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Veröffentlicht am 30.01.2019

Weg von Leistungssucht und Optimierungswahn

Parallelwelten
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Jenifer wird von klein auf zu guten Leistungen angetrieben. Eine Zwei reicht nicht. Der Vater geht mit ihr jeden einzelnen Fehler durch, und gegessen wird erst, wenn alles stimmt. Sie definiert sich schon ...

Jenifer wird von klein auf zu guten Leistungen angetrieben. Eine Zwei reicht nicht. Der Vater geht mit ihr jeden einzelnen Fehler durch, und gegessen wird erst, wenn alles stimmt. Sie definiert sich schon bald über ihre Leistung. Egal ob beim Abi, beim Studium, im Fitness-Studio oder als Journalistin: sie setzt sich stets mit voller Kraft ein und strebt immer weiter nach oben.

Es dauert viel zu lang, bis sie erkennt, dass sie selbst dabei auf der Strecke bleibt. In einem mühsamen Prozess, der mit einem stationären Klinikaufenthalt beginnt, findet sie den Weg zu sich selbst zurück. Sie erkennt, dass sie sich nicht über ihre Leistung definieren muss. Sie ist, wie alle, ganz einfach als Person wertvoll. Sie muss nicht mehr eine Rolle spielen, in einer Parallelwelt leben, um als Mensch zu zählen.

Auf diesem Weg zurück ins Leben spielen drei Hilfen für Jenifer eine große Rolle; Achtsamkeit, Yoga und der christliche Glaube. Achtsamkeit bedeutet für sie dankbar im Moment zu leben. Yoga bildet einen ruhigeren Gegenpol zu den früheren exzessiven Fitnessübungen. Und im Glauben erfährt Jenifer ihren Wert, denn sie kann in Beziehung zu einem liebenden Gott leben. Unerwartet entdeckt sie außerdem in der Bibel eine Unmenge an hilfreichen Lebensweisheiten.

Dieses Buch ist ein wichtiges Zeugnis in unserer Zeit. Durch Instagram und Co. lebt eine ganze Generation von den „likes“ der anderen. Bilder werden bearbeitet und optimiert, bevor sie in der Timeline erscheinen, und natürlich versucht der Einzelne sich persönlich zu optimieren, um die ersehnte Anerkennung zu bekommen. Jenifer zeigt wie gefährlich dieser Weg werden kann. Sie berichtet ehrlich von ihrer großen Sucht nach Kontrolle, die sich unter anderem in Magersucht zeigt.

Der Schreibstil ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Der Bericht erfolgt nicht linear, sondern springt zeitweise von einem Thema zum anderen. Die Lösungen, die Jenifer gefunden hat, sind vielleicht auch nicht für jeden nachvollziehbar. Von anderen Berichten der Autorin in den Medien bekommt man den Eindruck, dass der Glaube für sie eine große Rolle spielt. In diesem Buch stehen eher Achtsamkeit und Yoga im Mittelpunkt. Und nicht zuletzt stören sich ältere Leser vielleicht an den saloppen Ausdrücken, die sich an manchen Stellen finden.

Insgesamt ist dieses Buch aber sehr lesenswert. Es finden sich viele Anregungen und Tipps für ein gelasseneres Leben. Eine große Rolle spielt die Erkenntnis der Autorin, dass unsere Gedanken uns nicht bestimmen müssen. Wir können einen Gedanken, der uns kommt, betrachten, aber wir müssen ihm nicht folgen oder glauben.

Fazit: Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, und besonders für die jüngere Generation interessant ist; vor allem für Menschen, die sich von unserer Leistungsgesellschaft getrieben fühlen oder mit Süchten zu kämpfen haben. Besonders positiv fällt die Offenheit der Autorin auf, die Einblicke in ihre Gedankenwelt gibt, und so hilft die Denkprozesse von Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, zu verstehen.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Gottes Spuren in unserem Alltag

Glaube ganz einfach
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Für Yvonne Willicks ist der Glaube ein großer Schatz, der ihr in der Kindheit mitgegeben wurde, und für den sie sehr dankbar ist. Freudig nahm sie die schulischen Angebote von Schulgottesdiensten und Religionsunterricht ...

