im Drehbuchstil. Das bringt meines Erachtens noch ein bisschen mehr Farbe ins Spiel und unterstreicht Claires Rolle. Man kann sich dadurch mehr in sie hineinversetzen und versteht bzw. lernt die talentierte Schauspielschülerin besser kennen.
Die Charaktere wurden gut herausgearbeitet und facettenreich gestaltet. Die Wandlung von Claire von der „naiven“ Person zu einer erstarkten Persönlichkeit ist perfekt umgesetzt.
Die Gedichte aus „Les Fleurs du Mal“ von Charles Baudelaire spielen eine wichtige Rolle in JP Delaneys Werk und etliche Zitate säumen das Buch. Diese dienen unter anderem als Mordanleitung und bringen somit den Baudelaire-Übersetzer Patrick Fogler in Bedrängnis, denn seine Frau Stella wurde nach dieser „Anleitung“ ermordet.

JP Delaney hat mit dem Thriller ein packendes, kurzweiliges und vielschichtiges Werk geschrieben, welches sich durch den äußerst interessanten Plot von der Masse abhebt und für viel Lesevergnügen sorgt. Als Leser kann man richtig mitfiebern und stellt sich immer die Frage: Wer war der Mörder? Hat man eine Idee wer es sein könnte, wird man durch eine ungeahnte Wendung überrascht.