Für Yvonne Willicks ist der Glaube ein großer Schatz, der ihr in der Kindheit mitgegeben wurde, und für den sie sehr dankbar ist. Freudig nahm sie die schulischen Angebote von Schulgottesdiensten und Religionsunterricht auf, und konnte als Kind schon bald den Rest ihrer Familie für Kirche begeistern. Dabei war es eher ein Zufall, dass sie in der Schule im katholischen Religionsunterricht landete, und so diese Kirche ihre Heimat wurde. Gerne diente sie in der Jugend als Messdienerin und bei Lesungen, und auch ihren Mann lernte sie in der Kirche kennen.

Am Fundament des Glaubens konnte sie sich in schönen Zeiten erfreuen und in schweren Zeiten festhalten, wie sie mit persönlichen Erlebnissen erklärt. Ihre Begeisterung für den Gottesglauben, den sie als selbstverständlich ansieht, sprudelt aus jeder Seite dieses Buchs hervor. Dabei verschließt sie die Augen nicht vor den Mängeln der Kirche, aber sie ist überzeugt: Wenn diese Nachteile uns vom Glauben abhalten, entgeht uns ein kostbarer Schatz. Obwohl kirchliche Rituale und Gedenktage unseren Alltag prägen, bedeutet der Glaube so viel mehr. Die Autorin wirbt für offene Sinne, die Gottes Spuren in unserem Leben aufspüren.

Die Gestaltung dieses kleinen Buchs ist hochwertig und sehr ansprechend. Bunte Bilder mit Sinnsprüchen, Kurzgeschichten und Bibeltexten ergänzen den Text. Eine andere Schriftart kennzeichnet persönliche Erlebnisse der Autorin. Ab und zu laden leere Zeilen zum Nachdenken ein. An einigen Stellen verweist die Autorin auf weitere Informationen, die im Internet zu finden, teilweise sogar mit QR-Code.

Bei der Themenauswahl geht es vor allem um die Verknüpfung von Glauben mit unserem Alltag. Den kirchlichen Festen, die unseren Kalender prägen, werden ebenso erklärt, wie der Unterschied zwischen den verschiedenen Bibelübersetzungen. Manche Leser werden sich vielleicht ein wenig mehr Tiefe in den Ausführungen wünschen, aber das Anliegen der Autorin ist eher die Einladung sich auf das Thema Glauben überhaupt wieder einmal einzulassen, mit der wiederholten Zusicherung, dass sich das mit Sicherheit lohnt.

Fazit: Wunderschön bunt wie das Leben, lädt dieses kurzweilige Buch ein, über die Bedeutung des christlichen Glaubens nachzudenken. Gut geeignet zum Weitergeben an Menschen, die sich vom Glauben entfernt haben. Lesenswert auch für Menschen, die sich neu vom Glauben begeistern lassen wollen, und für diejenigen, die eine kurze Einführung in christliche und kirchliche Traditionen suchen.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Wie aus einem kleinen Anfang Großes entsteht

NAMASTE - Du bist gesehen!
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Wer hätte gedacht, dass aus der Gastfreundschaft eines deutschen Ehepaars ein riesiges christliches Hilfsnetzwerk in Indien entstehen würde?

Als sich ein junger indischer Mann in den 60er Jahren in Deutschland ...

Wer hätte gedacht, dass aus der Gastfreundschaft eines deutschen Ehepaars ein riesiges christliches Hilfsnetzwerk in Indien entstehen würde?

Als sich ein junger indischer Mann in den 60er Jahren in Deutschland weiterbilden will, wird er freundlich von einem christlichen Ehepaar aufgenommen. Aus Dankbarkeit nimmt sein Vater in Indien einige heimatlose Jungen auf. Aus diesem kleinen Anfang sind inzwischen viele Kinderheime, Schulen und Gemeinden entstanden, die sich Nethanja-Gemeinden nennen. Nethanja ist hebräisch und bedeutet, „Gott hat gegeben.“ Aus Dankbarkeit für Gottes großzügige Gaben, schließen sich mehr und mehr Menschen dieser Bewegung an, und gewinnen Menschenherzen durch ihre spürbare und tatkräftige Nächstenliebe.

Christoph Zehendner hat Nethanja-Projekte besucht, und viele Gespräche vor Ort in Indien geführt. In diesem bunten Flickwerk aus Berichten, erzählt er von Leprakranken, von verstoßenen Witwen, von einem abgeschiedenen Naturvolk und von den Bewohnern eines Slums. Ehemalige Terroristen kehren um. Menschen, die nicht lesen und schreiben können, sind maßgeblich daran beteiligt, dass sich Menschenleben verändern. Witwen, von ihrer Familie verstoßen, blühen auf, weil jemand ihnen Liebe entgegenbringt. Aids-Kranke finden Hoffnung und eine erfüllende Aufgabe.

Dieses Buch erzählt vor allem von der großen Liebe der Menschen, die Jesus nachfolgen. Dabei lässt der Autor den Leser an seinen persönlichen Empfindungen teilnehmen, z.B. seine Wut über das junge Mädchen, das zwangsverheiratet wurde und sich schon bald bei ihrem viel älteren Ehemann mit Aids infiziert. Oder die Verwunderung über das stehengebliebene Motorrad, das nach einem Gebet wieder zum Laufen kommt, und die Umkehr des Verursachers. Seine Abscheu bei dem Gedanken, das noch vor kurzem bei einem Naturvolk Kinder geopfert wurden, und seine Bewunderung für Pastor Singh, der sich unermüdlich für die armen Menschen in seiner Umgebung einsetzt.

Fazit: Ein spannendes Buch mit wahren Geschichten über Gottes Wirken in Indien. Auch wenn über Wunder und Heilungen berichtet wird, stehen diese keineswegs im Mittelpunkt. Es geht vor allem um Menschen, die durch Gottes Liebe über sich hinauswachsen, und dann ihre Umgebung mit dieser Liebe erhellen.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Einsichten einer Amerikanerin

"You go me on the cookie!"
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Das fröhliche Cover dieses Buchs lässt schon ahnen: Hier darf gelacht werden! Dana Newman lebt nun schon eine ganze Weile in ihrer Wahlheimat Deutschland. Auf einer kurzen Reise von Prag nach München lernte ...

Das fröhliche Cover dieses Buchs lässt schon ahnen: Hier darf gelacht werden! Dana Newman lebt nun schon eine ganze Weile in ihrer Wahlheimat Deutschland. Auf einer kurzen Reise von Prag nach München lernte sie ihren jetzigen Mann kennen und lieben. Schon bald sehnte sie sich danach die deutsche Sprache zu meistern. Dabei musste sie feststellen, dass es viele Unterschiede zur englischen Sprache gibt.

Drei verschiedene Artikel, anstatt nur „the“, deutsche Wörter die ähnlich klingen wie vertraute englische, aber die eine ganz andere Bedeutung haben, und die ungewohnte Unterscheidung zwischen Personen, die mit „du“ oder mit „Sie“ angesprochen werden - das sind nur einige der Stolpersteine, die ihr begegnet sind. Eifrig stürzte sie sich ins Lernen, nur um immer wieder an der Grammatik zu verzweifeln. Aber es geht in diesem Buch nicht nur um die Sprache, auch einige kulturelle Unterschiede zwischen den Deutschen und den Amerikanern werden thematisiert. Bei allem Ungewohnten, spürt man Danas Liebe zu dieser verwirrenden neuen Heimat, in der es auch noch so viele merkwürdige Dialekte gibt.

Auch ohne Danas erfolgreichen YouTube-Kanal zu kennen, spürt man beim Lesen ihre lebensfrohe, offene, amerikanische Art. Manche Erlebnisse lesen sich wie ein heiteres Gespräch. Erst am Ende des Buchs erfährt der Leser, dass der Text ursprünglich Englisch war und übersetzt wurde. Die Übersetzung ist auf jeden Fall gut gelungen. Dieses Buch ist unterhaltsam und flüssig geschrieben, auch wenn so manches Sprachproblem nicht gelöst wird, und anderes etwas oberflächlich abgehandelt wird.

Fazit: Interessant für Menschen, die dabei sind Deutsch zu lernen, aber auch für solche, die ihre deutsche Muttersprache schätzen, denn die Einsichten Danas werfen einen neuen, aufschlussreichen Blick auf so manche Merkwürdigkeiten der deutschen Sprache. Übrigens auch interessant für Menschen, die Danas YouTube Videos nicht kennen.

Veröffentlicht am 22.12.2018

Freundschaft, die trägt

Asmarom und die Superhelden
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Die zwei Teenager, Noemi und ihr Bruder Asmarom, sind gemeinsam aus Eritrea geflohen. Angst, durch die traumatische Flucht, ist ihr ständiger Begleiter. Als der kranke Asmarom weggebracht wird, weiß Noemi, ...

Die zwei Teenager, Noemi und ihr Bruder Asmarom, sind gemeinsam aus Eritrea geflohen. Angst, durch die traumatische Flucht, ist ihr ständiger Begleiter. Als der kranke Asmarom weggebracht wird, weiß Noemi, sie muss ihn um jeden Preis finden, denn wie soll ihr Bruder im fremden Land ohne sie zurechtkommen?

Ben leidet an seinem Elternhaus. Seine Eltern sind träge und behandeln ihn mit Gleichgültigkeit. Als er wegen seiner Fettleibigkeit ins Krankenhaus muss, begleiten sie ihn noch nicht einmal. Und er ist begeistert über ungewohnte Alltagsfreunden im Krankenhaus, wie ein frisches, sauberes Bett und ein aufgeräumtes Bad. Mathe ist ein wichtiger Teil seines Lebens und hilft ihm über manches hinweg.

Sein Zimmergenosse Tobias redet, wenn überhaupt, nur über die Sprachfunktion seines Handys. Von Narben entstellt, fällt ihm vieles schwer. Auch dass er, im Gegensatz zu Ben, eine fürsorgliche Mutter hat, hilft ihm über die Folgen seiner Verbrennung nicht hinweg.

Und dann gibt es noch die geheimnisumwitterte Elena. Erst später lernen die anderen Kinder sie kennen. Wegen einer autoimmunen Krankheit wird eine umstrittene Therapie an ihr ausprobiert. Sie fühlt sich wie ein Versuchsprojekt, und sie leidet darunter, dass ihre Eltern unter der Last ihrer Krankheit zerbrechen.

Im Krankenhaus findet diese fünf unterschiedliche Jugendliche zusammen. Alle weichen sie von der Norm ab. Alte Freunde spielen in ihrem Leben kaum noch eine Rolle. Als der Zustand von einem der fünf bedrohlich wird, weil er im Krankenhaus nicht die Hilfe bekommt, die er braucht, haben sie einen waghalsigen Plan. Wird es ihnen gelingen gemeinsam dem Krankenhaus für ein paar Tage zu entfliehen? Wie gut, dass sie alle wichtige Gaben haben. Gemeinsam sind sie stark.

Dieses ernste Jugendbuch ist sehr gut geschrieben. Die Dialoge wirken echt und nicht gestellt. Die Persönlichkeiten dieser fünf jungen Menschen werden sehr gut herausgearbeitet. Die Anliegen und Probleme sind altersgemäß, auch wenn sich diese Jugendliche in einer Extremsituation befinden. Die Suche nach der eigenen Identität, das Ringen dazuzugehören, aber auch die erste, zarte Pflanze der Liebe kommen ebenso zur Sprache wie der Glaube und die Frage, was nach dem Tod kommt. Glaubensfragen werden behutsam aufgegriffen. Die zwei Mitarbeiter im Krankenhaus, die in ihrem Glauben Halt finden, ragen vor allem durch ihre positive, mitmenschliche Haltung heraus.

Die Beschreibung der Abläufe im Krankenhaus, ebenso wie die Reise, überzeugen nicht ganz. Hier wirkt die Erzählung stellenweise eher wie eine Fantasygeschichte. Dafür werden gerade auf dem „road trip“ die Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen gut herausgearbeitet. Als Leser wünscht man sich manchmal etwas mehr Hintergrundinformationen zu den Jugendlichen. Auch die verschiedenen Krankheitsbilder und Therapien könnten stärker herausgearbeitet werden, andererseits würde das vielleicht den Rahmen des Buchs sprengen.

Fazit: Eine lesenswerte Erzählung für Jugendliche, in der auch die schwierigen Fragen des Lebens und der Frage nach Gott in überzeugender Weise dargestellt werden.